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Arabische Reisende und arabische Kartographie

Bis zum 7. Jahrhundert galten die Ureinwohner der Arabischen Halbinsel (Beduinen) als Araber. Durch die islamische Expansion hat sich das Selbstverständnis einer Zugehörigkeit zum arabischen Raum sukzessive erweitert. Mashriq bezeichnet das Kerngebiet mit der Arabischen Halbinsel einschließlich Ägypten.
Die üblichen drei Kriterien des arabischen Raums erfassen heute:

Davon unterschieden ist beispielsweise das Selbstverständnis im Iran, der zwar zur islamischen Welt gehört und die arabische Schrift nutzt, während Farsi eine indoeuropäische Sprache ist. Die Iraner verstehen sich ebenso wenig als Araber wie die zentralasiatischen Völker, die ebenfalls zur muslimischen Welt gehören. Die Tuareg sind keine arabischen Beduinen, obwohl sie in den Ländern der Arabischen Liga leben, und nutzen eigene Sprachen und Schrift. Auch die Länder des Bilad as-Sudan (»Länder der Schwarzen«) sind nicht arabisch, obwohl beispielsweise Somalia zur Arabischen Liga gehört.
Die »arabischen Reisenden« bilden daher eine Kategorie mit unscharfen Ränderen (hier auch mit türkischen und persischen Reisenden) jedoch im Unterschied zu »europäischen Reisenden«, siehe auch
Reisen in den Nahen Osten
Reisen ins Osmanische Reich und zu den Osmanen
Das Bild des Orients und der Orientalen

Reisende und deren Berichte

Zeitleiste arabischer Reisender

Literatur zu Reisenden und Reiseberichten

Arabische Raumvorstellungen

Dar al Islam, Bilad as-Sudan, Levante, Maghreb, Mashriq, Naher Osten (middle east), Orient, Seidenstraße, Tripolitanien

Eine Gesamtschau, wie sich die arabische Kartographie in islamischer Zeit entwickelte, bietet:

Das Kitāb al-Masālik wa-l-Mamālik 'Buch der Wege und Königreiche (كِتَاب ٱلْمَسَالِك وَٱلْمَمَالِك) bildet so eine Gruppe von Büchern (KMM), ist jedoch auch das gleichnamige Werk des persischen Geographen Ibn Khordadbeh(= Ibn Jurradāḏbih, um 820−um 912). Er kartierte und beschrieb die damals wichtigsten Handelsrouten bis hin nach Japan, Korea und China, da er als Beamter zuständig war für Post und Polizei. Diese Darstellungen entwickelten sich im Osten unter persischem Einfluss, sie zeigten anfangs griechische Einflüsse (Klimatenkarte) und einen Darstellungsmodus, der von den römischen Routen übernommen wurde (z. B. Itinerario Antonii).
Ibn Hawqal reiste explizit mit dem Ziel, Informationen über die Welt zu sammeln und zeigte sich unzufrieden mit den existierenden Werken von Ibn Khurradāḏbih und al-Jayhanī. Daher nahm er sich vor, Besseres zu schreiben. Die bis dahin bestehende Einteilung der Welt in klimatische Zonen (aqālīm) über und unter dem Äquator wurde aufgegeben. Stattdessen wurde die bekannte Welt in mamlaka (pl. mamālik) 'Region, Provinz' eingeteilt. In jedem Mamlaka verbanden die Reiserouten (masālik 'Pfade') die Orte, aufgeführt werden Entfernungen und bedeutende Männer, die dort lebten, aber auch historische Erzählungen. Eine Gruppe der Kartographen beschränkt sich auf die Welt des Islam und praktiziert eine religiöse Sicht auf diese Welt. Eine andere Gruppe bedient praktische Interessen, denn offensichtlich wurden solche Zusammenstellungen auch genutzt für Postrouten, von Verwaltungsbeamten oder zur Vorbereitung von Inspektionsreisen oder Kriegszügen.

Literatur

Raumvorstellungen, Geographie, Kartographie

Andere Themen

Wortfeld und Verweise

ārām, rujm, Dolmetscher & Dragoman, Funduq, Kamele, Karawane, Karawanserai, Lingua Franca, Musāfir, Safari; Unterwegs-sein in semitischen Sprachen, Taleca

Reisende Frauen im islamischen Mittelalter

Bezeichnungen für
Reisende in semitischen & benachbarten Sprachen
Fahrende Händler im arabischen Raum
Führer im arabischen Raum
Weg im arabischen Raum

Liste von
Fernhandelsnetzwerken
Boten- und Beförderungssystemen im arabischen Raum, z.B. Bārid, Dromos, Yam
Reisestilen im semitischen Sprachraum

Ausstellungen
→ 1994 Europe and the Arab world : five centuries of books by European scholars and travellers from the libraries of the Arcadian Group
→ 1996 The Arabian journey. Danish connections with the Islamic world over a thousand years.
→ 1997 Yémen, au pays de la reine de Saba
→ 2005 Caravan Kingdoms: Yemen and the Ancient Incense Trade
→ 2007 Venice and the Islamic World, 828–1797
→ 2014 Unearthing Arabia: The Archaeological Adventures of Wendell Phillips.
→ 2014 Playing Lawrence on the other side: die Expedition Klein und das deutsch-osmanische Bündnis im Ersten Weltkrieg
→ 2014 Türcken, Mohren und Tartaren. Muslime in Brandenburg-Preußen
→ 2016 Mystische Reisende: Sufis, Asketen und Heilige Männer
→ 2022 Islam in Europa. 1000-1250