Je nach Reiseregion ist die Chance hoch, wilden Tieren zu begegnen - insbesondere in weiten Teilen Afrikas. Das sind keine an Menschen gewohnten Zootiere, das ist kein Kuschelzoo und die warten auch nicht darauf, als Haustier aufgenommen zu werden. Den englischen Begriff game für Wild mit Spiel zu assoziieren, kann verhängnisvoll werden. Wilde Tiere reagieren mit Flucht oder Angriff, wenn die Fluchtaussichten schlecht sind. Wer sich nicht wehren kann, sollte wilden Tieren nicht zu nahe kommen. Stattdessen sind zahlreiche *Ammenmärchen (neudeutsch: fake news) über Tiere verbreitet, die zwar Grusel auslösen, aber nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben.
Richtige Wildnis ist weniger gefährlich als Orte, die häufig von Menschen besucht werden und wo die Tiere ihre natürliche Distanz verloren haben, etwa durch Anfüttern in offenen Camps oder Rastplätzen in Naturparks.
Wilde Tiere haben eine natürliche Scheu gegen Menschen, also lassen sich Begegnungen vermeiden, wenn der Lagerplatz für das * bush camp die Aufenthaltsorte und Wege der Tiere meidet und für umherziehende Tiere offen sichtbar ist:
Die WHO empfiehlt als präventive Maßnahmen gegen Schlangenbisse:
Gefährliche Situationen entstehen, wenn der Mensch:
In Namibia antwortete uns ein San auf die Frage, welche Tiere beim Leben im Busch Ärger machen:
Und auf die Frage, was man dagegen tun kann:
Menschen passen nicht ins Beuteschema, also darf man bei Begegnungen nicht mit Beute verwechselt werden:
Augenkontakt beeinflusst das Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Räuberische Tiere wie Möwen oder Affen können durch intensiven Blickkontakt auf Distanz gehalten werden. Andererseits kann Blickkontakt aggressives Verhalten verstärken. Raubkatzen oder Hunde hält man auf Distanz, indem man sie zwar anschaut, den direkten Augenkontakt jedoch vermeidet.
Anschleichen senkt die Distanz, mindert die Fluchtmöglichkeiten und erhöht das Risiko eines Angriffs.
Auch das Zeigen auf Tiere wirkt agressiv: das Objektiv der Kamera als großes Auge, das sein Opfer fokussiert, ein Stab oder ein Gewehr.
Die meisten bedrohten Tiere warnen vor dem Angriff: Paviane zeigen die langen Eckzähne, Elefanten trompeten und stellen die Ohren auf, Hunde stellen die Nackenhaare auf, Schlangen zischen usw.
Manche Tierarten sind jedoch besonders neugierig und werden insbesondere von Gerüchen angezogen: Affen, Elefanten, wilde Hunde, Hyänen, Ratten. Gezieltes Anlocken und Füttern oder die wiederholt erfolgreiche Nahrungssuche in der Umgebung des Menschen senken beim Tier die Fluchtdistanz und mindern den Fluchtreflex. Diese Form der Gewöhnung, also das erlernte Unterdrücken eines eigentlich natürlichen Verhaltens, wird Habituation genannt.
Habituation führt zu Distanzarmut. Das Tier wird jedoch nicht weniger wild, nur weil es nicht wegläuft. Das führt zunächst zu Sachschäden durch das Tier (siehe * Problembär) etwa an Zelt oder Wagen oder zu frechen Diebstählen, die auf den ersten Blick lustig vielleicht noch lustig erscheinen. Durch Speichel oder Tierexkremente können jedoch Krankheiten wie Tollwut übertragen werden, siehe auch bushmeat.
Verwehrt der Mensch jedoch den Zugang zur Nahrung, wird er zum Nahrungskonkurrenten. Das kann zu Angriffen und damit zu Verletzungen führen. Vereinzelt können Raubtiere durch Habituation zum * man-eater werden.
Mindestens für Affen, Bären und Elefanten gilt, dass sie sich Nahrungsquellen merken und ihrem Nachwuchs dies beibringen. Wenn diese Tiere lernen, dass Nahrungsmittel in Camps, Rastplätzen, Autos, Zelten zu finden sind, suchen sie dort auch künftig. Je mehr Erfolg diese Methode hat, desto mehr geht die natürliche Futtersuche zurück. In den Naturparks werden solche Tiere von den Rangern erschossen; Schilder weisen darauf hin:
»You feed them, we shoot them.«
Ungewöhnliche Bezeichnungen, die besonders in Afrika häufig begegnen:
siehe auch: * Big Five, * Ugly Five
H. Hediger
Wildtiere in Gefangenschaft. Ein Grundriss der Tiergartenbiologie
Benno Schwabe Verlag Basel 1942
Alexander Lake
Bestien springen dich an
Die aufsehenerregende Wahrheit über lauernde Bestien und lügende Jäger
Deutsche Buch-Gemeinschaft Berlin 1956, 224 S. (engl. Originaltitel: Killers in Africa)
Der Autor verbrachte ab 1910 12 Jahre im afrikanischen Busch als Jäger und Tierbeobachter. Hier schildert er seine Beobachtungen und Erfahrungen über das Verhalten der Tiere, die Dummheiten der Jäger und aufgeblasene Tiermärchen von Autoren. Kapitelfolge: Löwen, Elefanen, Paviane, Nashörner, Krokodile, Büffel, Schlangen, Flusspferde, Antilopen, Leoparden.
Kurzrezension in der ZEIT vom 25. März 1954
Chris & Mathilde Stuart
A Field Guide to the Tracks & Signs of Southern, Central & East African Wildlife
Penguin Books, ISBN 9781770073609