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Routen
Etymologie
Ursprünglich bezeichneten englisches `road´ und französische `route´ eine Verbindung zweier Orte, jedoch als Vorform von Straße, Weg, Pfad. Es bedeutete konkret das `Bahn schaffen´ durch unwegsames Gelände (Schnee, Gebüsch), also mühsam und mit Gewalt `Bahn brechen´ und ist damit bedeutungsgleich mit `Bahn´. Am Anfang stand also das sich fortbewegen in der Wildnis als ein durchdringen der natürlichen Widerstände, etwa durch das Unterholz im Wald. Das altfranzösische `rote´ entstand aus vulgärlateinischem (via) rupta ‘durch den Wald geschlagener Weg’ und der lateinischen Grundform rumpere ‘(zer)brechen, zerreißen, zersprengen´ 1).
Das Erleben der Route bestimmt die Erscheinungsform des Raumes. Nicht das leichte, ungehinderte Vorankommen ist bemerkenswert, sondern der Widerstand des Raumes: ein Dickicht, ein Moor, ein Fluß, ein Gewässer (See, Meer), eine Schlucht, ein Gebirge, eine Wüste und daraus folgend die Möglichkeit, diesen Widerstand zu überwinden: sich Bahn zu brechen, durchzuwaten, eine Furt zu finden, einen Strand oder einen Pass, einen Übergang oder Durchgang, doch dabei die Orientierung behaltend.
Im heutigen Deutschen wird der Begriff Route dann verwendet, wenn es nicht auf die Beschaffenheit des Weges ankommt, sondern auf die Wahl zwischen alternativen Wegen, die zwar alle von A nach B führen, jedoch als neue, reizvolle, spezielle, kürzere, schnellere Route unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Dabei ändert sich der Bedeutungsgehalt von `Route´:
- Vor der Fahrt werden unterschiedliche Routen (Mehrzahl) abstrakt durchdacht.
- Nach der Fahrt gibt es nur noch eine bestimmte Route mit den besuchten Orten und Stationen.
- 40 Möglichkeiten, mal ganz anders zu reisen und kreative Routenplanung zu betreiben schildert:
Rachael Antony, Joel Henry
: The Lonely Planet Guide to Experimental Travel. Melbourne 2005
Kürzeste und längste Routen
Das *Traveling Salesman Problem TSP beschreibt die Schwierigkeit, die kürzeste Strecke zwischen einer Anzahl von Orten zu finden und dabei wieder am Ausgangsort anzukommen. Die Informatiker Rohan Chabukswar und Kushal Mukherjee benutzten solche Optimierungsmethoden, um besondere Strecken zu finden, nämlich:
- 32.090 km führt die längste gerade Strecke übers Meer ohne Festland zu treffen: beginnend vor der Küste Pakistans die Ostküste Afrikas streifend an Feuerland vorbei, den *Pazifik querend zur Küste Kamschatkas. Damit sind 80% des Erdumfangs zurückgelegt.
- 11.241 km führt die längste gerade Strecke über Land von Quanzhou in China nach Sagres in Portugal.
Berühmte Routen
Berühmte Routen bieten Geschichte, denn sie dienten sie meist als Handelswege, Pilgerwege, Heerwege, Postwege oder Erschließungswege der Kolonisation. Die berühmtesten Routen der Neuzeit sind:
- Der Seeweg nach Indien
- Die Suche nach dem südlichen Seeweg um Afrika bis 1498 (
Fernando de Diaz
) mit 500 Jahren Schiffsverkehr auf der Carreira do India (Südlicher Seeweg) über Atlantik und Indik. - 1492 nach Westen glaubte
Christoph Columbus
in China und Westindien zu sein; tatsächlich führte der Weg nach Asien südlich um Amerika in den Pazifik: - Erstmals 1878–79 (
Adolf Erik Nordenskiöld
) über die Nordostpassage (Nördlicher Seeweg) durchs Nordpolarmeer; erfolglose Expeditionen im 15. und 16. Jahrhundert - Erstmals 1903-06 (
Roald Amundsen
) über die Nordwestpassage durchs Nordpolarmeer
Romantisch verklärt oder auch berüchtigt, teils auch verfallen, reizen die Routen auf den Kontinenten dazu ihnen zu folgen und sind damit für Reisende interessant:
- Routen in Asien wie
- Die Königsstraße der Perser von Sardes (Türkei) nach Susa (Iran) mit 2400 km
-
- Mit dem Zug vom Atlantik zum Pazifischen Ozean
- Routen in Afrika wie
- Kairo-Kapstadt
- Hunter's Road
-
-
- Baltischer Ring: Ostsee-Umrundung
- Nordkap (nördlichster OrtEuropas)–Gibraltar–Sagres (südwestlichsten Ort Europas)
- Hurtigroute von Bergen nach Kirkenes und weiter nach Island
- Pilgerweg nach Santiago de Compostela
- Hanseroute von Lübeck nach Nowgorod
- Auf/Entlang der Donau vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer
Von der Donauquelle in Donaueschingen dem Lauf der Donau folgend, mit den Zuflüssen von Lech, Isar, Inn, Morava, Váh, Raab (Ràba), Drau, Theiß, Save, Siret und Pruth, durch ein Flusssystem, das Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Moldawien und die Ukraine verbindet. - Eine Rheinreise von Basel nach Rotterdam:
Man passiert Straßburg, Worms, Mainz, Wiesbaden, Rüdesheim, Marksburg, Braubach, Koblenz, Linz, Königswinter, Köln, Düsseldorf, Xanten, darin insbesondere der Flußabschnitt zwischen Bingen und Bonn, allerdings auch den größten Binnenhafen Europas in Duisburg. - Wo fängt der Balkan an? Von München nach Istanbul
- Entlang des Eisernen Vorhangs von der Ostsee bis zum Mittelmeer
- Rund ums Mittelmeer durch 20 Länder ist über Land aus politischen Gründen und wegen der Sicherheitslage seit Jahrzehnten nahezu unmöglich.
- Die sieben Weltwunder der Antike
Marc Walter, Alain Rustenholz, Sabine Arqué
Legendäre Reisen. Auf den großen Routen um die Welt
Frederking & Thaler München 2002
Spurensuche
- Auf Hannibals Spuren: Zu Fuß über die Alpen
Seume
, Spaziergang nach SyrakusFriedrich Parrot
, Reise zum AraratDürer
, Von Nürnberg nach VenedigSigmund von Herberstein
, Von Wien nach MoskauFranz Heinrichs
, Zu Fuß von Münster nach Jerusalem- Auf der Route
Napoleon
von Korsika nach Paris - Auf
Odysseus
’ Spuren - Mit
Tucholsky
durch die Pyrenäen Robert Louis Stevenson
, Mit dem Esel durch die Cevennen
Verkehrsrouten
»Verkehr« als wiederholte und ständige Nutzung von Routen über mehrere Tagesetappen ist eng verbunden mit dem Transport von Lasten und sucht daher den Ausgleich zwischen zeitökonomischen Wegen (=kurz & schnell) und energieökonomischen Wegen (=maximaler Lastentransport), also je nach geographischen und klimatischen Faktoren
- durch Täler und über Pässe, also ursprünglich Saumpfade und zuletzt Tunnel;
- über Wasserwege, also schiffbare Flüsse und Küsten und später Kanäle und Hebewerke;
- entlang von Wasservorkommen und Weideplätzen, also Oasen und Quellen sowie zuletzt etwa Tankstellen und Rastplätze.
Von diesen weitgehend natürlich gewachsenen Routen wich die Eisenbahntrasse ab, indem sie die Natur den Möglichkeiten der Eisenbahn anpasste.
Auf allen Kontinenten werden transkontinentale Verkehrskorridore angestrebt. Sie befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Verwirklichung und im Wettlauf mit dem Verfall des noch Bestehenden, in Form von Pisten, Straßen, Autobahnen. Manche Strecken waren vor 80 oder 60 Jahren in besserem Zustand als heute, unterliegen sie doch politischen und wirtschaftlichen, klimatischen und geografischen Einflüssen.
- Interkontinentalverbindungen über Land:
- Zwischen Europa und Afrika (14 km) ist derzeit noch eine Fähre erforderlich, jedoch ist der Bau eines Tunnels beschlossen. Auch über eine Brücke und einen Damm (Atlantropa) wurde nachgedacht.
- Zwischen Asien und Afrika den Suezkanal querend.
- In manchen Jahreszeiten von Europa über das Eis in die Arktis Richtung Nordpol.
- Von Asien nach und Amerika: Die »Beringstraßenverbindung« von Sibirien nach Alaska wurde erstmals 1905 geplant. Seit einigen Jahren wird ein Tunnel diskutiert.
- Mit Pankontinentalverbindungen werden Straßensysteme bezeichnet (pan, griechisch alles, gesamt), die einen Kontinent durchziehen.
- Transkontinentale Straßen durchqueren einen Kontinent mehr oder weniger geradlinig. Nur die Panamericana ist beides, pan- und transkontinental.
- Eine »Neue Seidenstraße« soll entstehen, ein Netz von Verkehrsverbindungen zwischen Europa und Mittelasien (TRACECA) oder gar ein Netz, das ganz Asien, Europa und Teile Afrikas umschließt: One Belt, One Road OBOR.
Road Music
Wegen, Straßen und Routen wohnt eine gewisse Magie inne, daher sind sie häufig Thema von Road Music:
Beatles | The Long and Winding Road |
Bob Dylan | Dirt road blues |
Canned Heat | On The Road Again |
Chris Rea | Road to hell |
Frank Sinatra | The Lonesome Road |
John Denver | Country roads |
Kraftwerk | Autobahn |
Manfred Mann's Earthband | Dave is on the road again |
Rolling Stones | Route 66 |
Talking Heads | Road To Nowhere |
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