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wiki:seidenstrasse

Seidenstraße

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Seiden-
straße
Silk Road Route de la Soie Via della seta Zijderoute

Kreuzwege der Kontinente

Es gibt nicht die eine Seidenstraße – sondern viele: eine schematische Zeichnung gleicht eher einem Bündel von Fasern mit unterschiedlichen Anfangs- und Endpunkten und vielen parallelen Strecken, die sich an Knotenpunkten bündeln. Die ost-westlichen Verbindungswege zwischen Europa und Asien werden heute meist unter den Begriff »Seidenstraße« gefasst.

Jahrtausende lang gab es ein Kulturgefälle von Osten nach Westen. Kaufleute haben dafür ein Gespür: Ostasiatische Waren (Porzellan, Seide, Feuerwerkskörper…) ließen sich im Westen gut verkaufen – doch stießen westliche Waren im Osten kaum auf Interesse. Damit ist die Hauptfunktion der Seidenstraße klar: Produkte aus dem ostasiatischen Raum wurden nach Westen transportiert, Ausgangspunkt war Xi’an im Innern Chinas. Auf dem Weg nach Westen wurden einerseits natürliche Hindernisse umgangen: Berge (Tian-Schan, Pamir), Wüsten (Taklamakan, Kara-Kum) und große Seen (Kaspisches Meer). Andererseits wurden Handelsmetropolen berührt, also Oasen (Dunhuang, Kashgar, Buchara). Selten genug gab es Flüsse, denen man folgen konnte (Syr-Darja, Amu-Darja), oft führten sie zu Absatzmärkten: Indus, Wolga, Euphrat. Einige Zweige der Seidenstraße endeten in Pakistan, im Iran, in Bagdad, doch die großen Handelswege führten zu den Metropolen und Häfen am östlichen Mittelmeer: Alexandria, Kairo, Damaskus, Istanbul. Entlang dieser Wege gab es Karawansereien und Versorgungsmöglichkeiten. Bereits 500 vor Christus säumten Rasthäuser die 2500 Kilometer lange Strecke von Ephesos nach Susa, jeweils nach 25 Kilometern, einem bequemen Tagesmarsch.

Sprachhilfen zur Seidenstraße

Auf unserer Route auf der Seidenstraße und durch den Himalaya begegneten uns sechs verschiedene Schriftsysteme: Griechisch, Arabisch, Kyrillisch, Chinesisch, Tibetisch, Hindi – und etwa doppelt so viele Sprachen.
Kyrillische Schrift und die russische Sprache helfen immerhin in drei Staaten weiter: Turkmenistan, Usbekistan und Kirgisistan. Unbedingt eine kyrillische Zeichentabelle mitnehmen!
Die nützlichste Sprache ist jedoch Türkisch, denn sie wird außerhalb der Türkei vielerorts verstanden: Im Iran bis Täbris, in den zentralasiatischen Staaten von der nichtrussischen Bevölkerung, im Nordwesten Chinas von den Uiguren – lokale Varianten lassen sich jeweils schnell erlernen.

Literatur

Wer sich für Details zur Seidenstraße in alter Zeit interessiert, ist außerordentlich gut bedient mit dem wissenschaftlich fundierten Werk von

Hans W. Haussig
Die Geschichte Zentralasiens und der Seidenstraße in vorislamischer Zeit
Darmstadt: Wiss. Buchges. 1983

Sally Hovey Wriggins
Reisende auf der Seidenstraße
Auf den Spuren des buddhistischen Pilgers Xuanzang
(=Rotbuch für den Armchair Traveller und für unterwegs)
Aus dem Englischen von Helmut Mennicken
Hamburg: Rotbuch 1999 (OA Boulder 1996)
Broschur 17 x 24 cm: 303 Seiten, zahlr. Textabb. und Karten
Anmerkungen, Glossar S. 294-304, Auswahlbibliographie S. 287-293

Von 629 bis 645 durchstreifte der junge Buddhist Xuanzang (=Hsüan-tsang) Asien, reiste 16.000 km durch China und Indien, Zentralasien und Himalaya. Sein ursprüngliches Anliegen, die Quellen des Buddhismus in reiner Form nach China zu bringen, verfolgte er auch nach seiner Reise und übersetzte in jahrelanger Arbeit die mitgebrachten Schriftrollen. Zudem verfaßte er einen Reisebericht, den er mit ethnologischen und geographischen Informationen spickte. Diesen Reisebericht gibt es meines Wissens nicht auf Deutsch, doch in Delhi oder Kathmandu kann man auf billige Nachdrucke der englischen Ausgabe stoßen.

Dieser Band zitiert daraus, doch hat sich die asienkundige Autorin intensiv mit der Reiseroute und den kulturellen Aspekten befaßt. Sally Wriggins faßt die reisepraktischen Angaben von Xuanzang zusammen und stellt die Reise des Pilgers in historische und kulturelle Zusammenhänge, beleuchtet Motive und erklärt Hintergründe. Eine akribische Recherche war dazu wohl nötig. das zeigt sich deutlich im umfangreichen Bildmaterial, an den Anmerkungen (30 Seiten) und an dem kundigen Glossar, das alle Fachbegriffe erklärt und auf unterschiedliche Schreibweisen hinweist. Daß der Verlag seine Aufgabe ernst genommen hat, zeigt sich in der Bibliographie, denn es wurde auf deutsche Übersetzungen der englischen Titeln und auf indische Nachdrucke hingewiesen. Das ist durchaus nicht selbstverständlich! Kurzum: ein informatives und gut zu lesendes Werk über die frühe Reisegeschichte in Asien. Einziger Nachteil des Bandes: Die billige Klebebindung löst sich bei meinem Exemplar bereits.

Verweise

  • A. Hermann
    Die alten Seidenstrassen zwischen China und Syrien.
    Sieglin, Quellen und Forschungen zur alten Geschichte und Geographie, XXI (1911)
  • ders.: Seidenstrassen von China nach dem römischen Reich.
    Mitteilungen der Wiener Geogr. Gesellschaft, LVIII, 1915
  • ders.: Loulan, Lipsia 1931, e la importante recensione del Krause, in Göttinger Gel. Anzeigen, 1932, 359-363
  • ders.: e Sven Hedin, Southern Tibet, VIII, Stoccolma 1922.
  • Frankopan, Peter
    The Silk Roads. A New History of the World.
    New York 2015: Vintage Books.
  • Hansen, V.
    The Silk Road: A New History.
    Oxford 2012: Oxford University Press.
  • Sven Hedin
    Die Seidenstraße.
    Leipzig 1936: F. A. Brockhaus
  • Thomas O. Höllmann
    China und die Seidenstraße.
    Kultur und Geschichte von der frühen Kaiserzeit bis zur Gegenwart.
    Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung. C. H. Beck Verlag, München 2022. 454 S., Abb.
  • Hermann Kreutzmann
    Der weiße Fleck auf der Landkarte.
    Geographische Forschungsreisen entlang der chinesischen Seidenstraße im Umfeld des „Great Game“ im Begleitband zur Ausstellung Reise zur Verbotenen Stadt (2004).
  • Joo-Yup, L. E. E.
    The Overland and Maritime Silk Routes in the Post-Mongol World.
    Acta Via Serica 8.2 (2023) 155-174. DOI
  • Marek Jan Olbrycht
    Die Geschichte der Seidenstraße in antiker Zeit im Begleitband zur Ausstellung Die Krim: goldene Insel im Schwarzen Meer: Griechen, Skythen, Goten Herausgeber: LVR-LandesMuseum Bonn. 460 S. Darmstadt 2013: Primus.
  • Ferdinand von Richthofen
    Über die zentralasiatischen Seidenstraßen bis zum 2.Jh.n.Chr.
    Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 5-6 (1877) 98-122

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wiki/seidenstrasse.txt · Zuletzt geändert: 2024/08/16 10:15 von norbert

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