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Willy-Wiki: Das Reise-Wörterbuch
»Wir modernen Menschen müssen alle viel unserer geistigen Gesundheit wegen reisen: und man wird immer mehr reisen, je mehr gearbeitet wird. An den Reisenden haben sich also die zu wenden, welche an der Veränderung der allgemeinen Ansichten arbeiten.« Friedrich Nietzsche (1844-1900) Reisebuch: Fragmente 1875-1879, Bd. 2, Kap. 24, S. 196
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Einstiegsseiten des Unterwegs-Seins
- Populäre Themen und Gegenstände → Liste der Ausstellungen
- Zeittypische Phänomene → Zeitleiste der Reisegenerationen
- Die Sicht der Systemtheorie→ Unterwegs-sein als soziotechnisches Handlungssystem
- Strukturierte Aufzählungen → Liste der Listen und Zeitleisten
- Was ist ein …
Einstiegsseiten Reisetechnik
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Die »Eroberung des Nutzlosen«
Der homo viator ist durch das Unterwegs-Sein geprägt, aber die Zeitläufte prägen das Reisen.
Die Geschichte des Reisens entsteht durch Generationen von Reisenden, die aufbrechen in die Ferne, unterwegs sind und mit ihren Geschichten heimkehren. Dabei entwickelt die Gemeinschaft der Reisenden im Staub der Landstraße sprachliche Eigenarten on the road, im Busch oder in Werkstätten:
- Beispielhafte Geschichten fließen dann ein in die allgemeine Lebenserfahrung, werden zu geflügelten Worten, zu Jargon-Ausdrücken, Sprichwörtern, beispielhaften Figuren, zu Metaphern und Spitznamen. Vorbildliches fließt ein in die oral history, wird Lied oder Epos, zuletzt auch Reiseliteratur, road novel, road music und road movie.
- Bewahrtes findet als Ding oder ikonisches Attribut, als Weltbild oder Reisebild seinen Weg in Sammlungen und Museen, repräsentiert in Ausstellungen ihm zugemessene Bedeutung.
- Von der Migration der Tiere unterschied sich der wandernde Mensch durch seine Habe, also technische Artefakte und Tragetechniken für Kind oder Waffe, Stab und Beutel, Wasserbehälter und Proviant - Reisegepäck des homo portans.
- Dass dies ohne Navigation nicht zu haben ist, bleibt meist unbeachtet. Fortbewegung ist Teil des Alltags für Sammler und Jäger, für Hirten und Nomaden. Doch erst eine ortsfeste Lebensform macht den Aufbruch zum Einstieg in ein neuartiges Unterwegs-Sein:
- Der Weg durch den (unbekannten) Zwischenraum auf ein (unbestimmtes) Ziel hin gestaltet sich beispielsweise als Gang oder Fahrt, Reise und Abenteuer, Wandern oder Pilgern. Dies ermöglichte archetypische Lebensreiseformen wie etwa:
Boten, Gesandte, Träger, Führer, fahrende Händler, Reisige, aber auch den Fährmann und den Outlaw. - »Die Welt ist meine Universität … und die Völker sind meine Lehrer«. Diese Essenz des Reiselebens des Kosmopoliten Heinz Rox-Schulz († 2003), laut Spiegel »König der Globetrotter«, meint: Reisen ist learning by doing, denn Reisende erwerben ein »liquides« Wissen. SolchesWissen macht den Wandernden
sowohl zum Kundigen im Zwischenraum, dessen Vorbild der Trickster ist,
als auch zum Fremden, der als Feind oder Gast empfangen wird.
Gefühlte Antworten auf wichtige Fragen über »die unendlichen Weiten« (Enterprise) liefern road music, road movies und road novels:
- Hit je Road Jack, gesungen von
Ray Charles
(1930 - 2004)
… hat sicher mehr Menschen auf die Reise geschickt als jeder Reiseführer. - Like a rolling stone von
Bob Dylan
(*1941)
… zitiert die Figur des rolling stone und wurde zur Nummer Eins der 500 Greatest Songs of All Time 1). - Fitzcarraldo von
Werner Herzog
, BRD 1982 mitKlaus Kinski
undClaudia Cardinale
… erspart tausend Worte und manch ein Buch, ein Film mit der Musik von Popol Vuh.
Unterwegs-Sein: Erkennen + Erfahren + Erleben
»Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.«
schrieb Ludwig Wittgenstein
1918 im Tractatus logico-philosophicus. Ein neues Wort erweitert die Grenzen des Denkens und ein Wörterbuch erschließt eine neue Welt. Aber das reicht nicht, denn:
»Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.«
Dieses Bonmot von Alexander von Humboldt
basiert auf der Einsicht: Erkenntnis bedarf der Erfahrung in der Welt, damit die Weltanschauung ein Fundament erhält. Doch auch das ist nicht genug, denn wenn es darauf ankommt, heißt es:
»Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.«
Erich Kästner
setzte 1950 noch einen drauf, denn Erkennen und Erfahren muss auch etwas Ergeben. Dasselbe meint das englische Sprichwort »the proof of the pudding is in the eating«. Guten Appetit!