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wiki:reitwagen

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   * **1843 bezeichnete Reitwagen das neu erfundene Laufrad mit zwei Rädern auf zwei Achsen**\\ (»Draisine«, noch ohne Kurbelantrieb) (( S. 101 in: Adolf Spieß: Die Lehre der Turnkunst Bd. 3: Die Stemmübungen Basel 1843: Schweighauser Buchhandlung))   * **1843 bezeichnete Reitwagen das neu erfundene Laufrad mit zwei Rädern auf zwei Achsen**\\ (»Draisine«, noch ohne Kurbelantrieb) (( S. 101 in: Adolf Spieß: Die Lehre der Turnkunst Bd. 3: Die Stemmübungen Basel 1843: Schweighauser Buchhandlung))
   * **1885 Reitwagen als Name des ersten Motorrades (mit zwei Stützrädern)**\\ ''Wilhelm Maybach'' und ''Gottlieb Daimler'' hatten 1885 die »Standuhr« entwickelt, einen schnelllaufenden Viertaktmotor. Darin beschleunigen die explosionsartigen Verbrennungen einen Kolben, der wiederum eine Kurbelscheibe antreibt. Das sollte für Testläufe vom Versuchsstand auf ein mobiles Fahrzeug übertragen werden. Technisch erfordert dieser Schritt zusätzlich eine Kupplung, ein Getriebe, einen Gaszug, Lenkung und Bremse, damit die Fahrt zerstörungsfrei erfolgen kann. Das einfachste Fahrzeug, das diesen Anforderungen damals am nächsten kam, war das Velociped (Fahrrad) mit Kurbelantrieb, für das 1879/1884 die Kettenübersetzung entwickelt wurde. Der Reitwagen erhielt allerdings ein Zahnradgetriebe ([[https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Daimler_Reitwagen.JPG#/media/Datei:Daimler_Reitwagen.JPG|Abbildung]]) sowie seitliche Stützräder.   * **1885 Reitwagen als Name des ersten Motorrades (mit zwei Stützrädern)**\\ ''Wilhelm Maybach'' und ''Gottlieb Daimler'' hatten 1885 die »Standuhr« entwickelt, einen schnelllaufenden Viertaktmotor. Darin beschleunigen die explosionsartigen Verbrennungen einen Kolben, der wiederum eine Kurbelscheibe antreibt. Das sollte für Testläufe vom Versuchsstand auf ein mobiles Fahrzeug übertragen werden. Technisch erfordert dieser Schritt zusätzlich eine Kupplung, ein Getriebe, einen Gaszug, Lenkung und Bremse, damit die Fahrt zerstörungsfrei erfolgen kann. Das einfachste Fahrzeug, das diesen Anforderungen damals am nächsten kam, war das Velociped (Fahrrad) mit Kurbelantrieb, für das 1879/1884 die Kettenübersetzung entwickelt wurde. Der Reitwagen erhielt allerdings ein Zahnradgetriebe ([[https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Daimler_Reitwagen.JPG#/media/Datei:Daimler_Reitwagen.JPG|Abbildung]]) sowie seitliche Stützräder.
-Die Bezeichnung Reitwagen kommt offensichtlich weder von reisen noch von reiten ((»die ursprüngliche bedeutung von reiten im germanischen ist die allgemeinere von expediri, proficisci, die einschränkung auf den begriff von equitare ist eine jüngere erscheinung und nicht durchweg eingetreten«\\ „reiten, starkes verb.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=R04291>, abgerufen am 29.05.2023)). Als Wurzel bietet sich die Reite an, »der freie hofplatz in einem landgute« (Adelung), der sich in //Hofreite// erhalten hat und bedeutungsähnlich vorliegt in //Reede// als »ort wo schiffe zur fahrt ausgerüstet werden«, daher war reite »ursprünglich der platz ... wo zube//reit//ungen, arbeiten vorgenommen werden« ((zu goth. garaids, nhd. be-reit, s. „reite“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=R04279>, abgerufen am 29.05.2023)). Reitwagen ist also ein Arbeitsgerät für die Hofreite, wobei `Wagen´ aus indogermanischem *u̯eg̑h- bewegen, ziehen, fahren, abgeleitet ist. Das althochdeutsche //[[http://awb.saw-leipzig.de/cgi/WBNetz/wbgui_py?sigle=AWB&lemma=reithros|reitirosso]]// ist daher ein Wagenpferd, kein Reitpferd. Auch gehört das [[http://awb.saw-leipzig.de/cgi/WBNetz/wbgui_py?sigle=AWB&lemma=reitgisindi|Reitgesinde]] nicht zum Reiter sondern zum Reitwagen: »ih habo dih, fruintin min, geebenmazzot minemo //reitgesinde an den reituuagenon//«.\\ +Die Bezeichnung Reitwagen kommt offensichtlich weder von reisen noch von reiten ((»die ursprüngliche bedeutung von reiten im germanischen ist die allgemeinere von expediri, proficisci, die einschränkung auf den begriff von equitare ist eine jüngere erscheinung und nicht durchweg eingetreten«\\ „reiten, starkes verb.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=R04291>, abgerufen am 29.05.2023)). Als Wurzel bietet sich die Reite an, »der freie hofplatz in einem landgute« (Adelung), der sich in //Hofreite//, also dem eingefriedeten Bereich um ein Landgut, erhalten hat und bedeutungsähnlich vorliegt in //Reede// als »ort wo schiffe zur fahrt ausgerüstet werden«, daher war reite »ursprünglich der platz ... wo zube//reit//ungen, arbeiten vorgenommen werden« ((zu goth. garaids, nhd. be-reit, s. „reite“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=R04279>, abgerufen am 29.05.2023)). Reitwagen ist also ein Arbeitsgerät für die Hofreite, wobei `Wagen´ aus indogermanischem *u̯eg̑h- bewegen, ziehen, fahren, abgeleitet ist. Das althochdeutsche //[[http://awb.saw-leipzig.de/cgi/WBNetz/wbgui_py?sigle=AWB&lemma=reithros|reitirosso]]// ist daher ein Wagenpferd, kein Reitpferd. Auch gehört das [[http://awb.saw-leipzig.de/cgi/WBNetz/wbgui_py?sigle=AWB&lemma=reitgisindi|Reitgesinde]] nicht zum Reiter sondern zum Reitwagen: »ih habo dih, fruintin min, geebenmazzot minemo //reitgesinde an den reituuagenon//«.\\ 
  
 Im Lateinischen ist //raeda// »ein größerer, vierräderiger Reisewagen, auf dem mehrere Personen mit Gepäck Platz hatten« ((''Georges, Karl Ernst''\\ //Kleines Lateinisch-Deutsches Handwhorterbuch//.\\ 9. Verb. und verm. Aufl  Hannover 1909: Hahn.)), ebenso keltisches //reda// ((''Alois Walde'': //Lateinisches etymologisches Wörterbuch.// Stichwort rēda (raeda) < air. de-riad „bigae", mir. riadaim ich fahre und mit Verweis auf Quintilian I, 5, 57;\\ ''Dottin, Georges'': //La langue gauloise.// Paris 1920: C. Klincksieck.\\ Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft [[https://de.wikisource.org/wiki/RE:Raeda|Online]] )), letztlich aus indogermanischem *reidʰ- mit der Bedeutung `fahren, in Bewegung sein'. Damit verbindet sich auch die Bedeutung der althochdeutschen Form //Reita// (([[http://awb.saw-leipzig.de/cgi/WBNetz/wbgui_py?sigle=AWB&lemma=reita|Althochdeutsches Wörterbuch]] )).  Im Lateinischen ist //raeda// »ein größerer, vierräderiger Reisewagen, auf dem mehrere Personen mit Gepäck Platz hatten« ((''Georges, Karl Ernst''\\ //Kleines Lateinisch-Deutsches Handwhorterbuch//.\\ 9. Verb. und verm. Aufl  Hannover 1909: Hahn.)), ebenso keltisches //reda// ((''Alois Walde'': //Lateinisches etymologisches Wörterbuch.// Stichwort rēda (raeda) < air. de-riad „bigae", mir. riadaim ich fahre und mit Verweis auf Quintilian I, 5, 57;\\ ''Dottin, Georges'': //La langue gauloise.// Paris 1920: C. Klincksieck.\\ Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft [[https://de.wikisource.org/wiki/RE:Raeda|Online]] )), letztlich aus indogermanischem *reidʰ- mit der Bedeutung `fahren, in Bewegung sein'. Damit verbindet sich auch die Bedeutung der althochdeutschen Form //Reita// (([[http://awb.saw-leipzig.de/cgi/WBNetz/wbgui_py?sigle=AWB&lemma=reita|Althochdeutsches Wörterbuch]] )). 
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