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wiki:herberge

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wiki:herberge [2021/09/02 08:54] norbertwiki:herberge [2024/03/17 05:08] (aktuell) – [Herberge] norbert
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 ====== Herberge ====== ====== Herberge ======
-Eine Einrichtung, die den Bedürftigen Schutz verspricht (griechisch πανδοχεῖον pandocheion). Bedürftig kann sein, wer [[wiki:heimatlos|heimatlos]] ist oder reist, alt oder krank. Solcher Schutz gewährt Ruhe, Erholung, Entspannung, indem schlechtes Wetter ebenso abgewehrt wird wie zudringliche Menschen oder wilde [[wiki:tiere|Tiere]] im Unterschied zum [[wiki:stellplatzsuche|Stellplatz]] oder [[wiki:camp|Camp]] im [[wiki:bush|bush]], die erheblichen Aufwand erfordern, solchen Schutz selbst zu gewährleisten.  
  
-Der Beherbergungsbetrieb (amtsdeutsch) bezeichnet den Kunden euphemistisch als Gast, die Beziehungen beider zueinander werden jedoch über Geld und Leistung verglichen, während es im **Gastrecht** um den Austausch von Geschenken geht; allerdings ist der Gaststatus zeitlich eng befristet. Die Idee der Gastfreundschaft wurzelt im Nomadentum und hebt den Status des Fremden als Feind befristet auf.+  wirt unde heim sint zwêne unschamelîche namen: 
 +  gast unde hereberge muoz man sich vil dicke schamen. 
 +  Walther von der Vogelweide: 31,23-32. An Otto IV.  
 + 
 +Eine Einrichtung, die den Bedürftigen Schutz verspricht, sich jedoch auf das Wesentliche beschränkt als Bleibe, Unterkunft, [[wiki:kundenpenne|Kundenpenne]] - ein Gasthaus oder Hotel bietet mehr. Bedürftig kann sein, wer [[wiki:heimatlos|heimatlos]] ist oder reist, alt oder krank. Solcher Schutz gewährt Ruhe, Erholung, Entspannung, indem schlechtes Wetter ebenso abgewehrt wird wie zudringliche Menschen oder wilde [[wiki:tiere|Tiere]] im Unterschied zum [[wiki:stellplatzsuche|Stellplatz]] oder [[wiki:camp|Camp]] im [[wiki:bush|bush]], die erheblichen Aufwand erfordern, solchen Schutz selbst zu gewährleisten.  
 + 
 +Der Beherbergungsbetrieb (amtsdeutsch) bezeichnet den Kunden euphemistisch als [[wiki:gast|Gast]], die Beziehungen beider zueinander werden jedoch über Geld und Leistung verglichen, während es im **Gastrecht** um den Austausch von Geschenken geht; allerdings ist der Gaststatus zeitlich eng befristet. Die Idee der Gastfreundschaft wurzelt im [[wiki:nomaden|Nomadentum]] und hebt den Status des [[wiki:der_fremde|Fremden]] als Feind befristet auf, sie ist Teil der tradierten Kultur. 
 + 
 +Die Idee der Herberge als Institution hat dagegen einen sozialen Charakter, weil sie der Gemeinschaft nützt indem sie das Wohl des Einzelnen bedenkt anstatt ihn der [[wiki:wildnis|Wildnis]] zu überlassen, auch wenn dies in sehr unterschiedlichen Formen geschieht. Historisch zu beobachten ist das seit der christlichen Antike, in der als »Werk der Barmherzigkeit« Einrichtungen gestiftet wurden wie [[wiki:xenodochium|Xenodochien]] oder Hospize, die gleichzeitig in verschiedenen Abteilungen [[wiki:pilger|Pilger]], [[wiki:reisende|Reisende]], Kranke, Alte beherbergen konnten. Heute ist diese Grundidee zerfallen in: 
 +  * das //Hotel// als primär geschäftliches Unterkunftsangebot; 
 +  * die //Herbergen// zur Heimat als primär wohltätige Einrichtung für Obdachlose; 
 +  * das //Hospital// als primär heilende Einrichtung; 
 +  * das //Hospiz// als palliative Einrichtung; 
 +  * den //»Beherbergungsbetrieb«// als Kategorie für alle Formen vom [[wiki:camping|Campingplatz]] über den Wohnmobil[[wiki:stellplatzsuche|stellplatz]] bis zur Nobelherberge. 
 + 
 +Die Herberge institutionalisiert die ältere griechische Gastfreundschaft (engl. "guest-friendship"), **xenia** und wurzelt als Institution im griechischen πανδοχεῖον **Pandocheion** `das alle Aufnehmende´ (Constable S. 43 ff.), findet aber keine institutionelle Entsprechung im lateinischen Raum.  
 +  * Sie verbreitete sich jedoch in den semitischen [[wiki:sprachen|Sprachen]] des [[wiki:mediterraneum|Mediterraneums]] und fand als //**funduq**/**fondaco**// Eingang in die [[wiki:lingua_franca|lingua franca]] als internationale Geschäftssprache, synonym zum persischen (//khān//, //Karawane//, [[wiki:karawanserei|Karawanserei]] und arabischen (//wakāla//), hebräischen //pundak// (פונדק‎). Der Ursprung des italienischen //Fondaco// führt ebenso wie spanisches //alfóndiga/alhóndiga// und arabisches //funduq// (فندق) zum griechischen //phoundax// `Warenhaus´, dem Bedeutungskern über die Sprachen hinweg. Die Institution bedient also die Interessen des //[[wiki:der_fahrende_haendler|fahrenden Händlers]]//, die [[wiki:rast|Rast]]plätze benötigten und zudem eines gesteigerten Schutzes ihrer Waren und ihres Vermögens bedurften.  
 +  * **Khān** und **Wakāla** wurden vor allem im (ägyptischen) Mamlūkenreich ab dem [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 12. Jahrhundert|13. Jahrhundert]] betrieben; Wakāla auch im ottomanischen Raum. 
 +  * Ebenfalls aus dem griechischen Raum stammt das spätere [[wiki:xenodochium|Xenodochium]] `Fremde aufnehmend´, das sich von dort jedoch im lateinischen und späteren fränkischen Raum als //Hospital// verbreitete und die Interessen von Bedürftigen bediente. 
 +  * Basierend auf Texten antiker Autoren und archäologischen Befunden werden römische Unterkünftssysteme für Gäste und Reisende rekonstruiert, die ab dem 1. Jahrhundert BC als **Domunculae** oder **Hospitalia** bekannt waren. Im Unterschied dazu waren die **Deversoria** genannten Bauten ausschließlich aristokratischen Gästen vorbehalten. Die Autoren identifizierten 31 Deversorien in 28 Residenzen, überwiegend im Raum Spanien, Großbritannien und Gallien, vom 1. bis zum 7. Jahrhundert BC. ((''J.-Ph. Carrié''\\ //Le deversorium dans les villae occidentales tardives: éléments pour une identification archéologique.//\\ Antiquité tardive 18 (2011)  277-296 [[https://doi.org/10.1484/J.AT.3.70 |DOI]] )) 
 +  * Wer einem institutionellen [[wiki:system|System]] angehörte, konnte dieses nutzen, also fanden wandernde Kleriker und [[wiki:scholar|Scholaren]] Unterschlupf im Kloster oder in Pfarrhäusern; für wandernde Gesellen auf der [[wiki:walz|Walz]] gab es ab dem [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalter]] Gesellenherbergen. 
 +  * Als sprachliche Wurzel der Herberge erscheint althochdeutsches //heriberga// als `Ort, wo das Heer lagert´ und enthält damit die Komponenten von Schutzmacht und Geborgenheit (`bergan´). Die Bedeutung verschiebt sich aber schon im Mittelhochdeutschen auf den //`Ort, wo der Fremde nächtigt´// und betont mit den synonymen lateinischen Ausdrücken //hospitium, casa, tabernaculum// die Aspekte von [[wiki:gast|Gast]], festem Haus, Schutz. 
 +  * Mit der Errichtung von Weghospitälern an den [[wiki:alpenpaesse|Alpenübergängen]] erscheint eine neue Institution. 
 +    * ''Walter Schneider''\\ //Die Hospitäler im Raum Alt-Tirol. Probleme einer Pass- und Übergangsregion//.\\ S. [59]-99 in: Michael Matheus (Hg.): Funktions- und Strukturwandel spätmittelalterlicher Hospitäler im europäischen Vergleich. Stuttgart, 2005. (=Geschichtliche Landeskunde, 56). 
 +  * Mit dem Errichten von Herbergen als Geschäftsbetrieb wurden diese zum //Gasthaus, Wirtshaus// und bedienten auch die erweiterten Bedürfnisse ihrer Kunden üder das Schlafen und Essen hinaus mit Trinken und Beischlaf. 
 +  * Übernachtungseinrichtungen für besondere Gruppen: 
 +    * Albergo Populare oder Dormitori economici 
 +    * Flophouse (American English) oder doss-house (British English) 
 +    * Herberge zur Heimat oder Mutter Grün 
 +    * [[wiki:kundenpenne|Kundenpennen]] 
 +    * Obdachlosenasyl 
 +    * Zunftherberge 
 +Die spezifischen Eigenschaften der unterschiedlichen Institutionen spiegeln in unterschiedlichen Kulturräumen auch das Reiseverhalten: //»The existence of the funduq and fondaco in the Muslim world encouraged European traders to visit Islamic ports, while the lack of comparable institutions in European cities mean that Muslim merchants rarely journeyed to European markets«// ((s.Constabel, S. 110)). 
 + 
 +==== Literatur ==== 
 +  * ''Baum, Vicky''\\ //Menschen im Hotel.//\\ Berlin 1929: 1987: Kiepenheuer & Witsch 
 +    * ''Vaillant Maélys''\\ //Heterotopien in den Hotelromanen Vicki Baums.//\\ Dissertation Université libre de Bruxelles. 153 S. Berlin 2021:  Frank & Timme, Verlag für wissenschaftliche Literatur. [[https://d-nb.info/1224620380/04|Inhalt]] 
 +  * ''Böhnisch, Tomke''\\ //Hier war Tag und Nacht was los... Die Gasthäuser//.\\ in: Stubenvoll, Willi (Hg.): Die Straße. Geschichte und Gegenwart eines Handelsweges; 750 Jahre Messen in Frankfurt S. 243-258. 
 +  * ''Champion, Sarah''\\ //Willkommen im Fortune-Hotel. Geschichten von Unterwegs.//\\ München 2001: Droemer Knaur. 
 +  * ''Olivia Remie Constable''\\ //Funduq, Fondaco, and Khan in the Wake of Christian Commerce and Crusade//\\ S. 145-146 in A. E. Laiou, R. P. Mottahedeh (Hg.): The Crusades from the Perspective of Byzantium and the Muslim World, Washington 2001: Dumbarton Oaks Research Library and Collection. 
 +  * ''Olivia Remie Constable''\\ //Housing the Stranger in the Mediterranean World//.\\ Lodging, Trade and Travel in [[wiki:reisegenerationen#Zwischen Mittelalter und Antike|Late Antiquity]] and the Middle Ages.\\ XII, 427 S., Bibliographie 362-404, Cambridge 2003: Cambridge University Press\\ Mit Hinweisen zu den aufgeführten Beherbergungsvarianten. [[http://hdl.handle.net/10106/27048|Rezension]]: Kathryne Beebe, Journal of the Oxford University History Society JOUHS 2004. Inhalt:\\  
 +    * 'Accepting all comers': a cross-cultural institution in [[wiki:reisegenerationen#Zwischen Mittelalter und Antike|late antiquity]] 
 +    * The transition from Byzantium to the Dar al-Islam 
 +    * Commerce, charity, community, and the Funduq 
 +    * Colonies before colonialism: western trade and the evolution of the Fondaco 
 +    * Conquest and commercial space: the case of Iberia 
 +    * Fondacos in Sicily, South Italy, and the crusader states 
 +    * Changing patterns of Muslim commercial space in the later [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche|middle ages]]  
 +    * Christian commerce and the solidification of the Fondaco system 
 +    * The Fondaco in [[wiki:mediterraneum|Mediterranean Europe]]. 
 +  * ''Hiltbrunner, O.''\\ //Herberge.//\\ S. 602-626 in: Reallexikon für Antike und Christentum RAC 14, Stuttgart 1988 
 +  * ''Herbert May'', ''Andrea Schilz'' (Hg.)\\ //Gasthäuser. Geschichte und Kultur//.\\ 348 S. Petersberg 2004: Imhof 
 +  * ''Anne Nagel''\\ //Das Grandhotel Les Trois Roi in Basel//.\\ (Schweizerische Kunstführer, 82.820) Bern 2007: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK.\\ Das //Trois Roi// in Basel am Rhein wird 1681 erstmals als Herberge für Herrschaften erwähnt und scheint daher das älteste Grandhotel Europas zu sein.  
 +  * ''Nooteboom, Cees ''\\ //Nootebooms Hotel//.\\ Frankfurt am Main 2000: Suhrkamp 
 +  * ''Pannenbecker, Marion''\\ //Club-Urlaub und Animation. Beobachtungen in einem Hotel des Robinson-Club Jandia Playa auf Fuerteventura, Kanarische Inseln.//\\ (=Materialien zur Tourismusforschung) 76 S. Starnberg 1985: Studienkreis für Tourismus. 
 +  * ''Potthoff, Ossip Demetrius'', ''Kossenhaschen, Georg''\\ //Kulturgeschichte der Deutschen Gaststätte, umfassend Deutschland, Österreich, Schweiz und Deutschböhmen//\\ Nachdruck der Ausgabe Berlin 1933, Hildesheim, Zürich, New York 1996 
 +  * ''Rauers, Friedrich''\\ //Kulturgeschichte der Gaststätte//\\ (=Schriftenreihe der Hermann–Esser–Forschungsgemeinschaft für Fremdenverkehr) 2 Bde. XV, 1516 S. 1 farb. Falttafel, 707 Abb. Berlin 1942: Metzner. 
 +  * ''Jürgen Reulecke'' /''Barbara Stambolis'' (Hg.)\\ //100 Jahre Jugendherbergen 1909-2009. Anfänge, Wandlungen, Rück- und Ausblicke//.\\ 443 S. Ill. Bibl. S. 433–436. Essen 2009: Klartext. [[https://d-nb.info/992155053/04|Inhalt]]  
 +  * ''Schrader, Otto''\\ //Neuhochdeutsch Wirt (hospes).//\\ Wissenschaftliche Beihefte zur Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. Reihe 5, H. 32 (1910) 63-66. 
 +  * ''Raoul Schrott''\\ //Hotels. Reisen bis ans Ende des Ankommens//.\\ in: ''Paolo Bianchi'' (Hg.): //Ankommen - Hiersein - Weggehen.//\\ Köln 1997: Kunstforum International 136 
 +  * ''Sennoune O.''\\ //Fondouks, khans et wakalas à Alexandrie à travers les récits de voyageurs//.\\ Annales Islamologiques, 38 (2004) 453–489. 
 +  * ''Severin, Hans-Georg''\\ //[[wiki:pilger|Pilger]]wesen und Herbergen//.\\ in: Ernst Dassmann – Josef Engemann (Hrgs.), Akten des XII. Internationalen Kongresses für Christliche Archäologie, Bonn, 22.-28. September [= JbAC Ergänzungsband 20 (1995-1997)], S. 329-339 
 +  * ''Stempel, Hans''; ''Ripkens, Martin'' (Hg.)\\ Hotel-Geschichten. München 2005: dtv 
 +  * ''Valérian D.''\\ //Le fondouk, instrument du contrôle sultanien sur les marchands étrangers dans les ports musulmans (XIIème-XVème siècles)?//\\ S. 677–698 in: C. Moatti (Hg.): La mobilité des personnes en Méditerranée de l’antiquité à l’époque moderne. Rome 2004. 
 +  * ''Wallner, Ernst M.''\\ //Von der Herberge zum Grandhotel.// Wirtshäuser und Gastlichkeit. Geschichte, Wirtshausnamen, Wirtshausschilder.\\ Konstanz 1970. 
 +  * ''Weber, Walter''\\ //Von Wirtshäusern, [[wiki:reisende|Reisenden]] und Literaten//.\\ //Eine kleine Chronique scandaleuse des Wirtshauslebens.// in: Bausinger, Hermann / Beyrer, Klaus / Korff, Gottfried (Hgg.): Reisekultur 1991, S. 82-90. 
 +  * ''Wehner, Donat'', ''Anke Wesse''\\ //[[wiki:rast|Rast]]häuser - [[wiki:gast|Gast]]häuser - Geschäftshäuser: zur historischen Archäologie von Wirtshäusern.//\\ 220 S. Bibliogr. 195 -220 Bonn 2015: Habelt. [[http://d-nb.info/1075604729|Inhalt]] u.a.: 
 +    * Donat Wehner\\ Methodische Überlegungen zum Nachweis mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Wirtshäuser  
 +    * Fritz Jürgens\\ Rasthäuser an langer [[wiki:strasse|Straße]]. Studien zu Lage und Verbreitung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Wirtshäuser 
 +    * Stefan Vasiliadis\\ Damit der [[wiki:gast|Gast]] sich wie zu Hause fühlt. Zu Struktur, Grundriss und Typen von Wirtshäusern 
 +    * Sabrina Autenrieth\\ Zum gebaaschten Dragoner. Entwicklung und Symbolik von Wirtshausauslegern in Mitteleuropa 
 +    * Steffen Berger und Nina Krischke\\ Durchgehend warme und kalte Küche. [[wiki:kochen_und_essen|Nahrungszubereitung]] und [[wiki:kochutensilien|Küchenutensilien]] in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Wirtshausküche  
 +    * Till Kühl\\ In fremden Betten. Von Unterkunft und Obdach in Gasthäusern seit dem Mittelalter  
 +    * Marc David Bieler\\ Austern, Tauben, Schafsköpfe. Von Speisen in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Wirtshäusern 
 +    * Fritz Jürgens, Florian Rinser und Donat Wehner\\ Am Becher erkennt man den Zecher. Trinkgefäße und Alkoholgenuss in Wirtshäusern des Mittelalters und der Frühen Neuzeit 
 +    * Till Kühl\\ Da war der Wurm drin ... - Entsorgung und Hygiene in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Wirtshäusern 
 +    * Katharina Ostrowski\\ Nach der Mess' die Maß - Zu Devotionalien und religiösen Objekten als Zeichen von Frömmigkeit und Religiosität im Wirtshaus des Mittelalters und der Frühen Neuzeit 
 +    * Florian Fuchs, Donat Wehner\\ Gewerbe und Handel. Das Wirtshaus als Geschäftszentrum 
 +    * Christina Schubert\\ Wirtin, gebt mir noch ein Bier! Rollenverteilung von Mann und Frau im Wirtshaus 
 +    * Janna Kordowski, Nils Wolpert\\ Fürsten, Bürger, Bauern - Von armen und reichen Wirtshausbesuchern im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 16. Jahrhundert|16. Jahrhundert]] 
 +    * Janna Kordowski und Donat Wehner\\ Katalog archäologisch und bauhistorisch erfasster Wirtshäuser des [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalters]] und der Frühen Neuzeit.
  
-Die Idee der Herberge hat dagegen einen sozialen Charakter, weil sie der Gemeinschaft nützt indem sie das Wohl des Einzelnen bedenkt anstatt ihn der [[wiki:wildnis|Wildnis]] zu überlassen, auch wenn dies in sehr unterschiedlichen Formen geschieht. Historisch zu beobachten ist das seit der christlichen Antike, in der als »Werk der Barmherzigkeit« Einrichtungen gestiftet wurden wie [[wiki:xenodochium|Xenodochien]] oder Hospize, die gleichzeitig in verschiedenen Abteilungen [[wiki:pilger|Pilger]], [[wiki:reisende|Reisende]], Kranke, Alte beherbergen konnten. Heute ist diese Grundidee zerfallen in: 
-  * das Hotel als primär geschäftliches Unterkunftsangebot; 
-  * die Herbergen zur Heimat als primär wohltätige Einrichtung für Obdachlose; 
-  * das Hospital als primär heilende Einrichtung; 
-  * das Hospiz als palliative Einrichtung; 
-  * den »Beherbergungsbetrieb« als Kategorie für alle Formen vom Wohnmobilstellplatz bis zur Nobelherberge. 
-Weder als Gast noch als Bedürftige erscheinen dem gegenüber //fahrende Händler//, die gleichwohl Rastplätze benötigten und zudem gesteigerten Schutz ihrer Waren und ihres Vermögens. Im Mediterraneum enthielt die lingua franca als internationale Geschäftssprache Begriffe mit Wurzeln im Persischen (//khān//, //Karawane//, [[wiki:karawanserei|Karawanserei]], Arabischen (//wakāla//), Griechischen (//Pandocheion// `das alle aufnehmende´, Xenodochium `Fremde aufnehmend´). Der Ursprung des italienischen //Fondaco// führt ebenso wie spanisches //alfóndiga/alhóndiga// zum arabischen //funduq// (فندق), das wiederum aus dem griechischen //phoundax// `Warenhaus´ abgeleitet sein könnte, im Arabischen synonym zu Karawanserai ist und in hebräisch //pundak// (פונדק‎) heißt. 
  
-Wer einem institutionellen System angehörte, konnte dieses nutzen, also fanden wandernde Kleriker und Scholaren Unterschlupf im Kloster oder in Pfarrhäusern; für wandernde Gesellen ab dem Mittelalter gab es Gesellenherbergen. 
  
-Als sprachliche Wurzel erscheint althochdeutsches //heriberga// als `Ort, wo das Heer lagert´ und enthält damit die Komponenten von Schutzmacht und Geborgenheit (`bergan´). Die Bedeutung verschiebt sich aber schon im Mittelhochdeutschen auf den `Ort, wo der Fremde nächtigt´ und betont mit den synonymen lateinischen Ausdrücken //hospitium, casa, tabernaculum// die Aspekte von Gast, festem Haus, Schutz. Mit dem Errichten von Herbergen als Geschäftsbetrieb wurden diese zum //Gasthaus, Wirtshaus// und bedienten auch die erweiterten Bedürfnisse ihrer Kunden üder das Schlafen und Essen hinaus mit Trinken und Beischlaf. 
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