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Christophorus

Der Christophorus ist das offizielle Kundenmagazin der Porsche AG, erscheint seit 1952 und ist benannt nach dem Schutzpatron der Reisenden, dem christlichen Heiligen Christophorus. Nach ihm benannt sind auch die Seminare der Verkehrswacht.

Sein griechischer Name Χριστόφορος bedeutet »Christusträger« und dieser wird als meist bärtiger Riese mit Stab dargestellt, der das Jesuskind auf seinen Schultern durch einen Fluss trägt. Seine Bedeutung als Beschützer der Reisenden, sein Name und seine Attribute verweisen gleichwohl auf viel ältere, jahrtausende alte Wurzeln aus vorchristlicher Zeit, nämlich:

  • Auch der griechische Gott Hermes schützte die Reisenden, als Hermes Kriophoros trägt er ein Lamm (später ein Sinnbild für Christus). Der Hermesstab (lat. Caduceus) wird von zwei einander anblickenden Schlangen umwunden. Der Hermeskult ist der älteste der griechischen Mythologie; der Tierträger ist ein Hirtengott und »Hundebezwinger«. Hermes und Charon tragen die Seelen der Verstorbenen über den Totenfluss Styx. Hermes ist auch ein Bote der Götter, also immer unterwegs. Seine Botschaften fordern Einsicht und Verständnis; noch heute bezeichnet man die Wissenschaft vom »Deuten und Verstehen« als Hermeneutik.
  • Den vorigen vergleichbar tragen Anubis und Thot in der ägyptischen Mythologie die Seelen der Verstorbenen über den Totenfluss Eridanos. Anubis wird vorwiegend mit einem Hunde- oder Schakalkopf dargestellt sowie mit einem spiralfömigen, gegabelten Was-Zepter; welches gedeutet wird als Phallus-Symbol und als Stock, mit dem Schlangen gefangen wurden.
  • Der römische Mercur, benannt nach merx, dem Markt, ist ein Beschützer der reisenden Kaufleute und ebenfalls Götterbote, gleicht völlig dem Hermes.
  • Im nördlichen Europa verschmolz er mit dem keltischen Reisegott Cissonius zu Mercur Cissonius, der ebenfalls mit Flügelhut und Heroldsstab dargestellt wurde; sein Name wurde als Tapferer oder auch (Ziegen-)Wagenfahrer gedeutet. Ebenfalls römisch-keltisch ist Mercurius Arvernus.
  • Dem lithauischen Reisegott Kielu Dziewos (auch: Kelių/Keliu dievas, Kellukis) wurde in Steinen am Wegesrand gehuldigt, ebenso wie es die Hermes- oder Merkursteine am Weg gab, insbesondere an Kreuzwegen.
  • Pushan ist ein vedischer Gott, der Wächter der Wege und Beschützer der Reisenden, er begleitet auch die Toten. Er schützt die Haustiere und führt Vieh gesund in den Stall zurück. Dargestellt wird er als bärtiger Mann mit Speer und einem von Ziegen gezogenen Wagen.
  • Im germanischen Götterhimmel entspricht ihnen Hermodr, der Mutige. Er reitet auf Sleipnirer in die Unterwelt und begegnet der Totengöttin Hel, gilt als Götterbote und Schutzherr der Boten.

Das Bild des Reisegottes gleicht sich zwischen Nordeuropa und dem südlichen Indien und scheint sich am Bild des »guten Hirten« zu orientieren, groß und stark, voller Lebenskraft; der mit einem Knotenstock zum Schlagen und Stoßen gegen Mensch und Tier gleichermaßen gerüstet ist. Weitere Ähnlichkeiten sind:

  • Sohn des Göttervaters: Anubis ist ein Sohn des Sonnengottes Re; Hermes ist der Sohn von Zeus und Maia; Hermodr ist Odins Sohn.
  • Der Heroldsstab oder Caduceus findet sich bei Cissonius, Merkur, Hermes und Thot, ist immer mit Schlangen verbunden; der Stab mit seinem verdickten Kopf wird auch als Phallussymbol gedeutet. Ähnlich finden sich in Indien Lingam-Säulen (Phallussymbole) umwunden von der Kundalini-Schlange, dem Symbol der Lebenskraft.
  • Der von Ziegen gezogene Götterwagen findet sich bei Thor, Cissonius, Mercurius Gebrinius (gallisch gabros: Widder) und Pushan.
  • Christophorus ist einer der 12 Nothelfer, Hermes einer der 12 olympischen Götter; Pushan einer der 12 Adityas

Dem christlichen Christophorus dagegen sind die heidnischen Attribute genommen worden:

  • Der frühe Christophorus wurde noch mit einem Hundekopf dargestellt; Merkur und Hermes wurden von Hunden begleitet; Anubis trägt einen Hunde- oder Schakalkopf.
  • Anubis und Hermes sind Figuren des Diesseits; Thot und Charon gehören bereits dem Jenseits an. Beide sind Grenzgänger zwischen Leben und Tod, Licht und Schatten. Solche grenzüberschreitenden Gottheiten werden im Englischen »liminal deity« genannt und oft an Straßenkreuzungen verehrt. Der christlichen Figur des Christophorus fehlt ein jenseitiges Pendant, denn die christliche Lehre hatte die Verdammnis durch die Erlösung ersetzt.

Möglicherweise gehen diese Ähnlichkeiten bis in die Zeit des Urindogermanischen zurück, also etwa zwischen 4000 und 3000 v. Chr. Begründet wird diese Datierung unter anderem aus dem gemeinsamen technischen Wortschatz, beispielsweise des *Wagenbaues.

Reisegötter beziehen ihre Kräfte aus der nomadischen Kultur Abels im Gegensatz zum hausbauenden Schmied Kain und zeigen es durch Phalluskult, Ziegen, den Wagen als Zeichen der Mobilität, den Stab als hölzerne Waffe, die Zähmung des Hundes, das Überschreiten und Nicht-Anerkennen von Grenzen, die Wertschätzung von Kreuzungen als Orten der Begegnung und des Austausches. Fernmobilreisende mögen darin manches finden, was sie auch heute noch schätzen.


  • P. Saintyves: Saint Christophe: Successeur d'Anubis, d'Hermès et d'Héracle. Les Édition Émile Nourry, Paris 1936
  • W. Loeschke, S. C. Canineus, E. Redslob zum 70.Geburtstag, Berlin 1955, S. 33-82; an Loeschkes Grundlegende Arbeit zur Geschichte des Heiligen Christophorus von W. Loeschke

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wiki/christophorus.1538884540.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/12/07 15:03 (Externe Bearbeitung)

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