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wiki:unterwegs-sein

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wiki:unterwegs-sein [2022/01/11 05:10] norbertwiki:unterwegs-sein [2024/05/03 02:41] norbert
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-====== Unterwegs-Sein ====== +====== Unterwegs-Sein ===== 
-====== Reise - Fahrt - Gang und davor? ======+  Wer unterwegs ist, muss fort. 
 +  K.F.W. Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexicon
  
-"Das [[wiki:reisen|Reisen]]" dient heute mehr denn je als Oberbegriff für - was genau denn eigentlich? "Reisen" ist jedoch ebenso wie andere Nomina der Fortbewegung ein Begriff der das von ihm Bezeichnete unter einem bestimmten Blickwinkel erfasst, also wie FahrtGangWandern nie das gesamte Bezeichnete abbildetEin BeispielDer "Gang nach Canossa" von 1077 war keine "Fahrt"höchstens eine Bußfahrtweil König Heinrich IVauf erleichternde Hilfsmittel verzichten musste. Er war auch keine Reiseweil ihm der aggressive Aspekt fehlteder damals mit dem Reisen als Aufstehen für eine kriegerische Unternehmung verbunden wurdedenn der Kaiser bat Papst Gregor VII. den Kirchenbann aufzuhebenDie Unterschiede sind deutlicher als die Gemeinsamkeiten+Als //underwegen// bereits im Althochdeutschen nachweisbar. Als Phrasem ist sein Bedeutungsgehalt nicht aus den Grundwörtern `unter´ + `Weg´ ableitbar, sondern umfasst mindestens folgende Bedeutungen ((Deutsches Universalwörterbuch Duden 2007 mit [Anmerkungen des Verfassers] )): 
 +  * wenig zuhause [also wegorientiert] 
 +  * sich auf dem [[wiki:weg|Weg]] irgendwohin befindend\\ [also suchend, zielorientiert] 
 +  * draußen/auf der [[wiki:strasse|Straße]]\\ [genauer: auf dem Weg > also handlungsorientiert] 
 +  * auf/während der [[wiki:reisen|Reise]]\\ [oder auf der [[wiki:fahrt|Fahrt]], dem [[wiki:gehen|Gang]] u.a.] 
 +  * abgeschickte Post\\ [ [[wiki:sendung|Sendung]], [[wiki:bote|Boten]], Nachrichten > also etwas [[wiki:neugier|Neues]] überbringend] 
 +  * schwanger\\ [also entsteht etwas Neues] 
 +Dieser eigenartige Begriff ist aus dem Deutschen nur unzureichend in andere [[wiki:sprachen|Sprachen]] übersetzbar, weil sein Konzept unbestimmt erscheint, denn `Unterwegs-sein´: 
 +  * setzt zwar [[wiki:fortbewegung|Fortbewegung]] voraus, bleibt jedoch offen für deren genaue Art ganz gleich, ob [[wiki:fussreisen|zu Fuß]], mit Boot, [[wiki:fuhrwerke|Fuhrwerk]] oder Flugzeug; 
 +  * setzt zwar Orte voraus, zwischen denen man unterwegs ist, jedoch spielen die Orte selbst keine Rolle, denn die Bedeutungen `fort von zuhause´ (Wohnort, Herkunftsort, Heimat) und `hin zu etwas´ dienen nur dazu //die Handlung im Raum dazwischen// anzuzeigen (→ [[wiki:liste_raumvorstellungen|Raumvorstellungen]]: [[wiki:zwischenraum|Zwischenraum]]); 
 +  * setzt zwar eine Absicht voraus, bleibt jedoch offen für deren genaues Ziel; 
 +  * setzt ein Verb voraus (meist `sein´), ist also nicht anders als (aktiv) handelnd denkbar, lässt jedoch die Art der Handlung offen und 
 +  * verlangt dadurch nach einer (passiven) Offenheit für das, was unterwegs geschehen wird ([[wiki:serendipity|Serendipity]]). 
 +Die Methode besteht also darinsich zu bewegendamit daraus etwas [[wiki:neugier|Neues]] entstehen kannDieses Konzept Eins-zu-Eins in andere [[wiki:sprachen|Sprachen]] zu übersetzen ist nur begrenzt möglich (`auf dem Weg sein´) und sehr schwierig im ItalienischenNorwegischenRussischen und SerbischenSelbst im Englischen //(on the way[[wiki:on_the_road|on the road]])// oder Französischen //(en route)// werden nicht alle Bedeutungen abgedeckt und kompliziertere Formulierungen benötigtsiehe: 
 +  * ''Scheller-BoltzDennis''\\ //unterwegs: Deutsche Idiomatik im Spiegel der [[wiki:sprachen|Sprachen]].//\\ In: Koroliov, Sonja/ Weinberger, Helmut/ Scheller-Boltz, Dennis/ Scharr, Kurt (Hrsg.) (2019): Am Zug – [[wiki:aufbruch|Aufbruch]], Aktion und Reaktion in den Literaturen und Kulturen Ost- und SüdosteuropasEine Festschrift für Andrea Zink zum 60. Geburtstag. Innsbruck: innsbruck university press, 208-222 [[https://www.academia.edu/42038205/unterwegs_Deutsche_Idiomatik_im_Spiegel_der_Sprachen|Online]]. 
 +  * ''Gebhardt, Winfried'', ''Ronald Hitzler'', ''Bernt Schnettler''\\ //Unterwegs-Sein. Zur Einleitung.//\\ in: [[wiki:nomaden|Nomaden]], [[wiki:flaneur|Flaneure]], [[wiki:vagabund|Vagabunden]]. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2006. 9-20. [[http://www.hitzler-soziologie.de/pdf/Publikationen_Ronald/Sammelbaende/3-104.PDF|Online]] 
 +  * ''Vaporis, Constantine Nomikos''\\ //Breaking Barriers : Travel and the State in Early Modern Japan.//\\ (=Harvard East Asian monographs, 163) XII, 372 S. Cambridge 1995: Council on East Asian Studies Harvard University.\\  Constantine Vaporis stellt die Annahme in Frage, dass ein ausgefeiltes und restriktives System von Reisevorschriften in Tokugawa, Japan, ein weit verbreitetes Reisen verhinderte. Stattdessen wird die These untersucht, dass sich in dieser Zeit eine „Kultur der Bewegung“ ("culture of movement") entwickelt habe. 
 +  * ''Ortheil, Hanns-Josef''\\ //Schreiben und Reisen. Wie Schriftsteller vom Unterwegs-Sein erzählen.//\\ in:  Moennighoff, B./von Bernstorff, W./Tholen, T.(Hg.), Literatur und Reise. Hildesheim: Universitätsverlag (2013): 7-31.
  
-==== Die gemeinsame Struktur von Reise Fahrt - Gang ====+===== Reisen als Unterwegs-sein ====
 +`[[wiki:reisen|Reisen]]´ wird heute meist als unscharfer Sammelbegriff verwendet, etwa 
 +  * als ein "sich fortbewegen" von Ort zu Ort; 
 +  * als Dreischritt von //Aufbruch - Fahren - ein Ziel erreichen//; 
 +  * als zielgerichtete Fortbewegung (mit einem Verkehrsmittel) über eine größere Entfernung; 
 +  * als eines von 21 altgermanischen Nomina der [[wiki:fortbewegung|Fortbewegung]] (Breidbach 1994); 
 +  * als spezielle Form des Unterwegs-sein; 
 +  * als Oberbegriff für alle Formen des Unterwegs-seins, etwa [[wiki:fahrt|Fahrt]], [[wiki:gehen|Gang]], [[wiki:wandern|Wandern]], [[wiki:pilger|Pilgern]].
  
-^ 1 [[wiki:aufbruch|Aufbruch]] | ⇒ ^ 2 [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs-sein]]\\ als "hin zu etwas" | ⇒ ^ 3 Ankunft am Ziel | +Offensichtlich ist dies inhaltlich unzureichend, nicht konsistent oder gar widersprüchlich. Davon abweichend dient hier der Begriff des //Unterwegs-seins// als Oberbegriff und //terminus technicus// für den gemeinsamen, allgemeinen Bedeutungsgehalt der spezielleren Begriffe [[wiki:gehen|Gang]], [[wiki:fahrt|Fahrt]], [[wiki:reisen|Reise]], Peregrinatio, Aventiure, Seefahrt, [[wiki:wandern|Wandern]], Wallern/[[wiki:pilger|Pilgern]] usw., weil diese alle ein Unterwegs-sein unter jeweils anderem Blickwinkel sind. Ein Beispiel: Der "Gang nach Canossa" von [[wiki:reisegenerationen#Seit dem 11. Jahrhundert|1077]] war keine "Fahrt", weil König ''Heinrich IV.'' auf erleichternde Hilfsmittel verzichtete. Er war auch keine Reise, weil ihm der aggressive Aspekt fehlte, der damals mit dem Reisen als Aufstehen für eine kriegerische Unternehmung verbunden wurde, denn der König kam als Büßer und Bittsteller und bat Papst ''Gregor VII.'' den Kirchenbann aufzuheben.\\  
-|  ⇑  | | | |  ⇓  | +Der heutige Gebrauch verwischt dagegen solche Unterschiede, die im geschichtlichen Rückblick deutlicher zu erkennen sind. Das Unterwegs-sein als Oberbegriff zu setzen erlaubt daher eine umfassendere Betrachtung. 
-^ 6 [[wiki:heimkehr|Heimkehr]] | ⇐  ^ 5 Heimfahrt | ⇐ ^ 4 Umkehr | +  * ''Winfried Breidbach''\\ //Reise - Fahrt - Gang. Nomina der [[wiki:fortbewegung|Fortbewegung]] in den altgermanischen Sprachen.//\\ Peter Lang 1994  Diss. Köln 
 +    * ''Hamiti, Vjosa''\\ //Das Vollverb fahren mit seinen möglichen Kombinationen mit trennbaren und untrennbaren Präfixen und die Äquivalente im Albanischen.//\\ S. 309–322 in: Elke Hentschel (Hg.): Wortbildung im Deutschen. Tübingen 2016: Narr/Francke/Attempto,  
 +  * ''Paolo Bianchi''\\ //Go, Travel, Drive, Move//.\\ in: ''Paolo Bianchi'' (Hg.): //Ankommen - Hiersein - Weggehen.// Köln 1997: Kunstforum International 136.
  
-Die Reise endet also weder am Ziel noch bei der Heimkehr - sie hat den Charakter eines anhaltenden Prozesses, der in den Beteiligten nachwirkt.\\ Diesem Prozess und seinen Phasen eignet eine gewisse Dauersonst wäre der Gang zum Briefkasten eine Reise. Da das natürliche Zeitgefühl des Menschen durch den Rhythmus von Tagen geprägt istmüsste eine vollständige Reise mindestens sechs Tage dauern. (Die Fremdenverkehrswirtschaft definiert Reisen als mindestens fünf Tage zwischen Aufbruch und Heimkehr.)\\  + 
-Außerdem sind die Phasen 4 bis 6 nicht einfach ein Spiegelbild der Phasen 1 bis 3, denn sie unterscheiden sich qualitativ. Das kann jeder erfahren, der eine unbekannte Strecke zunächst in einer Richtung und dann zurück hinter sich bringt.\\+ 
 +==== Der Handlungsablauf des Unterwegs-seins ==== 
 + 
 +^ [[wiki:reisebilder|Reisebilder]] |  Absichten\\ ⇒  ^ 1 [[wiki:aufbruch|Aufbruch]]\\ Bindungen lösen | ⇒ ^ 2 Hinfahrt als\\ weg-von & hin-zu | ⇒ ^ 3 Ankunft | 
 +| | | ⇑ Aufnahme | | | |  Wendepunkt ⇓  | 
 +^ [[wiki:weltbild|Weltbild]] |  ⇐\\ Folgen   ^ 6 [[wiki:heimkehr|Heimkehr]] | ⇐  ^ 5 Heimfahrt als\\ Dazwischen | ⇐ ^ 4 Umkehr |  
 +| | | | | | |   | 
 +| [[wiki:liste_raumvorstellungen|Raumvorstellungen]] | | befriedeter Raum | | [[wiki:zwischenraum|Zwischenraum]] | | Entscheidungsraum | 
 + 
 +Das Unterwegs-sein endet weder am Ziel noch bei der Heimkehr, sondern hat den Charakter eines anhaltenden Prozesses (ein [[wiki:soziotechnisches_handlungssystem|soziotechnisches Handlungssystem]]), der in allen Beteiligten nachwirkt: in der Herkunftsgesellschaftbei den Gastgebernbei Reisenden, Fahrenden, Pilgernden.  
 +Auch sind die Phasen 4 bis 6 nicht einfach ein Spiegelbild der Phasen 1 bis 3 sondern eine Wende, sie kehren die Fahrt um, bieten eine andere Perspektive und unterscheiden sich qualitativ von der Hinfahrt. Das kann jeder erfahren, der eine unbekannte Strecke zunächst in einer Richtung und dann zurück hinter sich bringt oder sich an jenem Scheitelpunkt der Reise befindet, wo er sich für oder gegen eine Rückkehr entscheidet.
 Anhand der sechs Phasen werden verwandte Phänomene unterscheidbar: Anhand der sechs Phasen werden verwandte Phänomene unterscheidbar:
   * **[[wiki:flucht|Flucht]]**: Freiwilliger Aufbruch und Unterwegs-sein als "fort von etwas" .   * **[[wiki:flucht|Flucht]]**: Freiwilliger Aufbruch und Unterwegs-sein als "fort von etwas" .
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   * **[[wiki:der_ewige_wanderer|Der ewige Wanderer]]**: Unterwegs-sein, jedoch ohne "hin zu etwas".   * **[[wiki:der_ewige_wanderer|Der ewige Wanderer]]**: Unterwegs-sein, jedoch ohne "hin zu etwas".
  
-==== Reisende, Fahrende, Gangende und ihre Gemeinsamkeiten ==== +Diesem Prozess und seinen Phasen eignet eine gewisse **Dauer**, sonst wäre der Besuch beim Nachbarn oder der Gang zum Briefkasten eine Reise. Da das natürliche Zeitgefühl des Menschen durch den Rhythmus von Tagen geprägt ist, müsste das Unterwegs-sein mindestens sechs Tage dauern, damit jede Phase erlebt werden kann. (Die Fremdenverkehrswirtschaft definiert Reisen als mindestens fünf Tage zwischen Aufbruch und Heimkehr.)  
-Menschen, die handelnd die obige Struktur durchlaufen, werden + 
-  * durch den [[wiki:aufbruch|Aufbruch]] zu **[[wiki:einzelne|Einzelnen]]**, die ihre Gemeinschaft verlassen, denn auch wenn sie nicht alleine aufbrechen, lösen sie jedoch die meisten Bindungen und verlieren [[wiki:sicherheit|Sicherheiten]];+Das Makrosystem [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs-sein]] bildet mit dem Mesosystem [[wiki:navigation|Navigation]] und dem Mikrosystem des [[wiki:alltag|mobilen Alltags]] die wesentlichen Bereiche des [[wiki:soziotechnisches_handlungssystem|soziotechnischen Handlungssystems]]. 
 +==== Die Gemeinsamkeiten im Unterwegs-sein ==== 
 +Es gibt Reisende und Fahrende, Wanderer und Pilger. Von Unterwegs-Seienden spricht man dagegen nicht. Menschen, die handelnd die obige Struktur durchlaufen, werden 
 +  * durch den [[wiki:aufbruch|Aufbruch]] zu **[[wiki:einzelne|Einzelnen]]**, die ihre Gemeinschaft verlassen, denn auch wenn sie nicht alleine aufbrechen, lösen sie doch die meisten Bindungen und verlieren [[wiki:sicherheit|Sicherheiten]];
   * durch das [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs-Sein]] zu **[[wiki:der_fremde|Fremden]]**, die als [[wiki:gast|Gast]] oder Feind anderen Gemeinschaften begegnen;   * durch das [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs-Sein]] zu **[[wiki:der_fremde|Fremden]]**, die als [[wiki:gast|Gast]] oder Feind anderen Gemeinschaften begegnen;
-  * durch die [[wiki:heimkehr|Heimkehr]] zu **[[wiki:kundigen|Kundigen]]** (auch: [[wiki:trickster|Trickster]], [[wiki:der_weise_narr|Weiser Narr]]), deren veränderte [[wiki:weltanschauung|Weltanschauung]] Befremden auslöst; +  * durch die [[wiki:heimkehr|Heimkehr]] zu **[[wiki:kundige|Kundigen]]** (auch: [[wiki:trickster|Trickster]], [[wiki:der_weise_narr|Weiser Narr]]), deren veränderte [[wiki:weltanschauung|Weltanschauung]] Befremden auslöst; 
-  * durch den Verzicht auf Umkehr zum //[[wiki:wanderradikalismus|spirituellen Wanderer]]//, zum// [[wiki:wilde_mann|Wilden Mann]]// in der [[wiki:wildnis|Wildnis]] oder zum //[[wiki:vagabund|Vagabunden]]// (Kunden); +  * durch den Verzicht zur Umkehr zum //[[wiki:wanderradikalismus|spirituellen Wanderer]]//, zum [[wiki:outlaw|Outlaw]], zum// [[wiki:wilde_mann|Wilden Mann]]// in der [[wiki:wildnis|Wildnis]] oder zum //[[wiki:vagabund|Vagabunden]]// (Kunden); 
-  * durch die Wiederholung des Prozesses zum `berufenen´ **[[wiki:reisende|Reisenden]]**.+  * durch die Wiederholung des Prozesses zum `berufenen´ **[[wiki:reisende|Reisenden]]** oder zum [[wiki:fahrendes_volk|Fahrenden Volk]] mit seinen "unehrlichen" Berufen.
  
-==== Ein Phänomen ohne Begriff? ====+==== Die Unterschiede im Unterwegs-sein ====
  
-Es gibt im Deutschen keinen Begriff für das eigentliche Phänomen, denn alle gebräuchlichen Begriffe sind kulturell geprägt, also auch von den Zeitläuften abhängig: +Die Bezeichnungen für die Formen des Unterwegs-Seins leiten sich in vielen Sprachen vom [[wiki:weg|Weg]] ab türk. yul ...bzw. vom Gehen auf dem Wegwobei dies nur zwei Perspektiven für dieselbe Vorstellung sind.  
-  * Die Umschreibung mit `sich fortbewegen´ nähert sich dem Phänomen an, indem  die menschliche Dynamik betont wird, setzt aber erstens einen `**[[wiki:weg|Weg]]**´ voaus, der weglose Reisen (Erkundungen, Forschungsfahrt, Expeditionausschließtund umfasst zweitens nur die ersten beiden Phasen der [Reise]struktur+  * Lateinisch //via// 'Weg' und -āticus 'zum Weg gehörig' > viaticum > itviaggiospanviajeportviagemfrz./englvoyage ... 
-  * Der **Gang** drückt die dem Menschen urtümlichste Form der Fortbewegung aus, das urgermanische Wurzelverb *gan-gan spiegelt durch die Verdoppelung der Silben das Schwingen der BeineDer Gang ist zwar Voraussetzung des Reisensmuss jedoch umgekehrt kein Reisen sein +  * Griechisch //pontos// 
-  * `**[[wiki:wandern|Wandern]]**´ ist verwandt mit `wenden´ und `wandeln´also `sich verändern´Im Altnordischen wird //vǫnsuðr // mit Wanderer übersetztbildlich für `Der Schwingende´ (([[https://skaldic.abdn.ac.uk/m.php?p=wordtextlp&i=308687|Þul Veðra 1 III/1]]; das Wort `Achse´ bedeutet schwingen, daher auch `Achsel´, weil die Arme beim Gehen schwingen)). Dieselbe Vorstellung findet sich auch im Persischen und Arabischen  (//mosāfer// مسافر von //Musāfahat// `die Flügel schwingen´) und im I-Ging-Zeichen [[https://de.wikipedia.org/wiki/I_Ging#/media/Datei:Iching-hexagram-56.svg|I-Ging-Zeichen]] 56: Der Wanderer 旅 lǚ. +  * altslaw. //пѫть, pǫtĭ// aus proto-slaw *pǫtь путь aus indogerm*pónteh₁s, verwandt mit sanskrit पथिन्, pathin latpons, pontis altgr. πόντος, póntos > russ. путь (putʹ) +‎ -е(-e-) +‎ ше́ствие (šéstvije) ((Proto-Slaw. *šьdlъ (resultative participle, later past tense, of *jьti (“gehen”) + *-ьstvo + *-ьje   )) > шествие shestviye Prozession > Puteshestviye 
-  Die **[[wiki:fahrt|Fahrt]]** verweist im ursprünglichen Sinne auf ein (technischesHilfsmittel, also in der ältesten Form [[wiki:schleife|Schleifen]], [[wiki:schlitten|Schlitten]], Boote, zuletzt [[wiki:karre|Karren]] und [[wiki:wagenbau|Wagen]]. +  * Türkisch yol + -cu 'zum Weg gehörige Gruppe' 
-  * Dem **Reisen** liegt das urgermanische Verb *risan zugrunde, das eine deutliche aggressive Bedeutung hat: Aufstehen und etwas unternehmen (englisch rise on)meist im Sinne von kämpfen, plündern, rauben.\\ Die aggressive  Bedeutung findet sich einzelsprachlich auch für die Fahrt, nicht aber für den Gang.+  Germanisch //gangan// und //wegan// > GangWeg
  
-==== Die Legitimation des Aufbruchs ==== +Aus dem zugrundeliegenden Handeln (angezeigt durch Verben der Fortbewegung wie germ//gangan//wegan) wird eine abstrakte Tätigkeit (Nomina wie **Gang** oder Weg). Diese grenzt sich zwar ab vom weglosen Gang (zB. Jagd) und vom zweckfreien Gang (z. B. Wallern, Wandern), enthält jedoch weder Angaben über verwendete technische Mittel noch über ein bestimmtes Ziel oder den verfolgten ZweckDer Gang nutzt den Weg, weil es ein gemeinsamer Weg ist. Gemeinschaftlich entstandene Wege führen zu anerkannten Zielen, also liegen sowohl dem dem Weg als auch dem Gang immer bekannte Ziele zugrunde.  
-Ursächlich für den Begriffswechsel erscheint die Legitimation des Aufbruchs des Einzelnen aus der GemeinschaftDamit erhält die Unternehmung einen Sinn für alle - jenseits von Fernweh oder ReiselustErlebnis oder Abenteuer. Diese Legitimation unterliegt den Zeitläuften und kann sich ändernIn `Urlaub´ ist die Erlaubnis noch zu erkennenUrlaub wird gewährt, weil sich die Gemeinschaft davon einen Nutzen verspricht und sei es die Wiederherstellung der Arbeitskraft+  * Im Deutschen wurde die Grundform ‚Gang‘ verdrängt durch //Fahrt// und //Reise//
 +  * Im Englischen verdrängten //travel// und //journey// die wegbezogenen Begriffe.
  
-==== Nomina der Fortbewegung in den altgermanischen Sprachen ==== +Die **[[wiki:fahrt|Fahrt]]** wurzelt begrifflich in der Landwirtschaft und verweist im ursprünglichen Sinne auf ein Hilfsmittel, setzt also [[wiki:fuhrwerke|Fuhrwerke]] vorausDie Fahrt ist eine gemeinschaftlich anerkannte Methode (ursprünglich für den Ackerbau)die nachfolgend als zielgerichtete Methode auf unbekannte Wege außerhalb angewandt wird. Anerkannte Ziele lassen Figuren erkennen: BotenGesandteKundschafterPilgerEntdecker ... 
-Eine gründliche Untersuchung ((''Winfried Breidbach'': //Reise - [[wiki:fahrt|Fahrt]] - Gang. Nomina der Fortbewegung in den altgermanischen Sprachen.// Peter Lang 1994  DissKöln)) fand 358 verschiedene Bezeichnungen für Fortbewegung in den ältesten Quellen der sieben altgermanischen Sprachen (( GotischAltwestnordischAltenglischAltfriesischAltsächsischAlthochdeutsch, Mittelhochdeutsch)) und reduzierte diese auf 21 Stämme für das `sich-fortbewegen´ des Menschen. Diese wurden auf ihre Bedeutung im textlichen Zusammenhang untersucht und geordnethier stark vereinfacht: + 
-  * *//senþa// erscheint als vorliterarische, urgermanische Bezeichnung der menschlichen Fortbewegung und wurde später von den nachfolgenden Formen verdrängt; *sent wäre deren indogermanische Wurzel im Sinne von sendensinnentrachten nachalso ein sich fortbewegen in einer bestimmten Richtung mit ZielZweck und Sinn; der frühe Reisende wäre dann ein Gesandter oder Sendboteweil er ausgesandt wurdeeine sinnvolle Aufgabe zu erledigen. +Das **Reisen** erhält erst später in mittelhochdeutscher Zeit die Bedeutung von `unterwegs-sein´ ([[wiki:reisegenerationen#dies inhaltlich unzureichend, untereinander nicht konsistent oder gar widersprüchlich ist|Heidenreise, Preußenreise]]) mit einer aggressiven Bedeutung bereits im Althochdeutschen (reisa)die im englischen //rise on// noch anklingt: Aufstehen und etwas unternehmen, meist im Sinne von Segel setzenkämpfenplündernrauben (ahd. rīsan = sich erhebensteigen, fallen).\\ Solch eine aggressive  Bedeutung findet sich hier und da einzelsprachlich auch für die Fahrtnicht aber für den Gangdas Wandern und WallernDieselbe Bedeutung hat das griechische //Ταξείδιον// (latinsiiert tassedium), ursprünglich als eine //expeditio bellica// ‚kriegerische Reise‘ gedeutet ((''Du Cange'': ''Glossarium ad scriptores mediae et infimae Graecitatis'')), wobei die Aufgabe des Anführers //‚procertari‘// genannt wird, also ‚sich auf einen Kampf einlassen‘. Das zugrunde liegende Verb //ταξείδεὑειν// kann auch mit //navigare// (‚segeln‘) übersetzt werdenIm 11. Jahrhundert schließlich bezeichnet das Wort //Taxedion// im Venezianischen eine bestimmte Art von Geschäftsunternehmungen (‚Collegantia‘)  ((''Stefania Gialdroni''''Albrecht Cordes''''Serge Dauchy'', ''Dave De ruysscher'', ''Heikki Pihlajamäki'' (Hg.)\\ //Migrating Words, Migrating Merchants, Migrating Law. Trading Routes and the Development of Commercial Law.//\\ 337 SLeiden 2020: Brill. [[https://library.oapen.org/bitstream/id/4b7fab3f-6761-4966-ab65-a0a77a15a2be/9789004416642.pdf|Online]] Dort wird verwiesen auf die Quelle: //Constituta legis et usus of Pisa// von 1146-56. In  Kapitel 12 (De socie tate facta inter extraneos, „Von der Gesellschaft zwischen Fremden") erscheint der Begriff tassedium (gr. Ταξείδιον) 23 mal im Sinne von ‚Handelsreise‘)). 
-  * *//ganga// (Fortbewegung aus eigener Kraft ohne Hilfsmittel; indogermanisch *ğhengh `schreiten, Schritt´und + 
-  * *//wega// (Ort der Fortbewegung und teils die Fortbewegung selbstsind in allen sieben Sprachen zu finden und dürften daher auch urgermanisch seinIm Wesentlichen leben beide mit ihrem Bedeutungsgehalt bis heute nahezu unverändert fort. +`**[[wiki:wandern|Wandern]]**´ ist verwandt mit `wenden´ und `wandeln´, also `(sich) verändern´. Das Altnordische bezeichnet den Wanderer als //vǫnsuðr // bildlich für `Der Schwingende´ (([[https://skaldic.abdn.ac.uk/m.php?p=wordtextlp&i=308687|Þul Veðra 1 III/1]]))Dieselbe Vorstellung findet sich im I-Ging-Zeichen [[https://de.wikipedia.org/wiki/I_Ging#/media/Datei:Iching-hexagram-56.svg|I-Ging-Zeichen]] 56: Der Wanderer 旅 lǚ. `Achse´ bedeutet schwingendaher auch `Achsel´, weil die Arme beim Gehen um dieselbe schwingen
-  * Das althochdeutsche *//reisa// und das mittelhochdeutsche //ge-verte// sind später entstanden. +    ''Hupfeld, D. H.''\\//Noch ein Wort über ἅξιoς und Verwandtes.//\\ Zeitschrift für Vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des DeutschenGriechischen und Lateinischen8.5 (1859370–375. [[http://www.jstor.org/stable/40845341|Online]] Mit Bezügen zu AchseWeg u.a. 
-  * *//faran// (< indogermanisch *per `hinüberführenübersetzendurchdringen´) mit Bezug zum Wasser verdrängt in späterer Zeit in sechs Sprachen (außer Gotischdas ältere *//senþa// mit weit gefasster BedeutungFaran wird das Wort mit den meisten Ableitungen und Aspekten und ist im heutigen Sprachgebrauch das sich fortbewegen mit einem Fahrzeug, aber auch die Fuhre für eine Wagenladung und die Furt durch ein Gewässer. + 
-  * *//wega// (indogermanisch *ųeğh) hat den Bedeutungsinhalt des "auf und ab" wie beim Wiegen mit einer Balkenwaage und dem "hin-und-her" eines gezogenen [[wiki:wagenbau|Wagens]] (zwischen Acker und Ort?) sowie abstrahiert davon die Bewegungsbahn (den [[wiki:weg|Weg]]) zwischen den beiden PolenWeg-Worte bildeten in der Untersuchung die umfangreichste QuelleNach der Erfindung des Wagens wurde dieser mangels Lenkung zunächst zwischen Ort und Feld eingesetzt und erzeugte den geraden Weg mit seiner Spurdem Geleise+==== Die Legitimation des Aufbruchs ==== 
-  *//weiþ-o// (ahd. weidamhd. weideaenglwaðbezeichnete das sich-fortbewegen zur Nahrungsbeschaffungalso ursprünglich das gezielte Angehen des Wildes auf der Jagd, später den Gang zur Weide, zum Fischgrund und erhielt sich bis zum 19Jahrhundert vielleicht im [[wiki:wadsack|Wadsack]].+Ursächlich für die Begriffswechsel erscheint ursprünglich die unterschiedliche Legitimation des [[wiki:aufbruch|Aufbruchs]] des [[wiki:einzelne|Einzelnen]] aus der Gemeinschaft. Damit erhielt die Unternehmung einen Sinn für alle: 
 +  * der Gesandte als Vertreter und Sprecher 
 +  * der Bote als Überbringer 
 +  * der Waidmann als Jäger zur Nahrungsuche 
 +  * der reisige Gaster als Krieger 
 +Diese Legitimation unterliegt den Zeitläuften und kann sich ändernIn `Urlaub´ ist die Erlaubnis noch zu erkennen. Urlaub wird gewährt, weil sich die Gemeinschaft davon einen Nutzen verspricht und sei es die Wiederherstellung der Arbeitskraft. Dagegen sind [[wiki:fernweh|Fernweh]], Reiselust, Erlebnis und ähnliches Kategorien des [[wiki:einzelne|Einzelnen]].
  
-(Fast) Alle diese Bezeichnungen verschieben ihren Bedeutungsinhalt in unterschiedlich ausgeprägter Art und Weise +===== Ein Lebensgefühl =====
-  * für das sich-fortbewegen, das Unterwegs-sein; +
-  * für einen Ort +
-  * dienen als Metapher +
-  * und als Iterativadverbien: zweimal, dreimal, viermal, immer, niemals. +
-Bereits in den ältesten verfügbaren Quellen der sieben Sprachen überwiegt die Verwendung als Metapher, so dass die praktische Bedeutung ein weitaus höheres Alter haben muss und sich der Sprachanalyse entzieht.+
   »Ich höre nachts die Lokomotiven pfeifen,    »Ich höre nachts die Lokomotiven pfeifen, 
   sehnsüchtig schreit die Ferne,    sehnsüchtig schreit die Ferne, 
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   Kurt Tucholsky (1890-1935)   Kurt Tucholsky (1890-1935)
  
-==== Ein Lebensgefühl ==== 
 Wer //unterwegs// ist (lat. [[wiki:viamus|viamus]]), denkt nicht groß über diesen [[wiki:reise-zustand|Reise-Zustand]] nach. Dieses Unterwegs-//Sein// nach der Rückkehr daheim leben zu wollen, ist symptomatisch für eine Ansteckung durch ein Reise-Virus (da gibt es unterschiedliche Formen). Manche sind immun dagegen, aber das ist nicht unbedingt ein Vorteil, denn //»Wer die Enge seiner Heimat ermessen will, reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte«// meinte ''Kurt Tucholsky''.\\  Wer //unterwegs// ist (lat. [[wiki:viamus|viamus]]), denkt nicht groß über diesen [[wiki:reise-zustand|Reise-Zustand]] nach. Dieses Unterwegs-//Sein// nach der Rückkehr daheim leben zu wollen, ist symptomatisch für eine Ansteckung durch ein Reise-Virus (da gibt es unterschiedliche Formen). Manche sind immun dagegen, aber das ist nicht unbedingt ein Vorteil, denn //»Wer die Enge seiner Heimat ermessen will, reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte«// meinte ''Kurt Tucholsky''.\\ 
-Dieses Lebensgefühl kann sehr unterschiedlichen Gruppen von [[wiki:Liste von Reisestilen|Reisenden]] innewohnen und ist als sinnspendende Lebenslust bereits in der Antike bekannt:+Dieses Lebensgefühl kann sehr unterschiedlichen Gruppen von [[wiki:liste_reisestile|Reisenden]] innewohnen und ist als sinnspendende Lebenslust bereits in der Antike bekannt:
   Ubi bene, ibi patria.   Ubi bene, ibi patria.
   Wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland.   Wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland.
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 ==== Daheim: Ein Hafen fürs Fernweh ==== ==== Daheim: Ein Hafen fürs Fernweh ====
-''Che Guevara'' beschrieb die Rückkehr in die Heimat als [[wiki:grenze_zwischen_leben_und_tod|Tod]] und Wiedergeburt und meinte »Ich bin nicht Ich«. Das Problem ist, dass Heimgekehrte und Zurückgebliebene sich in mancher Hinsicht nicht mehr verstehen. Der Reisende erzählt und die Zuhörer stülpen ein [[wiki:stereotyp|Stereotyp]] darüber, gegen das der Erzähler sich vergebens wehrt. Also sucht er Menschen, die ihn verstehen, findet zu **Fernreisemobil- und Globetrottertreffen** oder sucht **Gleichgesinnte im Club**. So lange er nicht unterwegs sein kann, sind //»Globetrottertreffen die zweitschönste Art unterwegs zu sein«// meint Günther Schumacher-Loose und so lange ist der Club //ein Hafen fürs Fernweh//. In [[wiki:fernreisemobil-treffen|Treffen]] und [[wiki:fernreisemobil-clubs|Clubs]] bildet sich eine Reiseszene kulturell aus; die sozialen Medien sind jedenfalls für die Reiseszene nachgeordnet, da ihnen das reisetypische Bewegen und persönliche Begegnen fehlt. +''Che Guevara'' beschrieb die Rückkehr in die Heimat als [[wiki:grenze_zwischen_leben_und_tod|Tod]] und Wiedergeburt und meinte »Ich bin nicht Ich«. Das Problem ist, dass Heimgekehrte und Zurückgebliebene sich in mancher Hinsicht nicht mehr verstehen. Der Reisende erzählt und die Zuhörer stülpen ein [[wiki:stereotyp|Stereotyp]] darüber, gegen das der Erzähler sich vergebens wehrt. Also sucht er Menschen, die ihn verstehen, findet zu Fernreisemobil- und Globetrottertreffen oder sucht Gleichgesinnte im Club. So lange er nicht unterwegs sein kann, sind //»Globetrottertreffen die zweitschönste Art unterwegs zu sein«// meint ''Günther Schumacher-Loose'' und bilden //einen Hafen fürs [[wiki:fernweh|Fernweh]]//. In [[wiki:fernreisemobiltreffen|Treffen]] und [[wiki:fernreisemobil-clubs|Clubs]] bildet sich eine Reiseszene kulturell aus; die sozialen Medien sind jedenfalls für die Reiseszene nachgeordnet, da ihnen das reisetypische Bewegen und persönliche Begegnen fehlt.
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-==== Vom Reisen erzählen ==== +
-Die Vermittlung von Welt über Medien findet traditionell über //Erzählen// und über //Literatur// statt und erzeugt damit Bilder in der Vorstellung. Die besten Geschichten hört man in einer Runde Weitgereister am Lagerfeuer. //Reiseliteratur// entsteht, wenn das Erzähltalent ausgeprägt ist und das Bedürfnis, sein Erlebtes auszudrücken stark genug. Reiseliteratur ist erfolgreich, weil viele von einem solchen Unterwegs-Sein träumen, jedoch den Aufbruch nicht wagen. Reisebilder wirken natürlich noch besser. Zwar fällt mangelndes Talent schneller auf, jedoch übertrumpfen Bilder bei der Vermittlung über den Bildschirm den Text um ein Vielfaches.\\  +
-Das Lebensgefühl des Unterwegs-Seins findet letztlich seinen zeittypischen Ausdruck insbesondere in den Genres [[wiki:Reiseliteratur|Reiseliteratur]], [[wiki:road_movie|Road Movie]], [[wiki:road_music|Road Music]]; hat es sich überlebt, lässt es sich in * [[wiki:museum|Museen]] bestaunen.  +
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-==== Wurzeln ==== +
-Unterbrochen von den Weltkriegen lässt sich //eine rote Linie des Unterwegs-Seins// erkennen: +
-  * ab 1944 mit der //[[wiki:beat_generation|Beat Generation]]// +
-  * 1957 »On the road« von ''Jack Kerouac'' +
-  * nach 1960 die Hippies mit dem [[wiki:magic-bus|Magic Bus]] auf der *[[wiki:Magical Mystery Tour |Magical Mystery Tour]]\\   +
-  * nach 1974 die [[wiki:globetrotter|Globetrotter]]\\  +
-  * heute die *[[wiki:fernmobilreisende|Fernmobilreisenden]] +
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-==== Der Markt ==== +
-Wird ein Lebensgefühl erfolgreich, entsteht ein **Markt**, heute sind das: +
-  * [[wiki:fernreisemobil-zeitschriften|Zeitschriften]] +
-  * [[wiki:Basisfahrzeuge|Basisfahrzeuge]] +
-  * [[wiki:aus-_umbauer|Ausbauer]] +
-  * [[wiki:Ausrüster|Ausrüstung]] +
-  * Messen +
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-==== Nachdenken über das Reisens ==== +
-Was macht dieses Lebensgefühl von *[[wiki:reisende|Reisenden]] aus? Der Versuch, seine Bedingungen und Voraussetzungen zu analysieren führt zu den Komponenten\\  +
-  *   *[[wiki:reise-Handwerk|Handwerk]]: Zeit, Geld, [[wiki:reisegepaeck|Ausrüstung]], [[wiki:dokumente|Papiere]]\\  +
-  *   *[[wiki:Zeit & Muße|Zeit]]: [[wiki:Langzeitreise|Langzeitreisen]], [[wiki:Freizeit|Freizeit]], [[wiki:Muße|Muße]], Auszeit, Urlaub\\ +
-  *   *[[wiki:Freiheit|Freiheit]]: Ungebunden oder Ausgestoßen?\\ +
-  *   *[[wiki:Staunen & Fremdheit, Neues & Neugier|Fremdheit]]: Das [[wiki:Das Neue|Neue & die Neugier]], [[wiki:Der Fremde|Der Fremde]], [[wiki:staunen|Staunen]] +
-  *   *[[wiki:Fussreisen|Reisen zu Fuß]]: [[wiki:Jäger & Sammler|Jäger & Sammler]], [[wiki:Nomaden|Nomaden]], [[wiki:Pilger|Pilger]], [[wiki:Fahrendes Volk|Fahrendes Volk]], [[wiki:Walz|Walz]], [[wiki:Wandern|Wandern]] +
-  *   *[[wiki:walz|Walz]]: Kunden, Wandergesellen, Vagabunden, Speckjäger +
-  *   *[[wiki:flucht|Flucht]]+
  
----- +==== Vom Reisen erzählen: Geschichten und Geschichte ==== 
-siehe auch\\  +Die Vermittlung von [[wiki:welt|Welt]] über Medien findet traditionell über //Erzählen// und über //Literatur// statt und erzeugt damit [[wiki:reisebilder|Bilder]] in der Vorstellung. Die besten Geschichten hört man in einer Runde Weitgereister am [[wiki:lagerfeuer|Lagerfeuer]]. //[[wiki:reiseliteratur|Reiseliteratur]]// entsteht, wenn das Erzähltalent ausgeprägt ist und das Bedürfnis, sein Erlebtes auszudrücken stark genug. Reiseliteratur ist erfolgreich, weil viele von einem solchen Unterwegs-Sein träumen, jedoch den [[wiki:aufbruch|Aufbruch]] nicht wagen. Reisebilder wirken natürlich noch besser. Zwar fällt mangelndes Talent schneller auf, jedoch übertrumpfen Bilder bei der Vermittlung über den Bildschirm den Text um ein Vielfaches.\\  
-[[wiki:weltreise|Weltreise]]\\  +Das Lebensgefühl des Unterwegs-Seins findet letztlich seinen zeittypischen Ausdruck insbesondere in den Genres [[wiki:Reiseliteratur|Reiseliteratur]], [[wiki:road_movie|Road Movie]], [[wiki:road_music|Road Music]]. Besondere Formen werden zur Mode und erzeugen einen Markt; hat es sich jedoch überlebt, ist es nur selten in [[wiki:liste_ausstellungen|Ausstellungen]] oder [[wiki:museum|Museen]] zu bestaunen, weil es keine Erzählung mehr dazu gibt. Eine rote Linie des Unterwegs-Seins zeigt die [[wiki:reisegenerationen|Zeitleiste der Reisegenerationen]].
-[[wiki:on_the_road|On the road]]\\  +
-[[wiki:reisen|Was ist Reisen?]]+
  
-=== Vom Reisen berichten === +[[wiki:reisen|Was ist Reisen?]] Was macht dieses Lebensgefühl von [[wiki:reisende|Reisenden]] aus? Der Versuch, seine Bedingungen und Voraussetzungen zu analysieren, findet Ansatzpunkte über:\\  
-  * 1985Durch die Libysche WüsteVon Ägypten in den [[wiki:1985 Sudan|Sudan]] +  * [[wiki:reise-Handwerk|Handwerk des Reisens]]\\ [[wiki:zeit_musse|Zeit]], Geld, [[wiki:reisegepaeck|Ausrüstung]], [[wiki:dokumente|Papiere]] 
-  * 1985Von Bulawayo (Simbabwe) zum [[wiki:okavango-1985|Okavango-Delta]] (Botswana) mit einem Ford Fiesta +  * [[wiki:Zeit & Muße|Zeit]]\\ [[wiki:Langzeitreise|Langzeitreisen]], [[wiki:Freizeit|Freizeit]], [[wiki:Muße|Muße]], Auszeit, Urlaub 
-  * 1999Auf vergessenen Pfaden von Köln nach IndienImpressionen aus dem [[wiki:1999 Iran|Iran]] +  * [[wiki:Freiheit|Freiheit]] oder [[wiki:heimatlos|heimatlos]]? 
-  * 1999Auf vergessenen Pfaden von Köln nach Indien. Teil 3Von [[wiki:Kashgar nach Lhasa |Kashgar nach Lhasa]] auf chinesischen Lastkraftwagen +  * [[wiki:Staunen & Fremdheit, Neues & Neugier|Fremdheit]]\\ Das [[wiki:Das Neue|Neue & die Neugier]], [[wiki:Der Fremde|Der Fremde]], [[wiki:staunen|Staunen]] 
-  * 1999Auf vergessenen Pfaden von Köln nach IndienNachdenkliches aus [[wiki:1999 Delhi|Delhi]]+  * [[wiki:Fussreisen|Reisen zu Fuß]]\\ [[wiki:Jäger & Sammler|Jäger & Sammler]], [[wiki:Nomaden|Nomaden]], [[wiki:Pilger|Pilger]], [[wiki:Fahrendes Volk|Fahrendes Volk]], [[wiki:Walz|Walz]], [[wiki:Wandern|Wandern]] 
 +  * [[wiki:walz|Walz]]: [[wiki:kundige|Kunden]], [[wiki:walz|Wandergesellen]], [[wiki:vagabund|Vagabunden]] 
 +  * [[wiki:flucht|Flucht]] 
 +  * [[wiki:weltreise|Weltreise]] 
 +  * [[wiki:on_the_road|On the road]] 
  
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wiki/unterwegs-sein.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/28 07:23 von norbert

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