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wiki:genius_cucullatus

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wiki:genius_cucullatus [2022/04/08 05:06] – [Kapuzenmäntel] norbertwiki:genius_cucullatus [2024/01/21 22:45] (aktuell) norbert
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 ====== Genius Cucullatus ====== ====== Genius Cucullatus ======
-Die Erinnerung an den keltischen ''Cucullatus'' - ein Nothelfer des »kleinen Mannes« - lebt fort im Sandmännchen, in den Heinzelmännchen, in den sieben Zwergen - sie alle sind stets [[wiki:unterwegs-sein|unterwegs]], erscheinen unvermittelt, leben in der [[wiki:wildnis|Wildnis]] - in den Bergen, in Höhlen, im Untergrund - und sind freundliche, hilfsbereite, [[wiki:kundige|kundige]] Gnome, Wichtel, Zwerge (engl. dwarf, goblin), erkennbar am Kapuzenmantel mit spitzer Kapuze. +Die Erinnerung an den keltischen ''Cucullatus'' - ein Nothelfer des »kleinen Mannes« - lebt fort im Sandmännchen, in den Heinzelmännchen, in den sieben Zwergen - sie alle sind stets [[wiki:unterwegs-sein|unterwegs]], erscheinen unvermittelt, leben in der [[wiki:wildnis|Wildnis]] - in den Bergen, in Höhlen, im Untergrund - und sind freundliche, hilfsbereite, [[wiki:kundige|kundige]] Gnome, Wichtel, Zwerge (engl. dwarf, goblin), erkennbar am [[wiki:reisekleidung#Kapuzenmantel|Kapuzenmantel]] mit spitzer Kapuze. Die [[wiki:reisekleidung|Kleidung]] unterscheidet sie vom Archetypus des [[wiki:wilde_mann|Wilden Mannes]], der zwergenhafte Wuchs unterscheidet sie vom riesenhaften [[wiki:christophorus|Christophorus]], ihr Lebensraum unterscheidet sie von [[wiki:reisegoetter|Reisegöttern]].
- +
-==== Kapuzenmäntel ====  +
-`Kapuze´ (engl. hoodie) ist »eigentlich der an der kappe hangende cucullus, 'kappenzipfel' zum überschlagen über den kopf, von mlat. caputium, it. cappuccio m., franz. capuce m. (capuchon)« (( Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm Bd. 11, Sp. 202)), bezeichnet jedoch ebenso wie lateinisches //cappa// einen Kapuzenmantel, das dessen Träger weitgehend verdeckt, schützt und verbirgt. Kapuzenmäntel ((Zerres 2017; ''Paul, Hermann'', ''Karl von Amira'': Grundriss der germanischen Philologie. Bd. 2, Abt. 2. Strassburg 1901: Karl J. Trübner. S. 241 männliche Kleidungsstücke)) dienten als Schutz gegen Regen, Kälte, Sonne und wurden damit bevorzugt zur Kleidung von Personen, die solchen Wetterbedingungen ausgesetzt waren: +
-  * Bauer, Landmann +
-  * der Bergmann des Mittelalters trug einen //Gugel//, einen braunen Arbeitskittel mit Kapuze  +
-  * Bettler +
-  * Fischer +
-  * [[wiki:der_fahrende_haendler|Fahrende Händler]] +
-  * Gaukler und [[wiki:fahrendes_volk|Fahrendes Volk]] +
-  * Gebirgsbewohner +
-  * Gugelmänner, die mittelalterlichen Leichenträger +
-  * Jäger +
-  * [[wiki:kundige|Kunden]] +
-  * Kutscher auf ihren [[wiki:fuhrwerke|Fuhrwerken]] +
-  * [[wiki:reisende|Reisende]]: »cuculio vulgaris viatorius« +
-  * Seeleute +
-  * Sklaven +
-  * Soldaten +
-  * [[wiki:gepaecktraeger|Träger]] mit ihren [[wiki:nutztiere|Lasttieren]]: »cucullus mulionicus« +
-Dementsprechend diente die Darstellung eines Kapuzenmantels als Metapher: +
-  * für die genannten Gruppen im »einfachen Volk«; +
-  * zur Bewertung dieser Tätigkeiten: abwertendlächerlich, bemitleidenswert, misstrauisch; +
-  * für das Tarnen und sich verbergen unter dem »cucullus nocturnus«, dem `mitternächtlichen Kapuzenmantel´ ((z.B. , berichtet ''Juvenal'' (6, 117-118) dass sich ''Messalina'', Gattin des Kaisers ''Claudius'', in einem solchen Kapuzenmantel´ nachts durch die Straßen Roms in ein Bordell schlich.)) +
-  * für typische Kleidungsstücke für Kinder; +
-  * für das [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs-sein]], »eine Chiffre für Reisende« ((Zerres 2017:30)) ; +
-  * für die Völker im kalten Norden, insbesondere Gallier, Kelten, Noriker; +
-  * für kapuzentragende Dämonen, Geister, Genien im Volks- und Aberglauben; +
-  * für den obersten Berggeist, den //Kapuzer// (( Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm Bd. 11, Sp. 202)); +
-  * für `Kuttenträger´ lat. cucullarius »qui cuculla vestitus est« bezeichnet ab dem 4. Jahrhundert zunächst bestimmte [[wiki:wandermoench|Mönche]] (//Kapuziner//), erkennbar an einer besonders langen, spitzen Kapuze ((„cucullatus“, Mittellateinisches Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/MLW?lemid=C11202>, abgerufen am 05.04.2022.)), später alle Mönche.+
  
 ==== Name und Bezeichnung ==== ==== Name und Bezeichnung ====
-Ein eigentlicher Name des Genio Cucullato ist nicht bekannt, seine Bezeichnung als `Cucullatus´ beruht auf einer Äußerlichkeit, dem Kapuzenmantel. Diese Bezeichnung ist belegt durch Inschriften wie am Altar von Wabelsdorf, Österreich, und verbunden mit Abbildungen und Figuren in den antiken keltisch-römischen Gebieten Noricum (Alpen-Donauraum), Gallien (Mosel-Rhein), Germanien, Iberia (ab dem 1. Jh.), Britannia (2. bis 4. Jh.) ((Auf einer Reliefplatte als Begleiter ins Jenseits [[http://wwwg.uni-klu.ac.at/archeo/alltag/35wagen.htm|Online]] und [[https://nat.museum-digital.de/object/263003?navlang=de|Online]] sowie [[https://www.ubi-erat-lupa.org/globalsearch_result.php?result_id=72375&page=1|11 Objekte]])). Darüber hinaus gibt es etruskische und griechische  Abbildungen eines ebensolchen Männchens in einem Kapuzenmantel, letztere werden als ''Telesphoros'' bezeichnet ((Telesphoros erscheint erstmals 101 n. Chr. in Pergamon, Griechenland, zusammen mit Asklepios und Hygieia und später in Kleinasien (Kerenyi l959, Boeckh). Sein Name verweist auf //telós// `Tod´ und //teleté// `Weihe´ (Bittrich 2017). Er ist nicht griechischen Ursprungs, daher wahrscheinlich über Phrygien aus dem Donauraum übernommen.)). Sie alle bezeichnen einen hilfreichen [[wiki:reisegoetter|Schutzgeist]], der durch seine typische keltische [[wiki:reisegepaeck|Reisekleidung]] anzeigt, dass er mit der Natur vertraut ist und jederzeit bereit zum [[wiki:aufbruch|Aufbruch]].+Ein eigentlicher Name des Genio Cucullato ist nicht bekannt, seine Bezeichnung als `Cucullatus´ beruht auf einer Äußerlichkeit, dem Kapuzenmantel. Diese Bezeichnung ist belegt durch Inschriften wie am Altar von Wabelsdorf, Österreich, und verbunden mit Abbildungen und Figuren in den antiken keltisch-römischen Gebieten Noricum (Alpen-Donauraum), Gallien (Mosel-Rhein), Germanien, Iberia (ab dem 1. Jh.), Britannia (2. bis 4. Jh.) ((Auf einer Reliefplatte als [[wiki:begleiter|Begleiter]] ins Jenseits [[http://wwwg.uni-klu.ac.at/archeo/alltag/35wagen.htm|Online]] und [[https://nat.museum-digital.de/object/263003?navlang=de|Online]] sowie [[https://www.ubi-erat-lupa.org/globalsearch_result.php?result_id=72375&page=1|11 Objekte]])). Darüber hinaus gibt es etruskische und griechische  Abbildungen eines ebensolchen Männchens in einem Kapuzenmantel, letztere werden als ''Telesphoros'' bezeichnet ((Telesphoros erscheint erstmals 101 n. Chr. in Pergamon, Griechenland, zusammen mit Asklepios und Hygieia und später in Kleinasien (Kerenyi l959, Boeckh). Sein Name verweist auf //telós// `Tod´ und //teleté// `Weihe´ (Bittrich 2017). Er ist nicht griechischen Ursprungs, daher wahrscheinlich über Phrygien aus dem Donauraum übernommen.)). Sie alle bezeichnen einen hilfreichen [[wiki:reisegoetter|Schutzgeist]], der durch seine typische keltische [[wiki:reisegepaeck|Reisekleidung]] anzeigt, dass er mit der Natur vertraut ist und jederzeit bereit zum [[wiki:aufbruch|Aufbruch]].
  
 Cucullatus leitet sich ab von der keltischen Bezeichnung für Kapuze //*kukka//((Moreno 2009)) (latinisiert `cucullus´) für die `Kalotte einer Kopfbedeckung´, wie sie auch in //bardocucullus// erscheint ((''Martial'' 14, 128: »//Bardocucullus//. Gallia Santonico vestit te bardocucullo. Cercopithecorum //paenula// nuper erat.« Vordergründig `Bardenkapuze´, jedoch wohl eher auf einen Stamm der Illyrer verweisend, deren König Bardylis (um 450 BC bis 358 BC) war )). Damit ist zwar klar, dass der Genius Cucullatus immer einen Kapuzenmantel ((Zerres 2017)) trägt, doch verweist nicht jeder Kapuzenmantel auf einen Genius Cucullatus. Die verhüllende Kapuze findet sich als unsichtbar machender Mantel in der Tarnkappe (=hël-kappe, ahd. tarnan, `verbergen´) beim Zwerg ''Alberich'' (=Oberon) in der Nibelungensage.  Cucullatus leitet sich ab von der keltischen Bezeichnung für Kapuze //*kukka//((Moreno 2009)) (latinisiert `cucullus´) für die `Kalotte einer Kopfbedeckung´, wie sie auch in //bardocucullus// erscheint ((''Martial'' 14, 128: »//Bardocucullus//. Gallia Santonico vestit te bardocucullo. Cercopithecorum //paenula// nuper erat.« Vordergründig `Bardenkapuze´, jedoch wohl eher auf einen Stamm der Illyrer verweisend, deren König Bardylis (um 450 BC bis 358 BC) war )). Damit ist zwar klar, dass der Genius Cucullatus immer einen Kapuzenmantel ((Zerres 2017)) trägt, doch verweist nicht jeder Kapuzenmantel auf einen Genius Cucullatus. Die verhüllende Kapuze findet sich als unsichtbar machender Mantel in der Tarnkappe (=hël-kappe, ahd. tarnan, `verbergen´) beim Zwerg ''Alberich'' (=Oberon) in der Nibelungensage. 
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   * Körpermaße:   * Körpermaße:
     * Kopf zu groß, Beine zu kurz, stämmiger Rumpf > Gnom, Kobold, Waldschrat, Wichtel, Zwerg ((''Rauscher, Helga'':  //Anisokephalie: Ursache und Bedeutung der Grössenvariierung von Figuren in der griechischen Bildkomposition.// Wien 1971: Notring, S. 338))     * Kopf zu groß, Beine zu kurz, stämmiger Rumpf > Gnom, Kobold, Waldschrat, Wichtel, Zwerg ((''Rauscher, Helga'':  //Anisokephalie: Ursache und Bedeutung der Grössenvariierung von Figuren in der griechischen Bildkomposition.// Wien 1971: Notring, S. 338))
-  * Kleidung:+  * [[wiki:reisekleidung|Kleidung]] :
     * Kapuzenmantel     * Kapuzenmantel
       * Symbol der Nacht »Le manteau nocturne« ((Deonna 1955: 32-35))       * Symbol der Nacht »Le manteau nocturne« ((Deonna 1955: 32-35))
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     * Lehrer und Helfer des [[wiki:völva#Völundr, der weise Wanderschmied|Schmiedes]] > ''Alberich'' von *albaz ((Der Genius als Begleiter ist vergleichbar mit den Begleitern des Donnergottes in mehreren Mythen, die stets zwergenhaft erscheinen und mit dem Phallus verbunden sind, siehe ''Schröder, Franz Rolf'': //Germanische Urmythen//. Magnus Olsen in Oslo zum sechzigsten Geburtstag am 28. November 1938. Leipzig 1938: Teubner. S. 216-221 ''Thjalfi'' mit Thor, ''Vishnu'' mit Indra; 222 Wotan und ''Völsi'')) `Handwerker, magischer Helfer´     * Lehrer und Helfer des [[wiki:völva#Völundr, der weise Wanderschmied|Schmiedes]] > ''Alberich'' von *albaz ((Der Genius als Begleiter ist vergleichbar mit den Begleitern des Donnergottes in mehreren Mythen, die stets zwergenhaft erscheinen und mit dem Phallus verbunden sind, siehe ''Schröder, Franz Rolf'': //Germanische Urmythen//. Magnus Olsen in Oslo zum sechzigsten Geburtstag am 28. November 1938. Leipzig 1938: Teubner. S. 216-221 ''Thjalfi'' mit Thor, ''Vishnu'' mit Indra; 222 Wotan und ''Völsi'')) `Handwerker, magischer Helfer´
   * Eigenschaften und Attribute   * Eigenschaften und Attribute
-    * Fruchtbarkeit, lebenspendend ζωοφόρος Attribut: Eier ((Heichelheim 1935))\\ In Island heißen die Eihäute bei der Nachgeburt Barnsfylgja; diese werden »Glückshaube« und //sigurkufl // (//kufl// `Kapuzenmantel´; //hetta// ist die Kapuze) genannt, wenn das Kind bei der Geburt noch davon überzogen ist, und das Kind wird später hellsehen `skygn´ können. Die getrocknete Eihaut ist Heimat des Schutzgeistes, dessen Wirksamkeit damit weitergegeben werden kann ((''Bartels, Max'': //Isländischer Brauch und Volksglaube in Bezug auf die Nachkommenschaft.// in: Zeitschrift für Ethnologie 32 (1900) 52-86, hier: S. 85 [[https://archive.org/details/zeitschriftfre32berl|Online]].\\ Der dieser Haut innewohnende Schutzgeist heißt auch Forynja, weil er dem Kind vorausgeht. siehe: ''Ploss, Hermann Heinrich'': //Das Weib in der Natur- und Völkerkunde.// Band 2. Berlin 1927: Neufeld & Henius. S. 227-228 )), auch »Westerhaube« ((„westerhaube, f.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=W18325>, abgerufen am 07.04.2022.)).  +    * Fruchtbarkeit, lebenspendend ζωοφόρος Attribut: Eier ((Heichelheim 1935))\\ In Island heißen die Eihäute bei der Nachgeburt Barnsfylgja; diese werden »Glückshaube« und //sigurkufl // (//kufl// `Kapuzenmantel´; //hetta// ist die Kapuze) genannt, wenn das Kind bei der Geburt noch davon überzogen ist, und das Kind wird später hellsehen `skygn´ können. Die getrocknete Eihaut ist Heimat des Schutzgeistes, dessen Wirksamkeit damit weitergegeben werden kann ((''Bartels, Max'': //Isländischer Brauch und Volksglaube in Bezug auf die Nachkommenschaft.// in: Zeitschrift für Ethnologie 32 (1900) 52-86, hier: S. 85 [[https://archive.org/details/zeitschriftfre32berl|Online]].\\ Der dieser Haut innewohnende Schutzgeist heißt auch Forynja, weil er dem Kind vorausgeht. siehe: ''Ploss, Hermann Heinrich'': //Das Weib in der Natur- und Völkerkunde.// Band 2. Berlin 1927: Neufeld & Henius. S. 227-228.\\  
 +''Kouematchoua, Judith'': //Die Versorgung der menschlichen Nachgeburt als Spiegel ihres ethno-medizinischen Stellenwertes weltweit.// 166 S. Diss. Universität Witten/Herdecke 2010 Salumed-Verlag [[https://www.salumed-verlag.de/files/bilder/Downloaddateien/Final_Dissertation.pdf|Online]] )), auch »Westerhaube« ((„westerhaube, f.“, Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=W18325>, abgerufen am 07.04.2022.)).  
     * [[wiki:uebergang|Übergang]] zur Unterwelt (Grube), Attribute: Kapuzenmantel, Fackel, Lampe ((Bolla 2010 ))     * [[wiki:uebergang|Übergang]] zur Unterwelt (Grube), Attribute: Kapuzenmantel, Fackel, Lampe ((Bolla 2010 ))
     * Bringt den Schlaf, den Heilschlaf ebenso wie das Entschlafen > [[wiki:reisegoetter|Psychopompos]]     * Bringt den Schlaf, den Heilschlaf ebenso wie das Entschlafen > [[wiki:reisegoetter|Psychopompos]]
     * nicht-menschliche Kräfte, Attribut: Schwert > Eckisax, Nagelringr     * nicht-menschliche Kräfte, Attribut: Schwert > Eckisax, Nagelringr
-    * [[wiki:wissen|Wissen]]/Weisheit, Attribut im Trierer Raum: Schriftrolle (lat. enchiridum) ((Jenkins 1953))+    * [[wiki:wissen|Wissen]]/Weisheit, Attribut im Trierer Raum: Schriftrolle (lat. enchiridum) ((Jenkins 1953; im keltisch-germanischen Raum wurde Schrift abgelehnt und Menemotechnik bevorzugt.))
   * Begleiter:   * Begleiter:
     * Triaden im römischen Britannien und in Phrygien > [[wiki:trickster#Der Trickster als der Dritte|Der Dritte]] (Andere)     * Triaden im römischen Britannien und in Phrygien > [[wiki:trickster#Der Trickster als der Dritte|Der Dritte]] (Andere)
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   * Dem keltischen Cucullatus entsprechen die nordgermanischen //Elfen/Alben// mit vergleichbaren Eigenschaften etwa als Schmied: *albaz `Handwerker, magischer Helfer´.   * Dem keltischen Cucullatus entsprechen die nordgermanischen //Elfen/Alben// mit vergleichbaren Eigenschaften etwa als Schmied: *albaz `Handwerker, magischer Helfer´.
  
-Das Kapuzenmännlein erscheint in bergigen Regionen, so dass sich ein Zusammenhang mit dem keltischen Bergbau aufdrängt; Untersuchungen dazu gibt es nicht. Der Abbau von Erzen verbindet in diesen Regionen den Bergmann in der Grube mit dem Schmied am Feuer und dem Köhler im Wald. Im germanischen Raum des nördlichen Europa fehlt das Kapuzenmännlein, vielleicht weil [[wiki:voelva#Völundr, der weise Wanderschmied|Wanderschmiede]] hinreichend Raseneisenstein an der Erdoberfläche fanden. \\+Das Kapuzenmännlein erscheint in bergigen Regionen, so dass sich ein Zusammenhang mit dem keltischen Bergbau aufdrängt; Untersuchungen dazu gibt es nicht. Der Abbau von Erzen verbindet in diesen Regionen den Bergmann in der Grube mit dem Schmied am Feuer und dem Köhler im Wald.\\ Im germanischen Raum des nördlichen Europa fehlt das Kapuzenmännlein, vielleicht weil [[wiki:voelva#Völundr, der weise Wanderschmied|Wanderschmiede]] hinreichend Raseneisenstein an der Erdoberfläche fanden. Von germanischer Seite kam jedoch das Ei als Attribut und als Symbol für die Glückshaube (Tarnkappe) hinzu, verbunden mit seherischen Fähigkeiten und Fruchtbarkeit. Die Fruchtbarkeit der Frau verband sich mit der Vorstellung der Fruchtbarkeit von Mutter Erde beim Bergbau. \\
 Die archaichste Darstellung des Genio Cucullato in Form von Tonfiguren findet sich im Wassereinzugsgebiet von Mosel und Rhein, außerhalb davon ist nur noch eines in England bekannt ((Jenkins 1953)). Typisch für England sind dagegen die Darstellungen von drei Genii Cucullati, nur eine solche Gruppe fand sich auf dem Festland, in Kärlich ((Toynbee 1957: 458)) an der Moselmündung in den Rhein.\\ Über die Quellen des Rheins und die [[wiki:alpenpaesse|Alpenübergänge]] gelangte der Genius in den etruskischen Raum und entlang der Donau über Noricum und mit den Galatern in den griechischen Raum als //Telesphoros// ((Bittrich 2017)). Die archaichste Darstellung des Genio Cucullato in Form von Tonfiguren findet sich im Wassereinzugsgebiet von Mosel und Rhein, außerhalb davon ist nur noch eines in England bekannt ((Jenkins 1953)). Typisch für England sind dagegen die Darstellungen von drei Genii Cucullati, nur eine solche Gruppe fand sich auf dem Festland, in Kärlich ((Toynbee 1957: 458)) an der Moselmündung in den Rhein.\\ Über die Quellen des Rheins und die [[wiki:alpenpaesse|Alpenübergänge]] gelangte der Genius in den etruskischen Raum und entlang der Donau über Noricum und mit den Galatern in den griechischen Raum als //Telesphoros// ((Bittrich 2017)).
    
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   * ''S. Deyts''\\ //Les genii cucullati de Pithiviers-le-Vieil (Loiret).//\\ Revue archéologique du Loiret 18 (1993) 98-102.   * ''S. Deyts''\\ //Les genii cucullati de Pithiviers-le-Vieil (Loiret).//\\ Revue archéologique du Loiret 18 (1993) 98-102.
   * ''Deonna, Waldemar''\\ //Télesphore et le „ genius cucullatus “ celtique.//\\ In: Latomus 14 (1955) 43–74\\ Eine umfassende Zusammenstellung der Bildquellen bis 1955.   * ''Deonna, Waldemar''\\ //Télesphore et le „ genius cucullatus “ celtique.//\\ In: Latomus 14 (1955) 43–74\\ Eine umfassende Zusammenstellung der Bildquellen bis 1955.
-  * ''Ehling, Kay''\\ //Ein reitender Telesphoros.//\\ In: Epigraphica Anatolica : Zeitschrift für Epigraphik und historische Geographie Anatoliens, 38 (2005) 159 ff.  +  * ''Ehling, Kay''\\ //Ein reitender Telesphoros.//\\ In: Epigraphica Anatolica : Zeitschrift für Epigraphik und historische Geographie Anatoliens, 38 (2005) 159 ff. 
-  * ''R. Egger''\\ //Der hilfreiche Kleine im Kapuzenmantel.//\\ Österreichische Jahreshefte 37 (1948) 90-111 +  * ''Rudolf Egger''\\ //Genius cucullatus.//\\ Wiener Prähistorische Zeitschrift 19 (1932) 311-323 
-  * ''Ettmayer von, K.''\\ //Cucullus im Romanischen//. Anzeige der Akademie der Wissenschaften in Wien, philos.-hist. Klasse 5-7 (1932) 143-155+  * ''Rudolf Egger''\\ //Der hilfreiche Kleine im Kapuzenmantel.//\\ Österreichische Jahreshefte 37 (1948) 90-111 
 +  * ''Ettmayer von, K.''\\ //Cucullus im Romanischen//.\\ Anzeige der Akademie der Wissenschaften in Wien, philos.-hist. Klasse 5-7 (1932) 143-155
   * ''Eveillard, J.-Y.''\\ //Statues de l'Antiquité remaniées à l'époque moderne//.\\ L'exemple d'une tête au cucullus à Châteauneuf-du-Faou (Finistère).\\ Revue archéologique de l'Ouest 12 (1995) 139-146.    * ''Eveillard, J.-Y.''\\ //Statues de l'Antiquité remaniées à l'époque moderne//.\\ L'exemple d'une tête au cucullus à Châteauneuf-du-Faou (Finistère).\\ Revue archéologique de l'Ouest 12 (1995) 139-146. 
   * ''Elena Gritti''\\ //La fondazione di una "ecclesia" in "Cucullae" (Kuchl/Austria) nel V secolo: la testimonianza della "Vita sancti Severini"// (BHL 7656).\\ Antesteria 5 (2016) 255-263   * ''Elena Gritti''\\ //La fondazione di una "ecclesia" in "Cucullae" (Kuchl/Austria) nel V secolo: la testimonianza della "Vita sancti Severini"// (BHL 7656).\\ Antesteria 5 (2016) 255-263
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   * ''Reinach, S.''\\ //Cucullus//\\ Dictionnaire des Antiquités Grec et Romaine París 1896, 1577-1579.    * ''Reinach, S.''\\ //Cucullus//\\ Dictionnaire des Antiquités Grec et Romaine París 1896, 1577-1579. 
   * ''Rodríguez Ceballos, M.'', ''Salido Domínguez'', J.\\ //Los cucullati de la ciudad romana de Clunia (Burgos)//.\\ Madrider Mitteilungen 53 (2016) 298-324.    * ''Rodríguez Ceballos, M.'', ''Salido Domínguez'', J.\\ //Los cucullati de la ciudad romana de Clunia (Burgos)//.\\ Madrider Mitteilungen 53 (2016) 298-324. 
-  * ''Helga Rösel-Mautendorfer''\\ //Genähtes aus dem Hallstätter Salzberg//.\\ Prähistorische Textilfunde aus Hallstatt im Vergleich mit eisenzeitlichen Gewanddarstellungen.\\ Magisterarbeit Wien 2011 
   * ''Salido Domínguez, J.'', ''Rodríguez Ceballos, M.''\\ //Figurillas de encapuchados hispanorromanos: Definición, clasificación e interpretación.//\\ Archivo Español De Arqueología, 88 (2015) 105–125. [[https://doi.org/10.3989/aespa.088.015.006|DOI]]\\ Eine gründliche Zusammenfassung des Forschungsstandes bis 2015 mit Bibliographie. Die ältesten Kapuzenfiguren sollen aus Italien stammen. Außerdem ein Katalog von 34 iberischen Funden von Kapuzenmännlein, die zum Teil als Tintinnabula (Glöckchenspiel) interpretiert werden.   * ''Salido Domínguez, J.'', ''Rodríguez Ceballos, M.''\\ //Figurillas de encapuchados hispanorromanos: Definición, clasificación e interpretación.//\\ Archivo Español De Arqueología, 88 (2015) 105–125. [[https://doi.org/10.3989/aespa.088.015.006|DOI]]\\ Eine gründliche Zusammenfassung des Forschungsstandes bis 2015 mit Bibliographie. Die ältesten Kapuzenfiguren sollen aus Italien stammen. Außerdem ein Katalog von 34 iberischen Funden von Kapuzenmännlein, die zum Teil als Tintinnabula (Glöckchenspiel) interpretiert werden.
   * ''Temporini, Hildegard''\\ //Politische Geschichte: Provinzen und Randvolker: Lateinischer Donau-Balkanraum.//\\ Band 6. 2: Principat. Berlin 1977. De Gruyter.\\ S. 348 Gute Zusammenfassung   * ''Temporini, Hildegard''\\ //Politische Geschichte: Provinzen und Randvolker: Lateinischer Donau-Balkanraum.//\\ Band 6. 2: Principat. Berlin 1977. De Gruyter.\\ S. 348 Gute Zusammenfassung
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   * ''Imre Waldapfel''\\ //Martyr occultus//.\\ Lyka Emlékkönyv, Budapest 1944, 136-157  (ungarisch)    * ''Imre Waldapfel''\\ //Martyr occultus//.\\ Lyka Emlékkönyv, Budapest 1944, 136-157  (ungarisch) 
   * ''Trencsényi-Waldapfel, Imre''\\ //Untersuchungen zur Religionsgeschichte.//\\ 555 S., Amsterdam 1966: Hakkert. S. XXVIII (Abb.), 463-465   * ''Trencsényi-Waldapfel, Imre''\\ //Untersuchungen zur Religionsgeschichte.//\\ 555 S., Amsterdam 1966: Hakkert. S. XXVIII (Abb.), 463-465
 +  * ''Walter, Hélène''\\ //La sculpture d'époque romaine dans le nord, dans l'est des Gaules et dans les régions avoisinantes: acquis et problématiques actuelles//.\\ Actes du Colloque international qui s'est déroulé à Besançon les 12, 13 et 14 mars 1998, à l'initiative des Universités de Franche-Comté et de Bourgogne.\\ 396 S. Paris 2001: Presses Univ. Franc-Comtoises. Hier: 73-74 Fn 18
   * ''Joshua Whatmough''\\ //On the name of the Genius Cucullatus//.\\ Ogam: tradition celtique 5 (1953) 65-66\\ Der hilfreiche Geist im Kapuzenmantel (genius cucullatus) trägt ein typisch keltisches Gewand. Sein Wirkungsbereich liegt vor allem in der Fruchtbarkeit und Heilkunst; er geleitet auch die Toten ins Jenseits.   * ''Joshua Whatmough''\\ //On the name of the Genius Cucullatus//.\\ Ogam: tradition celtique 5 (1953) 65-66\\ Der hilfreiche Geist im Kapuzenmantel (genius cucullatus) trägt ein typisch keltisches Gewand. Sein Wirkungsbereich liegt vor allem in der Fruchtbarkeit und Heilkunst; er geleitet auch die Toten ins Jenseits.
   * ''Wroth, Warwick''\\ //Telesphoros.//\\ The Journal of Hellenic Studies, 3 (1882) 283-300.   * ''Wroth, Warwick''\\ //Telesphoros.//\\ The Journal of Hellenic Studies, 3 (1882) 283-300.
-  * ''Zerres, Jutta''\\ //Kapuzenmäntel in Italien und den Nordwestprovinzen des Römischen Reiches.\\ Gebrauch – Bedeutung – Habitus.//\\ 149 S. Kerpen-Loogh 2017: Verlag Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF) [[https://doi.org/10.11588/propylaeum.271.357|Online]]  
- 
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