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wiki:erforscher

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wiki:erforscher [2018/11/23 08:47] norbertwiki:erforscher [2023/12/01 10:44] (aktuell) – [Literatur] norbert
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-====== Erforscher ====== +====== Entdecker & Erforscher ====== 
-Erfolg war für Erforscher ein Resultat der Erkenntnis und bestand im Schaffen nützlichen Wissens. Sein Lohn bemaß sich am Ruhm innerhalb eines wissenschaftlichen Systems, also durch Reisen zu Wissen und Ruhm gelangen.+  Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte,  
 +  machte eine böse Entdeckung. 
 +  Georg Christoph Lichtenberg, 1742–1799, Sudelbücher 
 +Erfolg ist für Erforscher ein Resultat der Erkenntnis und besteht im Schaffen nützlichen Wissens. Sein Lohn bemisst sich am Ruhm innerhalb eines wissenschaftlichen Systems. Entdeckendes Reisen ist ein solcher Weg zu [[wiki:wissen|Wissen]] und Ruhm. Zu haben ist ist das jedoch nicht ohne [[wiki:gefahr|Gefahren]], [[wiki:risiko|Risiken]] erwarten die Teilnehmer beim Überschreiten von [[wiki:grenze|Grenzen]], auch solche zwischen [[wiki:grenze_zwischen_leben_und_tod|Leben und Tod]]. Das Erzeugen empirischen Wissens durch Reisen bildete den Keim der modernen Wissenschaft. 
 +  * ''Reijer Hooykaas''\\ //The Rise of Modern Science: When and Why?//\\ In: Bri­tish Journal for the History of Science 20 (1987) 453–473. 
 +  * ders.: //Humanism and the Voyages of Discovery in 16th Century. Portuguese Science and Letters.//\\ Amsterdam 1979: Noord-Hollandsche Uitgevers Maatschappij 
 +  * ''Paula Findlen''\\ //Il nuovo Colombo: Con­oscenza e ignoto nell’Europa del Rinascimento.//\\ S. 219–244 in: Sergio Zatti (Hg.): La rappresen­ta­zione dell’altro nei testi del Rinascimento. Lucca 1998: M. Pacini Fazzi. 
 +Neues Wissen zu begrüßen stand damals im Gegensatz zum theologischen Primat //»omnis homo mendax, solus deus verax«// (Römer 3.4), das die menschliche Einsicht als grundsätzlich irrend annahm und daher alles [[wiki:neugier|Neue]] ablehnte. Ent­deckungsreisen erbrachten nun aber den Beweis, dass Neues objektiv zu finden war.
  
-Die Zeit des Entdeckens fällt etwa in die Zeit der Renaissance, die Zeit des Erforschers begann im Humanismus, am Übergang des 16./17JahrhundertsEntdecken ist Voraussetzung für ErforschenWer etwas entdeckt, macht es bekannt, gibt der [[wiki:welt|Welt]] KenntnisErforschen führt vor allem tiefer und meint eine systematische Untersuchung nach vorher bestimmten Kriterien nicht unbedingt geographischer Natur. Kenntnis erreicht eine breite Öffentlichkeit und verändert deren Vorstellung von Welt; Wissen zielt auf einen Teil der Öffentlichkeitvielleicht nur auf Spezialisten, und führt zu mehreren Schichten von Weltverständnis. Erforschen läßt sich die Welt endlosdoch erscheint jedes neue Wissen unbedeutender vor dem bereits angehäuften Wissensberg.+Das »Zeitalter der Entdeckungen« vom [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 15Jahrhundert|15.]] bis zum [[wiki:reisegenerationen#18Jahrhundert|18Jahrhundert]] erschloss oberflächlich gesehen die [[wiki:erde|Erdoberfläche]] und veränderte die Vorstellung von der [[wiki:welt|Welt]]. Zu sehen ist es jedoch im Zusammenhang mit den Entdeckungsreisen der Menschheit, also als [[wiki:Entdeckungsgeschichte |Entdeckungsgeschichte]] der Erde und damit den Veränderungen in der Vorstellung von Raum. Aus politischer Sicht ist es das Zeitalter der europäischen [[wiki:expansion|Expansion]]. Wissenschaftlich waren damit enorme Fortschritte in der Aneignung von Wissen verbunden. Ausgehend von der Geografie erfasste wissenschaftliches Vorgehen alle Wissensgebiete wie eine Lawine. Das Vorbereiten jahrelanger Expeditionen wiederum erforderte eine technische Entwicklungdie beim Schiffsbau offensichtlich ist. Hunderte von Menschen auf Schiffen jahrelang ins Unbekannte zu sendensetzte jedoch die Fähigkeit voraus, in allen Lebensbereichen *[[wiki:autonomie|autonom]] und [[wiki:autarkie|autark]] handeln zu könnenvon konservierten Lebensmitteln über Medikamente bis zu den Waffen.
  
-Mit einiger Verzögerung erreicht solches Verhalten auch bürgerliche SchichtenIm 18Jahrhundert läßt sich der Typ des encyclopädischen Reisenden erkennen''Friedrich Nicolai'' reiste 1781 mit seinem Sohn drei Monate und schrieb 13 Jahre am 5000seitigen Bericht über diese Reise. ''Graf Leopold von Berchtold'' entwickelte eine „Anweisung für Reisende“ mit einem 277seitigen Fragebogen - es war die Zeit der * [[wiki:apodemik|Apodemiken]].+==== Konditionen von Entdeckungsreisen ==== 
 +  Der junge Alexander eroberte IndienEr allein? 
 +  Cäsar schlug die GallierHatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich
 +  Bertolt Brecht, Fragen eines lesenden Arbeiters, 1936 MoskauDas Wort
  
-Erkenntnis und Wissen waren die Schlüsselderen sich die * [[wiki:abenteuer|Abenteurer]] bedienten. Sicherheit speist sich aus zwei Quellen: Wissen bietet Sicherheit über Haltepunkte im Außen und äußert sich in Erkenntnis, Glauben bietet innere Haltepunkte und äußert sich durch ÜberzeugungenAbenteurer auf der Suche nach Wissen haben daher gar keine WahlSie brauchen Gewißheit durch Glaubenmüssen von ihrer Sache überzeugt sein.+  * Ein **Ziel**, also ein geographisches Konzept mit machtpolitischem und wirtschaftlichem Kalkül. 
 +  * Den **Willen**vor allen und vor allem anderen die Ausrichtung auf das Ziel - koste es, was es wolle. Dazu gehören auch Geheimhaltung und Täuschung. 
 +  Den **Glaube** an eine Bestimmung im Raum zwischen Narzissmus und Religion, aber auch zur ideologischen Ausrichtung aller Beteiligter, also auch als Instrument zur Machterhaltung. 
 +  * Die **Gier** nach Macht, Kapital, [[wiki:wissen|Wissen]], Erkenntnis leitet jeden, der sich in den Dienst der Sache stellt und dessen Einsatz gefordert wird. 
 +  * Die **Gewalt**das durch den Glauben legitimierte und durch die persönliche Gier angestrebt Ziel mit allen Mitteln zu erreichen. 
 +  * **Kapital** als Voraussetzung der Unternehmung. 
 +  * **[[wiki:wissen|Wissen]]** als Voraussetzung der Unternehmung, zur Dokumentation und als Maßstab zur Wertschätzung des Erreichten sowie eine erweiterte [[wiki:liste_raumvorstellungen|Raumvorstellung]]. 
 +  * **Organisation** als [[wiki:techne|soziotechnische Handlungskompetenz]]das Kapital, das Wissen, die Technik und die Personen zielgerichtet einzusetzen, z.B. [[wiki:fuehrer|Führer]] und [[wiki:traeger|Träger]]. 
 +  * **Medienkompetenz**, also das Herausarbeiten von Alleinstellungsmerkmalen, Wording usw zur werblichen Außendarstellung über den Personenkult (Ruhm) bis hin zur Propaganda im politischen Kontext
  
-''Charles de Brosse''Autor der //Histoire des navigations aux Terres Australes// (1756) schlug als erster vorWissenschaftler auf Entdeckungsreisen mitzunehmen1788 gründete ''Sir John Banks'' in London die //Association for promoting the Discovery of the Interior Parts of Africa// als erste der geographischen GesellschaftenSie überlebte Sir John nicht, der 1820 starbDie Lücke wurde von der 1830 neu gegründeten //Royal Geographic Society// gefüllt, die //National Geographic Society// entstand erst zwei Generationen später in den USAihre Mitgliederzeitschrift ist heute an jedem Kiosk zu haben.+==== Renaissance und Humanismus ==== 
 +Die Zeit des Entdeckens fällt etwa in die Zeit der Renaissancedie Zeit des Erforschers begann im Humanismusam Übergang des [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 16Jahrhundert|16.]]/[[wiki:reisegenerationen#Ab dem 17Jahrhundert|17. Jahrhunderts]]. Entdecken ist Voraussetzung für Erforschen. Wer etwas entdecktmacht es bekannt, gibt der [[wiki:welt|Welt]] KenntnisErforschen führt vor allem tiefer und meint eine systematische Untersuchung nach vorher bestimmten Kriterien nicht unbedingt geographischer Natur. Kenntnis erreicht eine breite Öffentlichkeit und verändert deren Vorstellung von Welt; Wissen zielt auf einen Teil der Öffentlichkeitvielleicht nur auf Spezialisten, und führt zu mehreren Schichten von Weltverständnis. Erforschen läßt sich die Welt endlosdoch erscheint jedes neue Wissen unbedeutender vor dem bereits angehäuften Wissensberg.
  
-Mit der Gründung der geographischen Gesellschaften geriet das vernünftige Abenteuer vollends in wissenschaftlich geordnete BahnenKriterien und Maßstäbe wurden entwickelt, Expeditionen dementsprechend finanziert, Publikationen in den angesehenen Fachorganen bedurften der Zustimmung etablierter Wissenschaftler, denn  //»400 Jahre Forschungsreisen und systematische Beobachtung haben eine Geschichte der Natur hervorgebracht, die eindeutig auf der Tradition des [[wiki:reisen|Reisens]] fußt und viele Motive des Reisens enthält.«// ((Eric J. Leed: Die Erfahrung der Ferne, Reisen von Gilgamesch bis zum Tourismus unserer Tage. Frankfurt am Main/ New York, 1993, S226))+Mit einiger Verzögerung erreicht solches Verhalten auch bürgerliche Schichten. Im [[wiki:reisegenerationen#18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] läßt sich der Typ des encyclopädischen Reisenden erkennen''Friedrich Nicolai'' reiste 1781 mit seinem Sohn drei Monate und schrieb 13 Jahre am 5000seitigen Bericht über diese Reise. ''Graf Leopold von Berchtold'' entwickelte eine „Anweisung für Reisende“ mit einem 277seitigen Fragebogen - es war die Zeit der [[wiki:apodemik|Apodemiken]].
  
-Im 18. Jahrhundert bestimmten [[wiki:reiseliteratur|Reiseberichte]] den BuchmarktSie befanden sich in einem DilemmaEinerseits wollte das Publikum »Unerhörtes«andererseits bestand es auf Glaubwürdigkeit. So entstanden vielfach Reisesammlungen, die die Berichte der Reisenden entmythologisierten und die subjektiven Erlebnisse (Adventures) von den Fakten (Statistik) trennten. In dieser Zeit entwickelt sich der Reisebericht qualitativ und quantitativ stärker denn je.+Erkenntnis und [[wiki:wissen|Wissen]] waren die Schlüssel, deren sich die * [[wiki:abenteuer|Abenteurer]] bedientenSicherheit speist sich aus zwei QuellenWissen bietet Sicherheit über Haltepunkte im Außen und äußert sich in Erkenntnis[[wiki:glaube|Glauben]] bietet innere Haltepunkte und äußert sich durch Überzeugungen. Abenteurer auf der Suche nach Wissen haben daher gar keine Wahl: Sie brauchen Gewißheit durch Glauben, müssen von ihrer Sache überzeugt sein.
  
-1830 wird die erste Eisenbahn gebaut, 1841 führt ''Thomas Cook'' die erste Pauschalreise durchfast gleichzeitig erscheinen mit dem //Murray// und dem //Baedeker// die ersten modernen [[wiki:reisefuehrer|Reiseführer]]. Sternchen kennzeichnen das „Muss“, das es am Ziel zu entdecken gibt. Der Tourist als doppelt geführter Reisender folgt den einfachen Wegen der Geleise und den Anweisungen des ReiseführersIn der Gestalt des [[wiki:willywikimigration604|Touristen]] hat sich das Nacherleben von den Reiseberichten gelöst, im geschlossenen System von Waggon, Fahrplan und Gleis werden Reiseabschnitte zum industrialisierten Fertigprodukt, in der Form des Reiseführers finden sich die Resultate jener Fragebögen aus dem 18. Jahrhundert gespeichert und mühelos nachvollziehbar.+''Charles de Brosse'', Autor der //Histoire des navigations aux Terres Australes// (1756) schlug als erster vor, Wissenschaftler auf Entdeckungsreisen mitzunehmen. 1788 gründete ''Sir John Banks'' in London die //Association for promoting the Discovery of the Interior Parts of Africa// als erste der geographischen GesellschaftenSie überlebte Sir John nicht, der 1820 starb. Die Lücke wurde von der 1830 neu gegründeten //Royal Geographic Society// gefüllt, die //National Geographic Society// entstand erst zwei Generationen später in den USA, ihre Mitgliederzeitschrift ist heute an jedem Kiosk zu haben.
  
-Am unrühmlichen Ende steht König Leopolds Internationale Afrika-Gesellschaft und das [[wiki:Herz der Finsternis|Herz der Finsternis]]. Er kann beanspruchendie Gesetzmäßigkeit zwischen Entdecken und Aneignen nicht nur verstanden, sondern systematisch praktiziert zu haben. Livingstones Durchquerung von Afrika, sein Bericht darüber, die Gründung besagter Gesellschaft, die wirtschaftliche Ausbeutung der Kongoregion und die Ermordung vermutlich von vielen Millionen Kongolesen gingen Hand in Hand ((Adam HochschildSchatten über dem KongoKlett-CottaStuttgart))+Mit der Gründung der geographischen Gesellschaften geriet das vernünftige Abenteuer vollends in wissenschaftlich geordnete BahnenKriterien und Maßstäbe wurden entwickelt, Expeditionen dementsprechend finanziert, Publikationen in den angesehenen Fachorganen bedurften der Zustimmung etablierter Wissenschaftlerdenn  //»400 Jahre Forschungsreisen und systematische Beobachtung haben eine Geschichte der Natur hervorgebracht, die eindeutig auf der Tradition des [[wiki:reisen|Reisens]] fußt und viele [[wiki:motive_des_reisens|Motive]] des Reisens enthält.«// ((Eric J. LeedDie Erfahrung der Ferne, Reisen von Gilgamesch bis zum Tourismus unserer TageFrankfurt am Main/ New York1993, S. 226))
  
-Zuletzt blieben die kalten und öden PoleDort war nichts zu holen außer Ruhm, also rief England zur Eroberung auf und verkündete das „Heroische Zeitalter“ (1900-1914)Es endete mit der * [[wiki:Endurance|Shackleton-Expedition]] und dem Ersten Weltkrieg.+==== Die Popkultur des Entdeckens ==== 
 +Im [[wiki:reisegenerationen#18Jahrhundert|18Jahrhundert]] bestimmten [[wiki:reiseliteratur|Reiseberichte]] den Buchmarkt. Sie befanden sich in einem Dilemma: Einerseits wollte das Publikum »Unerhörtes«, andererseits bestand es auf Glaubwürdigkeit. So entstanden vielfach Reisesammlungen, die die Berichte der Reisenden entmythologisierten und die subjektiven Erlebnisse (Adventures) von den Fakten (Statistik) trennten. In dieser Zeit entwickelt sich der Reisebericht qualitativ und quantitativ stärker denn je.
  
-Findet sich in der konfektionierten Pauschalreise der zum vernünftigen Abenteurer passende Kult? Der Jahresurlaub als rituelles Fest? Werden die Archäologen künftiger Zeiten die Bettenburgen richtig deuten als Kultstätten? Huldigen Souvenirs und Diaabende dem Erfolg, den die Abenteurer in ihren Sammlungen aus der Ferne mitbrachten? +1830 wird die erste Eisenbahn gebaut, 1841 führt ''Thomas Cook'' die erste [[wiki:Pauschalreise|Pauschalreise]] durch, fast gleichzeitig erscheinen mit dem //Murray// und dem //Baedeker// die ersten modernen [[wiki:reisefuehrer|Reiseführer]]Sternchen kennzeichnen das „Muss“das es am Ziel zu entdecken gibt. Der Tourist als doppelt geführter Reisender folgt den einfachen Wegen der [[wiki:geleisestrassen|Geleise]] und den Anweisungen des Reiseführers. In der Gestalt des [[wiki:tourist|Touristen]] hat sich das Nacherleben von den Reiseberichten gelöstim geschlossenen System von WaggonFahrplan und Gleis werden Reiseabschnitte zum industrialisierten Fertigproduktin der Form des Reiseführers finden sich die Resultate jener Fragebögen aus dem [[wiki:reisegenerationen#18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] gespeichert und mühelos nachvollziehbar.
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-  Heinrich Pleticha +
-  Atlas der Entdeckungsreisen +
-  1Auflage (=Edition Erdmann)StuttgartThienemanns 2000 +
-  Leinenband mit Schutzumschlag und Fadenheftung 24 x 33 cm +
-  189 Seiten, Farbtafeln, durchgehend farbig bebildert +
-Zeittafel & Entdeckungsgeschichte, zahlreiche Karten und Pläne Literatur, Register: Orte, Personen +
-In weinrotes Leinen gebunden weckt der großformatige Band hohe Erwartungen. Innen setzt sich die Großzügigkeit fortviele Karten kommen doppelseitigTexte sind auf einer Doppelseite abgeschlossen und lesefreundlich mit viel Weißraum versehendas Layout ist elegant und ruhig.+
  
-In auffälligem Gegensatz zu den reichhaltigen historischen Karten stehen die schlichten modernen Karten, die den Themen wie »Auf den Spuren der Konquistadoren« beigegeben sindZackige Farbflächen betonen die am Computer entstandenen Karten. Darin sind die Routen der Entdecker anschaulich zu finden, an weiteren Details wurde jedoch gespart und selbst der Autor empfiehlt im Vorworteinen modernen Atlas danebenzulegenDas wird nicht viel helfenwennwie auf der Karte »Unter der Glutsonne Arabiens« zwischen BombayTeheran, Mekka und Aden kein weiterer geographischer Name angegeben ist.+Am unrühmlichen Ende steht König Leopolds Internationale Afrika-Gesellschaft und das [[wiki:Herz der Finsternis|Herz der Finsternis]]Er kann beanspruchen, die Gesetzmäßigkeit zwischen Entdecken und Aneignen nicht nur verstandensondern systematisch praktiziert zu habenLivingstones Durchquerung von Afrikasein Bericht darüberdie Gründung besagter Gesellschaft, die wirtschaftliche Ausbeutung der Kongoregion und die Ermordung vermutlich von vielen Millionen Kongolesen gingen Hand in Hand ((Adam Hochschild: Schatten über dem Kongo. Klett-CottaStuttgart)).
  
-Weder werden die Routen der Karte systematisch im Text aufgegriffen, noch finden sich systematisch die geographi­schen Begriffe aus dem Text in der Karte verzeichnetIm Konquistadorentext erhält jeder Name von Cabral bis Fawcett auf der Doppelseite einen Absatz mit manchmal nur 3, 4 Sätzen. Auch hier weiß das Vorwort Rat: Man nehme die im gleichen Verlag erschienenen Titel zu Hilfe: Lexikon der Abenteuerreisen sowie Lexikon der Abenteuer- und Reiseliteraturum mehr zu erfahren. Der Text scheint also eher entbehrlich zu sein, die modernen Übersichtskarten wären auch auf weniger Platz noch großzügig, den gewonnenen Platz verdienten die historischen KartenFazitMehr Design als Sein.+Zuletzt blieben die kalten und öden PoleDort war nichts zu holen außer Ruhm, also rief England zur Eroberung auf und verkündete das „Heroische Zeitalter“ (1900-1914)Es endete mit der * [[wiki:Endurance|Shackleton-Expedition]] und dem Ersten Weltkrieg.
  
-  Paolo Novaresio (Text) +Nach zwei Weltkriegen begann das //Hedonistische Zeitalter// des Tourismus, der seine Truppen aussandte auf der Suche nach Erholung und ErlebnisFindet sich in der konfektionierten Pauschalreise der zum vernünftigen Abenteurer passende Kult? Der Jahresurlaub als rituelles Fest? Werden die Archäologen künftiger Zeiten die Bettenburgen richtig deuten als Kultstätten? Huldigen Souvenirs und Diaabende dem Erfolg, den die Abenteurer in ihren Sammlungen aus der Ferne mitbrachten?
-  Die großen Entdecker +
-  Erlangen: K. Müller 1996 +
-  Pappband mit Schutzumschlag und Fadenheftung 25,5 x 35,5 cm +
-  314 Seiten, mehrere hundert Farbabb., Karten und Pläne, Register und Bildnachweis +
-Schon etwas älter, aber eine ernsthafte Konkurrenz zu obigem Band: Weniger schick, dafür größer, umfangreicher und erheblich lebendiger mit zahlreichen Abbildungen aus dem Umfeld von »Entdeckern und Entdeckten«der Text erzählt eher Geschichten, alle Abbildungen sind ausführlich kommentiert. Leider ohne Literaturverzeichnis und wohl nur noch auf den Ramschtischen der Kaufhäuser mit Glück zu entdecken.+
  
-  Heinrich Pleticha, Hermann Schreiber 
-  Lexikon der Entdeckungsreisen 
-  Bd. 1 A-H, Bd. 2 I - Z 
-  1. Auflage (=Edition Erdmann), Stuttgart: Thienemanns 1999 
-  Leinenband mit Schutzumschlag 12,5 x 20,5 cm: je 319 Seiten 
-  SW-Abb. im Text, Literatur, Personenregister 
-Was gehört in ein Lexikon der Entdeckungsreisen? Die Entdecker? Ihre Expeditionen? Ihre Schiffe, Mitreisenden und Helfer? Die entdeckten Regionen und die »entdeckten« Völker? Pleticha und Schreiber haben sich für ein Lexikon der Entdecker entschieden und füllen damit fast 650 Seiten in zwei Bänden – das Thema scheint unendlich. In dieser Art scheint das Werk wirklich konkurrenzlos und enthält schätzungsweise 2500 Namen. 
-Natürlich kann man diskutieren, ob dieser oder jener fehlt, hier oder da mehr oder weniger zu sagen gewesen wäre. Aber nach welchen Kriterien wurde ausgewählt? Arved Fuchs erhält einen Eintrag, Sir Vivian Fuchs nicht, auch nicht Hillary als Everest-Erstbesteiger oder Juri Gagarin als erster Mensch im Weltraum. Wollte man sie alle aufnehmen, erhielte man die seit 1978 erscheinende »Enzyklopädie der Entdecker und Erforscher der Erde« (Graz), die bei 2500 Seiten und dem Buchstaben Q angelangt ist. 
-Was ich jedoch schmerzhaft vermisse, sind Zusammenhänge, Motive, Chronologien sowie ein Hinweis auf die wichtigsten Originalpublikationen dieser Entdecker jeweils unter ihrem Eintrag. 
  
  
-  Daniel B. Baker (Hg.) +==== Literatur ====
-  Explorers and Discoverers of the World +
-  Detroit/USA: Gale 1993 +
-  Pappband 21 x 28 cm: 637 Seiten, Textabb., Pläne +
-  Glossar, Bibliographie, List of Explorers by Area Explored, List of Explorers by Place of Birth, Index +
-Der erste Satz der Einführung definiert das Thema: //»Exloration in this book is defined as systematic investigation while discovery means to make known, especially to make known to the wider world. Discovery does not mean that the explorers presented here were the first humans to have sen a place …”// +
- +
-Es folgt eine //Chronology of Exploration// (8 Seiten) sowie zahlreiche Übersichtskarten mit Küsten, Flüssen, Städten. Im Hauptteil erhalten die Entdecker ein bis zwei großformatige Doppelseiten; das beschränkt deren Anzahl auf 322 Personen, dafür gehen die Einträge sehr in die Tiefe. Abschließend wird auf Quellen und Sekundärliteratur hingewiesen.+
  
 +  * ''Daniel B. Baker'' (Hg.)\\ Explorers and Discoverers of the World\\ Detroit/USA: Gale 1993\\ 637 Seiten, Textabb., Pläne, Glossar, Bibliographie, List of Explorers by Area Explored, List of Explorers by Place of Birth, Index\\ Der erste Satz der Einführung definiert das Thema: //»Exploration in this book is defined as systematic investigation while discovery means to make known, especially to make known to the wider world. Discovery does not mean that the explorers presented here were the first humans to have seen a place …”// Es folgt eine //Chronology of Exploration// (8 Seiten) sowie zahlreiche Übersichtskarten mit Küsten, Flüssen, Städten. Im Hauptteil erhalten die Entdecker ein bis zwei großformatige Doppelseiten; das beschränkt deren Anzahl auf 322 Personen, dafür gehen die Einträge sehr in die Tiefe. Abschließend wird auf Quellen und Sekundärliteratur hingewiesen.
 +  * ''Driver, Felix''\\ //Geography militant: cultures of exploration and empire.//\\ VIII, 258 S. Ill., Karten. Oxford, UK 2001: Blackwell.\\ Der Autor untersucht, inwieweit das Agieren des Britischen Empire im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] bestimmt wurde durch Akteure, Institutionen und kulturelle Faktoren hinsichtlich geographischem [[wiki:wissen|Wissen]], Entdeckungsgeschichte und Herrschaft.
 +    * The //Royal Geographical Society// and the empire of science
 +    * Hints to [[wiki:reisende|travellers]]: observation in the field
 +    * Missionary of science: ''David Livingstone'' and the [[wiki:entdeckungsgeschichte|exploration]] of Africa
 +    * Becoming an [[wiki:erforscher|explorer]]: the martyrdom of ''Winwood Reade''
 +    * Exploration by warfare: ''Henry Morton Stanley'' and his critics
 +    * Making representations: from an African exhibition to the high court of justice
 +    * Exploring 'darkest England': mapping the heart of empire
 +    * Geography militant and its after-life.
 +  * ''Michael T. Ghiselin'', ''Alan E. Leviton''\\ //Impact of travels on scientific knowledge: cultures and institutions of natural history : essays in the history and philosophy of science//.\\ Papers presented at an International Colloquium on the Impact of Travels on Scientific Knowledge, held 31 May-1 June 2002 at the Museo di Storia Naturale Faraggiana Ferrandi, Novara, Italy.\\ 176 S. (=Proceedings of the California Academy of Sciences, 55.2) San Francisco 2004: California Academy of Sciences. Inhalt u.a.:
 +    * Giovanni Pinna\\ ''Alessandro Faraggiana'', ''Ugo Ferrandi'', and the birth of the //Museum of Novara//
 +    * Alberto M. Simonetta, Rosalino Sacchi\\ Impact of [[wiki:reisen|travels]] on scientific [[wiki:wissen|knowledge]]: the scientific and political results of the //Second Bottego Expedition// and the national and international context of Italian [[wiki:entdeckungsgeschichte|explorations]] in the Horn of Africa
 +    * Agnese Visconti\\ The [[wiki:reisen|journeys]] of the Sicilian botanist ''Filippo Parlatore''
 +    * Michael T. Ghiselin\\ ''Ernst Haeckel'' and the genealogy of scientific travel mystique
 +    * Christiane Groeben\\ Impacts of [[wiki:reisen|travels]] on scientific [[wiki:wissen|knowledge]] : Ralum (New Britain), a research station (1894-1897) sponsored by the //Naples Zoological Station//
 +    * Uwe Hossfeld\\ The travels of Jena zoologists in the Indo-Malayan region
 +    * Edouard I. Kolchinsky\\ The role of [[wiki:reisegenerationen#18. Jahrhundert|eighteenth century]] Russian expeditions in the development of natural history
 +    * Alan E. Leviton, Michele L. Aldrich\\ The impact of [[wiki:reisen|travels]] on scientific [[wiki:wissen|knowledge]] : ''William Thomas Blanford'', ''Henry Francis Blanford'', and the Geological Survey of India, 1851-1889
 +    * Travel as a predictor of scientific innovation : the corroborating case of ''George Gaylord Simpson''
 +    * Gary C. Williams\\ ''William Dampier'': pre-Linnean [[wiki:erforscher|explorer]], naturalist, buccaneer
 +  * ''Hofmann, Thomas''\\ //[[wiki:abenteuer|Abenteuer]] Wissenschaft//\\ Forschungsreisende zwischen [[wiki:alpenpaesse|Alpen]], Orient und Polarmeer.\\ 287 Seiten. Illustrationen, Karten  Köln: Böhlau 2020\\ Inhalt (gekürzt): 
 +    * "Sagt Ihnen der Name ''Pillewizer'' etwas?" Worüber sich Archivare freuen
 +    * Preisgekrönter Expeditionsfilm: "Im Schatten des Karakorum"
 +    * Unveröffentlichte Protokolle zu ''Hecklers'' tragischem Tod
 +    * Streiflichter aus Pillewizers Leben
 +    * Auf dem Gipfel der Karriere: der 3.000 Meter hohe Pillewizer
 +    * Zwischen [[wiki:orient|Orient]] und [[wiki:okzident|Okzident]]. Menschliche und [[wiki:tiere|tierische]] Begegnungen
 +    * ''Ami Boué'': Hamburger mit Wiener Standbein "Besonders merkwürdige Ereignisse"
 +    * ''Emil Tietze'' in der persischen Zwickmühle
 +    * "Herrgott, ein Erdbeben denke ich nur mehr". Überrascht und erschlagen bei der geologischen Arbeit
 +    * Erdbeben von Skutari: tektonischer Natur
 +    * Erdbeben vom 1. Juli 1905: Epizentrum in 11 km Tiefe
 +    * Friaul, 15. September 1976: zwei Geologen erschlagen
 +    * Per queste aspre montagne
 +    * Für diese schroffen Berge. Durchs wilde Nurestan. Mit dem [[wiki:vw-bus|VW-Bus]] in den Hindukusch
 +    * Persische [[wiki:grenze|Grenze]]: erste orientalische Begegnungen
 +    * [[wiki:sicherheit|Unsicherheit]]: Was tun? ''Ruttner'' als Krisenmanager
 +    * "Wiener" Polarhelden. Vom Kampf gegen die Kälte
 +    * ''Julius Payer''
 +    * [[wiki:kartographie|Kartograf]] und Polarheld
 +    * ''Hans Graf Wilczek'' der generöse Mäzen
 +    * "Recognoscierungsfahrt" und Spendenkampagne Der Maschinist ''Otto Krisch''
 +    * Alltag auf der //Tegetthoff//
 +    * ''Nansen'' im Wiener Rathaus
 +    * ''Amundsens'' und ''Shackletons'' Wiener Vortragsabende
 +    * "Dumpf schlägt die Gondel auf" Wie ''Piccard'' Obergurgl 1931 weltweit bekannt machte
 +    * ''Piccard'' in den Zeitungen
 +    * Obergurgl "ein Weltname" und die Gondelodyssee
 +    * Mit [[wiki:sack_und_pack|Sack und Pack]] unterwegs. Vom [[wiki:fortbewegung|Fortbewegen]] und Mitnehmen. Schuhe für eisige Kälte von [[wiki:arktis|Arktis]] und [[wiki:antarktis|Antarktis]]
 +    * "Ein Doppelgewehr, ein Paar Sattelpistolen" 
 +    * Auf dem Rücken der Pferde - Gegebenenfalls auch mit Yaks unterwegs - [[wiki:wuestenschiff|Wüstenschiffe]] in der [[wiki:sahara|Sahara]]
 +    * [[wiki:kochen_und_essen|Essen]]: alles mitnehmen oder regionale Küche?
 +    * "Das Eierholen war aber keineswegs eine bequeme Sache". Kulinarik zwischen Völlerei und Hungerleiden
 +    * //Fram-Expedition// 1910-1912: "nie so gute Tage gehabt"
 +    * Auf //Jan Mayen// 1932-1933: "geringes Quantum Fleisch"
 +    * [[wiki:bushmeat|Afrikanischer Speiseplan]]
 +  * ''Matthies, Volker''\\ //Im Schatten der Entdecker//.\\ Indigene Begleiter europäischer Forschungsreisender.\\ 246 S., Berlin : Ch. Links Verlag, 2018.
 +  * ''Paolo Novaresio'' (Text)\\ //Die großen Entdecker//\\ Erlangen: K. Müller 1996\\ 314 Seiten, mehrere hundert Farbabb., Karten und Pläne, Register und Bildnachweis\\ Schon etwas älter, aber eine ernsthafte Konkurrenz zu vergleichbaren Bänden: Weniger schick, dafür größer, umfangreicher und erheblich lebendiger mit zahlreichen Abbildungen aus dem Umfeld von »Entdeckern und Entdeckten«, der Text erzählt eher Geschichten, alle Abbildungen sind ausführlich kommentiert. Leider ohne Literaturverzeichnis.
 +  * ''Heinrich Pleticha, Hermann Schreiber''\\ //Lexikon der Entdeckungsreisen//\\ Bd. 1 A-H, Bd. 2 I - Z\\  (=Edition Erdmann), Stuttgart: Thienemanns 1999\\ je 319 Seiten,  SW-Abb. im Text, Literatur, Personenregister\\ Was gehört in ein Lexikon der Entdeckungsreisen? Die Entdecker? Ihre Expeditionen? Ihre Schiffe, Mitreisenden und Helfer? Die entdeckten Regionen und die »entdeckten« Völker? Pleticha und Schreiber haben sich für ein Lexikon der Entdecker entschieden und füllen damit fast 650 Seiten in zwei Bänden – das Thema scheint unendlich. In dieser Art scheint das Werk wirklich konkurrenzlos und enthält schätzungsweise 2500 Namen. Natürlich kann man diskutieren, ob dieser oder jener fehlt, hier oder da mehr oder weniger zu sagen gewesen wäre. Aber nach welchen Kriterien wurde ausgewählt? ''Arved Fuchs'' erhält einen Eintrag, ''Sir Vivian Fuchs'' nicht, auch nicht ''Hillary'' als Everest-Erstbesteiger oder ''Juri Gagarin'' als erster Mensch im Weltraum. Wollte man sie alle aufnehmen, erhielte man die seit 1978 erscheinende »Enzyklopädie der Entdecker und Erforscher der Erde« (Graz), die bei 2500 Seiten und dem Buchstaben Q angelangt ist. Was ich jedoch schmerzhaft vermisse, sind Zusammenhänge, Motive, Chronologien sowie ein Hinweis auf die wichtigsten Originalpublikationen dieser Entdecker jeweils unter ihrem Eintrag.
 +  * ''Alexandr Podosinov''\\ //Wissenschaftliche Reisen in der [[wiki:reisegenerationen#Die griechisch-römische Antike|Antike]].//\\ S. 170–179 in: Larissa Polubojarinova, Marion Kobelt-Groch, Olga Kulischkina (Hg.): Phänomenologie, Geschichte und Anthropologie des Reisens. Kiel, 2015. 
 +  * ''Zimmermann, Christian v.''\\ //Wissenschaftliches [[wiki:reisen|Reisen]], reisende Wissenschaftler.\\ Studien zur Professionalisierung der Reiseformen zwischen 1650 und 1800.//\\ 142 S. Heidelberg 2003: Palatina.
 <html><img src="https://vg07.met.vgwort.de/na/a820cd3ec521440295e73150f6fe3c85" width="1" height="1" alt=""></html> <html><img src="https://vg07.met.vgwort.de/na/a820cd3ec521440295e73150f6fe3c85" width="1" height="1" alt=""></html>
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wiki/erforscher.1542962827.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/12/07 15:05 (Externe Bearbeitung)

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