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 Für die nachfolgende Typologie von Stöcken und Stäben findet sich in der Fachliteratur kein Anknüpfungspunkt und so ist dies der vielleicht erste Versuch einer systematischen Analyse dieses Gegenstandsfeldes. Dieser Versuch fokussiert auf Stöcke, die dem »Wesen« des Stabes als Werkzeug und Waffe entsprechen, indem sie tragbar sind und die mechanischen Grundfunktionen (s. Typologie 1) ermöglichen: Stützen, Schlagen, Stoßen; die meisten solcher Stäbe reichen bis in Brusthöhe, plus minus einem halben Meter und lassen sich bequem mit der Hand umfassen. Überlange Stöcke (z.B. Lanzen wie die //hasta sanguinea//), überschwere (z.B. Mast), kurze (z.B. Zeigestab) und ortsfeste (z.B. Pfosten, Stangen wie das //pilum murale//) bleiben hier unbeachtet. Für die nachfolgende Typologie von Stöcken und Stäben findet sich in der Fachliteratur kein Anknüpfungspunkt und so ist dies der vielleicht erste Versuch einer systematischen Analyse dieses Gegenstandsfeldes. Dieser Versuch fokussiert auf Stöcke, die dem »Wesen« des Stabes als Werkzeug und Waffe entsprechen, indem sie tragbar sind und die mechanischen Grundfunktionen (s. Typologie 1) ermöglichen: Stützen, Schlagen, Stoßen; die meisten solcher Stäbe reichen bis in Brusthöhe, plus minus einem halben Meter und lassen sich bequem mit der Hand umfassen. Überlange Stöcke (z.B. Lanzen wie die //hasta sanguinea//), überschwere (z.B. Mast), kurze (z.B. Zeigestab) und ortsfeste (z.B. Pfosten, Stangen wie das //pilum murale//) bleiben hier unbeachtet.
  
-Entwicklungsgeschichtlich sind Stöcke und Stäbe wesentlich durch die natürlichen Eigenschaften und Wuchsformen verholzender (Bäume, Sträucher, Stauden) und pseudo-verholzender (Steckenkräuter, Bambus) Gewächse bestimmt.  Es ist daher anzunehmen, dass die frühe Nutzung von Stäben durch //»function follows form«// geprägt wurde, gefolgt von einer durch die Erfahrung geprägte Optimierung natürlicher Formen, bevor es zu Erfindungen wie der Schäftung kam, bei dem sich technisches Denken in //»form follows function«// spiegelt ((''Ronald A. Finke, Thomas B. Ward, Steven M. Smith''\\ //Creative Cognition//\\ Theory, Research and Applications.\\ MIT Press, Cambridge 1996.)).\\ +Entwicklungsgeschichtlich sind Stöcke und Stäbe wesentlich durch die natürlichen Eigenschaften und Wuchsformen verholzender (Bäume, Sträucher, Stauden) und pseudo-verholzender (Steckenkräuter, Bambus) Gewächse bestimmt.  Es ist daher anzunehmen, dass die frühe Nutzung von Stäben durch //»function follows form«// geprägt wurde, gefolgt von einer durch die Erfahrung geprägte Optimierung natürlicher Formen und spielerisch erprobter Zweckentfremdung (»exaptation«), bevor es zu Erfindungen wie der Schäftung kam, bei dem sich technisches Denken in //»form follows function«// spiegelt ((''Ronald A. Finke, Thomas B. Ward, Steven M. Smith''\\ //Creative Cognition//\\ Theory, Research and Applications.\\ MIT Press, Cambridge 1996.)).\\ 
 Dabei können Knochen, Hörner und Geweihstangen Vorbild nicht nur für Formen geliefert haben, denn was sich mit einem Gehörn alles bewerkstelligen lässt, zeigen wilde Tiere dem Beobachter kämpfend, im Boden wühlend, stoßend und reibend.\\   Dabei können Knochen, Hörner und Geweihstangen Vorbild nicht nur für Formen geliefert haben, denn was sich mit einem Gehörn alles bewerkstelligen lässt, zeigen wilde Tiere dem Beobachter kämpfend, im Boden wühlend, stoßend und reibend.\\  
 Mineralstäbe gibt es in Form von //Fulguriten//, zerbrechlichen glasartigen Blitzröhren, die im Sand durch Blitzeinschlag entstanden. Auch manche Minerale (insbesondere Quarzite und Calcite) können stabähnliche Kristalle bilden wie etwa Bergkristall. Mineralstäbe gibt es in Form von //Fulguriten//, zerbrechlichen glasartigen Blitzröhren, die im Sand durch Blitzeinschlag entstanden. Auch manche Minerale (insbesondere Quarzite und Calcite) können stabähnliche Kristalle bilden wie etwa Bergkristall.
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 Griechischer Kerykeion ((''Franz Beotzkes''\\ //Das Kerykeion//\\ Diss. Münster 1913; später:  Griechischer Kerykeion ((''Franz Beotzkes''\\ //Das Kerykeion//\\ Diss. Münster 1913; später: 
-''Franz Boetzkes''\\ //Kerykeion, der Heroldstab im allg., im besonderen der Stab des Hermes//\\ in: Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft 1921. 1,11,1 S.330-342)) und römischer [[http://www.rdklabor.de/wiki/Caduceus|caduceus]] ((hebräisch kados `heilig´, siehe ''F. Nork''\\ //Vergleichende Mythologie zum nähern Verständniss vieler Bibelstelllen// Leipzig 1836)) sind im Prinzip identisch, werden jedoch über die Jahrhunderte äußerst unterschiedlich dargestellt. Je nach Genauigkeit einer Darstellung ist es schwer oder auch unmöglich ähnliche Symbole zu unterscheiden: zwei Spitzen könnten Triebe sein, eine Mondsichel, stilisierte Schlangen ((''Percy Preston''\\ Metzler Lexikon antiker Bildmotive\\ Metzler, Stuttgart, Weimar 1997)). Die Darstellung mit zwei Schlangen - bis heute Zeichen der heilenden Berufe - ist die jüngste und vieldeutigste, sie vereint: den Äskulapstab, den Patriarchenstab //Kerykeion//, den Bischofstab von ''Otto von Bamberg'', den //Caduceus// von Hermes, Merkur, Turms, die Stäbe von //Moses// und //Aaron//, die Stäbe der ägyptischen Pharaos und Magier. Ob der Schlangenstab in Ägypten (dem Mutterland der Magie und Chemie) wurzelt oder in Mesopotamien ((''A.L. Frothingham''\\ //The Babylonian Origin of Hermes the Snake-God, and of the Caduceus//\\ AJA 20.2 (1916) 175‐211)) sei dahingestellt.\\ +''Franz Boetzkes''\\ //Kerykeion, der Heroldstab im allg., im besonderen der Stab des Hermes//\\ in: Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft 1921. 1,11,1 S.330-342)) und römischer [[http://www.rdklabor.de/wiki/Caduceus|caduceus]] ((hebräisch kados `heilig´, siehe ''F. Nork''\\ //Vergleichende Mythologie zum nähern Verständniss vieler Bibelstelllen// Leipzig 1836)) sind im Prinzip identisch, werden jedoch über die Jahrhunderte äußerst unterschiedlich dargestellt. Je nach Genauigkeit einer Darstellung ist es schwer oder auch unmöglich ähnliche Symbole zu unterscheiden: zwei Spitzen könnten Triebe sein, eine Mondsichel, stilisierte Schlangen ((''Percy Preston''\\ Metzler Lexikon antiker Bildmotive\\ Metzler, Stuttgart, Weimar 1997)). Die Darstellung mit zwei Schlangen - bis heute Zeichen der heilenden Berufe - ist die jüngste und vieldeutigste, sie vereint: den Äskulapstab, den Patriarchenstab //Kerykeion//, den Bischofstab von ''Otto von Bamberg'', den //Caduceus// von Hermes, Merkur, Turms, die Stäbe von //Moses// und //Aaron//, die Stäbe der ägyptischen Pharaos und Magier. Ob der Schlangenstab in Ägypten (dem Mutterland der Magie und Chemie) wurzelt oder in Mesopotamien ((''A.L. Frothingham''\\ //The Babylonian Origin of Hermes the Snake-God, and of the Caduceus//\\ AJA 20.2 (1916) 175‐211)) sei dahingestellt. Allerdings ähnelt das Keilschriftzeichen für Schlange (BU) dem WAS-Zepter; die gegabelte Spitze stellt deutlich eine doppelzüngige Schlange dar.\\ 
 Ältere Darstellungen zeigen Halbkreise und Kreise, die sich als Sichel, Mond, Sonne oder Acht deuten ließen. Die Vielzahl der Caduceus-Formen hat ''de Waele'' zusammengestellt und geordnet ((''Ferdinand Joseph M. de Waele''\\ //The magic staff or rod in graeco-italian antiquity// \\ Erasmus, Gent 1927\\ Die archaiste Form des Stabes erinnert an eine ebenfalls alte Darstellung des »Blitzbündels« durch den Gott Adad auf einem nicht datierten babylonischen [[https://ia902702.us.archive.org/14/items/lightfromeastor00ballgoog/lightfromeastor00ballgoog.pdf|Rollsiegel]], siehe:\\ ''Charles J. Ball''\\ //Light from the east or the witness of the monuments//\\: an introduction to the study of biblical archaeology.\\ London : Eyre & Spottiswoode, 1899, S. 12)) und führt die abstrahierten geometrischen Formen letztlich zurück auf den `gegabelten Ast´, dessen lange Zweigspitzen mehr oder weniger gekrümmt, gebogen, verzwirbelt wachsen oder so geformt werden. Stäbe, denen diese natürliche Form des Astes noch anzusehen ist, führt der etruskische [[wiki:reisegoetter|Reisegott]] ''Trums'' und selten sind sie auch in griechischen Motiven zu finden ((z.B. ''Anneliese Peschlow-Bindokat''\\ //Demeter und Persephone in der Attischen Kunst des 6. bis 4. Jahrhunderts v. Chr.//,\\ Sonderdruck des Deutschen Archäologischen Instituts, Band 87, 1972; Berlin, Walter de Gruyter, S. 61-157, hier S. 96 ''Hermes'' mit Astgabel in einer sehr archaischen Szene, bei der ''Persephone'' aus dem Boden wächst und ''Pane'' tanzen)). Die verzwirbelte Astgabel dient oft auch als Symbol für den Blitz. Ältere Darstellungen zeigen Halbkreise und Kreise, die sich als Sichel, Mond, Sonne oder Acht deuten ließen. Die Vielzahl der Caduceus-Formen hat ''de Waele'' zusammengestellt und geordnet ((''Ferdinand Joseph M. de Waele''\\ //The magic staff or rod in graeco-italian antiquity// \\ Erasmus, Gent 1927\\ Die archaiste Form des Stabes erinnert an eine ebenfalls alte Darstellung des »Blitzbündels« durch den Gott Adad auf einem nicht datierten babylonischen [[https://ia902702.us.archive.org/14/items/lightfromeastor00ballgoog/lightfromeastor00ballgoog.pdf|Rollsiegel]], siehe:\\ ''Charles J. Ball''\\ //Light from the east or the witness of the monuments//\\: an introduction to the study of biblical archaeology.\\ London : Eyre & Spottiswoode, 1899, S. 12)) und führt die abstrahierten geometrischen Formen letztlich zurück auf den `gegabelten Ast´, dessen lange Zweigspitzen mehr oder weniger gekrümmt, gebogen, verzwirbelt wachsen oder so geformt werden. Stäbe, denen diese natürliche Form des Astes noch anzusehen ist, führt der etruskische [[wiki:reisegoetter|Reisegott]] ''Trums'' und selten sind sie auch in griechischen Motiven zu finden ((z.B. ''Anneliese Peschlow-Bindokat''\\ //Demeter und Persephone in der Attischen Kunst des 6. bis 4. Jahrhunderts v. Chr.//,\\ Sonderdruck des Deutschen Archäologischen Instituts, Band 87, 1972; Berlin, Walter de Gruyter, S. 61-157, hier S. 96 ''Hermes'' mit Astgabel in einer sehr archaischen Szene, bei der ''Persephone'' aus dem Boden wächst und ''Pane'' tanzen)). Die verzwirbelte Astgabel dient oft auch als Symbol für den Blitz.
  
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 Sofern jedoch zum einen keine wesentlichen Spuren mechanischer Nutzung erkennbar sind und zum anderen Zeichen auf dem Stab eingeritzt sind, ist die Nutzung wahrscheinlich über die Zeichen zu deuten. Bei dieser Art von Stäben geht es nicht um Kraft, Hebel oder Drehmoment. Diese Art von Werkzeug setzt Regeln und Normen in einer Gruppe voraus; diese festzusetzen und durchzusetzen erfordert Herrschaft; sie zu verstehen erfordert Bildung. Das mechanische Stabwerkzeug kann jeder mehr oder weniger gut handhaben; das informationstechnische Stabwerkzeug erfordert kognitiv Abstraktionsvermögen und sozial einen Zugang, eine gemeinschaftliches Übereinkommen, ein Vorwissen oder ein hermetisches [[wiki:wissen|Wissen]]. Sofern jedoch zum einen keine wesentlichen Spuren mechanischer Nutzung erkennbar sind und zum anderen Zeichen auf dem Stab eingeritzt sind, ist die Nutzung wahrscheinlich über die Zeichen zu deuten. Bei dieser Art von Stäben geht es nicht um Kraft, Hebel oder Drehmoment. Diese Art von Werkzeug setzt Regeln und Normen in einer Gruppe voraus; diese festzusetzen und durchzusetzen erfordert Herrschaft; sie zu verstehen erfordert Bildung. Das mechanische Stabwerkzeug kann jeder mehr oder weniger gut handhaben; das informationstechnische Stabwerkzeug erfordert kognitiv Abstraktionsvermögen und sozial einen Zugang, eine gemeinschaftliches Übereinkommen, ein Vorwissen oder ein hermetisches [[wiki:wissen|Wissen]].
  
-Ein informationstechnisches Werkzeug kann Informationen erzeugen (wie der Zeiger der Sonnenuhr), Informationen verarbeiten sowie Informationen speichern (Kerbstab). Es kann als ein Zeichen erscheinen (wie der Schulzenstab) und kann zum anderen Zeichen tragen. Das Wort `Zeichen´ ((indogerm. [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|dhei̯ə]])) meint ursprünglich `sehen´ verbunden mit Aufmerksamkeit, Einsicht, Verstehen, also ein Schauen hinter das oberflächlich Gesehene, das ein Denken auslöst und zum Erkennen führt. Das Zeichen ist mehrschichtig:+Ein informationstechnisches Werkzeug kann Informationen erzeugen (wie der Zeiger der Sonnenuhr), Informationen verarbeiten sowie Informationen speichern (Kerbstab). Es kann als ein Zeichen erscheinen (wie der Schulzenstab) und kann zum anderen Zeichen tragen. Das Wort `Zeichen´ ((indogerm. [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|dhei̯ə]])) meint ursprünglich `sehen´ verbunden mit Aufmerksamkeit, Einsicht, Verstehen, also ein Schauen hinter das oberflächlich Gesehene, das ein Denken auslöst und zum Erkennen führt. Das Zeichen ist mehrschichtig ((''Francesco d'Errico, Luc Doyon, Ivan Colagé, Alain Queffelec, Emma Le Vraux, Giacomo Giacobini, Bernard Vandermeersch and Bruno Maureille'': //From number sense to number symbols//. An archaeological perspective. Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological SciencesVolume 373, Issue 1740 Published:01 January 2018 https://doi.org/10.1098/rstb.2016.0518)):
   * Als //Ikon// aktiviert der gezeichnete Strich die Vorstellung eines Stabes, welche auf der formalen Ähnlichkeit als Relation zum Stab beruht und diese auf die Gesamtheit der Stäbe abstrahiert. Dieser Strich ist aber auch mit der Bedeutung des Wertes "1" verbunden oder mit "Finger" oder mit "diese Richtung".   * Als //Ikon// aktiviert der gezeichnete Strich die Vorstellung eines Stabes, welche auf der formalen Ähnlichkeit als Relation zum Stab beruht und diese auf die Gesamtheit der Stäbe abstrahiert. Dieser Strich ist aber auch mit der Bedeutung des Wertes "1" verbunden oder mit "Finger" oder mit "diese Richtung".
   * Als //Symbol// ruft das Zeichen eine soziale Konvention auf, also eine gesellschaftlich übereinstimmende Reaktion: Wer den Rednerstab hat, darf reden. Wer den Schulzenstab erhält, muss kommen.   * Als //Symbol// ruft das Zeichen eine soziale Konvention auf, also eine gesellschaftlich übereinstimmende Reaktion: Wer den Rednerstab hat, darf reden. Wer den Schulzenstab erhält, muss kommen.
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 Ein kleiner sprachlicher Rest hat sich in der `Wallfahrt´ erhalten, denn das altfriesische //walu-berа// `Stabträger´ bezeichnet einen »Fahrenden Mann, Wanderer, [[wiki:pilger|Pilger]], Wallfahrter«, [[http://www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemma=wallaere|Waller]], also dessen spirituelle Ziele ohne Hinweise auf Macht oder Magie. Ein kleiner sprachlicher Rest hat sich in der `Wallfahrt´ erhalten, denn das altfriesische //walu-berа// `Stabträger´ bezeichnet einen »Fahrenden Mann, Wanderer, [[wiki:pilger|Pilger]], Wallfahrter«, [[http://www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemma=wallaere|Waller]], also dessen spirituelle Ziele ohne Hinweise auf Macht oder Magie.
  
-Materiell findet sich ein Ringstaf oder Klingerstaf ((Ringstaf auf Schonen oder Klingerstaf wenn lose Ringe daran befestigt sind. Wird in die Erde gesteckt, um Dämonen zu vertreiben. - Hoffmann-Krayer, E., & In Bächtold-Stäubli, H. (1927). Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. (Handwörterbücher zur Deutschen Volkskunde.) Berlin: W. de Gruyter. Bd. IV, S. 131, unter `Hirtenstab´)) noch bis in die Neuzeit im Schwedischen als Hirtenstab: »Außerdem führeten sie [die Kühehirten] auch einen besondern Hirtenstab in der Hand, welcher nicht wenig das Vieh in Furcht regte.  +Materiell findet sich ein Ringstaf oder Klingerstaf ((Ringstaf auf Schonen oder Klingerstaf wenn lose Ringe daran befestigt sind. Wird in die Erde gesteckt, um Dämonen zu vertreiben. - Hoffmann-Krayer, E., & In Bächtold-Stäubli, H. (1927). Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. (Handwörterbücher zur Deutschen Volkskunde.) Berlin: W. de Gruyter. Bd. IV, S. 131, unter `Hirtenstab´)) noch bis in die Neuzeit im Schwedischen als Hirtenstab: »Außerdem führeten sie [die Kühehirten] auch einen besondern Hirtenstab in der Hand, welcher nicht wenig das Vieh in Furcht regte. Dieser Hirtenstab, der hier wegen der an ihm befindlichen Ringe, Ringstaf genannt ward, war eine halbe Elle lang, und besteht aus einem Stocke, oder hölzernen Schafte, mit einer umgebogenen und gedreheten Eisenstange, welche am Ende und in der Mitten festsaß. An dieser Stange hiengen fünf eiserne Ringe, welche ein Gerassel an der Stange machten.« ((Linné, C. ., & Klein, K. E. (1756). Herrn Carl Linnäi ... Reisen durch das Königreich Schweden, welche auf Befehl der hohen Obrigkeit, zur Verbesserung der Naturkunde, Haushaltungs-und Arzneykunst von ihm angestellt, und mit Anmerkungen, so die Geschichte, Alterthümer, Sitten und Lebensart der Einwohner betreffen, nachher sind herausgegeben worden: Erster Theil. Leipzig: Bey Gottfried Kiesewetter. S. 168)) sowie in Ostpreußen ((Gaerte, W. (1956). Volksglaube und Brauchtum Ostpreussens: Beiträge zur vergleichenden Volkskunde. Würzburg: Holzner-Verlag. S. 27 Ringlstav, Ranglstock mit Hinweis auf Abbildungen)) und Westfalen als Klingelstab ((Grimms Wörterbuch unter `Klingel´)). 
-Dieser Hirtenstab, der hier wegen der an ihm befindlichen Ringe, Ringstaf genannt ward, war eine halbe Elle lang, und besteht aus einem Stocke, oder hölzernen Schafte, mit einer umgebogenen und gedreheten Eisenstange, welche am Ende und in der Mitten festsaß. An dieser Stange hiengen fünf eiserne Ringe, welche ein Gerassel an der Stange machten.« ((Linné, C. ., & Klein, K. E. (1756). Herrn Carl Linnäi ... Reisen durch das Königreich Schweden, welche auf Befehl der hohen Obrigkeit, zur Verbesserung der Naturkunde, Haushaltungs-und Arzneykunst von ihm angestellt, und mit Anmerkungen, so die Geschichte, Alterthümer, Sitten und Lebensart der Einwohner betreffen, nachher sind herausgegeben worden: Erster Theil. Leipzig: Bey Gottfried Kiesewetter.S. 168))+
 ==== Der Lituus: hethitisch, etruskisch, römisch ==== ==== Der Lituus: hethitisch, etruskisch, römisch ====
 Der //Lituus// des römischen Kaisers war ein stark gekrümmter bis spiralförmig endender Kultstab __ohne__ Knoten mit leicht verdickter Handhabe ((''Erika Simon'' \\ //The Religion of the Etruscans//\\ Nancy Thomson de Grummond (Hg.)\\ University of Texas 2009  S. 38, Abb. 111.13)). Dieser Stab stand für weltliche Herrschaft aber auch für die Eigenschaft des Herrschers als Augur ((''Günter Neumann''\\ //Zur Etymologie von lat. augur//\\ Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft 1976,  219-230)) zur Deutung des Vogelflugs ((''Edwin Flinck''\\ //Auguralia und Verwandtes//\\ in: Ann. Acad. Scient. Fenn. Ser. B tom. XI, 10, Helsinki 1921\\ identisch in: Commentationes in honorem F. Gustafsson, Helsinki 1921)). Unter Kaiser Augustus wurde er zum häufigsten religiösen Symbol und verdrängte den Thyrsos ((''Victoria Györi''\\ //The Lituus and Augustan provincial coinage//\\ Acta  Ant.  Hung. 55, 2015, 45–60)). Etymologisch wird `lituus´ auf `krümmen, biegen´, aber auch `verbergen´ zurückgeführt ((''Rosemarie Lühr'' (Hg.)\\ //Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen//, Band 5, Vandenhoeck & Ruprecht, 2014; Stichwort Lituus\\ ''Gertraud Breyer''\\ //Etruskisches Sprachgut im Lateinischen unter Ausschluss des spezifisch onomastischen Bereiches//\\ Peeters Publishers, 1993, Vergleich der Deutungen S. 139-140: möglicherweise nicht etruskischen Ursprungs.)). Der Sage nach soll der Stadtgründer Romulus damit die Bezirke der Stadt gekennzeichnet haben ((Plutarch, Camillus 32)). Tatsächlich übernahmen die Römer diesen Stab von den Etruskern, deren Wurzeln zu den Hethitern führen ((''Claus Ambos, Ingrid Krauskopf''\\ //The Curved Staff in the Ancient Near East as a Predecessor of the Etruscan Lituus//\\ In: Lammert Bouke van der Meer (Hrsg.): Material aspects of Etruscan religion (= Babesch. Supplementband 16). Peeters, Leuven 2010, ISBN 978-90-429-2366-9, S. 127–153\\ ''S. Alp''\\ //La désignation du Lituus en Hittite//\\ Journal of Cuneiform Studies Vol. 1, No. 2 (1947), S. 164-175\\ The University of Chicago Press\\  DOI: 10.2307/1359263, https://www.jstor.org/stable/1359263\\ ''S. Alp''\\ //Hitit Metinlerinde GIŠkalmuş "lituus" ve ḪUB.BI "küpe" GIŠkalmuş "Lituus" and ḪUB.BI "earring" in the Hittite texts//\\ in: Belleten 12 301-319, 320-324)). In der etruskischen Religion diente der Lituus als Kultstab zum Bestimmen der Himmelsrichtungen, nach denen die Tempel und Felder ausgerichtet wurden. Er könnte dabei als Werkzeug gedient haben. Die Lituus-Funde in Kalkriese könnten so gedeutet werden ((''Wiegels, Rainer''. //Krummstäbe: Rätselhafte Fundstücke Aus Kalkriese//. Archäologie in Deutschland, 2015, pp. 49–52. JSTOR, www.jstor.org/stable/26321971. Accessed 29 Oct. 2020.)). Der //Lituus// des römischen Kaisers war ein stark gekrümmter bis spiralförmig endender Kultstab __ohne__ Knoten mit leicht verdickter Handhabe ((''Erika Simon'' \\ //The Religion of the Etruscans//\\ Nancy Thomson de Grummond (Hg.)\\ University of Texas 2009  S. 38, Abb. 111.13)). Dieser Stab stand für weltliche Herrschaft aber auch für die Eigenschaft des Herrschers als Augur ((''Günter Neumann''\\ //Zur Etymologie von lat. augur//\\ Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft 1976,  219-230)) zur Deutung des Vogelflugs ((''Edwin Flinck''\\ //Auguralia und Verwandtes//\\ in: Ann. Acad. Scient. Fenn. Ser. B tom. XI, 10, Helsinki 1921\\ identisch in: Commentationes in honorem F. Gustafsson, Helsinki 1921)). Unter Kaiser Augustus wurde er zum häufigsten religiösen Symbol und verdrängte den Thyrsos ((''Victoria Györi''\\ //The Lituus and Augustan provincial coinage//\\ Acta  Ant.  Hung. 55, 2015, 45–60)). Etymologisch wird `lituus´ auf `krümmen, biegen´, aber auch `verbergen´ zurückgeführt ((''Rosemarie Lühr'' (Hg.)\\ //Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen//, Band 5, Vandenhoeck & Ruprecht, 2014; Stichwort Lituus\\ ''Gertraud Breyer''\\ //Etruskisches Sprachgut im Lateinischen unter Ausschluss des spezifisch onomastischen Bereiches//\\ Peeters Publishers, 1993, Vergleich der Deutungen S. 139-140: möglicherweise nicht etruskischen Ursprungs.)). Der Sage nach soll der Stadtgründer Romulus damit die Bezirke der Stadt gekennzeichnet haben ((Plutarch, Camillus 32)). Tatsächlich übernahmen die Römer diesen Stab von den Etruskern, deren Wurzeln zu den Hethitern führen ((''Claus Ambos, Ingrid Krauskopf''\\ //The Curved Staff in the Ancient Near East as a Predecessor of the Etruscan Lituus//\\ In: Lammert Bouke van der Meer (Hrsg.): Material aspects of Etruscan religion (= Babesch. Supplementband 16). Peeters, Leuven 2010, ISBN 978-90-429-2366-9, S. 127–153\\ ''S. Alp''\\ //La désignation du Lituus en Hittite//\\ Journal of Cuneiform Studies Vol. 1, No. 2 (1947), S. 164-175\\ The University of Chicago Press\\  DOI: 10.2307/1359263, https://www.jstor.org/stable/1359263\\ ''S. Alp''\\ //Hitit Metinlerinde GIŠkalmuş "lituus" ve ḪUB.BI "küpe" GIŠkalmuş "Lituus" and ḪUB.BI "earring" in the Hittite texts//\\ in: Belleten 12 301-319, 320-324)). In der etruskischen Religion diente der Lituus als Kultstab zum Bestimmen der Himmelsrichtungen, nach denen die Tempel und Felder ausgerichtet wurden. Er könnte dabei als Werkzeug gedient haben. Die Lituus-Funde in Kalkriese könnten so gedeutet werden ((''Wiegels, Rainer''. //Krummstäbe: Rätselhafte Fundstücke Aus Kalkriese//. Archäologie in Deutschland, 2015, pp. 49–52. JSTOR, www.jstor.org/stable/26321971. Accessed 29 Oct. 2020.)).
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