Taugenichts

Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt,
Dem will er seine Wunder weisen
In Feld und Wald und Strom und Feld.
Die Trägen, die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot,
Sie wissen nur vom Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.
Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,
Was sollt’ ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl’ und frischer Brust?
Den lieben Gott laß ich nur walten;
Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld
Und Erd’ und Himmel will erhalten,
Hat auch mein’ Sach aufs best’ bestellt!
''Joseph von Eichendorff'' 1788-1857
//Aus dem Leben eines Taugenichts//

Eichendorff idealisierte den Taugenichts zur romantischen Figur des Einzelnen, der für Freiheit und Abenteuerlust steht.

Zuvor war der Taugenichts ausschließlich negativ besetzt: »Ein Taugenichts ist im Volke so beliebt, wie die Eule unter den Krähen.« 1). Er galt als asozial und als jemand, der auf Kosten anderer lebte. Darauf verweist bereits die indoeuropäische Wurzel des Verbs „taugen“, das ursprünglich `Melken´ bedeutet und als Taugenicht in vielen Sprachen 2) jemanden bezeichnet, der selbst zur einfachsten Tätigkeit nicht zu gebrauchen ist, ein Nichtsnutz eben, den man schlug, strafte oder gar aufhängte.

Krünitz 3) unterschied allerdings im 18. Jahrhundert zwei Gruppen:

Ebenso wie der Bruder Leichtfuss ist der Taugenichts ein Stereotyp für eine Haltung zum Leben, um die ihn manch einer beneidet. Vergleichbare Figuren nutzt die Gattung der Schelmenromane, der pikaresken Romane des 16. Jahrhunderts, ursprünglich aus Spanien stammend (picaro `Schelm´), indem diese Figuren Schwachstellen der Gesellschaft erkennen lassen.

Literatur

1)
Deutsches Sprichwörter-Lexicon von Karl Friedrich Wilhelm Wander
2)
mnl. deughniet, ns. Dögenig, Dügenix, Undögt, Dän. Dogenigt, Französ. un Vaut-rien, Vaut-néant