wiki:fernreisemobil
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====== Fernreisemobile ====== | ====== Fernreisemobile ====== | ||
===== mobil fern reisen ===== | ===== mobil fern reisen ===== | ||
- | von Norbert Lüdtke Mai 2009, überarbeitet Juli 2016 | ||
- | Globetrotter bezeichnen damit einen fahrbaren Untersatz, der nicht nur mobil macht, sondern auch selbstbestimmtes Reisen ermöglicht. Ein Fernreisemobil macht also unabhängig | + | von [[wiki:luedtke_norbert|Norbert Lüdtke]] Mai 2009, überarbeitet Juli 2016 |
- | Fernreisemobil läßt sich kaum ins Englische, Französische oder Niederländische übersetzen. Dort landet man beim schlichten //mobile home//. Doch ist das mobile home in den USA oft ein mobiles Haus für einen Lebensabschnitt, | + | [[wiki: |
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+ | Fernreisemobil läßt sich kaum ins Englische, Französische oder Niederländische | ||
==== Caravaning ==== | ==== Caravaning ==== | ||
- | Davon wollte man sich absetzen, also mußten neue Begriffe her: Globetrotter, | + | Davon wollte man sich absetzen, also mußten neue Begriffe her: Globetrotter, |
- | Richtig populär wurden Camping und Caravan erst nach 1950. Der Begriff | + | Richtig populär wurden Camping und Caravan erst nach 1950. Der Begriff |
- | The dogs bark, but the caravan passes. | + | |
- | Das in vielen Ländern verbreitete Sprichwort transportiert eine weitere Eigenschaft von Karawanen: behäbig und unaufhaltsam zieht sie ihres Weges, unbeeindruckt vom Geschehen am Straßenrand. Das hat sie mit dem Stau gemeinsam, Karawanen von Caravans ziehen nicht nur im Sommer von der Nordsee zum Mittelmeer. Das ist Caravaning. | + | //The dogs bark, but the caravan passes.// |
Die südafrikanische Antwort auf Caravaning ist der Expeditionsanhänger. Mit zwei Kühl- und einem Gefrierschrank kann man selbst in der Central Kalahari vier Wochen liegenbleiben. Wesentlich leichter und nicht weniger geländegängig sind Selbstbaulösungen. | Die südafrikanische Antwort auf Caravaning ist der Expeditionsanhänger. Mit zwei Kühl- und einem Gefrierschrank kann man selbst in der Central Kalahari vier Wochen liegenbleiben. Wesentlich leichter und nicht weniger geländegängig sind Selbstbaulösungen. | ||
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===== Reisewagen und Wohnauto ===== | ===== Reisewagen und Wohnauto ===== | ||
==== Das Wohnmobil ==== | ==== Das Wohnmobil ==== | ||
- | Wer sich aber Mobilität ohne ein rollendes Wohnzimmer gar nicht vorstellen kann, landet beim Reisemobil oder Wohnmobil. Es bietet beim Reisen in dicht besiedelten Regionen ein Höchstmaß an Privatheit, Intimität oder gar ein Heim bei monate- oder jahrelangen Reisen. | + | Wer sich aber Mobilität ohne ein rollendes Wohnzimmer gar nicht vorstellen kann, landet beim Reisemobil oder [[wiki: |
- | Trefflich spekulieren kann man darüber, weshalb die Wohnmobilbesitzer in den USA grey nomads genannt und in Frankreich néo aventurier oder nono, nouveau-nomade. Manche Menschen mögen die »Weiße Flotte« | + | Trefflich spekulieren kann man darüber, weshalb die Wohnmobilbesitzer in Australien// |
- | Das Bedürfnis nach Individualität, | + | Das Bedürfnis nach Individualität, |
==== Busse ==== | ==== Busse ==== | ||
- | Ausgemusterte Omnibusse bieten mehr Wohn- und weniger Reisecharakter. Die großen Glasflächen fördern das Sightseeing, | + | Ausgemusterte Omnibusse bieten mehr Wohn- und weniger Reisecharakter. Die großen Glasflächen fördern das Sightseeing, |
==== Transporter ==== | ==== Transporter ==== | ||
- | Die höchste Mobilität bieten kleine Reisemobile auf der Basis von Transportern. Sie entfalten ihre Vorteile in kleinen Dörfern und bleiben in Altstädten und Einkaufszonen als Lieferwagen unauffällig, | + | Die höchste Mobilität bieten kleine Reisemobile auf der Basis von [[wiki: |
Nutzfahrzeuge (etwa Paketdienste) fahren in wenigen Jahren mehrere hunderttausend Kilometer. Langlebigkeit ist in diesem Segment nachgeordnet und so verzichten manche Hersteller auf eine verzinkte Karosserie oder dicke Lackschichten - also Augen auf beim Gebrauchtwagenkauf: | Nutzfahrzeuge (etwa Paketdienste) fahren in wenigen Jahren mehrere hunderttausend Kilometer. Langlebigkeit ist in diesem Segment nachgeordnet und so verzichten manche Hersteller auf eine verzinkte Karosserie oder dicke Lackschichten - also Augen auf beim Gebrauchtwagenkauf: | ||
- | Als Fahrzeugbasis kann ein Kleintransporter dienen, in der ursprünglichsten Form als Kastenwagen, | + | Als Fahrzeugbasis kann ein Kleintransporter dienen, in der ursprünglichsten Form als Kastenwagen, |
Die heutigen Transporter (VW LT und seit 2006 der Crafter, Mercedes Sprinter, Fiat Ducato, Ford Transit, Peugeot Boxer ...) kommen eher sachlich daher, in Längen von L1 bis L3 und in Höhen von H1 bis H3; erst ab L2/H2 kommen sie als WoMo in Frage. Deren Nutzlast liegt über 1000kg, mit dem Transit am unteren und dem Sprinter am oberen Ende der Belastbarkeit. | Die heutigen Transporter (VW LT und seit 2006 der Crafter, Mercedes Sprinter, Fiat Ducato, Ford Transit, Peugeot Boxer ...) kommen eher sachlich daher, in Längen von L1 bis L3 und in Höhen von H1 bis H3; erst ab L2/H2 kommen sie als WoMo in Frage. Deren Nutzlast liegt über 1000kg, mit dem Transit am unteren und dem Sprinter am oberen Ende der Belastbarkeit. | ||
- | Größere Einsatzleitwagen (ELW 2 und 3) sind oft nicht viel gefahren, aber gut ausgerüstet, | + | Größere |
==== Allrad-Transporter und Geländewagen ==== | ==== Allrad-Transporter und Geländewagen ==== | ||
- | Als Urahn der Allrad-Transporter | + | Einen »Urahn« aller [[wiki: |
- | Marktführer in Deutschland sind die weitgehend baugleichen VW-Crafter (als Nachfolger des LT) und Mercedes-Sprinter (Motor und Kühlersystem sind unterschiedlich). In dieser Klasse fahren auch der Nissan NV400 und der Iveco Daily 4x4. Deren Allrad-Ausführungen stammen von Achleitner, Oberaigner und Iglhaut. | + | Marktführer in Deutschland sind die bis 2016 weitgehend baugleichen VW-Crafter (als Nachfolger des LT) und Mercedes-Sprinter (Motor und Kühlersystem sind unterschiedlich). In dieser Klasse fahren auch der Nissan NV400 und der Iveco Daily 4x4. Deren Allrad-Ausführungen stammen von Achleitner, Oberaigner und Iglhaut. |
- | Geländewagenfahrer sind sozusagen die Backpacker unter den Fernreisemobilisten. Während der »normale Outdoorer« minimalistisch mit Zelt und Rucksack versucht abseits der Wege klarzukommen, | + | Geländewagenfahrer sind sozusagen die Backpacker unter den Fernreisemobilisten. Während der »normale Outdoorer« minimalistisch mit Zelt und Rucksack versucht abseits der Wege klarzukommen, |
- | Der erste reisefähige Geländewagen war der Land Rover (1948), man musste jedoch alle Ersatzteile mitführen, insbesondere Steckachsen. Reparieren konnte ihn jeder Buschmechaniker. Seit 2016 wird der »Landy« nicht mehr hergestellt. Die Eigentümer dieser mobilen Behausungen sind dadurch vereint, dass sie ein gewisses technisches Geschick mitbringen müssen. Schraubermentalität und das Komfortbedürfnis der besseren Hälfte suchen dann einen Ausgleich. | + | Der erste reisefähige Geländewagen war der [[wiki: |
==== Expeditionsmobile ==== | ==== Expeditionsmobile ==== | ||
Groß oder klein? Beides geht, will aber genau überlegt und geplant sein. | Groß oder klein? Beides geht, will aber genau überlegt und geplant sein. | ||
- | Die stürmischen Winde Patagoniens lassen ein Zeltleben nicht zu; im dichtbevölkerten Indien lernt man die distanzierende Wirkung | + | Die stürmischen Winde Patagoniens lassen ein Zeltleben nicht zu; im dichtbevölkerten Indien lernt man die distanzierende Wirkung |
Zwar hat man es mit zunehmendem Alter gerne etwas bequemer, aber auch bei den anderen Verrichtungen des Alltags wird das mitteleuropäische Intimitätsbedürfnis nicht überall verstanden - in erster Linie wurde der Tourist doch zur Unterhaltung der Einheimischen geschickt. Bei diesen jedoch hinterlässt die staubige Piste bei Fahrzeugtemperaturen um 50 Grad Spuren und erzeugt Bedürfnisse, | Zwar hat man es mit zunehmendem Alter gerne etwas bequemer, aber auch bei den anderen Verrichtungen des Alltags wird das mitteleuropäische Intimitätsbedürfnis nicht überall verstanden - in erster Linie wurde der Tourist doch zur Unterhaltung der Einheimischen geschickt. Bei diesen jedoch hinterlässt die staubige Piste bei Fahrzeugtemperaturen um 50 Grad Spuren und erzeugt Bedürfnisse, | ||
- | Auch wer größere Mengen Wasser und Treibstoff für mehrwöchige Fahrten abseits ausgefahrener Pisten benötigt, benötigt mehr als einen Transporter oder Geländewagen. Der zweite oder gar dritte Reservereifen, | + | Auch wer größere Mengen Wasser und Treibstoff für mehrwöchige Fahrten abseits ausgefahrener Pisten benötigt, benötigt mehr als einen Transporter oder Geländewagen. Der zweite oder gar dritte Reservereifen, |
- | Geländegängige Kraftpakete sind aber keine Leichtgewichte und so wächst die Nutzlast nicht im gleichen Maße. In der Wohnmobilklasse bis 3,5 Tonnen hat man vielleicht 350 kg Nutzlast, meist weniger. Das reicht knapp für den üblichen Urlaubsbedarf. Manchmal reicht aber kein Kleintransporter. | + | Geländegängige Kraftpakete sind aber keine Leichtgewichte und so wächst die [[wiki: |
- | Der nächste Schritt führt zu Kleinlastwagen bis 7,49t mit Allradantrieb. Hanomagisch anziehend wirkte der Hanomag AL-28. Seit 1958 wurde er vor allem vom THW eingesetzt und bis 1971 hergestellt. Ausgemustert erwies er sich als hervorragendes Allrad-Expeditions-Basisfahrzeug für Afrikadurchquerungen: | + | Der nächste Schritt führt zu Kleinlastwagen bis 7,49t mit [[wiki: |
- | + | Das [[wiki: | |
- | 1997 kam das Aus für Willys Hanomag A-L 28. Der Neue war das »Büffelchen« von Willy & Marianne Janssen, den Gründern des Fernreisemobiltreffens, ein Kurzhauber von 1966. Ab 1998 wurde daher das A-L-28-Treffen zu Willys Fernreisemobiltreffen. | + | |
Mit dem Expeditionsmobil lassen sich Gebiete erschließen, | Mit dem Expeditionsmobil lassen sich Gebiete erschließen, | ||
- | Preiswerte Ausgangsbasis sind ausgemusterte Lkw, oft gut erhaltene und stabile Einsatzfahrzeuge von Deutscher Bahn, Feuerwehr, THW, DRK, Bundeswehr, NVA … Nach 1989 fanden die IFA, Tatra, Robur oder Ural ihren Weg nach Westen. Als bestes Basisfahrzeug in diesem Segment gelten heute die Steyr - sie lösen in ihrer Beliebtheit die Hanomags, | + | Preiswerte Ausgangsbasis sind ausgemusterte Lkw, oft gut erhaltene und stabile |
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- | Aber Vorsicht beim Kauf: Für viele Fahrzeuge der Bundeswehr, Polizei usw. bedarf es anschließend einer neuen Vollabnahme beim TÜV, manchmal auch einer Unbedenklichkeitsbescheinigung der Zentralen Militärkraftfahrtstelle. | + | |
- | Manchmal ist es günstiger, das Wohnmobil als Lkw zuzulassen. Das geht aber nicht immer und nicht überall gleichermaßen: Ein Lkw hat eine Ladefläche und eine feste Bodenplatte, | + | Aber Vorsicht beim Kauf: Für viele Fahrzeuge der Bundeswehr, Polizei usw. bedarf |
- | Auffällig | + | Manchmal |
- | Ein richtiges Expeditionsmobil verlangt jedoch nach einem neuwertigen Fahrgestell, meist MAN. Darauf | + | Auffällig ist, dass gerade die Selbstausbauten Namen erhalten sowie eine eigenwillige Bemalung. Das Fahrzeug drückt |
- | Nach der Reise werden die Narben der Pisten stolz getragen - wer Schrammen und Dellen hat, kann auch was erzählen. | + | Ein richtiges Expeditionsmobil verlangt jedoch nach einem neuwertigen Fahrgestell, |
- | Nicht unwesentlich ist die Frage der Farbe: | + | ==== Die Farbe ==== |
- | * Militärisches Olivgrün kann die Einreise in ein Land verhindern. Wer in der Wüste nicht auffallen möchte, wählt vermutlich etwas beige-sandfarbenes, | + | Nicht unwesentlich ist die Frage der [[wiki: |
- | * Weiß ist zwar in der Stadt unauffällig und reflektiert hervorragend Sonnenstrahlung, | + | * Militärisches |
- | * Postgelbes RAL 1004 (CH), 1021 (A), 1032 (D) bleibt gerade wegen seiner Auffälligkeit in Städten unbeachtet und darf überall stehen. | + | * //Weiß// ist zwar in der Stadt unauffällig und reflektiert hervorragend Sonnenstrahlung, |
- | * Wer nach Afrika fährt, denkt vielleicht über weiß-schwarze Zebramuster nach. | + | * //Postgelbes// RAL 1004 (CH), 1021 (A), 1032 (D) bleibt gerade wegen seiner Auffälligkeit in Städten unbeachtet und darf überall stehen. |
- | * In letzter Zeit scheinen edle Grautöne dazu zu dienen, die technische Opulenz optisch etwas bescheidener wirken zu lassen. | + | * Wer nach Afrika fährt, denkt vielleicht über //weiß-schwarze// Zebramuster nach. |
- | * Die Farbe Lila schließlich verdrängt jeden militärischen Aspekt und wird zum Alleinstellungsmerkmal. | + | * In letzter Zeit scheinen edle //Grautöne// dazu zu dienen, die technische Opulenz optisch etwas bescheidener wirken zu lassen. |
+ | * Die Farbe //Lila// schließlich verdrängt jeden militärischen Aspekt und wird zum Alleinstellungsmerkmal. | ||
- | Jenseits nützlicher Überlegungen wird das Wagenäußere zur Projektionsfläche: | + | Jenseits nützlicher Überlegungen wird das Wagenäußere zur Projektionsfläche: |
Schließlich finden wir in diesem Spektrum auch die »Bauwagenszene«. Das Reisen tritt in den Hintergrund, | Schließlich finden wir in diesem Spektrum auch die »Bauwagenszene«. Das Reisen tritt in den Hintergrund, | ||
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==== Was sind eigentlich »Historische Fahrzeuge«? | ==== Was sind eigentlich »Historische Fahrzeuge«? | ||
Man erkennt sie am H am Ende des Kfz-Kennzeichens. Das Fahrzeug muss mindestens dreißig Jahre alt sein. | Man erkennt sie am H am Ende des Kfz-Kennzeichens. Das Fahrzeug muss mindestens dreißig Jahre alt sein. | ||
- | Das H-Kennzeichen wird erst nach einer technischen Untersuchung zugeteilt, in der der originale bzw. zeitgenössische und gut erhaltene Zustand des Fahrzeugs bestätigt wird. Bei veränderten Fahrzeugen (Leistungssteigerung, | + | Das [[wiki: |
* Der Vorteil dieses Status liegt in einer pauschalen Kfz-Steuer (191,73 Euro im Jahr). | * Der Vorteil dieses Status liegt in einer pauschalen Kfz-Steuer (191,73 Euro im Jahr). |
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