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wiki:vertrauen

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Vertrauen

Ohne die Fähigkeit zu vertrauen würde der Mensch von seinen Ängsten und Sorgen überwältigt, denn Ungewissheit, Krisen und Katastrophen lassen sich überall finden. Mit dem Aufwachen käme das Entsetzen und jeder Schritt heraus aus dem »Vertrauten« bedürfte entsetzlichen Mutes. Vertrauen umgibt uns wie die Schalen einer Zwiebel, beginnend mit dem Selbstvertrauen, der vertrauten Umgebung, mit vertrauenswürdigen Menschen. Der Soziologe Niklas Luhmann meinte, Vertrauen sei »ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität«. Könnten wir nichts und niemandem vertrauen, wären wir von Risiken umgeben, müssten alles und jedes ständig kontrollieren, könnten uns auf nichts verlassen und müssten alles selber in die Hand nehmen. Wir vertrauen den Medien (jedenfalls den seriösen) und wir vertrauen den Experten (wenn sie Prof. Doctores an einer Eliteuniversität sind), weil wir nicht selber allem auf den Grund gehen können. Und wir vertrauen unserem Staat (anderen weniger) und den Behörden (naja) - dass es auch anders geht, zeigen failed states.

Zum Vertrauen finden wir über Erfahrungen, Gewohnheiten, Ergebenheit, Demut, Glauben. Orte, an denen Vertrauen herrscht - in einer Familie, unter Freunden, in Gruppen oder Vereinen - wirken einladend, wecken das Bedrüfnis nach Zugehörigkeit, geben Sicherheit. Dort wird aus bloßer Gesellschaft eine enge Gemeinschaft. Reisende wissen aus Erfahrung wie anstrengend es sein kann, in einer nicht vertrauten Umgebung anzukommen, alle Sinne wachzuhalten und alle Antennen auszufahren, um sich abzusichern. Das hält man nicht lange durch. Deswegen wird Vertrauen auf Vorschuss vergeben.


Niklas Luhmann
Vertrauen. Ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität
1968
Martin Hartmann
Vertrauen. Die unsichtbare Macht
2020

wiki/vertrauen.1592636119.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/06/20 06:55 von norbert

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