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Vorwort zu 1783 Sprengel Geschichte der ersten Portugiesischen Entdeckungen
- 1783
Sprengel, Matthias Christian
1746-1803
Geschichte der ersten Portugiesischen Entdeckungen unter Infant Heinrich dem Seefahrer Grossmeister des Christordens
Halle: Waisenhaus-Buchhandlung. Online → Reisesammlungen
Vorrede.
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Die Geschichte der ersten Portugiesischen Entdeckungen, besteht, bey der Seltenheit gleichzeitiger Schriftsteller, und weil ihre ersten Entdeckungsreisen gerade in die Zeiten fielen, da die Buchdruckerkunst noch nicht die Abentheuer und gefährlichen Reisen der ersten Seefahrer, den Neugierigen so bald und so mannigfaltig wie in unsern Tagen bekannt machen konnte, größtentheils in Fragmenten. Desto angenehmer wird Freunden
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der Länderkunde gegenwärtige kleine Schrift seyn, die, wenn sie gleich den Gegenstand nicht ganz für den Kenner, oder die wenigen Deutschen erschöpft, welche das Hauptwerk in diesem Fache die selbst in Portugall seltenen Decaden eines Barros benutzen können, doch diese Reisen umständlicher erzählt, als die dem Geschichtslicbhaber bey dieser Materie bisher einzig zugängliche Quelle, die Sammlung aller Reisen. Selbst überall bekannte Nachrichten wird der Leser hier anschaulicher und mit mehrern kleinen Nebenumständen lesen, auch vielleicht bekannter mit der Denkungsart und den Vorurtheilen der ersten Portugiesischen Argonauten werden; die auf diesen veralteten Ehrennahmen eher Anspruch machen können, als die grossen Seehelden dieser Nation, Dias, Vasco de Gama, Albukerke, oder die neuern Weltumsegler.
Die folgenden Nachrichten sind aus einer Lebensbeschreibung des Infanten Heinrichs
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gezogen, der der Anfänger der ersten Portugiesischen Entdeckungen war, und daher den Namen des Seefahrers erhielt. Diese Lebensbeschreibung ist ursprunglich portugiesisch unter folgenden Titel: Vida do Infant D. Henrique por Candido Lusitano, Lisboa 1758. 4. herausgekommen, und der Verfasser soll, nach der Anzeige des Hrn. v. Murr
in seiner diplomatischen Geschichte des Ritter Martin Behaims
, der Peter Franz Jose Freire
von der Congregation des Oratoriums seyn.
Ein franzosischer Abbé, namens de Cournand
hat davon seinen Landsleuten eine Uebersetzung gegeben, welche zu Paris 1781. unter dem Titel: Vie de l'Infant Dom Henry de Portugal auteur des premieres decouvertes, qui ont ouvert aux Europeens la route des Indes, in zwey Großduodezbånden gedruckt worden. Der Uebersetzer ist seinem Originale getreu gefolgt, und hat es durch
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einen weitschweifigen Präliminar-Discours; noch um etwas vergrössert.
Der Pater Freire
zeigt sich in seinem ganzen Werke mehr wie Lobredner, als Biograph, daher sind in dieser deutschen Uebersetzung manche Stellen ganz unterdrückt, wo der V. sich zu lange bey den Belohnungen verweilt, die Don Heinrich grosmüthig den zurückkehrenden Seefahrern ertheilte, wo er den Mangel wirklicher Handlungen mit langen Reden ausfüllt, oder wo er die Menschenraubereyen seiner Landsleute auf der afrikanischen Küste allzugünstig beurtheilt, weil sie zugleich dienten, den katholischen Glauben und die Herrschaft des Pabst unter unwissende Neger auszubreiten. Hin und wieder aber sind des Verf. eigne Worte beybehalten, theils weil eine Umarbeitung, bey der Unmöglichkeit andre Werke zu erhalten, welche denselben Gegenstand ausführlicher behandelt hatten, nicht wohl thunlich war, theils weil sich der V. an diesen Stellen
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gegen andre wo man blos die Idee des V. den Lesern vorzulegen gesucht hat, weniger geschwätzig oder nicht so redselig zeigte.
Was in diesen Bogen zusammengedrengt worden, macht in de Cournands Uebersetzung fast den ganzen zweyten Theil aus, der 250 Seiten beträgt. Oft hat was eigentlich die Entdeckungen angeht, mühsam zusammengesucht werden müssen, weil der Verf. andre merkwurdige Lebensumstände seines Helden aus allzu chronologischer Sorgfalt, in der Erzählung seiner Seeunternehmungen einzuschalten für gut gefunden, und hin und wieder hat der Uebersetzer die Erzehlung durch einige kleine Anmerkungen erläutert. Eine, die sogenannten Formigas oder Ameiseninseln betreffend wäre bey S. 121. nöthig gewesen, daher sie hier nach vollendeten Abdruck vielleicht nicht am unrechten Orte steht. Diese damals von Gonzalo Velho Cabral gesehene Felsen sind noch vorhanden und liegen etwas ostwärts zwischen den beyden
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Azorischen Inseln St. Michael und St. Maria. Diese Gruppe volkanischer Felsen nimmt zu und ab, und in dem grossen Erdbeben dieser Gegenden vom Jahr 1727. soll hier ein neuer Felsen aus der See hervor gekommen seyn. Sie sind zu klein um Einwohner zu ernähren, doch errichten die Fischer der benachbarten Inseln zuweilen einige Hütten, die nur zu gewissen Zeiten bewohnt werden.