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wiki:phantasieorte

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Liste der phantastischen Orte

Aufgeführt sind im Folgenden der Ort, den es nicht gibt (U-Topos), dessen kurze Beschreibung und der literarische Ursprung dieser *Phantasie (Autor, Quelle, Jahr). Zum Bereisen dieser Orte empfehlen sich Siebenmeilenstiefel oder ein Fliegender Teppich, in jedem Fall aber der Schutz durch Reisegötter, nachdem man seine Siebensachen gepackt und sein Bündel geschnürt hat mit dem Wörterbuch der unübersetzbaren Reisebegriffe darin und einen letzten Blick zurück auf Balkonien geworfen hat.

A wie Abraxa

  • Abraxa/Utopia
    Der englische Lordkanzler entwarf zwar nicht als erster ein Bild des idealen Staates, doch wurde seine Beschreibung zum Oberbegriff einer Gattung, denn »u topos« ist der Ort, der nirgendwo ist. Diesen Ort sollen seine Bewohner früher »Abraxa« genannt haben.
    Thomas Morus (auch: More), (1478 - 1535) : Utopia 1516
  • Arkadien
    Immer wieder hat man versucht, die Arkadier einem bestimmten Wohngebiet zuzuweisen, doch gelingt dies nicht. Man findet sie in ganz Europa, vorzugsweise in dichten Wäldern und schattigen Hainen, in einsamen Tälern mit klaren Quellen, abseits der Städte und Regierungen, auf lavendelduftenden Hochplateaus voller Schaf- und Ziegenherden oder am Rande irisbunter Flußauen. Daß Arkadien ein Landstrich in Griechenland sein soll, entspringt wohl nur der Phantasie des Dichters: Auch ich in Arkadien …
    Jacopo Sannazar (1456 - 1530): Arcadia (Die Idee fand jedoch viele Nachahmer.) 1504
  • Nuevo Atlantis
    Das neue Atlantis des englischen Rechtsanwalts liegt auf der Insel Bensalem. Er schrieb die erste neuzeitliche Utopie, die sich direkt auf Platons Atlantis bezieht und war bereits der zweite Lordkanzler Englands, der eine Staatsutopie verfaßte, allerdings mit technisch-wissenschaftlichen Ideen.
    Francis Bacon (1561 - 1626) : Nova Atlantis 1627

B wie Brobdingnag

  • Blauer Nebel großer Fernen
    »… wie der blaue Nebel großer Fernen, den man im Traume sieht.« Das Thema des berühmten Autors sind immer wieder die großen Fernen, Einsamkeit, die Weite des Meeres, Naturgewalten – demgegenüber müssen die Protagonisten seiner Geschichten immer und immer wieder ihre Menschlichkeit beweisen, ihre Stärke und ihren Mut.
    Joseph Conrad : Der goldene Pfeil 1919
  • Brobdingnag
    Turmgroße, grausig anzuschauende, doch flachgeistige Wesen bewohnen dieses Land.
    Jonathan Swift (1667 - 1745) : Gullivers Reisen 1726

C wie Capitanien

  • Capitanien
    Das Rätselgedicht des alemannischen fahrenden Dichters beschreibt die Haare auf dem Kopf als Land (Capitanien) mit dichtem Wald (Lausitanien, anspielend auf das Land Lusitanien), von Ungeheuern, also Läusen, bevölkert: »Dar inne wont ein wurm von wunderlicher ahtsin munt hat gran (Stacheln) und niender zene, sin hals ist kurz, oren und ougen klene …«
    Meister Boppe (vor 1300) : Capitanien 1300

D wie Delphi

  • Delphi
    Apoll ist der Gott des griechischen Ortes Delphi, dort stand der Haupttempel des Kultes. Auf einem Dreifuß sitzend verkündete Pythia das Orakel – »Erkenne Dich selbst!« lautete die Inschrift über dem Tempel.
    Überlieferung : Griechische Mythologie
  • El Dorado
    Vermutlich irgendwo im Amazonas- oder Orinoko-Quellgebiet liegendes Königreich mit der Hauptstadt Manoa, die am goldsandbedeckten Ufer eines Sees liegt. Stadt, Häuser und Mobiliar sind vollständig mit Gold überzogen, so daß tagsüber eine Schneebrille unverzichtbar ist.
    Walter Raleigh (1552? - 1618) : The Discoverie of the lovlie, rich and beautiful Empyre of Guiana with a relation of the great and golden City of Manoa 1596

E wie Erewhon

  • Erdsee
    Hunderte bewohnter und unbewohnter Inseln mit Havnor, dem Sitz des Königs und Rok, der Insel der Magier, im Zentrum.
    Ursula K. Le Guin : A Wizard of Earthsea
  • Erewhon
    Liegt vermutlich in Australien, die genaue Lage ist unbekannt. Technik und Maschinen des Landes wurden eines Tages in ein großes Museum verbannt, weil ein Professor für Hypothetik bewies, daß sie letzten Endes ein Eigenleben entwickeln und die Menschen verdrängen würden. Gewaltige Auswirkungen hatten seine weiteren Schlußfolgerungen: Ohne Unvernunft, sagte er, gäbe es auch keine Vernunft. Also müsse man die Unvernunft fördern, damit auch die Vernunft zunähme. Dazu dienen die »Akademien der Torheit«.
    Samuel Butler (1835 - 1902) : Erewhon 1872
  • Fliegender Holländer
    Vermutlich durch treibende »Geisterschiffe« bei vielen seefahrenden Völkern entstandene Sage: Kapitäne, die sich anmaßten besonderen Gefahren zu trotzen, sollten zur Strafe bis in alle Ewigkeit auf den Meeren segeln müssen. Gilt auch für Kapitäne, die Karfreitags auslaufen.
    Richard Wagner (1813 - 1883) : Der fliegende Holländer. Roman­tische Oper 1842

G wie Glubdrubdrib

  • Glubdrubdrib
    Die Insel der Zauberer liegt etwa 500 Meilen süwestlich von Balnibarbi.
    Jonathan Swift (1667 - 1745) : Gullivers Reisen 1726
  • Houhnhnms
    Edle und anmutige, vernünftige und sprachbegabte Wesen, die aussehen wie Pferde und die widerwärtigen, allesfressenden Yahoos im Zaum halten, Charakterschweine, aber äußerlich menschenähnlich.
    Jonathan Swift (1667 - 1745) : Gullivers Reisen 1726

F wie Felsenburg

  • Insel Felsenburg
    »Wunderliche Fata einiger See-Fahrer, absonderlich Albert Julii, eines geborenen Sachsens, welcher in seinem 18den Jahre zu Schiffe gegangen, durch Schiffbruch selb 4te an eine grausame Klippe geworffen worden, nach deren Übersteigung das schönste Land entdecket, sich daselbst mit seiner Gefährtin [Concordia Plürs] verheyrathet, aus solcher Ehe eine Familie von mehr als 300 Seelen erzeuget … usw.usf.« Dieser Titel des Originals wurde in späteren Ausgaben, ebenso wie das vierbändige Werk selbst, stark gekürzt.
    Johann Gottfried Schnabel (1692 - 1750?) : Insel Felsenburg 1731 - 1743
  • Inseln der Glückseligen
    Die »Insulae Fortunata« sind in der Antike auch als »Inseln der Seligen« im vierten Gesang einer berühmten Irrfahrt als Paradies an den Grenzen der Erde beschrieben worden, in dem es alle Genüsse, aber keine Mühen gäbe: Junionia/Purpuraria, Canaria/Planaria, Nivaria/Convallis, Capraria, Ombrios/Pluvalia.
    Homer : Odysee (Odysseia), 8. Jh. v. Chr.

K wie Krähwinkel

  • Krähwinkel
    Krähwinkel, eine gemütliche deutsche Kleinstadt in einem nicht zu abgelegenen Mittelgebirge, mit schlechten Zugangsstraßen, die das lokale Handwerk fördern sollen. Ihre Existenz gilt als gesichert, da gleich drei Dichter sie als Lieblings-Wohnstätte beschränkter deutscher Kleinbürger beschrieben. Berühmt ist die dort befindliche, auf Abenteuerliteratur spezialisierte Bibliothek.
    Jean Paul (1763 - 1825); Johann N. Nestroy (1801 - 1862); August von Kotzebue (1761 - 1819) : Das heimliche Klagelied der jetzigen Männer; Freiheit in Krähwinkel; Die deutschen Kleinstädter, 1803 1848

L wie Liliput

  • Liliput
    Das Land der winzigen aber höchst ehrgeizigen Liliputaner. Sie haben arge Probleme mit ihren Nachbarn, die nicht imstande sind, Eier auf die einzig richtige Art zu öffnen.
    Jonathan Swift (1667 - 1745) : Gullivers Reisen 1726
  • Lorbrulgrul
    Die Hauptstadt von Brobdingnag.
    Jonathan Swift (1667 - 1745) : Gullivers Reisen 1726

M wie Mittelerde

  • Mildendo
    Die Hauptstadt von Liliput, geschützt durch eine gewaltige, siebenundzwanzig Zentimeter hohe Mauer. Belohnt wird jeder, der beweisen kann, dreiundsiebzig Monate alle Gesetze befolgt zu haben. Akzeptierte Währungen sind Sprug, Durr und Glumggluff.
    Jonathan Swift (1667 - 1745) : Gullivers Reisen 1726
  • Mittelerde
    Gandalf der Graue trägt einen der Drei Ringe und durchwandert seit Äonen Berge und Ebenen von Mittelerde. Besonders gern ist er im Auenland, bei Frodo und Bilbo Beutlin, den Hobbits, die in Erdhöhlen leben, und am liebsten feste Feste feiern, sich was schenken lassen oder ein Pfeifchen rauchen. John Ronald Reuel Tolkien (1892 - 1973) : Der Herr der Ringe 1937
  • Moana
    Die von Flüchtlingen aus Atlantis gegründete Hauptstadt des Goldlandes in Südamerika.
    Walter Raleigh (1552? - 1618) : The Discoverie of the lovlie, rich and beautiful Empyre of Guiana with a relation of the great and golden City of Manoa 1596
  • Mond
    Der Philosoph mit der übergroßen Nase findet auf seiner ersten Reise zum Mond unter anderem das Paradies – wird aber daraus verstoßen in ein Land, in dem man mit selbstgefertigten Gedichten zahlt und sich musikalisch verständigt: »… wenn also einer Hungers stirbt, so ist das immer nur ein Schafskopf, und die Leute mit Geist können alle gut leben …«
    Cyrano de Bergerac (1619 - 1655) : Reise zu den Mondstaaten und Sonnenreichen 1650
  • Mondberge
    Das Mondgebirge wurde bereits vor 2400 Jahren in der römischen (Lunae Montes) und indischen (Soma Giri) Antike mehrfach beschrieben als das Gebirge, das die Quellseen des Nils speist. Dabei kann es sich um äthiopische Berge oder, wahrscheinlicher, um das Ruwenzorigebirge handeln.
    Claudius Ptomeläus (85-160) : Geographia
  • Mordor
    Das öde Land von Mittelerde, östlich von Gondor. Falls es, selten genug, für Reisende geöffnet ist, betritt man es über den Paß von Cirith Ungol. Größte Sehenswürdigkeit ist der Schicksalsberg, der Vulkan Orodruin. Reisende sollten ständig auf der Hut sein, mit dem, was sie sagen oder denken, denn Sauron der Dunkle, der Herrscher von Mordor, könnte gerade in Deine Richtung schauen …
    John Ronald Reuel Tolkien (1892 - 1973) : Der Herr der Ringe 1937

O wie Orplid

  • Odyssee
    Einer der großen Reisenden: Die Abreise war kein Problem (»Was schert mich Weib, was schert mich Kind, mich treibt weit besseres Verlangen.«, Goethe), doch die Rückkehr fiel schwer.
    Homer : Odysee (Odysseia), 8. Jh. v. Chr.
  • Ohnewitz
    Der sehr eigenwillige Plan einer Reise durch Europa, ausgehend von dem zentral gelegenen Ort »Ohnewitz«, ist in Gedichtform verfaßt und wird von einer noch absonderlicheren Karte begleitet:
    »Aber alsdann etwa nach Siberien wandern
    Und von da aus über Wien zu Schiffe nach Flandern,
    Und so hätte er dann, auf die kürzeste Weise beinah
    Besehen das ganze Europia. …
    Über diese Antwort des Kandidaten Jobses
    Geschah allgemeines Schütteln des Kopfes …«

    Carl Arnold Kortum (1745 - 1824) : Jobsiade 1799
  • Orplid
    Die Insel mit der gleichnamigen Stadt liegt im Stillen Ozean, östlich von Neuseeland. Sie war den Göttern unterworfen, nur von Feen und Kobolden besiedelt, als 75 europäische Kolonisten sie fanden und besiedelten. Die Stadt zu umwandern dauert sechs Stunden, dabei stößt man auf drei gewaltige Sonnenkeile aus Stein, die eine Sonnenuhr bilden.
    Eduard Mörike (1804 - 1875) : Maler Nolten 1832

R wie Robinsons Insel

  • Robinsons Insel
    Die Idee zu diesem Roman kam dem Autor, als er von den Erlebnissen des Matrosen Alexander Selkirk hörte, der mehr als vier Jahre allein auf der heute nach ihm benannten Insel des chilenischen Juan Fernández-Archipels verbrachte. Die Nachbarinsel heißt heute Robinson-Insel, und das Werk dieses Autors schuf den Namen für eine ganze Gattung.
    Daniel Defoe (1660 - 1731) : Robinson Crusoe 1719

Sch wie Schilda

  • Die Schatzinsel
    Seefahrt, Abenteuer, Freibeuter, Schatzsuche, Meuterei, Verrat, Gefahr, Sieg – knapper läßt sich dieser Abenteuerroman nicht zusammenfassen. Wie war noch der Anfang? Billy Bones stirbt, Jim Hawkins findet in dessen Seemannstruhe eine alte Schatzkarte …
    Robert Louis Stevenson (1850 - 1894) : Die Schatzinsel (Treasure Island) 1883
  • Schilda
    Die Schildbürger, die Schilda bevölkern, stammen aus einer Zeit, inder die Stadtmenschen den Landleuten recht seltsam vorkamen. Hohe Mauern rund um die Stadt verhinderten die Weitsicht, Höhlenbewohnern gleich mangelte es ihnen auch an Einsicht – sie säen Salz und tragen Licht in Säcken in fensterlose Häuser. Doch verfügten sie über Schild und Spieß, um ihr unbewegliches Hab und Gut zu verteidigen: Schild-Bürger und Spieß-Bürger kriechen aus dem gleichen Loch.
    Anonymus : Die Schildbürger 1597/98
  • Schlaraffenland
    Als Inbegriff der Liederlichkeit galten in alter Zeit die »slur affen« – sie fraßen sich durch einen Wall aus Hirsebrei hinein ins Land der wildwachsenden Delikatessen: im Gedicht bei Hans Sachs und im Märchen …: »Um iedes Haus so ist ein Zaungeflochten von Bratwürsten braun.Von Malvasier so sind die Brunnen,kommen einem selbs ins Maul gerunnen.«
    Hans Sachs (1494 - 1576) : Schlauraffenland 1530
  • Peter Schlemihl
    1815 bis 1818 nahm der Naturforscher und Dichter teil an einer russischen Expedition auf der »Rurik« und segelte um die Welt. In seinem Märchen tauscht Schlemihl, was jiddisch »Pechvogel« bedeutet, gedankenlos seinen ihm nutzlos erscheinenden Schatten beim Teufel gegen einen »Glückssäckel«. Fortan wird er jedoch wegen seines Makels von den Mitmenschen verstoßen und fühlt die Wehmut des Heimatlosen.
    Adalbert von Chamisso (1781 - 1838) : Peter Schlemihls wundersame Geschichte 1814

S wie Sonnenstaat

  • Säulen des Herakles
    Die Karten des Altertums zeigen eine geschlossene Welt rund um Mittelmeer und Schwarzes Meer, die Oikumene, das »Bewohnte Land«, mit nur einen Ausweg zwischen Marokko und Spanien. Die Säulen des Herakles führen in die grenzenlose Unendlichkeit des weltumfassenden Oceanos, heraus aus der Sicherheit des nahen Landes, sie bidlen die Grenzen der Welt. Angst und Hoffnung liegen nah beieinander, und so finden sich dahinter die »Insulae Fortunata« und etwas weiter das nach dem welttragenden Atlas benannte und untergegangene Atlantis im Atlantischen Ozean.
    Überlieferung : Griechische Mythologie
  • Scylla und Charybdis
    »Es verfällt der Scylla, wer der Charybdis entgehen will.« – Dreimal täglich zieht der Felsenabgrund Charybdis Wasser in seinen Strudel. Wer aber zuviel Abstand hält, gerät in die Fänge der gegenüber hausenden Scylla.
    Homer : Odysee (Odysseia), 8. Jh. v. Chr.
  • Sirenen
    Halbgöttinnen, die mit ihrem betörenden Gesang den berühmten Seefahrer auf ihre Insel locken wollen. Der aber stopfte sich und seinen Gefährten eine Art antikes Oropax in die Ohren und segelte vorbei.
    Homer : Odysee (Odysseia), 8. Jh. v. Chr.
  • Songlines
    „Alles, was wir über die Bewegung des Meeres wußten, war in den Strophen eines Liedes enthalten. Tausende von Jahren gingen wir, wohin wir wollten, und dank des Lieds fanden wir sicher zurück … Es gab ein Lied für den Weg nach China und ein Lied für den Weg nach Japan, ein Lied für die große Insel und ein Lied für die kleinere. Sie mußte nur das Lied kennen, und sie wußte, wo sie war. Wenn sie heimkehren wollte, sang sie das Lied einfach rückwärts. …“ (Worte einer alten Frau, einer sibirischen Schamanka)
    Bruce Chatwin (1940 - 1989) : Traumpfade
  • Sonnenstaat
    In langen Haftjahren formulierte der Dominikanermönch seine Vorstellungen des idealen Staates und der idealen Stadt: »Auf der nach außen gewölbten Mauer Seite dieser Mauer steht zunächst die vollständige und genaue Beschreibung der ganzen Erde. Darauf folgen besondere Darstellungen jeder einzelnen Gegend. …«
    Tommaso Campanella (1568 - 1639) : Der Sonnenstaat (Teocrazia solare) 1623

T wie Tohu und Bohu

  • Tohu und Bohu
    Gargantua, rauflustiger Saufbold und Vater des Pantagruel, ist weitgereist. Er kennt die Inseln Tohu und Bohu, die Stadt Kunterbuntenau, die Grafen von Filzlausitz, besiegt seine Feinde, die Fladenbäcker, und gründet im Lande Thelem eine Abtei über deren Eingang steht: »Tu, was Du willst …«
    François Rabelais (1494 - 1553) : Gargantua und Pantagruel 1534
  • Vogel Rock
    Überlieferung: Sindbad, der Seefahrer 11. Jh.

W wie Wolkenkuckucksheim

  • Wolkenkuckucksheim
    Nachdem Lukian im Hesperidischen Meer die Weininsel besucht hat, wirbelt ein Sturm sein Schiff über die Wolken, hinauf zur Mondinsel und seinen Bewohnern, den Hippogypen, die eben einen Krieg mit den Sonnenbewohnern führen. Auf dem Rückweg kommen sie durch die Lampenstadt und das berühmte Wolkenkuckucksheim, Nephelokokkygia.
    Lukian (120 - 180) : Wahre Geschichten (Athletes historia)
  • Wunderland
    Die Edamer Katze sitzt auf einem Ast, als das Mädchen ihr begegnet. Sie grinst, und beginnt langsam zu verschwinden, bis schließlich nur noch das Grinsen übrig ist.
    Lewis Carroll (1832 - 1898) : Alice im Wunderland 1865

Z wie Zipfelstadt

  • Zipfelstadt
    Josua Zipplein reist durch die deutschen Lande und erzählt von Pfefferberg, Hamsterfeld, Fuchszwang, Pflockheim, … besonders aber von Zipfelstadt. Dort wird er ausgewiesen, weil er auf den Meldezettel schrieb: »Die Polizei von Zipfelstadt hat auch genau darauf zu vigilieren, daß ihr keine Eselsohren anwachsen.« Schließlich macht er Karriere als Redakteur der Tripstriller Krautblätter.
    Anonymus : Josua Zippleins Ferienreisen 1812

Literatur

Jean Klare, Louise van Swaaij
Atlas der Erlebniswelten
Mit Texten von Ilja Maso und Saskia Sombeek
Frankfurt am Main: Eichborn 2000
Einband mit Fadenheftung 19,5 x 26 cm: 95 S.
farbige Klappenkarten, zahlr. farb. Karten & Pläne, Ortsregister

Dieser Atlas erhielt in den beiden letzten Jahren zu Recht viel Aufmerksamkeit als nette und phantasievolle Kuriosität. Er ist unterhaltsam und ein hübsches Geschenk, mit dem man sich immer mal wieder ein paar Minuten beschäftigen kann. Ich war schon sehr verblüfft, als ich in meiner Bibliothek auf einen Vorläufer der »Erlebniswelten« stieß, der 1777 (!) erschien. Dieser Vorläufer sollte die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Fortschritt der damaligen Drucktechnik lenken.

István Ráth-Végh beschreibt diesen Vorläufer in Die Komödie des Buches (Budapest 1967): »1777 gab der bekannte Leipziger Drucker Johann Gottlob Immanuel Breitkopf ein achseitiges Heft mit dem merkwürdigen Titel heraus: Das Reich der Liebe. Zweyter Landchartensatzversuch. Ich beginne die Erklärung beim Untertitel und gehe dann zum eigentlichen Titel über. Das Reich der Liebe ist eine Landkarte. Damals versuchte man in ganz Europa, Karten mit einer neuen Methode – mittels Handsatz – herzustellen. Auch Breitkopf stürzte sich auf das Problem, das seine Druckerphantasie erregen mußte. Als erster Versuch entstand eine Karte von der Gegend um Leipzig.

Der zweite Versuch mit derselben Technik war Das Reich der Liebe. Er entstand aus Anlaß einer Hochzeit, noch dazu innerhalb von drei Tagen. Offensichtlich war es Breitkopf darum zu tun gewesen, mit einem drucktechnischen Meisterstück zu brillieren – er wollte zeigen, was die Buchdruckerkunst leisten kann –, und dafür kam ihm die Hochzeit sehr gelegen. Wir wissen nicht, ob das Thema seiner eigenen Phantasie entsprang oder ob die Karte auf Bestellung ausgeführt wurde – das ist aber auch nicht wichtig.

»… Der Reisende nimmt seinen Weg vom Land der Jugend aus. (Es genügt, die wichtigsten Stationen anzuführen.) Hier entfaltet die Stadt der Freuden ihre Pracht, beschützt durch die Burg der Sorglosigkeit; hier entspringt der Fluß der Wünsche, doch erhebt sich hier auch der Fels der Mahnungen. Nordwärts vom Land der Jugend liegt das Land der fixen Ideen. Seine Sehenswürdigkeiten sind die Stadt der Träume, der Wunschhain und die Burg der Unruhe. Begeben wir uns nach dem Westen, gelangen wir ins Land der Trauernden Liebe, eine düstere Gegend. Dort schimmern von fern die Bergketten der Hoffnungslosigkeit, dort klafft die Höhle der Seufzer, und das ist der Ort, wo der Fluß der Tränen entspringt, der schließlich in das Meer der Verzweiflung mündet. Auch das Land der Lüste ist ein gefährliches Gebiet. Hier lauern dem Pilger Krankheit und Tod auf, so daß es wünschenswert erscheint, daß er sich, noch ehe es zu spät ist, besinnt und über die Brücke der Hoffnung in das Land der glücklichen Liebe hinüberspaziert. Dort findet er dann alles, was seinen Appetit anregt, und noch manches andere. Die Städte dieses Landes heißen Gute Aussicht, Erhörung, Wahre Liebe, Zärtlichkeit usw. Auch hier gibt es Berge wie den Berg der Einwilligung; etwas südwestlich von ihm grünt der Lusthain; die ganze Gegend wird vom Fluß der Wonne durchströmt, und als Folge all dessen lächelt an der nördlichen Grenze dem Wallfahrer der Liebe die Stadt des Kindersegens zu. Bleibt noch das Land der Hagestolze. Dort gibt es Städte, deren Namen auf die Unannehmlichkeiten des einsamen Lebens hinweisen – schließlich kann der Reisende im Land der Ruhe rasten. Deren Hauptstadt ist der Großvaterstuhl, aber noch besser ruht es sich in der Schlafmützenstadt. Der Leser verzeihe die humorlosen Allegorien, und denke daran, daß die alberne Landkarte ein ernst zu nehmender Beweis für die Nützlichkeit einer neuen Erfindung war.«

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wiki/phantasieorte.1609477310.txt.gz · Zuletzt geändert: 2021/01/01 05:01 von norbert

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