Karl R. Wernhart, Helmut Lukas
: Christoph Carl Fernberger. Der erste österreichische Weltreisende 1621–1628. Völlig überarb. und neu kommentierte Ausg. Mit erg. Kommentar für Indonesien und Südostasien. LIT, Wien 2011.Dies ist eine alte Version des Dokuments!
Inhaltsverzeichnis
Zeitleiste der Reisegenerationen
Es fällt auf, dass zu unterschiedlichen Zeiten bestimmte Reiseformen gesellschaftlich besondere Bedeutung erhielten und sich mit bestimmten zeittypischen Lebensstilen verbanden. Solche jeweiligen Arten des Unterwegs-Seins erzeugten eigene Lieder, schufen Protagonisten, gerannen zu Geschichten und Erzählungen, wurden ideologisch überhöht oder abgelehnt, soziologisch untersucht und verfilmt.
Diese Sicht auf das Phänomen »Reisen« zeigt zwar nur die Schaumkronen auf einem bewegten Meer des Unterwegs-Seins, doch zeugen diese von weithin wirksamen Kräften. Die folgende Übersicht benennt solche Kategorien und stellt sie mehr oder weniger grob in eine Zeitleiste. Assoziativ damit verbunden werden Stereotype, Protagonisten und beispielhafte Literatur. Doch war der Homo viator nie zu trennen von Homo portans und Homo faber, wie andere Zeitleisten und Fixpunkte erkennen lassen:
- »(Reise-)Bilder«, etwa ikonische Attribute und Metaphern
21. Jahrhundert
- Balconing
Formen des Nicht-Reisens unter den Bedingungen von virtual life, Corona-Pandemie und Klimawandel - Gap Year
Die Generation Praktikum nutzt die Zeit nach dem Abitur oder nach dem Studium für eine sinnvolle Auszeit im Ausland, die den Lebenslauf bereichert. - Digitale Nomaden ab 1997
urban nomad, multilokales LebenMakimoto
,D. Manners
Digital Nomad
John Wiley & Sons 1997
20. Jahrhundert
- Backpacker
ein amerikanisches Magazin seit 1973, in der ZEIT seit 1991, im Spiegel ab 2000, eine australische TV-Serie seit 2006. - Alternativ Reisende und Globetrotter ab 1975
Deutschland & Westeuropa, Globetrotterclubs
Dritte-Welt-Bewegung, Friedensbewegung, Solidaritätsreisen (Nicaragua)Peter Schneider
(1940 -)
Lenz Berlin 1973 Rotbuch
-
Tiny Stricker
(1948 - )
Trip Generation Augsburg Maro 1970
-
Paul Bowles
(1910 - 1999)
The Sheltering Sky 1949, Yallah 1957, Without stopping 1973
- Fluchtreisen
Reisende, die während der beiden Weltkriege vom Kriegsausbruch überrascht wurden, also keine »Heimatlosen«.Heinrich Harrer
Sieben Jahre in Tibet
Wien: Ullstein 1953
zusammen mitPeter Aufschnaiter
,Rolf Magener
,Friedel Sattler
undHans Kopp
.Martin, Henno
Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste
Eine Robinsonade in der Namib.
Stuttgart: Union Deutsche Verlagsgesellschaft 1956Pritzke, Herbert
Nach Hause kommst du nie.
Wien Ullstein 1956
- Lost Generation oder génération perdue
die um/ab 1914 geborene GenerationErnest Hemingway
(1899 - 1961) > Biographie
The Green Hills of Africa 1937, The Short Happy Life of Francis Macomber 1936 > Querencia
Ab dem 19. Jahrhundert
- Overlander ab 1844
- Alpinisten & Wandervögel ab 1857
Europa, Alpen, Wandervereine, Naturfreunde; Wandervögel -
Charlie Chaplin
(1889 - 1977)
The Tramp 1915, The Vagabond 1916, The Adventurer 1917, The Pilgrim 1927
- Vagabunden bis 1933, Europa
Gregor Gog
(1891 - 1945), Bruderschaft der Vagabunden 1927, Armee du Salut, Bresprisornijs, Confédération Compagnonnages, Trimards- Vagabund, Regie:
Fritz Weiß
, Österreich 1930, 49 Minuten, Stummfilm mit Gregor Gog - Uracher Kreis (»Matrosenkreis«), Expressionisten, Anarchisten, Lebensreformer, Nacktkultur um:
Karl Raichle, Theodor Plivier (der »deutsche Jack London«), Alexander Abusch, Erich Mühsam, WanderprophetGusto Gräser
(»der europäische Gandhi«, Monte Verità) Johannes R. Becher
Urach oder Der Wanderer aus Schwaben
18. Jahrhundert: Aufklärung
Mündigkeit, Spaziergang als Gangart der Aufklärung, Suchen und Wissen als Methode zur Orientierung zwischen Illusion und Wirklichkeit
Griep, Wolfgang; Hans-Wolf Jäger
(Hrsg.)
Reise und soziale Realität am Ende des 18. Jahrhunderts.
Heidelberg 1983- dies. (Hrsg.): Reisen im 18. Jahrhundert. Neue Untersuchungen.
Heidelberg 1986 Griep, Wolfgang
(Hrsg.)
Sehen und Beschreiben.
Europäische Reisen im 18. und frühen 19. Jahrhundert.
Heide 1991- ders.: Annäherungen.
Über Reisen und Aufklärung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
In: Georg Forster Biographie] in interdisziplinärer Perspektive. Beiträge des Internationalen Georg Forster-Symposions in Kassel, 1. bis 4. April 1993. Hrsg. im Auftrag der Georg Forster-Gesellschaft e. V. von Claus-Volker Klenke in Zusammenarbeit im Jörn Garber und Dieter Heintze. Berlin 1994, S. 103–112. Jäger, Hans-Wolf
(Hrsg.)
Europäisches Reisen im Zeitalter der Aufklärung.
Heidelberg 1992.Wiedemann, Conrad
Rom-Paris-London
Erfahrung und Selbsterfahrung deutscher Schriftsteller und Künstler in den fremden Metropolen: Ein Symposion.
Stuttgart: J.B. Metzler, 1988. xv, 719 S.
Ab dem 17. Jahrhundert
- 1621-1628 Die erste Weltumsegelung eines Passagiers: Der Österreicher
Christoph Carl Fernberger
umrundete als erster die Erde, allerdings unfreiwillig, denn eigentlich heuerte er als Hilfskoch auf einem Schiff an, das ihn von Holland nach Venedig bringen sollte. 1) - 1670-1679 Erste Weltumrundung weitgehend auf dem Landweg von
Pedro Cubero
: Paris, Venedig, Warschau, Moskau, Istanbul, Astrachan, Isfahan, Bandar Abbas, Surat, Goa, Colombo, Mylapore, Malakka, Philippinen, Peking, Molukken, Acapulco, Veracruz, Havanna, Cádiz. 2) - Empfindsame Reise, Bildungsreise & Gentleman's Tour
Italienreisen, Suche nach ArkadienJohn Milton
(1608 - 1674)
Paradise Lost 1667Laurence Sterne
(1713 - 1768)
Eine empfindsame Reise durch Frankreich und Italien von Mr. Yorick 1768Stannek, Antje
Telemachs Brüder.
Die höfische Bildungsreise des 17. Jahrhundert.
Frankfurt/Main 2001Johann Wolfgang von Goethe
(1749 - 1832)
Wilhelm Meisters Lehrjahre 1795/96
Wilhelm Meisters Wanderjahre oder die Entsagenden 1821/29
Wilhelm Treue
Zum Thema der Auslandsreisen im 17. Jahrhundert
in: Archiv für Kulturgeschichte, Berlin 1953, Heft 2, 199-211
Ab dem 16. Jahrhundert: Zeitalter der Entdeckungen
1519–1522 Erste Weltumsegelung unter Ferdinand Magellan
( -1521) mit 18 überlebenden Weltumrundern auf der Victoria, darunter war mit Hans
(aus Aachen) auch ein Deutscher sowie Hans Barge
, ein Deutscher, der in der Haft in Lissabon starb. Bis 1600 vier weitere Weltumsegelung unter Andrés de Urdaneta, Francis Drake, Thomas Cavendish, João da Gama
. Martín Ignacio de Loyola
war der Erste, der die Erde zweimal umrundete, je einmal in östlicher (1580–1584) und westlicher (1585–1589) Richtung.
- Kavalierstour ab etwa 1550
Junkerfahrt, Patrizierreise, Bildungsreise, Grand Tour (groote tour, große Tour)Stagl, Justin
Ars Apodemica
Bildungsreise und Reisemethodik von 1560 bis 1600.
In: Xenja von Ertzdorff, Dieter Neukirch (Hrsg.): Reisen und Reiseliteratur um Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Vorträge eins interdisziplinären Symposiums vom 3.–8. Juni 1991 an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Amsterdam 1992, S. 141–188.Attilio Brilli
Als Reisen eine Kunst war
Vom Beginn des modernen Tourismus: die „Grand Tour“.
223 S. Berlin Wagenbach 1997/2012 [Quando viaggiare era un'arte]Klein, Ulrich
Der Kavalier und die Fremde.
Drei Spielarten von Reiseberichten über Kavaliersreisen im 17. Jahrhundert und ihre Notierungsmuster.
In: Euphorion 85 (1991) 85–97.Mathis Leibetseder
Die Kavalierstour. Adlige Erziehungsreisen im 17. und 18. Jahrhundert
Köln 2004Berns, Jörg Jochen
peregrinatio academica und Kavalierstour.
Bildungsreisen junger Deutscher in der Frühen Neuzeit.
In: Conrad Wiedemann (Hrsg.): Rom – Paris – London: Erfahrung und Selbsterfahrung deutscher Schriftsteller und Künstler in den fremden Metropolen. Stuttgart 1988, S. 155–181Grosser, Thomas
Reisen und soziale Eliten.
Kavalierstour – Patrizierreise – bürgerliche Bildungsreise.
In: Michael Maurer (Hrsg.): Neue Impulse der Reiseforschung. Berlin 1999, S. 135–176.Shackleton, Robert
The Grand Tour in the Eighteenth Century.
In: Studies in Eighteenth Century Culture 1 (1971) 127–142.
Epochen-/Themenübergreifend
Mączak, Antoni
Eine Kutsche ist wie eine Straßendirne.
Reisekultur Im Alten Europa.
Paderborn 2017 Ferdinand Schöningh.
Die Erfahrung des Unterwegsseins zwischen 1500 und 1700 auf knappen 180 Textseiten innerhalb Europas, erstmals erschienen 1978 [Zycie codzienne w podrozach w Europie x XVI i XVII wieku], deutsch 2017. Thematisch einzigartig in deutscher Sprache ist das Kapitel »Polen in Europa«. Die gut gegliederte Thematik ist inhaltlich sehr knapp gehalten und führt nicht immer in Anmerkungen und Quellen (219–232) weiter; ein Personenregister ist vorhanden, ein Ortsregister nicht:
Der halbblinde Spiegel: Reise und Reisebericht im frühneuzeitlichen Europa / Wege und Verkehr / Herbergen und Bewirtung / Reisekosten / Hygiene / Grenzen / Reisegefährten / Instruktionen und gute Ratschläge / Gefahren / Reiselektüre / Gelehrte / Kunst und Künstler / Reliquien / Die Grenzen des Schicklichen / Maße und Vergleiche / Hohe Erwartungen und alltägliche Eindrücke / Früchte der Reisen
Ab dem 15. Jahrhundert: Renaissance
- Gelehrtenreisen Peregrinatio academica:
Irrgang, Stephanie
Peregrinatio academica
Wanderungen und Karrieren von Gelehrten der Universitäten Rostock, Greifswald, Trier und Mainz im 15. Jahrhundert.
Freie Univ., Diss. Berlin 2001. 310 S. Stuttgart 2002: Steiner. - Waldläufer
erschließen die Weißen Flecken auf der Landkarte in der Neuzeit, Sibirien und den Wilden Westen als Vor-Läufer der: - Erforscher & Entdecker:
Heinrich der Seefahrer
Christoph Kolumbus
(ca 1451 - 1506) BiographieBernal Díaz del Castillo
(ca 1485 - 1584)Vasco da Gama
(ca 1469 - 1524)Leo Africanus
(ca 1490 - ?)Antonio Pigafetta
(vor 1492 - nach 1524), Weltumsegelung mit MagellanPietro della Valle
(1586 - 1652)James Cook
(1728 - 1779)
- Reisläufer, Landsknechte, Söldner (engl. mercenary)
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
(1622 - 1676)
Der abentheuerliche Simplicissimus teutsch und Continuatio des abentheuerlichen Simplicissimi
LXXII, 587 S. Tübingen Niemeyer 1984 [=Simplicius Simplicissimus
]
Seit dem 12. Jahrhundert: Aventiure
- Aventiure, merchant adventurer & Fortuna
Marianne O’Doherty, Felicitas Schmieder
(Hg.)
Travels and Mobilities in the Middle Ages
From the Atlantic to the Black Sea (International Medieval Research 21)
XLIII, 344 S. Turnhout, Brepols, 2015Benjamin von Tudela
(nach 1100 bis 1173)Johannes de Plano Carpini
(ca. 1185 - 1252)Wilhelm von Rubruk
(ca. 1215 - 1270)Marco Polo
(ca. 1254 - 1324)Odorich von Portenau
(ca 1265 - 1331)Ibn Battuta
(ca. 1304 - 1368)Jean de Mandeville
(14. Jh.)
- Goliarden
in Frankreich, singende und dichtende > VagantenArchipoeta
[Anonymus 12. Jh.], ordo vagorum (mythol.)- Carmina Cantabrigiensia (10.-11. Jh.)
- Carmina Burana (11.-12. Jh.)
François Villon
(1431-1463): Der Poet des »Ich«
- Scholaren ab etwa 1200
Scholar vagus, goliardus, ioculator, > Burschen, > Schreiber - Bettelorden & Wandermönche (engl. mendicant friars)
Verbot beim Konzil von Lyon 1274Petrus Valdes
(† vor 1218):
Werner Raupp
Petrus Waldes – mit Holzsandalen um die Welt
in: Ders.: Werkbuch Kirchengeschichte. 52 Personen aus zwei Jahrtausenden
Gießen/Basel: Brunnen Verlag 1987, S. 166–171
- Naturerleben: »Mein« Weltbild:
Petrarca, Francesco
(1304 - 1374)
Die Besteigung des Mont Ventoux [1336].
Übers. und hrsg. v. Kurt Steinmann. Stuttgart 1995
Epochen-/Themenübergreifend
Folker Reichert
Erfahrung der Welt
Reisen und Kulturbegegnung im späten Mittelalter.
314 S. Stuttgart 2001: Kohlhammer. Literatur S. 274 - 301Friedman, John Block
Trade, travel and exploration in the Middle Ages. An encyclopedia.
New York [u.a.] 2000/2017: Routledge. xxxix, 715 S. [525 - 1492] Inhalt: Sequence of Events; Kings, Popes and Rulers; Contributors; Maps; The Encyclopedia; General Bibliography; IndexGassert, Michael
Kulturtransfer durch Fernhandelskaufleute
Stadt, Region und Fernhandel in der europäischen Geschichte : eine wirtschaftshistorische Untersuchung der Beziehungen zwischen wirtschaftlichen Vorgängen und kulturellen Entwicklungen anhand von Karten 12. bis 16. Jahrhundert.
377 S. Lüneburg. Diss., 2001. Frankfurt a.M. 2001: P. Lang. Anhang mit 78 Karten.Zacher, Christian K.
Curiosity and Pilgrimage.
The Literature of Discovery in fourteenth-century England.
Baltimore/London 1976.Ciggaar, Krijna Nelly
Western travellers to Constantinople
the West and Byzantium, 962-1204 : cultural and political relations. 396 S. Leiden 1996: E.J. Brill. Inhalt:
Travelling to Byzantium - The attractions of Constantinople - Auctoritates and Translationes - The northern countries - Britain - France - The Holy Roman empire - The Italian peninsula - The Iberian peninsula - Byzantium: fountain of life and learning.Fenger, Ole
„Kirker rejses alle vegne“: 1050-1250.
391 S. Copenhagen 2002: Gyldendal.Moraw, Peter
Unterwegssein im Spätmittelalter. Berlin: Duncker & Humblot, 1985. Zeitschrift für historische Forschung. Beiheft 1. 108 S. Vier Vorträge, gehalten auf dem 35. Deutschen Historikerkongress:- Ludwig Schmugge: Die Pilger
- Jürgen Miethke: Die Studenten
- Knut Schulz: Die Pilger
- František Graus: Die Randständigen
Seit dem frühen Mittelalter
- clerici vagi, episcopi vagantes, presbyteri vagantes > Vaganten
- umherziehende Kleriker (ab etwa 4. Jh.)
- Wandermönche im Christentum
»Iroschottische Mission« im 6./7. Jahrhundert in der Tradition der Apostel.Columban
(521–597)Gallus
(um 550–620/640)Eustasius
(* um 560 - 629)
- Pilgerreisen & Reliquienkult
- Jerusalem
Egeria
, Diary of a Pilgrimage (381 - 384)
- Rom
Springer, Otto
Mittelalterliche Pilgerwege von Skandinavien nach Rom.
in: Springer, Otto: Arbeiten zur germanischen Philologie und Literatur des Mittelalters.
München: W. Fink 1975 Seite 339-372
- Jakobswege (ab 997)
Luis Vázquez de Parga
etal.
Las peregrinaciones a Santiago de Compostela.
Madrid, 1948-49. Nachdruck 1998
T. 1. Introducción. Desarrollo de la peregrinación; los peregrinos. Organización de la peregrinación. Las consecuencias sociales y culturales de la peregrinación.
T. 2. Los caminos de Compostela.
T. 3. Apéndice, bibliografía (p. 167-194) índices y láminas.
Plötz, Robert
Europäische Wege der Santiago-Pilgerfahrt.
232 S. Tübingen 1990/1993: G. Narr.
Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft 29. Sept. bis 2. Okt. 1988. Inhalt:- Klaus Herbers: Via peregrinalis
- Hermann Kellenbenz:
Das Strassensystem in Mitteleuropa, bes. während des Mittelalters und der frühen Neuzeit - André von Mandach: Neues zum „Pilgerführer der Jakobswege“
- Fernando Lopez Alsina:
Die Entwicklung des Camino de Santiago in Kastilien und León (850-1050) - Dirk Aerts: Aller à Compostelle en passant par les anciens Pays-Bas
- Hedwig Röckelein, Gottfried Wendling: Wege und Spuren der Santiago-Pilger im Oberrheintal
- Paolo Caucci von Saucken: La Via Francigena e gli itinerari italiani a Compostella
- Franz-Heinz Hye: Tirol und die Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela
- H.P. Schneider: Das Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz IVS und dessen Zusammenhang mit den Jakobswegen
- Christian Krötzl: Wege und Pilger aus Skandinavien nach Santiago de Compostela
- Robert Plötz: Pilger und Pilgerfahrt gestern und heute am Beispiel Santiago in Compostela
- Drengir und vargr: Lið, leding, landevaern
Die skandinavischen »Drengir« drängte es in die Welt, sie suchten Ruhm und Ehre in der Ferne mittels Handel, Söldnertum, Raubzügen, Landnahme.Erik „der Rote“ Thorvaldsson
(um 950 - 1005) > Eiríks saga rauðaEbel, Else
Die Waräger
Ausgewählte Texte zu den Fahrten der Wikinger nach Vorderasien.
108 S. Tübingen 1978: Niemeyer. Glossar 30 S.Waßenhoven, Dominik
Skandinavier unterwegs in Europa (1000 - 1250)
Untersuchungen zu Mobilität und Kulturtransfer auf prosopographischer Grundlage. Erlangen-Nürnberg, Univ., Diss. 2005. 460 S. Berlin 2006: Akad.-Verl. Literaturverz. S. 371 - 415
Eine Zusammenstellung von 855 Personen aus Skandinavien, die durch Europa reisten mit 617 Reisen und einem Biogramm zu jeder Person. Die dabei gefundenen Wege und Stationen der Reisenden werden einem Itinerar des isländischen MönchsNikulás von Munkathverá
zugeordnet, der um 1150 nach Rom und Jerusalem reiste. Als Fallbeispiel zum Kulturtransfer wurde ErzbischofØystein Erlendsson
ausgewählt.Manfred Schnell
Wikinger am Wegesrand.
Historische Plätze der europäischen Wikingerzeit in Deutschland, Dänemark und Südschweden.
BoD-Books on Demand, Norderstedt 2018, ISBN 978-3-7431-2471-4Mohr, Lutz, Robert Liese
Wikinger zwischen Pommern und Polarkreis
Sagas oder Wahrheit.
321 S. Horn-Bad Meinberg 2000: Leo-Verl.Power, Rosemary
Magnus Barelegs' Expeditions to the West.
The Scottish Historical Review 65 (180) 1986: 107-132.- Rentier als Nutztier vor rund 1.000 Jahren in Sibirien
Epochen-/Themenübergreifend
Norbert Ohler
Reisen im Mittelalter.
Düsseldorf 1993/2004: Artemis & Winkler.
Der Zeitraum von 406 (Die Vandalen überqueren im Winter den Rhein über das Eis.) bis zur Weltumsegelung Magellans 1521.Binding, Günther
Wanderung von Werkmeistern und Handwerken im frühen und hohen Mittelalter: unter besonderer Berücksichtigung des Rhein-Main-Gebietes. Stuttgart 2005: Franz Steiner Verlag. (= Sitzungsbericht der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main, 43, 1.) 46 S. mit 11 Tafeln
In der Antike
- Gyrovagen & koptische Sarakote
in der christlichen Spätantike. -
- Apostel
Thomas
, Missionar in Indien > Didaskalia - Apostellō, ἀποστέλλω (Gesandte)
Miyoshi, Michi
Der Anfang des Reiseberichts: Lk 9,51-10,24
Eine redaktionsgeschichtliche Untersuchung.
176 S. Rome: Biblical Institute Press, 1974. Analecta biblica 60.
- Wandercharismatiker < Wanderradikalismus
in der jüdischen Antike. - Bactropērīta
die Reiseform der Kyniker im antiken Griechenland.Diogenes von Sinope
(um 413 - 323 BC)
- Brahmanische Bettel-Asketen dandamānava
- Vedische Wandermönche
seit dem 3. Jahrtausend vor Christus - Angelós, ἄγγελος (Bote)
Bereits im Altgriechischen mit fremder, also älterer sprachlicher Wurzel 3), übersetzt das hebräische mal'ach. Bedeutungsähnlich sind angelos (ἄγγελος `Bote´), kataskopos (κατάσκοπος `Kundschafter´), keryx (κῆρυξ `Herold´).Röttger, Hermann
Mal'ak - Angelos - Angelus - Engel
Boten Gottes Im Alten Testament.
Katechetische Blätter , vol. 109.11, 1984, pp. 766-771.
Epochen-/Themenübergreifend
Giebel, Marion
Reisen in der Antike.
242 S. Düsseldorf 1999/2006: Artemis & Winkler. Bibliogr. S. 229 - 240
Reisen in Griechenland und bis an die Grenzen der bewohnten Welt (Argonauten, Hekataios von Milet, Herodot, Xenophon, Nearchos, u.a.) und Reisen im römischen Reich.
An der Grenze zum Prähistorischen
- Wanderschmiede > Völundr
Weyland
, der Schmied
- Wandernde Seherinnen > Völva
Veleda
(um 70 nach Christus) in WestfalenGanna
(1. Jh.) in Gallien und RomWaluburg
(2. Jh.) in ÄgyptenÞórbjörg lítilvölva
(10. Jh.) in Grönland
- 1.890 BC lässt der Pharao
Sesostris II.
einen Kanal zwischen dem Nil und dem Roten Meer anlegen. - Trampeltier als Nutztier vor rund 2.500 Jahren in Turkestan/Iran
- Dromedar als Nutztier vor rund 2.000 Jahren auf der Arabischen Halbinsel
- 2.600 BC ist die erste Seefahrt zwischen Ägypten und dem Hafen Byblos im Libanon belegt.
- Um 3.400 BC begannen die Minoer mit der Seefahrt auf dem Mittelmeer.
- Um 3.300 BC stirbt ein Mann auf dem Hauslabjoch, bekannt als »
Ötzi
«, alleine unterwegs und mit erhaltenem Reisegepäck. - Hamaxoikoi `Wagenbewohner´ als pontische Steppenbewohner/Skythen
- Um 3.500 BC Wagen im nordwestlichen Europa und im donauländischen Raum.
- Pferd als Nutztier vor rund 3.500 Jahren in Zentralasien
- Um 3.700 BC Stangenschleifen als Dreieckswagen auf zwei Rädern.
- Hirten als Nomaden
- Jäger & Sammler
- Nutztiere: Seit mehr als 30.000 Jahren begleitet der Hund den Menschen beim Jagen, half beim Tragen und beim Ziehen von Tragschleifen, später auch als Schlittenhund.
- Etwa 11.000 v. Chr. finden sich erste Hinweise auf den Einsatz von Schlittenhunden in Sibirien.
Die Migration des Homo sapiens
Heute ist der Homo sapiens die einzige noch lebende Art der Spezies Homo. Lange Zeit lebten Homo sapiens und Homo neandertaliensis nebeneinander, bereits in Afrika; beider Vorfahr ist der Homo Erectus. Genetisch haben sich diesen beiden Arten vermischt, auch mit dem Denisova-Menschen. Die Migration des Homo sapiens begann vor rund 300.000 Jahren im südlichen und östlichen Afrika und führte auf alle Erdteile. In Europa und Vorderasien traf er auf die anderen Homo-Arten - Amerika und Antarktika betrat er als erster Mensch. In Australasien dürfte er dem Denisova-Menschen und dem Homo floresiensis begegnet sein.
Die ältesten Nachweise des Homo sapiens außerhalb Afrikas fanden sich in der Qafzeh-Höhle bei Nazareth/Israel (rund 125.000 Jahre alt) und im Süden der arabischen Halbinsel (125.000 Jahre alt) sowie auf dem Gebiet des Oman (106.000 Jahre). Die frühesten Migrationsrouten sind weltweit nur schwer bestimmbar, da sie insbesondere den Küstenlinien folgten, die jedoch durch den seither gestiegenen Meeresspiegel heute überflutet sind. Basierend auf genetischen Analysen zeigt sich:
- Eine erste Migrationswelle erfolgte frühestens vor etwa 70.000 Jahren über Südasien nach Australasien.
- Eine zweite Migrationswelle begann vor rund 40.000 Jahren und teilte sich auf der arabischen Halbinsel westlich Richtung Europa und östlich Richtung Indische Halbinsel. Die genetischen Spuren der heutigen Eurasier verweisen auf eine Herkunft über die Levante aus Ägypten. Im Raum des Hindukusch zeigen sich Zweige nach Osten Richtung China, nach Nordwesten durch Innerasien Richtung Europa und dort östlich über Beringia nach Amerika (etwa 14.000 Jahre).
Die ältesten fossilen Fundstellen des modernen Menschen (»Cro-Magnon«) liegen alle in Europa: in der Höhle Peștera cu Oase (Rumänien, 40.500 Jahre), der Grotta del Cavallo (Italien: Apulien, etwa 44.000 Jahre), Buran-Kaya III (Krim, rund 31.900) sowie etwa gleichaltrig in Mladeč (Tschechien), Kent's Cavern (England) und Frankreich. Diesen Menschen werden Artefakte aus Höhlen der Schwäbischen Alb und Willendorf II (Österreich) zugeordnet, die bis zu 40.000 Jahre alt sind.
Migration war daher die meiste Zeit der Normalzustand. Diese Verbreitungs- und Bewegungsform kann sich erst ausdifferenzieren, wenn sich Menschengruppen räumlich binden, also etwa
- durch regionalen Ressourcenreichtum (Fisch, Wild);
- durch die dauerhafte Nutzung von Höhlen;
- durch den Bau von dauerhaften Behausungen, etwa 17.000 v. Chr. in der Levante;
- über Hirtennomadismus zur Viehzucht und dem Domestizieren von Nutztieren, zuerst Ziegen etwa 11.000 v. Chr. in der Levante oder dem Zagrosgebirge;
- über Wanderfeldbau zum Ackerbau, etwa 11.000 v. Chr. in der Levante.
»Reisen« setzt voraus, dass ortsfeste Strukturen bestanden, zwischen denen gereist werden konnte, dass also Aufbruch, Fahrt und Heimkehr unterschieden werden können. Diese neue Erfahrung verbindet sich mit anderen Grenzerfahrungen an der Schwelle zwischen Leben und Tod sowie mit Übergängen und schlägt sich in den Attributen der liminal deities (»Reisegötter«) nieder.
- Ziege und Ziegenfuß
- Rinder und Hörner
- geflügelte Schuhe
Überblicke
Einen schönen Überblick über tourismusgeschichtliche Ansätze bildet dieser Review von Rüdiger Hachtmann
, Stand 06.10.2011.
Als roter Faden erkennbar ist die Suche nach einem Lebensreisestil (dort auch Literaturangaben) im Unterschied zu Lebensphasenreisen.
Mit zunehmender zeitlicher Distanz sinken Auflösung und Schärfe, mit der Reisephänomene erkannt und eingeordnet werden können. Bemerkenswertes wird von den Zeitgenossen noch schriftlich festgehalten, Selbstverständliches eher nicht. Aus sprachlichen Analysen lässt sich immerhin noch auf zeitliche Schichten schließen, wenn etwa Begriffe für Behälter und Tragetechniken in semitischen, protoindoeuropäischen und finno-ugrischen Sprachen gleiche Wurzeln zeigen. Archäologisch sind alle organischen Materialien wie Leder oder Holz nur in Ausnahmefällen zu fassen. Immerhin lässt sich von erfolgreichen Innovationen wie der Domestizierung von Tieren oder dem Wagenbau darauf schließen, dass dadurch neue Reiseformen möglich wurden wie dies der Digitale Atlas der Innovationen anschaulich zeigt
Gerd Graßhoff, Michael Meyer
(Hg.)
Innovationen der Antike Mainz: Philipp von Zabern, 2018 , darin u.a.:- Svend Hansen, Jürgen Renn: „Technische und Soziale Innovationen“
- Wolfram Schier and Susan Pollock: „Die Textile Revolution“
- Elke Kaiser: „Rinder und Räder – Zwei innovative Entwicklungen, die das Leben in der Steppe veränderten?“
»Reisen« lässt sich als soziotechnisches Handlungssystem 4) strukturieren, etwa (hier nur beispielhaft angedeutet):
- Sachsysteme:
- Stoff > Reisegepäck, Transporthilfen
- Energie > Gepäckträger, Proviant
- Information > Orientierung
- Zielsysteme
- Handel > Höker, Märkte
- Beute > Krieg
siehe auch:
* Globetrotter
* Fahrendes Volk
* Liste der Reisestile
* Stereotypen
* Weltanschauung
<html><img src=„https://vg09.met.vgwort.de/na/178229532b4542238f2f5a329465b31b“ width=„1“ height=„1“ alt=„“></html>
Pedro Cubero Sebastián
Peregrinación del mundo. Madrid 1993
Robert Beekes
: Etymological Dictionary of Greek. 1. Auflage. Band 1: Α–Λ, Brill, Leiden, Boston 2010, ISBN 978-90-04-17420-7 (Band 10/1 der Leiden Indo-European Etymological Dictionary Series) Seite 9Band 2: Μ–Ω στέλλω Seite 139