Homo Viator

Lateinisch, wörtlich `der wandernde Mensch´. Geprägt von Gabriel Marcel (1889 bis 1973) in Homo Viator, Philosophie der Hoffnung, Düsseldorf 1949, als Reise zu Gott.

Als christliches Motiv ist diese Vorstellung im Neuen Testament verankert. Die irdische Pilgerschaft (peregrinatio) versteht den Menschen als Gast auf Erden, er »gebraucht die irdischen und zeitlichen Dinge wie ein Fremdling« (tamquam peregrina) meint Augustinus. Dieses Pilgerdasein (status viatoris oder status viae) endet mit dem Tod.

Dem steht der Begriff der Weltoffenheit gegenüber, der ohne Gott auskommt. Die philosophische Anthropologie versteht den Menschen als Einzelnen, der von biologischen Zwängen (Trieben) befreit ist, also ohne festgelegte Verhaltensmuster sich selbst Verhaltenssicherheit in der Welt erwerben muss mittels Sprache, Gewissen, Verantwortung, Bewusstsein - also mittels Fähigkeiten, die ihn vom Tier unterscheiden.

Als Metapher formal angelehnt an die paläoanthropologische Kategorie des homo sapiens (vernunftbegabt), jedoch analog zu philosophischen Homo-Epitheta wie homo faber (erschaffend), homo ludens (spielend) und homo portans (tragend), dann verstanden als eine immanente Grundeigenschaft des Menschseins und davon abgeleitet als Oberbegriff für Reisestile.

Die Sesshaftigkeit des Homo Viator erzeugt eine Zerrissenheit, die in der Bibel als Geschichte von Kain (Schmied) und Abel (Nomade) dargestellt wird und die in jedem Menschen aufscheint als Kampf zwischen Philobatie und Oknophilie.

Literatur