S. I. Johnston
Crossroads
Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 88 (1991) 217–224
Zur orientalischen Provenienz siehe:
David R. West
\\ The Goddess Hekate and Related Chthonian Daemons, with Antecedents in Semitic Demonology. Kevelaer 1995Dies ist eine alte Version des Dokuments!
Reisende setzen sich dem Unbekannten aus. Dies beginnt mit dem Überschreiten der Schwelle, setzt sich fort beim Verlassen der Siedlung durch das Tor und durch den Zaun, der die Felder einhegt. Reisende folgen dem Pfad, einem Weg, einer Piste durch die Wildnis, insbesondere beim Durchschreiten von Gewässern oder Überschreiten von Pässen, dem Wetter ausgesetzt und den wilden Tieren. Das Unbekannte weckt Angst vor Gefahren und ein Bedürfnis nach Schutz und Orientierung. Bevor es Impfungen, Reiseführer und Ausrüsterläden gab, waren dafür Reisegötter zuständig. Reisegötter versehen daher ihre Aufgaben insbesondere an Kreuzungen, Pässen, Furten, Quellen, Oasen usw., oft erinnert ein *Steinmann daran sie anzurufen, im tibetischen Himalaya sind es Gebetsfahnen, in Europa auch Feldkreuze.
Reisegötter geben Sicherheit, denn
Fähigkeiten | Bedarf | Attribut |
---|---|---|
sie kennen die Richtung und damit den richtigen Weg | Orientierung | Stein(zeichen) |
sie bringen Licht in die Dunkelheit | Orientierung | Mond, Fackel |
sie zähmen die Wildnis | Stärke, Kraft | Hund, Schlange |
sie brechen leicht auf | Mut, Zuversicht | Stock, Hut |
sie sind schnell | Ziel | Flügel |
»Reisegötter« (engl. travel deities) sind Schutzgottheiten, die angerufen werden, wenn reisetypische Schwellen und Grenzen überschritten und sicherheitsstiftende Ordnung verlassen werden. Man kennt sie in den Altertumswissenschaften als Türgottheiten und als Wegegottheiten. Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie an Übergängen wirken, dort, wo richtungsweisende Entscheidungen zu treffen sind. Aus dieser Sicht werden sie auch *liminal deities genannt und psychologisch-anthropologisch interpretiert, weil die Übergänge nicht nur äußerlich sondern auch innerlich erfolgen.
Die wesentlichen Aufgabe drehen sich um Sicherheit und Zuversicht. Voraussetzung dafür ist Vertrauen. Gegenstand der Aufgabe ist der Weg vom Aufbruch zum Ziel. Die Probleme des Reisenden liegen in dem Umständen dieses Weges, also in
Eine Schutzgottheit bietet auf der Grenze zum Unbekannten, zur Wildnis, zum Fremden Sicherheit, weil sie damit umzugehen weiß. Das setzt eine Vertrautheit zu diesen Bedrohungen voraus, also wird die Schutzgottheit Teil des Unbekannten, Wilden und Fremden. Das Verhältnis zur Schutzgottheit wird dadurch ambivalent, denn in ihrer Eigenschaften als Trickster kann man ihr nicht vertrauen. Ihr zu opfern gleicht einer Schutzgeldzahlung. In der Symbolik spiegelt sich das durch Doppelköpfigkeit (Janus) oder Mehrleibigkeit (Hekate Trivia).
*Grenzgänger, die solche Übergänger selbstverständlich passieren oder sogar immer wieder lustvoll suchen, gelten als faszinierend, jedoch suspekt. Die *Abenteurer der Moderne gehören dazu, Ritter ebenso wie Helden, aber auch Hexen, Schamanen, Eremiten, die Angehörigen des Fahrenden Volkes und manche Reisende.
Das Bild des »guten Hirten« hat als Metapher bis heute überdauert: bärtig, groß und stark, voller Lebenskraft, gegen Mensch und Tier gerüstet schützt er seine Herde. Seine Attribute decken sich denen der Reisegötter und mit denen der Fürsten - weltlicher ebenso wie geistlicher. Es scheint, als bezögen diese Reisegötter ihre Kräfte aus der nomadischen Kultur von Abel im Gegensatz zum hausbauenden Schmied Kain:
Manche Schutzgottheiten haben christlich geformt bis heute überdauert, so etwa * Christophorus als Schutzpatron der Reisenden. Ihm vergleichbar finden sich als Beschützer der Reisenden:
Diese Reisegötter zeichnen sich besondere Eigenschaften aus, sie sind:
Das Bild dieser »Reisegötter« weist zwischen Nordeuropa, Ostasien und dem südlichen Indien wiederkehrende Merkmale auf 14). Hermes wurde in Gallien auch Artaeus genannt, also der Perser 15). Sprachwissenschaftlich besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Pushan, Pan und Hermes 16). Rekonstruiert wurde ein gemeinsamer proto-indo-europäischer Hirtengott *Péh₂usōn 17).
Hans Findeisen
Das Tier als Gott, Dämon und Ahne
Kosmos Bändchen 209 Franck'sche Buchhandlung 1956
Adam Breysig
Wörterbuch der Bildersprache oder
kurzgefaßte und belehrende Angaben symbolischer und allegorischer Bilder (etc.)
mit 3119 lithographischen Monogrammen und einer Karte
Friedrich Christian Wilhelm Vogel Leipzig 1830
Michel Mathieu-Colas
Dictionnaire des noms de divinités
2017 https://halshs.archives-ouvertes.fr/halshs-00794125v7
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S. I. Johnston
David R. West
\\ The Goddess Hekate and Related Chthonian Daemons, with Antecedents in Semitic Demonology. Kevelaer 1995Rolf Hurschmann
Aloys Ludwig Hirt
Masssimo Pallotino
Laurie L. Patton
Sukumari Bhattarcharji
Nan Ouyang
Heinz Bechert
Martin Kraatz
Karl Florenz
Walter C. Jaskiewicz
Joh. Cunradi Dieterici
H. Collitz
Franz-Josef Mone
Hermann Müller
M. L. West, Morris West
Mallory, J. P.; Adams, D. Q.