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Zwischenraum

Der kleinstmögliche Zwischenraum ist die Schwelle, statisch verbindend als Raum zwischen Drinnen und Draußen, dynamisch als Übergang zwischen zwei Welten, trennend als Grenze zwischen Vertrautem und Fremdem, zeitlich als Hier und Jetzt zwischen Vergangenem und Künftigem.

Ursprünglich bezeichnet `Raum´ die gerodete Fläche im Wald, die frei`geräumt´ wurde. Mit dem Räumen dieser Fläche entstanden Freiheiten mit neuen Rechten; der Zaun machte daraus `befriedetes Land´. Ein Zwischenraum konnte erst entstehen, wenn der Wald zusehends fiel und die Räume keine Lichtung mehr bildeten sondern aufeinander zuwuchsen. Ein befriedeter Raum war also von Wildnis umgeben, dort drohten die Gefahren der Natur. Die verdrängte Wildnis zwischen befriedeten Räumen wurde ersetzt durch den Zwischenraum, das Niemandsland, terrae nullius, mit dem Schrecken des Nichts, horror vacui.

Der Zwischenraum erzeugt Angst, beim Überschreiten der Schwelle werden Schutzgottheiten (liminal deities) angerufen; die Zaunreiterin (hagazussa, Hexe) gehört zu beiden Welten, während der hostis Gast oder Feind sein kann.


Katharina Manojlovic, Harald Schmiderer
Das Leben von den Zwischenräumen. Zu Peter Handkes Die Wiederholung
Aussiger Beiträge 4 (2010), S. 127–138

wiki/zwischenraum.1614353076.txt.gz · Zuletzt geändert: 2021/02/26 15:24 von norbert

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