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wiki:orientierung

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wiki:orientierung [2022/02/26 15:55] – [Verirren] norbertwiki:orientierung [2022/04/24 12:07] – [Richtungen] norbert
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   Wilhelm Heinrich Riehl, Wanderbuch (1869)   Wilhelm Heinrich Riehl, Wanderbuch (1869)
  
-==== Richtungen ====+==== Richtungen und Himmelsrichtungen ==== 
 +Außerhalb des vertrauten Raums ist zunächst alles fremd. Orientierung bieten dann lediglich die Sonne und die eigene Position, alles Andere ist vor mir, hinter mir, links und rechts. Zum Sonnenaufgang blickend ergibt sich daraus die Vorstellung von vier Himmelsrichtungen: Die Erdzwerge Norðri, Suðri, Austri und Vestri entsprechen in der nordischen Mythologie den personifizierten vier Himmelsrichtungen und stützen derart angeordnet den Himmel (( Lieder-Edda: Völuspá 11; Prosa-Edda: Gylfaginning 8 und 14; Skáldskaparmál 23; Þulur III 40)). 
 + 
 +Schon in den nordischen Sprachen bezeichnen die Himmelsrichtungen imm Sinne einer groben Richtung auch Wege im Sinne von Routen wie //vestri leið//, //eystri leið und der [[wiki:transkontinentale|transkontinentale]] [[wiki:Austrwegr|Austrwegr ]] führte durch die Kiewer Rus bis zum Schwarzen Meer (Byzanz) und Kaspischem Meer (Daylam), siehe [[https://en.wikipedia.org/wiki/Viking_expansion#/media/File:Viking_Expansion.svg|Karte]]. Norwegen lieh seinen Namen vom Weg entlang der Küste nach Norden, norðrvegr. 
 + 
 +Die Nützlichkeit, mit Himmelsrichtungen die Fortbewegung im Raum zu beschreiben, führte jedoch unter unterschiedlichen Bedingungen zu verschiedenen Ergebnissen. Europa hat von allen Kontinenten den größten Küstenanteil im Verhältnis zur Fläche und ist daher durch seine großen Flüsse gegliedert, die im Großen und Ganzen den Himmelsrichtungen und den Meeren entsprechen, in die sie fließen: 
 +  * nach Osten fließen die Donau ins Schwarze Meer und der Po in die Adria; 
 +  * nach Süden fließen die Rhone ins Mittelmeer sowie Don und Dnjepr ins Schwarze Meer; 
 +  * nach Westen fließen die Loire und die meisten iberischen Flüsse außer dem Ebro;  
 +  * nach Norden fließen alle Flüsse zwischen Dwina (Russland) und Seine (Frankreich) und münden ins Polarmeer, in die Ostsee und in die Nordsee. 
 +Weil Migrationen meist den Flüssen folgen, folgten sie in Europa damit meist auch den Himmelsrichtungen.
  
   * Dass die Sonne im Osten aufgeht, ist ein Gerücht, denn dort sieht man sie nur am 21. März und am 23. September.   * Dass die Sonne im Osten aufgeht, ist ein Gerücht, denn dort sieht man sie nur am 21. März und am 23. September.
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   * ''Kathrin Passig, Aleks Scholz''\\ //Verirren. Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene//\\ Rowohlt Berlin 2010, 268 S.   * ''Kathrin Passig, Aleks Scholz''\\ //Verirren. Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene//\\ Rowohlt Berlin 2010, 268 S.
   * ''Grassl, Herbert'' (2002)\\ //Irrwege. Orientierungsprobleme im antiken Raum.//\\ In: Eckart Olshausen und Holger Sonnabend (Hg.): Zu Wasser und zu Land - Verkehrswege in der antiken Welt. Stuttgarter Kolloquium zur Historischen Geographie des Altertums, 83-92. Stuttgart: Steiner (Geographica historica, 17).   * ''Grassl, Herbert'' (2002)\\ //Irrwege. Orientierungsprobleme im antiken Raum.//\\ In: Eckart Olshausen und Holger Sonnabend (Hg.): Zu Wasser und zu Land - Verkehrswege in der antiken Welt. Stuttgarter Kolloquium zur Historischen Geographie des Altertums, 83-92. Stuttgart: Steiner (Geographica historica, 17).
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-==== Wegzeiger ==== 
-Karten und [[wiki:kartographie|Kartographie]] helfen nur dem, der rational vorgehen kann, Kompass und Höhenmesser liefern dafür Anhaltspunkte. Mobile phones helfen nur, solange die Batterie arbeitet. Außerhalb der Funkzellen hilft nur noch ein Satellitentelefon. 
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-Mit den heutigen //All-Inclusive-Reisen// hat unsere Kultur die bislang oberste Sprosse unselbständiger Reisen betreten. Wer so weit über der [[wiki:welt|Welt]] angelangt ist, hat weder Boden unter den Füßen noch einen Blick fürs Detail. Langsam hinabsteigend finden wir die einfache Pauschalreise, die Studienreise, das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, schließlich das individuelle Reisen mit Reiseführer und Landkarte. Und dort, knapp über dem Boden, finden wir noch eine unscheinbare, unbeachtete Sprosse: den Wegzeiger am Straßenrand – die erste technisierte Form des geführten Reisens. 
-  Martin Scharfe 
-  Wegzeiger 
-  Zur Kulturgeschichte des Verirrens und Wegfindens 
-  Marburg: Jonas 1998. 13x21 cm: 112 S., 65 Abb. 
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-Der Wegzeiger in seiner frühesten Gestalt mag nichts anderes als ein Pfeil gewesen sein, angebunden an einen Stamm, der allen Nachfolgenden kundtat: “Du bist richtig. Hier geht’s lang!” Erleichternd ist solche Bestätigung noch heute den einsamen und müden Wanderern in den Bergen – drunten im Tal haben [[wiki:strasse|Straßen]] die Funktion des Wegzeigers verinnerlicht. Älter noch als der Zeiger ist der [[wiki:steinmann|Steinmann]] als Orientierungshilfe. 
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-Das vorliegende Büchlein aber verläßt schnell die technische Geschichte des Wegzeigers. Der Autor bewegt sich tastend (ohne Wegzeiger) in unerschlossene Gebiete: Die äußere Form des Richtungspfeils als Spiegel der kulturellen Entwicklung? Der Pfeil als Archetypus von ''C.G. Jung''? 
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-Natürlich: Der Wegzeiger wird aufgestellt, weil ein allgemeines Bedürfnis besteht, sich zu orientieren. Orientierungslos laufen wir [[wiki:gefahr|Gefahr]] uns zu verirren und zu verlieren – eine archaische [[wiki:angst|Angst]] wird besiegt durch den [[wiki:glaube|Glauben]] an den einsamen Pfeil, durch [[wiki:vertrauen|Vertrauen]] an eine vorgegebene Richtung. Allerdings setzt das voraus, daß der Suchende mit jenen, die den Wegzeiger aufstellen, die gleichen Werte teilt: nämlich möglichst schnell und einfach zu einem Ziel zu kommen, Umwege zu vermeiden. 
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-''Martin Scharfe'' hat zahlreiche Details und hübsche Illustrationen gesammelt, er erzählt eher kursiv als dozierend und verfällt dennoch manchmal in einen etwas akademischen Stil. Ein Buch, dem ich viele Leser wünsche. 
  
 ==== Die Geschichte der Orientierung ==== ==== Die Geschichte der Orientierung ====
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   * ''Martin Lindauer''\\ //Orientierung der [[wiki:tiere|Tiere]] im Raum://\\ 1. Internationales Symposium der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz vom 27. bis 29. 4. 1972. Stuttgart 1973: Gustav Fischer.   * ''Martin Lindauer''\\ //Orientierung der [[wiki:tiere|Tiere]] im Raum://\\ 1. Internationales Symposium der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz vom 27. bis 29. 4. 1972. Stuttgart 1973: Gustav Fischer.
   * ''Lindsay, H. A.''\\ //The bushman's handbook.//\\ A practical guide for finding water, snaring game, catching fish, direction finding, [[wiki:camping|camping]], survival in an emergency and general bushcraft.\\ Adelaide 1976: Rigby (Erstausgabe 1951).   * ''Lindsay, H. A.''\\ //The bushman's handbook.//\\ A practical guide for finding water, snaring game, catching fish, direction finding, [[wiki:camping|camping]], survival in an emergency and general bushcraft.\\ Adelaide 1976: Rigby (Erstausgabe 1951).
 +  * ''Schmidt di Friedberg, M.''\\ //Geographies of Disorientation//.\\ 2018 Routledge. [[https://doi.org/10.4324/9781315584683|DOI]] 
   * ''Stegmaier, Werner''\\ //Selbststabilisierung und Selbstdifferenzierung der Orientierung: Routinen, versetzte Kontinuitäten und Orientierungswelten–Orientierung in Routinen.//\\ in: Philosophie der Orientierung. De Gruyter, 2008. 291-320.   * ''Stegmaier, Werner''\\ //Selbststabilisierung und Selbstdifferenzierung der Orientierung: Routinen, versetzte Kontinuitäten und Orientierungswelten–Orientierung in Routinen.//\\ in: Philosophie der Orientierung. De Gruyter, 2008. 291-320.
  
wiki/orientierung.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/04 02:55 von norbert

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