Umgangssprachlich besonders verbreitet, auch als neutrale Eigenbezeichnung im Unterschied zum neudeutschen Trucker, korrekt jedoch seit 1973 Berufskraftfahrer. Bezogen auf Kraftfahrzeuge ist der Beruf seit 1926 nachweisbar; historische Vorgänger sind Kutscher und Fuhrmann, also als beruflich Reisende mit Wagen als einer von vielen Reisestilen.
Um den Beruf ranken sich »mythische Allegorien«, die von der Wirklichkeit ablenken und in erfolgreichen Filmen, Serien und Country-Songs Kultstatus erreichen.
Cliff Bruner
und den Texas Wanderers
begründet 1939 den Fernfahrer-Mythos in der Popkultur.Humphrey Bogart
und George Raft
den Fernfahrer-Typus prominent im Film Nachts unterwegs (USA: They Drive By Night, von Raoul Walsh
).
Im Vorkriegs-Deutschland verkaufen sich Bücher über den *Kapitän der Landstraße (1936) und den König der Landstraße 1937; dann wird der Fernfahrer nach dem Krieg zum Held: Hans Albers
spielt 1951/52 in Nachts auf den Straßen (Regie: Rudolf Jugert
) den Fernlastfahrer Heinrich Schlüter; um 1960 ertönt die Fernfahrer-Melodie von Bruce Low
und 1963 - 1967 erreicht die TV-Serie Die Fernfahrer mit Rudolf Krieg
und Pit Krüger
ein breites Publikum. Manfred Krug
und Jaecki Schwarz
bringen das Thema in Weite Straßen - stille Liebe (Regie: Herrmann Zschoche
) 1969 erfolgreich ins Kino. Fortan ist der König ohne Krone *Auf Achse und erlebt die *Abenteuer der Landstraße.
Andererseits wurde 1971 der Brummi(-fahrer) als Sympathiefigur erfunden, weil das Lkw-Image kaum schlechter sein konnte. Aus dem Image-Tief führen die Leitbilder von Trucker und Cowboy; deren Outlaw-Status dringt als Country-Ohrwurm in die Köpfe. 30-Tonner Diesel - Den ersten deutschen Country Song für Fernfahrer sang Gunter Gabriel
1973: »Dies ist ein Lied für dich, mein Freund, der du Tag für Tag mit einem Laster auf der Straße liegst«
1979 berichtet Christian Jungblut über Trucker: Die Besessenen von der Straße (GEO 1, 130 - 148). Und 1980 findet sich im Spiegel »die neue Heldenfigur des *Asphalt-Cowboys« (09.06.1980: Die Rückkehr der harten Männer). Mit Kris Kristofferson
als *Rubber Duck in Convoy (1978 USA Sam Peckinpah
) wird das Image als Outlaw in den *Road Movies fortan zum Leitmotiv.
Wie in jeder Szene entwickelt sich auch ein Jargon, etwa: Adventskalender, Bock, Breitmaul, Dieselknecht, Elefantenrennen, Fliegen lassen,Heizölbrenner, Konservendosen, Lügenbuch, Seebohmsche Gesetze, Trachtenverein, Warschauer Allee
Trucker-Festivals entstehen um 1980, vermutlich ist das in Geiselwind das älteste noch heute bestehende. Tausend Trucks, tausende Cowboys, Country-Musik und ein Treffen an der Autobahn verbinden sich zu emotionalen Höhepunkten jeden Jahres, bekannte Songs sind:
C.W. McCall | Convoy | 1971 |
Toby Keith | Big Ol' Truck | 1995 |
Dierks Bentley | Cab Of My Truck | 2005 |
Alan Jackson | Country Boy | 2009 |
Das Cowboy-Image bleibt bis heute massentauglich, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Dieter Hallervorden
und Bernard Menez
zeigen 1986 den Fernfahrer als komische Figur in Didi auf vollen Touren (Wigbert Wicker). 1989 singt Gunther Gabriel
bereits über den *Dieselknecht; 2012 sendet das ZDF eine Reportage über die Prügelknaben der Straße. Die größte Gemeinsamkeit der Fernfahrer sind der Lkw-Führerschein und *eine Fuhre Mist in der Raststätte.
Michael Florian
: „Highway-Helden“ in Not. Arbeits- und Berufsrisiken von Fernfahrern zwischen Mythos und Realität. Dissertation Münster 1993. edition sigma Berlin 1994 ISBN 3-89404-374-1 <html><img src=„https://vg08.met.vgwort.de/na/fbcc4dad4055465883b7d31653c589dc“ width=„1“ height=„1“ alt=„“></html>