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wiki:rast

Rast

Dem Schnee, dem Regen,
Dem Wind entgegen,
Im Dampf der Klüfte,
Durch Nebeldüfte,
Immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh!
  Johann Wolfgang Goethe, Rastlose Liebe, 1776
ich pit, ir wolt mir herberg geben,
die nacht pei eüch zu haben rast.
  H. Sachs fastn. sp. 6, 122, 33;

Rast ist ein germeingermanisches Wort, das also in den Jahrhunderten vor und nach Christus im gesamten Sprachraum verbreitet war. Ihm entspricht englisches rest und niederländisches ruste und wurzelt ebenso wie `Ruhe´ in der indoeuropäischen Wurzel *erə-, *rē- ‘ruhen’.

In seiner konkreten, ältesten Bedeutung bezeichnet die Rast den Ort zum Ruhen beim Unterwegs-sein, daher zum Ausspannen (im wörtlichen und übertragenen Sinne), zum Ruhen und Lagern (Raststätte), so heute noch in den Alpen für einen ebenen Platz auf den Steigen oder im Wald, manchmal auch Wallfahrtsorte wie die Wallfahrtskirche Maria Rast im Zillertal.

Davon übertragen bezeichnete gotisches Rasta die Entfernung zwischen zwei Rasten. Diese war nicht als gemessene Strecke festgelegt, sondern wurde als Teil eines Organisationssystems definiert:
»The distance within which a man can take an empty cart, fill it as his morning's work, and return with it loaded, between day-break and mid-day at Christmas time.« 1)

  • Man kommt so auf eine Entfernung von 2–3 Stunden zwischen zwei Rasten. Grimm (1785–1863) verweist darauf, dass eine Rast auch zu seiner Zeit ungefähr alle drei Stunden eingelegt wurde (Mittagsrast, Vesper).
  • Als Streckenmaß wurde die Rasta später zur altgermanischen Meile, die unterschiedlich mit zwei oder drei leuga (engl. league; auch leuca, leuva) umgerechnet wird. Die leuga im gallischen Raum bezeichnete eine Entfernung von einer Stunde 2).
  • Die römische Meile wurde dagegen als Strecke von 1.500 Schritten gezählt.
  • 1 rasta gleich 3 römischen Meilen gleich 2 Leugen, also rund 4.400 Meter: »duae leuvae sive miliarii tres apud Germanos unam rastam efficiunt« 3)
1)
E. W. Robertson: THE ACRE AND THE HIDE. in: The Gentleman´s Magazine Dez. 1866, S. 735
2)
»leuga, rast wegs od. zwû meil wegs« Voc. 1482; »drîer raste lanc« Apoll. 18141 „raste, stf.“, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch von Matthias Lexer, <https://www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemid=R00199>, abgerufen am 05.04.2023.
„Rast“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), , <https://www.dwds.de/wb/etymwb/Rast>, abgerufen am 05.04.2023.
„rast, f.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=R00909>, abgerufen am 05.04.2023.
3)
Stichwort `leuge´ von Th. Grünewald in: Reallexikon der germanischen Altertumskunde Band 18 mit Quellenangabe Isid. etym. 15,17 ed. Hultsch , Script. metrolog. II , 138 , 21;
Robertson S. 735/736
wiki/rast.txt · Zuletzt geändert: 2023/04/05 15:08 von norbert

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