Siebenmeilenstiefel

Die berühmten Stiefel tragen bei jedem Schritt sieben Meilen weit, also 42,5 km, da die deutschen Meilen jener Zeit rund 7,5 km maßen, und damit etwas weiter als ein Marathonlauf mit 42,195 Kilometern.

Johann Wolfgang von Goethe hat 1771 die Siebenmeilenstiefel (engl. Seven League Boots) in die deutsche Schriftsprache eingeführt, in einer Eloge auf Shakespeare:
»Macht der eine mit dem stärksten Wandrertrab sich auf, so hat der andre Siebenmeilenstiefel an, überschreitet ihn, und zwei Schritte des letzten bezeichnen die Tagreise des ersten. Dem sei, wie ihm wolle: dieser embsige Wandrer bleibt unser Freund und unser Geselle, wenn wir die gigantischen Schritte jenes anstaunen und ehren, seinen Fußtapfen folgen, seine Schritte mit den unsrigen abmessen. Auf die Reise, meine Herren! Die Betrachtung so eines einzigen Tapfs macht unsre Seele feuriger und größer als das Angaffen eines tausendfüßigen königlichen Einzugs. Wir ehren heute das Andenken des größten Wandrers und thun uns dadurch selbst eine Ehre an.« 1)

Populär wurde die Metapher jedoch durch das gleichnamige Märchen von Ludwig Tieck (1773 - 1853) 2), da die Vorstellung solche Stiefel zu besitzen die Phantasie beflügelt und den Wunsch nach Reisen zu phantastischen Orten weckt.
Heinrich Heines griff 1824 in der Harzreise auf dieses Bild zurück und schrieb: »Hätt ich Siebenmeilenstiefel, lief ich, mit der Hast des Windes, über jene Bergesgipfel, nach dem Haus des lieben Kindes.«
Georg Weerth (1822 - 1856) schrieb 1846 an seine Mutter „Hätt ich Siebenmeilenstiefel, da wüßte ich, was ich täte!“, siehe die gleichnamige Ausstellung 2006.


siehe auch:
Liste der Attribute des Reisens
(Reise-)Bilder

1)
Johann Wolfgang von Goethe
Zum Shakespeare-Tag (1771 )
in: Sämtliche Werke Cotta Stuttgart Bd. 25 S. 268
2)
Phantasus. Eine Sammlung von Mährchen …
Bd. 1+2, Reimer, Berlin 1812