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Unterwegs-Sein
»Ich höre nachts die Lokomotiven pfeifen, sehnsüchtig schreit die Ferne, und ich drehe mich im Bett herum und denke : „Reisen ...“« Kurt Tucholsky (1890-1935)
Ein Lebensgefühl
Wer unterwegs ist (lat. viamus), denkt nicht groß über diesen Reise-Zustand nach. Dieses Unterwegs-Sein nach der Rückkehr daheim leben zu wollen, ist symptomatisch für eine Ansteckung durch ein Reise-Virus (da gibt es unterschiedliche Formen). Manche sind immun dagegen, aber das ist nicht unbedingt ein Vorteil, denn »Wer die Enge seiner Heimat ermessen will, reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte« meinte Kurt Tucholsky
.
Dieses Lebensgefühl kann sehr unterschiedlichen Gruppen von Reisenden innewohnen und ist als sinnspendende Lebenslust bereits in der Antike bekannt:
Ubi bene, ibi patria. Wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland. Cicero (römisch, 106-43 v. Chr.) zitiert Teukros, Tusculanae disputationes 5, 108 und ähnlich Aristophanes (griechisch, ca. 450 bis 380 v. Chr.), Plutos 1151
Daheim: Ein Hafen fürs Fernweh
Che Guevara
beschrieb die Rückkehr in die Heimat als Tod und Wiedergeburt und meinte »Ich bin nicht Ich«. Das Problem ist, dass Heimgekehrte und Zurückgebliebene sich in mancher Hinsicht nicht mehr verstehen. Der Reisende erzählt und die Zuhörer stülpen ein * Stereotyp darüber, gegen das der Erzähler sich vergebens wehrt. Also sucht er Menschen, die ihn verstehen, findet zu Fernreisemobil- und Globetrottertreffen oder sucht Gleichgesinnte im Club. So lange er nicht unterwegs sein kann, sind »Globetrottertreffen die zweitschönste Art unterwegs zu sein« meint Günther Schumacher-Loose und so lange ist der Club ein Hafen fürs Fernweh. In Treffen und Clubs bildet sich eine Reiseszene kulturell aus; die sozialen Medien sind jedenfalls für die Reiseszene nachgeordnet, da ihnen das reisetypische Bewegen und persönliche Begegnen fehlt.
Vom Reisen erzählen
Die Vermittlung von Welt über Medien findet traditionell über Erzählen und über Literatur statt und erzeugt damit Bilder in der Vorstellung. Die besten Geschichten hört man in einer Runde Weitgereister am Lagerfeuer. Reiseliteratur entsteht, wenn das Erzähltalent ausgeprägt ist und das Bedürfnis, sein Erlebtes auszudrücken stark genug. Reiseliteratur ist erfolgreich, weil viele von einem solchen Unterwegs-Sein träumen, jedoch den Aufbruch nicht wagen. Reisebilder wirken natürlich noch besser. Zwar fällt mangelndes Talent schneller auf, jedoch übertrumpfen Bilder bei der Vermittlung über den Bildschirm den Text um ein Vielfaches.
Das Lebensgefühl des Unterwegs-Seins findet letztlich seinen zeittypischen Ausdruck insbesondere in den Genres Reiseliteratur, Road Movie, Road Music; hat es sich überlebt, lässt es sich in * Museen bestaunen.
Wurzeln
Unterbrochen von den Weltkriegen lässt sich eine rote Linie des Unterwegs-Seins erkennen:
- ab 1944 mit der Beat Generation
- 1957 »On the road« von
Jack Kerouac
- nach 1974 die Globetrotter
- heute die *Fernmobilreisenden
Der Markt
Wird ein Lebensgefühl erfolgreich, entsteht ein Markt, heute sind das:
- Messen
Nachdenken über das Reisens
Was macht dieses Lebensgefühl von *Reisenden aus? Der Versuch, seine Bedingungen und Voraussetzungen zu analysieren führt zu den Komponenten
siehe auch
* Weltreise
* On the road
* Was ist Reisen?
Vom Reisen berichten
- 1985: Durch die Libysche Wüste: Von Ägypten in den Sudan
- 1985: Von Bulawayo (Simbabwe) zum Okavango-Delta (Botswana) mit einem Ford Fiesta
- 1999: Auf vergessenen Pfaden von Köln nach Indien: Impressionen aus dem Iran
- 1999: Auf vergessenen Pfaden von Köln nach Indien. Teil 3: Von Kashgar nach Lhasa auf chinesischen Lastkraftwagen
- 1999: Auf vergessenen Pfaden von Köln nach Indien: Nachdenkliches aus Delhi
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