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Tour

Die konstante Vorstellung der unterschiedlichen Bedeutungen von 'tour' – im Deutschen, Englischen, Französischen, Lateinischen bis zum zum altgriechischen 1) – ist die kreisende Bewegung um einen Mittelpunkt herum ('mouvement en rond'), also keine Fortbewegung auf ungewissen Wegen. Dies unterscheidet die Tour von anderen Konzepten des Unterwegs-Seins wie Reise oder Fahrt.
Synonym und gleichfalls die Rundreise (Tournee) betonend, sind dazu arabisch: جَوْلَة [dʒaula], italienisch: giro turistico, spanisch:gira, griechisch: περιοδεία, norwegisch: rundreise, portugiesisch digressão, schwedisch rundresa.

1696 führt Matthias Kremer in Essay d'une bonne Grammaire de Françoise unter Nota Diese und dergleichen Red Arten (S. 906) auf:

  • Faire un tour (un tour de promenade): einen kleinen Spazier-Gang thun
  • Faire le grand, le petit tour (de France): ganz oder halb Franckreich durch- oder umreisen
  • Faire le tour du monde: um die gantze Welt herum fahren (segeln)

Die `grand tour´ erscheint um 1660/70 (Collins Dictionary) und war eine Reiseform des englischen Adels, die ihre Söhne (selten die Töchter) auf eine Rundreise durch die europäischen kulturellen Zentren schickten, die durchaus ein Jahr oder länger beanspruchen konnte. Begleitet wurden diese Zöglinge von einem Tutor oder Chaperone als Führer. Diese um 1560 einsetzende Reiseform erreichte erst im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt und gilt als Vorform der späteren Bildungsreise. Unausgesprochen ist damit immer verbunden die Vorstellung einer geschickten Umsetzung. In diesem Sinne wurde Tour auf zahlreiche drehende Vorgänge übertragen vom konkret handwerklichen etwa an der Drehbank über eine Figur beim Tanzen bis zum abstrakten rhetorischen Kunstgriff im Sinne einer Wendung oder eben auch ein geschicktes Reisen als Kundiger und keine krumme Tour.

Damit gelangte der Begriff als Anglizismus in andere europäische Sprachen: dänisch tur, niederländisch tour, kroatisch turneja, rumänisch turneu, russisch тур, türkisch tur gezi, ukrainisch турне, wobei es im Französischen ab 1816 abgrenzend zurückübersetzt wird als tour visite.

Die Grand Tour kennzeichnet den Grand Tourist (→ Zeitleiste der Touristen-Literatur und dort die Zeichnungen vom Ende des 18. Jahrhunderts). Zeitverzögert wurde das Massenphänomen mit Tourismus bezeichnet, welches den Begriff Fremdenverkehr verdrängte.

Literatur

  • Marc Boyer
    Histoire générale du tourisme du XVIe au XXIe siècle
    327 S. Bibliogr. p. 322-326. Filmogr. p. 326 Éditions L'Harmattan, 2005
    Zur Etymologie S. 5-7
  • Neil Leiper
    An etymology of “tourism”
    Annals of Tourism Research, 10.2 (1983) 277-280 DOI
    Mit einem Hinweis auf die Familie La Tour, die im 18. Jahrhundert britische Händler nach Kontinentaleuropa zog.
  • Jiménez Guzmán, Luis Fernando
    Teoría Turística: un enfoque integral del hecho social.
    Bogotá 1986: Universidad Externado de Colombia.
  • Houlot, Arthur
    Le Turisme et La Biblie.
    Revue l´Académie Internationale du Turisme. 1961 Monaco.
    Der Autor vermutet den etymologischen Ursprung im Altaramäischen, wo sich das im Talmud verwendete Wort „tur“ auf Moses‘ Pilgerreise durch Kanaan bezieht.
1)
`das Runde, sich kreisförmig Bewegende´, das über mittellateinisches tornum auf altgriechisches tornos τόρνος zurückgeht, ein 'zirkelähnliches Werkzeug'; dazu ausführlich „Tourismus“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, online, das zusammen mit der Messschnur (gr. stathme) verwendet wurde.
ausführlich: „tour, f.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Version 01/21 Online und ebenda auch „tourist, m.“ Online
wiki/tour.1748612085.txt.gz · Zuletzt geändert: 2025/05/30 13:34 von norbert

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