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wiki:reisebilder

Liste von Reisebild-Kategorien

Der innere Antrieb zu einer Reise geht wesentlich vom Reisebild aus, das man sich selbst ausmalt. Mit Wirklichkeit hat das wenig zu tun: „Karl May war mein Brandstifter“, meinte Rox, König der Globetrotter. Wünsche und Träume bestimmen die Sehnsucht nach der Ferne; unterwegs platzen manche Illusionen, doch zurückgekehrt hat sich das Weltbild verändert.

Reisebezogene Aspekte als Gegenstand von Metaphern

Die 21 germanischen Nomina der Fortbewegung 1) wurden bereits in den ältesten Quellen der sieben altgermanischen Sprachen weit überwiegend als Metapher verwendet, insbesondere:

Neben der Fortbewegung dienen auch die Eigenschaften des begangenen Raumes als Metapher, also:

Im Unterwegs-sein wird die Orientierung fruchtbar für Metaphern:

Motive und Einstellungen

Bildhafte Vorstellungen in der Sprache

Metaphern sind Ausdruck unserer »inneren Bilder«, die antreiben zum Reisen, Begegnungen bestimmen, Ausdrücke formen und über diese helfen, in der Welt der Reisen zu kommunizieren: Die Kunst des Reisens (ars viatica), Künstlerreisen, Wanderpoeten. Die individuellen Bilder Reisender finden ihren zeittypischen und gesellschaftlich bestimmten Ausdruck:

Umgekehrt bedient die touristische Werbung natürlich Wunschvorstellungen und knüpft an Illusionen an; deren Texte enthalten vage, jedoch positiv besetzte Begriffe wie Märchen, Paradies, Traum, Zauber und meiden alles, was die dadaurch angeregte Phantasie dämpfen könnte, indem diese überbordend durch Adjektive befeuert wird wie farbenfroh, kostbar, leuchtend, prachtvoll, weltberühmt. Euphemistisch wird der bedrohliche Nahe Osten zum attraktiven Orient, das unsichere Israel zum Heiligen Land (unter Gottes Schutz).

Themen und Metaphern im statistischen Vergleich

Die thematische Verteilung - ohne einzelne Zahlen zu betonen - lässt vermuten, dass die Sprichworte die Erfahrung der Sesshaften wiedergeben, während Zwillingsformeln und Geflügelte Worte die Sicht der Reisenden spiegeln.

Zwillingsformeln Geflügelte Worte Sprichwörter
Reisefreiheit 4
Voraussetzungen 21
Daheim bleiben 14
Abschied 12
Aufbruch 3 7 3
Zu Fuß 8 4 2
Fahrt & Reiten 4 8 1
Lasten tragen 3 2 5
Weg & Straße 3 7 1
Zwischenraum 16 10
Ziele erreichen 4
Reisegefährten 7
Land & Leute 12
Sicherheit & Ab. 11
Reisende als
Trickster 14
Narren 10
… Lügner 3
… Heimkehrer 6
Die letzte Reise 8
41 42 130

Literatur

  • Amslinger, Julia
    Orientierungssysteme und Nirgendorte.
    Zur Metaphorik von Kompass und Karte in der Frühen Neuzeit.
    S. 181–200 in: Lose Leute, (Leiden, Niederlande: Brill, Fink, 2019) doi: https://doi.org/10.30965/9783846761724_013
  • Bachmann-Medick, Doris
    Fort-Schritte, Gedanken-Gänge, Ab-Stürze
    Bewegungshorizonte und Subjektverortung in literarischen Beispielen.
    In: Wolfgang Hallet, Birgit Neumann (Hrsg.): Raum und Bewegung in der Literatur. Die Literaturwissenschaft und der Spatial Turn.
    Bielefeld 2009, S. 257–279.
  • Baldauf, Christa
    Metapher und Kognition: Grundlagen einer neuen Theorie der Alltagsmetapher.
    Frankfurt am Main 1997: P. Lang. 357 S.
  • Bopp, Petra u.a. (Hg.)
    Mit dem Auge des Touristen
    Zur Geschichte des Reisebildes
    Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Instituts der Universität Tübingen in der Kunsthalle Tübingen vom 22. August bis 20. September 1981, Tübingen 1981.
  • Susanne Grunwald:
    Metaphern – Punkte – Linien. Zur sprachlichen und kartographischen Semantik ur- und frühgeschichtlicher Wanderungsnarrative bei Gustaf Kossinna. In: Wiedemann, Felix, Kerstin P. Hofmann, Hans-Joachim Gehrke
    Vom Wandern der Völker
    Migrationserzählungen in den Altertumswissenschaften.
    370 S. Tagungsband 2012 Berlin, Berlin 2017: Edition Topoi.
  • Christian D. Haß
    Die Metapher der Seefahrt und die Metonymie der Erde in Vergil [70 vor - 19 n. Chr.] (Georgica 2,35-46). in: Baumann, Mario; Susanne Froehlich
    Auf segelbeflügelten Schiffen das Meer befahren.
    Das Erlebnis der Schiffsreise im späten Hellenismus und in der Römischen Kaiserzeit.
    In Zusammenarbeit mit Jens Börstinghaus. XIV, 432 S. Wiesbaden 2018: Harrassowitz. Der Inhalt umfasst den Zeitraum vom 1. Jahrhundert vor Christus bis zur Spätzeit des römischen Reiches.
  • Hoklas AK.
    Ausgenutzt und totgeschlagen.
    Metaphern der Zeit in populärwissenschaftlichen Zeitratgebern.
    In: Junge M. (eds) Metaphern und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93445-7_8
  • Frank Matthias Kammel
    Symbolische Wanderungen : der Wanderer als Metapher in:
    Wanderland. Eine Reise durch die Geschichte des Wanderns. Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg vom 29.11.2018 bis 28.04.2019.
    Selheim, Claudia; Kammel, Frank Matthias; Brehm, Thomas (Hrsg.): Begleitband 383 S., 315 Farb- und 36 SW-Abb. Nürnberg: Verlag des Germanischen Nationalmuseums 2018. ISBN 978-3-946217-17-6
  • Karin Krohn
    Hand und Fuß.
    Eine kontrastive Analyse von Phraseologismen im Deutschen und Schwedischen
    Acta Universitatis Gothoburgensis Göteborg 1994, 182 S.
  • Markus Matthias
    »Bring mich mit Freuden an den Ort„.
    Reisen als Metapher im Pietismus. in: Durch die Welt im Auftrag des Herrn. Reisen von Pietisten im 18. Jahrhundert.
    Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen 2018. Schröder-Kahnt, Anne, Claus Veltmann
    Kataloge der Franckheschen Stiftungen 35. 215 S. Wiesbaden 2018: Harrassowitz.
  • Neumann, Michael; Kerstin Stüssel
    Einführung: ‚The Ethnographer’s Magic‘. Realismus zwischen Weltverkehr und Schwellenkunde.
    S. 9-27 in: Michael Neumann/Kerstin Stüssel (Hg.): Magie der Geschichten. Weltverkehr, Literatur und Anthropologie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 526 S. Paderborn 2011: Konstanz Univ. Press. Inhalt
  • Ulrich Puritz (Hg.)
    Reisebilder. Malen und Zeichnen unterwegs.
    Ravensburg 1988
  • Schilken, Dörthe
    Die teleologische Reise.
    Von der christlichen Pilgerallegorie zu den Gegenwelten der Fantasyliteratur.
    Epistemata. Reihe Literaturwissenschaft 413. Würzburg 2002: Königshausen & Neumann
  • Seher, Benedikt
    Die Zeit ist das Pulsieren des Raums.
    Eine interdisziplinäre Synthese. In: Eva Kimminich (Hrsg.): Metaphern der Macht – Macht der Metapher.
    Aachen 2008: Shaker, 171–199.
  • Schmitt, Rudolf
    Diskussion ist Krieg, Liebe ist eine Reise, und die qualitative Forschung braucht eine Brille.
    Review Essay: George Lakoff & Mark Johnson (2003): Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern. In: Forum Qualitative Sozialforschung/Forum: Qualitative Social Research, 5(2), Art. 19. Verfügbar über: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0402190 [letzter Zugriff: 24.05.2011].
  • Vittmann, G.
    Altägyptische Wegmetaphorik.
    (= Beiträge zur Ägyptologie, 15) V, 189 S. Wien 1999: Institut für Afrikanistik und Ägyptologie.
  • White, Hayden
    Auch Klio dichtet oder die Fiktion des Faktischen. Studien zur Tropologie des historischen Diskurses.
    (1986 Tropics of discourse, überetzt von Brigitte Brinkmann-Siepmann, Thomas Siepmann) Stuttgart 1991: Klett-Cotta
  • Wolff, Janet
    On the Road Again: Metaphors of Travel in Cultural Criticism.
    Cultural Studies, 7.2 (1993) 224-39.
  • Zehnder, Markus Philipp
    Wegmetaphorik im Alten Testament.
    Eine semantische Untersuchung der alttestamentlichen und altorientalischen Weg-Lexeme mit besonderer Berücksichtigung ihrer metaphorischen Verwendung. Zugl. Diss. Univ. Basel 1997. Berlin / New York 1999.
1)
Winfried Breidbach: Reise - Fahrt - Gang. Nomina der Fortbewegung in den altgermanischen Sprachen. Peter Lang 1994 Diss. Köln
wiki/reisebilder.txt · Zuletzt geändert: 2024/01/14 22:43 von norbert

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