wiki:flucht
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==== Warum flüchten? ==== | ==== Warum flüchten? ==== | ||
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- | Während einige nach mißlungenen Fluchtversuchen aufgaben (Krämer, Marchese) wollten andere daraus lernen: // „Nun aber hatten wir die Pionierarbeiten geleistet, kannten die Wege und die Lebensbedingungen des Landes und waren ungleich besser in der Lage, Vorbereitungen für eine zweite Flucht zu treffen. ... Zahlreiche Partner boten sich mir an und steigerten die Angebote für meine Führung bis zu 5000 Rupien. Aber am Gelde lag mir nichts. Ich wollte bei meinem nächsten Abenteuer einzig wieder einen sportlich gut durchtrainierten, | + | Während einige nach mißlungenen Fluchtversuchen aufgaben (Krämer, Marchese) wollten andere daraus lernen: // „Nun aber hatten wir die Pionierarbeiten geleistet, kannten die Wege und die Lebensbedingungen des Landes und waren ungleich besser in der Lage, Vorbereitungen für eine zweite Flucht zu treffen. ... Zahlreiche Partner boten sich mir an und steigerten die Angebote für meine Führung bis zu 5000 Rupien. Aber am Gelde lag mir nichts. Ich wollte bei meinem nächsten Abenteuer einzig wieder einen sportlich gut durchtrainierten, |
==== Solidarität und Erfolg ==== | ==== Solidarität und Erfolg ==== | ||
- | Als klar wird, daß ein gemeinsamer Ausbruch für alle Vorteile bietet, plant man die Ausbruchsphase gemeinsam. | + | Als klar wird, daß ein gemeinsamer Ausbruch für alle Vorteile bietet, plant man die Ausbruchsphase gemeinsam. |
- | Die Gefangenen durften auf sogenannte Paroleausflüge gehen, wenn sie zuvor einen Zettel unterschrieben, | + | Die Gefangenen durften auf sogenannte Paroleausflüge gehen, wenn sie zuvor einen Zettel unterschrieben, |
Eine Gruppe bestand aus '' | Eine Gruppe bestand aus '' | ||
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Frech durchschritten zwei englische Offiziere mit fünf indischen Kulis das Lagertor, bepackt mit Leiter und Stacheldraht, | Frech durchschritten zwei englische Offiziere mit fünf indischen Kulis das Lagertor, bepackt mit Leiter und Stacheldraht, | ||
- | Sie marschierten nur nachts. In zwei Wochen sollte der Weg zur tibetischen Grenze zurückgelegt werden, der Proviant war genau eingeteilt. Tags wurden Ausrüstung, | + | Sie marschierten nur nachts. In zwei Wochen sollte der Weg zur tibetischen Grenze zurückgelegt werden, der [[wiki: |
Dörfer wurden heimlich durchquert: // „Lange vorher lagen wir auf der Lauer und warteten ab, bis der letzte Schein eines Feuers oder einer Laterne verlosch. Bei solchen Gelegenheiten tauschten wir unsere benagelten Bergschuhe gegen leichte Turnschuhe aus und versäumten nie, vorher unsere Feldflaschen zu entleeren, um zu vermeiden, daß das Glucksen des Wassers einen Dorfbewohner aufweckte.“// | Dörfer wurden heimlich durchquert: // „Lange vorher lagen wir auf der Lauer und warteten ab, bis der letzte Schein eines Feuers oder einer Laterne verlosch. Bei solchen Gelegenheiten tauschten wir unsere benagelten Bergschuhe gegen leichte Turnschuhe aus und versäumten nie, vorher unsere Feldflaschen zu entleeren, um zu vermeiden, daß das Glucksen des Wassers einen Dorfbewohner aufweckte.“// | ||
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- | Getrennt reisen die Expeditionsteilnehmer am 14. April 1915 von Berlin über Wien und durch Rumänien nach Konstantinopel, | + | Getrennt reisen die Expeditionsteilnehmer am 14. April 1915 von Berlin über Wien und durch Rumänien nach Konstantinopel, |
Am 1. Juni 1915 brechen sie erneut auf, ab nun begleitet von Spionen, denn sie befinden sich bereits im englischen Einfluß, nicht aber in deren Machtbereich. Mit Maultieren, Eseln, Pferden und Kamelen ziehen sie durch Persien, getrenntt, in drei Gruppen, meist auf den schwierigsten Strecken, meist durch die trockensten Wüstengegenden, | Am 1. Juni 1915 brechen sie erneut auf, ab nun begleitet von Spionen, denn sie befinden sich bereits im englischen Einfluß, nicht aber in deren Machtbereich. Mit Maultieren, Eseln, Pferden und Kamelen ziehen sie durch Persien, getrenntt, in drei Gruppen, meist auf den schwierigsten Strecken, meist durch die trockensten Wüstengegenden, | ||
Erst am 24. Dezember 1916 ist die erste Bahnverbindung erreicht, sie betreten // | Erst am 24. Dezember 1916 ist die erste Bahnverbindung erreicht, sie betreten // | ||
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==== Glück gehabt? ==== | ==== Glück gehabt? ==== | ||
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Die weitere Heimreise nach Deutschland konnte nur entweder über Amerika erfolgen oder durch Sibirien, denn der Suezkanal wurde von den Engländern kontrolliert. Noch im August hatte Deutschland einen Pakt mit Rußland geschlossen und so erhielt von Medem ein Visum beim russischen Botschafter, | Die weitere Heimreise nach Deutschland konnte nur entweder über Amerika erfolgen oder durch Sibirien, denn der Suezkanal wurde von den Engländern kontrolliert. Noch im August hatte Deutschland einen Pakt mit Rußland geschlossen und so erhielt von Medem ein Visum beim russischen Botschafter, | ||
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==== 3.4 Entkommen aus Sibirien ==== | ==== 3.4 Entkommen aus Sibirien ==== | ||
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Vom ersten Tag an beschäftigte sich Rawitsch mit Fluchtgedanken, | Vom ersten Tag an beschäftigte sich Rawitsch mit Fluchtgedanken, | ||
- | Ihre Fluchtvorbereitungen waren relativ bescheiden, da die Umstände kaum mehr zuließen: Von ihrer Tagesration (1 kg Brot) trockneten sie täglich ein Viertel auf einem Ofen; organisierten sich ein wenig Mehl und Salz, Graupen und Tabak; jeden Tag stahlen sie von den zahlreichen Pelzen, die die sowjetischen Soldaten zum Trocknen aufhängten, | + | Ihre Fluchtvorbereitungen waren relativ bescheiden, da die Umstände kaum mehr zuließen: Von ihrer Tagesration (1 kg Brot) trockneten sie täglich ein Viertel auf einem Ofen; organisierten sich ein wenig Mehl und Salz, Graupen und Tabak; jeden Tag stahlen sie von den zahlreichen Pelzen, die die sowjetischen Soldaten zum Trocknen aufhängten, |
Aus Angst vor Entdeckung liefen sie die ersten Tage nur nachts und gruben sich tags in Schneehöhlen ein. Zeitweise mußten sie in einem Meter tiefem Neuschnee spuren und erst, als sie tagsüber marschierten, | Aus Angst vor Entdeckung liefen sie die ersten Tage nur nachts und gruben sich tags in Schneehöhlen ein. Zeitweise mußten sie in einem Meter tiefem Neuschnee spuren und erst, als sie tagsüber marschierten, | ||
In der zweiten Juni-Woche überschritten sie die mongolisch-russische Grenze und bewegten sich auf die Kentei-Shen-Berge zu: in sechzig Tagen hatten sie zweitausend Kilometer zurückgelegt. Weiterhin waren die [[wiki: | In der zweiten Juni-Woche überschritten sie die mongolisch-russische Grenze und bewegten sich auf die Kentei-Shen-Berge zu: in sechzig Tagen hatten sie zweitausend Kilometer zurückgelegt. Weiterhin waren die [[wiki: | ||
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==== Alles im Lot auf'm Boot ==== | ==== Alles im Lot auf'm Boot ==== | ||
- | Er kaufte sich im Juli 1945 ein Schiff, die// „Speranza“,// | + | Er kaufte sich im Juli 1945 ein Schiff, die// „Speranza“,// |
Am 11. März 1946 segelte er schließlich weiter. Drei Wochen blieb er in Tanger, ebenso lange in Gibraltar, und hielt dort Vorträge über Einhandsegeln vor den englischen Offizieren und Kadetten. Den vorläufigen Abschluß seiner zwölfjährigen Vagabundenzeit auf dem Meer bildete die Überquerung des Atlantiks in der Rekordzeit von 58 Tagen über Neufundland und Neuschottland. Es schlossen sich drei Jahre in Amerika an und im April 1949 finden wir ihn in Alaska überwinternd und dieses Buch schreibend. Drei Vortragsreisen durch die USA und Deutschland folgten 1949/50. | Am 11. März 1946 segelte er schließlich weiter. Drei Wochen blieb er in Tanger, ebenso lange in Gibraltar, und hielt dort Vorträge über Einhandsegeln vor den englischen Offizieren und Kadetten. Den vorläufigen Abschluß seiner zwölfjährigen Vagabundenzeit auf dem Meer bildete die Überquerung des Atlantiks in der Rekordzeit von 58 Tagen über Neufundland und Neuschottland. Es schlossen sich drei Jahre in Amerika an und im April 1949 finden wir ihn in Alaska überwinternd und dieses Buch schreibend. Drei Vortragsreisen durch die USA und Deutschland folgten 1949/50. | ||
Meiss-Teuffen war unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg unterwegs, lange Zeit während des Krieges und unmittelbar nach dessen Ende wieder. Nirgends erwähnt er die Begegnung mit anderen Reisenden; das Maß der Aufmerksamkeit, | Meiss-Teuffen war unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg unterwegs, lange Zeit während des Krieges und unmittelbar nach dessen Ende wieder. Nirgends erwähnt er die Begegnung mit anderen Reisenden; das Maß der Aufmerksamkeit, | ||
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=== Flucht aus Sibirien === | === Flucht aus Sibirien === | ||
- | Killinger beschloß, nach sechs Monaten Kriegsgefangenschaft während der Fahrt zu fliehen. An der Abzweigung bei Kaidalowskoje, | + | Killinger beschloß, nach sechs Monaten Kriegsgefangenschaft während der [[wiki: |
In einem [[wiki: | In einem [[wiki: | ||
Die Leute waren gutmütig und gastfreundlich, | Die Leute waren gutmütig und gastfreundlich, | ||
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=== Von China nach Amerika === | === Von China nach Amerika === | ||
- | Dann beginnt die Vorbereitung für die Flucht aus China: Ihm bleibt nur die Passage mit einem Schiff über Japan nach Amerika, denn sich durch Zentralasien nach Persien durchzuschlagen, | + | Dann beginnt die Vorbereitung für die Flucht aus China: Ihm bleibt nur die Passage mit einem Schiff über Japan nach Amerika, denn sich durch Zentralasien nach Persien durchzuschlagen, |
Er verbessert sein Französisch und Englisch, läßt sich in Sprachstunden seinen Akzent austreiben, paukt die bei Seeleuten üblichen Redewendungen. Dann besorgte er sich Kataloge, Geschäftspapiere und Briefbogen einer Schweizer Maschinenfabrik. Einen abgelaufenen französischen Paß kaufte er auf dem Schwarzmarkt, | Er verbessert sein Französisch und Englisch, läßt sich in Sprachstunden seinen Akzent austreiben, paukt die bei Seeleuten üblichen Redewendungen. Dann besorgte er sich Kataloge, Geschäftspapiere und Briefbogen einer Schweizer Maschinenfabrik. Einen abgelaufenen französischen Paß kaufte er auf dem Schwarzmarkt, | ||
- | Während der einen Monat dauernden Passage suchte er sich mit möglichst vielen Passagieren bekanntzumachen, | + | Während der einen Monat dauernden Passage suchte er sich mit möglichst vielen Passagieren bekanntzumachen, |
=== Von New York nach Norwegen === | === Von New York nach Norwegen === | ||
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==== Bei Kriegsausbruch im neutralen Ausland ==== | ==== Bei Kriegsausbruch im neutralen Ausland ==== | ||
- | Weltweit besteht nach einer Mobilmachung für jeden Deutschen die Pflicht, sich bei der nächsten deutschen Behörde zu melden, bei Konsulaten oder Botschaften. Wer seinen Wohnsitz im neutralen oder befreundeten Ausland hatte, bekam dort seinen Gestellungsbefehl zugestellt. Arthur Heye befand sich allein im Grenzgebiet zwischen Kenia und Tanzania, Hauer ist im Gebiet um den Tanganjikasee unterwegs, dennoch erreichen sie Boten mit dem Befehl, sich sofort bei der nächsten deutschen Behörde zu melden. Gustav Fruhmann, einen Österreicher, | + | Weltweit besteht nach einer Mobilmachung für jeden Deutschen die Pflicht, sich bei der nächsten deutschen Behörde zu melden, bei Konsulaten oder Botschaften. Wer seinen |
Reisende befanden sich in einer der drei folgenden Situationen: | Reisende befanden sich in einer der drei folgenden Situationen: | ||
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* (2.) Hatako. Das Leben eines Kannibalen. Berlin, Safari-Vlg. (DEA 1921) in zwei Auflagen und vier Ausgaben bis 1945 | * (2.) Hatako. Das Leben eines Kannibalen. Berlin, Safari-Vlg. (DEA 1921) in zwei Auflagen und vier Ausgaben bis 1945 | ||
* (3.) Wanderer ohne Ziel. Von abenteuerlichem Zwei- und Vierbein. Berlin, Safari-Vlg. (DEA 1922) in zwei Ausgaben | * (3.) Wanderer ohne Ziel. Von abenteuerlichem Zwei- und Vierbein. Berlin, Safari-Vlg. (DEA 1922) in zwei Ausgaben | ||
- | * (4.) Unterwegs. Die Lebensfahrt eines romantischen | + | * (4.) Unterwegs. Die Lebensfahrt eines romantischen |
* (5.) Allah hu akbar. Unterwegs im Morgenlande. Berlin, Safari Vlg. (DEA 1926) 5 Aufl. u. 3 Ausg.bis 1961 | * (5.) Allah hu akbar. Unterwegs im Morgenlande. Berlin, Safari Vlg. (DEA 1926) 5 Aufl. u. 3 Ausg.bis 1961 | ||
* (6.) Meine Brüder. Bilderbuch einer langen Fahrt durch befremdliche Länder und Zeiten Berlin, Safari-Vlg., | * (6.) Meine Brüder. Bilderbuch einer langen Fahrt durch befremdliche Länder und Zeiten Berlin, Safari-Vlg., |
wiki/flucht.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/07 06:46 von norbert