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Arktis

Mythos Nordpol
200 Jahre Expeditionsgeschichte
National Geographic Deutschland
Pappband mit Fadenheftung 24x34 cm
400 Seiten, durchgehend farbig mit mehreren hundert Abbildungen, Fotos, Karten, Zeichnungen
Glossar, Bibliographie, Register: Orte, Personen, Schiffsnamen

400 Seiten im Atlasformat mit einem Mehrfachen an Abbildungen – ein schwergewichtiges, schönes Werk, das zum Lesen und Blättern einläd und doch mehr ist als ein Coffetable-Book. Der Autor Jean Malaurie leitet das Zentrum für arktische Studien in Paris und ist seit Jahrzehnten ein anerkannter Fachmann in Theorie und Praxis; mehr als 30 Expeditionen führten ihn in nordpolare Regionen.
Dieses Know-How merkt man dem vorliegenden Werk an und da es aufwendig ausgestattet ist, macht es kaum den Eindruck eines Nachschlagewerkes, das rund zwei Dutzend Polarforscher und ihre Expeditionen vorstellt. Ross, Franklin, Nordenskjöld, Peary, Rasmussen … auch Malaurie selbst erhält ein Kapitel, doch schreibt er nicht über sich selbst, sondern bat Eva Rude, Präsidentin der dänisch-grönländischen Frauenvereinigung, ihn zu interviewen.
Als angenehm empfinde ich, daß neben der Entdeckerperspektive auch die Entdeckten nicht zu kurz kommen, die Wanderungen, der Lebenswandel, die Vorstellungswelt der Inuit wird in eigenen Kapiteln beschrieben. Alles in allem ein empfehlenswertes Prachtwerk, lediglich die Bibliographie finde ich recht dürftig und zu wenig deutsche Publikationen berücksichtigend. (Norbert Lüdtke)

Michael Harbsmeier (Hrsg.)
Stimmen aus dem äußersten Norden
Wie die Grönländer Europa für sich entdeckten
1. Auflage (=Fremde Kulturen in alten Berichten Band 11)
Herausgegeben von Jürgen Osterhammel und Folker Reichert
eingeleitet und erläutert von Michael Harbsmeier
Stuttgart: Jan Thorbecke 2001
Pappband mit Umschlag und Fadenheftung 14 x 23 cm
199 Seiten, 16 Farbtafeln, 14 Textabb., Karten auf Vorsätzen
Quellen- und Literaturverzeichnis, Register über: Orte, Personen

Auch die Dänen waren einmal eine imperiale Macht und besaßen eine Kolonie in Südindien. Näher lag jedoch Grönland. Diese größte Inel der Erde gehört geographisch zu Amerika, klimatisch zur Arktis und politisch zu Dänemark – auch wenn es bis heute hin und wieder Bestrebungen gibt, die Selbständigkeit zu erlangen.
Der vorliegende Band bietet einen interessanten Ansatz, die Grönländer und ihre Beziehung zum Festland besser zu verstehen. Die dänischen Konquistadoren demonstrierten in Grönland gene ihre macht, indem sie Grönländer raubten und nach Kopenhagen brachten. Nur wenige kehrten indes zurück. Die wenigen schriftlichen »Reiseberichte« der Inuit über ihre Erfahrungen in Dänemark sind hier zusammengestellt und beginnen mit dem Gespräch von Pooq und seinen Landsleuten nach seiner Rückkehr aus Kopenhagen, aufgezeichnet von Paul Egede (1760). Sie enden nach 80 Seiten mit den Berichten von »Uisakavsak, dem großen Lügner (1915) «. Harbsmeier unternimmt es jedoch, auf mehr als 100 Seiten kenntnisreich in das Thema der Eroberung Grönlands einzuleiten. Man erfährt manches über Menschenraub und »bekehrte Heiden«, grönländische Reiseberichte und den Zusammenprall zweier Kulturen.
Gut gemacht, schön illustriert und sehr informativ. (Norbert Lüdtke)

Kenn Harper
Minik. Der Eskimo von New York
Mit einer Einführung von Jutta Steffen-Schade
Bremen: Temmen 2000
Leinenband mit Fadenheftung und Umschlag 17 x 24 cm
250 Seiten, 127 Textabb.
Erläuterungen zu den verwendeten Personen- und Ortsnamen mit Glossar und ausführlicher Bibliographie.

Wie bereits im obigen Buch, so stehen auch hier nicht die Pearys, Frobisher, Cook, Malaury und andere berühmte Polarforscher und »Entdecker« im Vordergrund. Harper versucht stattdessen die Perspektive der Unterlegenen zu entdecken. Der Autor lebt seit 35 Jahren im Norden von Kanada und Grönland. Er ist mit einer Polareskimofrau verheiratet und spricht die Sprache der Inuit. Ganz bewußt verwendet er den (politisch nicht korrekten) Begriff »Eskimo« gleichwertig neben dem Begriff »Inuit«. (s. Anmerkung)
Mehrfach stieß er in Grönland auf die Geschichte von Minik, der dort inzwischen zur Legende geworden ist: Peary brachte 1897 sechs Eskimos nach New York. Fünf starben bald. Minik wuchs als Waisenkind in New York auf. Herwanwachsend begibt er sich auf die Suche nach seiner Identität. Dabei macht er eine schreckliche Entdeckung: Er findet das Skelett seines Vaters im New Yorker American Museum of Natural History. Er kehrte nach Grönland zurück und lebte dort als Jäger; seine Spur verlor sich schließlich.
Kenn Harper recherchierte die Lebensgeschichte von Minik Wallace, dem Eskimo, fand sein Grab, fand seine Verwandten und erreichte es schließlich, daß das Museum die Gebeine von vier Eskimos 100 Jahre nach deren Tod nach Grönland überführen ließ.
So verbindet dieser Band die persönliche Lebensgeschichte von Minik und Kenn Harper mit den allgemein anerkannten Methoden der Forscher, aber auch der Museumsethnologen. Für den Leser ist das packend und spannend, aber zugleich reisegeschichtlich informativ, denn die Entdeckungsgeschichte ist innig mit den Biographien der personae dramatis verwoben.
Anmerkung: »Eskimos nennen wir – vielleicht den indian. Abenaki folgend, deren Ausdruck askimant-sik = rohessen bedeutet (Cranz: Hist. v. Grönland I, 336) – die mongol. Stämme, welche über das polare Amerika zerstreut leben, sich selbst aber inuk, plur. inu-it = Menschen nennen (Armstrong: NW. Passage 191) …« [aus: Egli: Nomina Geographica 1872] Andere Deutungen führen Eskimo auf »Esquimaux, Ceux qui miaulent« zurück, da angeblich die kanufahrenden Einheimischen die großen Segelschiffe wohl mit »tey-mo« angerufen haben und daher von den Matrosen »Seymòs« genannt wurden. (Norbert Lüdtke)

wiki/arktis.1543140585.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/12/07 15:00 (Externe Bearbeitung)

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