Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:kapuzenmantel

Kapuzenmantel

Wetterfeste Reisekleidung, gekennzeichnet durch die `Kapuze´ (engl. hoodie), »eigentlich der an der kappe hangende cucullus, 'kappenzipfel' zum überschlagen über den kopf, von mlat. caputium, it. cappuccio m., franz. capuce m. (capuchon)« 1), bezeichnet jedoch ebenso wie lateinisches cappa einen Kapuzenmantel (ähnlich dem Dufflecoat), das dessen Träger weitgehend verdeckt, schützt und verbirgt.

Kapuzenmäntel sind seit dem Jungpaläolithikum belegt 2) und galten in der Antike als typische Reisekleidung der Kelten und Gallier 3), dienten als Schutz gegen Regen, Kälte, Sonne und wurden damit bevorzugt zur Kleidung von Personen, die solchen Wetterbedingungen ausgesetzt waren:

  • Bauer, Landmann
  • der Bergmann des Mittelalters trug einen Gugel, einen braunen Arbeitskittel mit Kapuze
  • Bettler
  • Fischer
  • Gaukler und Fahrendes Volk
  • Gebirgsbewohner
  • Gugelmänner, die mittelalterlichen Leichenträger
  • Jäger
  • Kutscher auf ihren Fuhrwerken
  • Reisende: »cuculio vulgaris viatorius« 4)
  • Seeleute
  • Sklaven
  • Soldaten
  • Träger mit ihren Lasttieren: »cucullus mulionicus«

Dementsprechend diente die Darstellung eines Kapuzenmantels als Metapher:

  • für die genannten Gruppen im »einfachen Volk«;
  • zur Bewertung dieser Tätigkeiten: abwertend, lächerlich, bemitleidenswert, misstrauisch;
  • für das Tarnen und sich verbergen unter dem »cucullus nocturnus«, dem `mitternächtlichen Kapuzenmantel´ 5)
  • für typische Kleidungsstücke für Kinder;
  • für das Unterwegs-sein, »eine Chiffre für Reisende« 6) ;
  • für die Völker im kalten Norden, insbesondere Gallier, Kelten, Noriker;
  • für kapuzentragende Dämonen, Geister, Genien im Volks- und Aberglaube wie den Genius cucullatus;
  • für den obersten Berggeist, den Kapuzer 7);
  • für `Kuttenträger´ lat. cucullarius »qui cuculla vestitus est« bezeichnet ab dem 4. Jahrhundert zunächst bestimmte Mönche (Kapuziner), erkennbar an einer besonders langen, spitzen Kapuze 8), später alle Mönche.

Literatur

  • Katrin Kania
    Die Gugel und ihre Trageweisen im Experiment.
    Experimentelle Archäologie in Europa 3 (2004) 215-233 Online
  • Helga Rösel-Mautendorfer
    Genähtes aus dem Hallstätter Salzberg.
    Prähistorische Textilfunde aus Hallstatt im Vergleich mit eisenzeitlichen Gewanddarstellungen.
    Magisterarbeit Wien 2011
  • Zerres, Jutta
    Kapuzenmäntel in Italien und den Nordwestprovinzen des Römischen Reiches.
    Gebrauch – Bedeutung – Habitus.

    149 S. Kerpen-Loogh 2017: Verlag Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF) Quellen zum Cucullus s. S. 17–19. Online
1) , 7)
Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm Bd. 11, Sp. 202
2)
Die geschnitzte Venusfigurine von Malta (Sibirien) aus dem Nationalmuseum Prag, s. Hermann Müller-Karpe: Handbuch der Vorgeschichte, Bd.1: Altsteinzeit, München 1966, Tafel 248f
3)
Zerres 2017; Paul, Hermann, Karl von Amira: Grundriss der germanischen Philologie. Bd. 2, Abt. 2. Strassburg 1901: Karl J. Trübner. S. 241 männliche Kleidungsstücke
4)
scriptores historiae augustae SHA Lucius Verus 4, 6
5)
z.B. , berichtet Juvenal (6, 117-118) dass sich Messalina, Gattin des Kaisers Claudius, in einem solchen Kapuzenmantel´ nachts durch die Straßen Roms in ein Bordell schlich.
6)
Zerres 2017:30
8)
„cucullatus“, Mittellateinisches Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/MLW?lemid=C11202>, abgerufen am 05.04.2022.
wiki/kapuzenmantel.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/14 05:56 von norbert

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki