Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen. Johann Wolfgang von Goethe 1748-1832
Englischer Begriff für einprägsame Erfahrungsweisheiten, der im Deutschen keine Entsprechung findet. 1) Hier wird er als Sammelbegriff verwendet für Lebensweisheiten, Merkhilfen, Eselsbrücken, Sprichwörter, Leitsätze, anschauliche Regeln usw., die hilfreich sein können, insbesondere wenn *buschmechanisches Handeln oder *Problemlöseverhalten gefordert sind.
Erinnerungshilfen (Mnemotechnik) für nicht anschauliche Zusammenhänge, meist also für Listen oder Formeln. Beispiele:
Als Merkreim beispielsweise:
Zeigt der Schutzmann Brust und Rücken, musst du auf die Bremse drücken. Siehst du seine Hosennaht, hast du freie Fahrt.
Als Acrostichon ergeben die Angangsbuchstaben einer Folge von Worten oder Sätzen ein sinnvolles Wort, im Unterschied zum Akronym wie etwa IFA, das zwar ebenso gebildet wird und sich sprechen lässt, aber kein bekanntes Wort bildet.
Wer misst, misst Mist.
Nicht das superteure Messgerät ist wichtig, sondern die Erfahrung im Umgang mit dem Ergebnis. Eine Faustregel ist erfahrungsbasiert (heuristisch), sie arbeitet »pi mal Daumen«, »schätzometrisch« oder »guckometrisch«, englisch heißt es rule of thumb, niederländisch vuistregel. Vorteilhaft ist, dass man keine Messinstrumente benötigt, nicht rechnen muss und ein schnelles Ergebnis bekommt. Genauigkeit und Schnelligkeit steigen mit der Erfahrung: »Passt, wackelt und hat Luft« formuliert flapsig, dass zur handwerklichen Präzision auch eine unverzichtbare Toleranz gehört. Die hat jedoch Grenzen: »Wer nicht gut schweißen kann, muß halt besser schleifen können.«
Der Begriff Faustregel verweist auf den Körper des Menschen als älteste Maßeinheit, also Schritt und Fuß für Distanzen, Klafter für Seillängen, Ellen als Stoffmaß, die Daumenbreite (etwa ein Zoll) oder der Daumensprung als Verfahren eine Entfernung zu schätzen:
cm | Maß | Körper |
---|---|---|
186 | Klafter | ausgestreckte Arme bis zu den Fingerspitzen |
62 | Elle | Ellbogen bis Fingerspitze |
20 | Spanne | gespreizte Fingerspitzen |
10 | Faustbreit | geballte Faust |
8 | Handbreit | 4 Finger |
2 | Fingerbreit | Daumen |
Beispiele für Faustregeln:
Komplexe Sachverhalte lassen sich unter alltäglichen Bedingungen und erst recht im Notfall unter Druck nicht immer von der Wurzel her verstehen und lösen. Neben Gewalt sind auch Aktionismus oder Durchwursteln gern geübte Strategien. Den »Gordischen Knoten« hat Alexander der Große
jedenfalls mit Gewalt kurzerhand gelöst, ohne ihn zu verstehen.
Im Handwerk heißt das: »Was nicht passt, wird passend gemacht«.
Hilfreich für ein halbwegs geordnetes Vorgehen sind allerdings Erfahrungs-Leitsätze zur *Problemlösung wie etwa:
Zielformulierungen neigen zu einem »Immermehrismus«: Man sattelt drauf, was geht. Gesagt ist das schnell. Überbordende Wunschlisten bedürfen jedoch eines Korrektivs, so dass man von Konstrukteuren und Designern oft hört:
Dieses Vorgehen ist als Einfachkeitsprinzip unabdingbar für technisches Handeln im weitesten Sinne.
In der Informationstechnik mit ihren schnellen Entwicklungsrhythmen stehen dagegen ökonomische Ziele an erster Stelle (The winner takes it all), technische Sorgfalt erscheint eher als hinderlich. So arbeitet etwa Facebook nach dem Motto: Move fast and break things.
Dass eine Regel flapsig formuliert wird bedeutet nicht, dass sie falsch ist:
Ein guter Plan verlangt nach einem Optimisten mit einer positiven Vision; weil aber auch immer was schieflaufen kann, braucht es den Pessimisten für Plan B. »Der Optimist hat das Flugzeug erfunden, der Pessimist den Fallschirm«, meinte die britische Schriftstellerin Gladys Bronwyn Stern
(1890 - 1973).
siehe auch: