Mantelsack

Ein längliches Reisegepäckstück, das im Wesentlichen für Kleidung gedacht war, in der Form dem Seesack vergleichbar und entweder über der Schulter oder als Quersack auf einem Pferd oder Esel getragen wurde (engl. portmanteau).

Diese Form des gebundenen Doppelsacks oder zweiteiligen Quersacks findet sich im Lateinischen als Aversa (die quergelegte Last auf dem Pferd) in den romanischen Sprachen auch als Desagă oder Traistă (rumän.) und Bisacce; in den südslawischen Regionen als bisage. Im Estnischen hieß der Mantelsack rida-kott (rriett > Gewand, kott > Sack, Beutel) und war oft synonym zu Felleisen 1).

Den Mantelsack gab es in früher Form als Zwerchsack oder Doppelsack, also eine Art Lederschlauch, der sowohl an beiden Enden als auch in der Mitte zusammengebunden wurde und als Schultersack einfacher zu tragen war.
»Mantel« ist aus dem Lateinischen mantellum ins Deutsche übernommen worden und hat das althochdeutsche hachul verdrängt. Da auch Sack aus einem lateinischen saccum entstand, ist der »Mantelsack« nur scheinbar deutsch und verdrängte sowohl den gleichbedeutenden, im Mittelalters noch weit verbreiteten Wadsack als auch das aus der Antike stammende *Mantica sowie das seltene penularium. Ursächlich dafür mag sein, dass dieses Gepäckstück im 18. Jahrhundert zunehmend aus wasserfesten Textilien hergestellt wurde 2).

Im rumänischen Siebenbürgen gab es ihn mundartlich als Aissok (Äsek, Essack, Eitsack) aus ungarischem Iszak, Iszak seit dem 15. Jahrhundert 3) bis in die Gegenwart. Mit rund 80 Liter Volumen wurde er mittig zusammengebunden und über die Schulter gelegt 4).

Die kleinere Ausführung - iszá oder átalvetó - diente als Brotbeutel oder Proviantsack (lat. pera) 5) synonym mit tarisznya 6)


siehe auch
Liste der Reisegepäckarten

1)
Ferdinand Johann Wiedemann
Ehstnisch Deutsches Wörterbuch
St. Petersburg 1869
3)
István Kniezsa
A magyar nyelv szláv jövenényszavai
Band 1,Akadémiai Kiadó, 1955, S. 844, Eintrag zu iszák: 1. mantica, bisaccium, Mantelsack, átalveto tarisznya (15. Jh.)
1548 »manicam, vulgo Izsák« und 1552 in gleicher Sache »unum Zsák« in alten Verwaltungsakten, zitiert nach
Graf Joseph Kemény
Über die ehemaligen Knesen und Knesiate der Walachen in Siebenbürgen
in: Anton Kurz: Magazin für Geschichte, Literatur und alle Denk- und Merkwürdigkeiten Siebenbürgens
Band 2.1, Gött Kronstadt 1846, S. 312
4)
ausführlich beschrieben bei: Monika Habersohn
Die siebenbürgischen Landler: eine Spurensicherung
Band 1, Böhlau Verlag Wien, 2002
desagă, dăsagă „eine der beiden Taschen des Quersacks“, Plural diesagi, disag
Ernst Gamillscheg
Die Mundart von Șerbănești-Titulești
W. Gronau, 1936
Műveltség és hagyomány, Bände 13-14, Kossuth Lajos Tudománygyetem, 1971, S. 421 deutsch über Rückentragetuch, Rucksack, Doppelsack; ung . átalvető , iszák
5)
Janos Soltesz
Latin-magyar szotar iskolai hasznalatra.
-es Bako Daniel. (Lateinisch-ungarisches Wörterbuch, Nadaskay, 1845, S. 309
6)
Géza Bárczi
Magyar nyelvjárások
Band 30, Nyelvtndományi Intézet., 1992, S. 76, Stichwort Sack: »szerint az iszák változat kialakulását minden bizonnyal az iszák átalvető; tarisznya, hatása támogatta. zamat (valószínűleg magyar fejlemény: a szimatol első szótagi a-t tartalmazó változatából való elvonás eredménye 1897«