Störtzer

Landstörtzer hießen bettelnde Landstreicher (»die sich lantsknecht nennen und selten oder nimer in krieg kumen«), bevor sie den lateinischen Namen Vagabunden erhielten. Sie werden in Aufzählungen begleitet von:

Der Name (auch Stor(t)zer, Ster(t)zer) leitet sich ab vom mittelhochdeutschen sterzære `daʒ sint ouch sterzere unde lotere und ander unnütze volc´ 1). Zugrunde liegt das Verb stërzen `steif emporragen´, das sich auch in stërzel-krût `Fenchelrute´ findet und im stërzel-meister, dem Bettelrichter, der den weißen Bettelstab (lat. baculus mendici) als Zeichen der Rechtlosigkeit und Ausweisung vergab 2). »An den Bettelstab zu kommen« ist eine sprichwörtliche Metapher für das Verarmen durch äußere Umstände und in vielen europäischen Sprachen zu finden 3).

»Bettelvogt« war wohl spöttisch aufwertend gemeint, denn diese Gassenvögte, Armenvögte, Armenwächter, Kirchenknechte, Hundeschläger, Hundevögte mussten die Hunde aus den Kirchen treiben und die Armen auf den Gassen kontrollieren 4), aber ein Sprichwort sagt »Wo Bettelvögte sind, da verhungern die Bettler nicht.« Fremde Bettler allerdings wurden abgeschoben und über die Landesgrenzen gebracht.


1)
DWB Grimm > germ. 10, 469
2)
„stërzen, stv. I, 3?. swv.“, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch von Matthias Lexer, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemid=S07526>, abgerufen am 26.06.2021
3)
Deutsches Sprichwörter-Lexicon von Karl Friedrich Wilhelm Wander
4)
„Bếttelvōgt“, Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801), digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/Adelung?lemid=B02100>, abgerufen am 27.06.2021.