Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:bricolage

Dies ist eine alte Version des Dokuments!


Bricolage

Vom Kesselflicker (französisch bricoler) über die Eisenwarenhandlung (magasin de bricolage) führt der Begriff heute zum Heimwerker (bricolage).

Der vielreisende Ethnologe 1) und Linguist Claude Lévi-Strauss kennzeichnete 2) mit diesem Begriff einen Typus und eine Vorgehensweise, bei der jemand in einer akuten Problemsituation das Problem improvisiert und mit den vorhandenen Mitteln kreativ löst. Er schuf damit den typologischen Gegenpart zum Ingenieur in modernen Zivilisationen. Als Ethnologe wollte er damit zeigen, dass »Naturvölker« einen anderen Zugang zu Denk- und Arbeitsweisen haben, mit Natur umzugehen.

Dieser Umgang ist gekennzeichnet durch hoch flexible Interaktion zwischen Mensch und Welt, bei der weder das Problem noch das Material noch das Werkzeug noch das Ziel unveränderlich sind, so dass in jedem Fall ein Ergebnis erzielt wird, dessen Form jedoch weder vorhersehbar noch reprouzierbar ist, weil die Verhältnisse nie gleich sind.

Die Fähigkeit zur bricolage ist unterwegs unverzichtbar, sie kennzeichnet den Buschmechaniker. In unseer gewohnten (deutschen, europäischen) Umgebung begegnet man der bricolage mißtrauisch - im besten Fall handelt es sich um einen Heimwerker oder einem Freund der DIY-Bewegung. Am anderen Ende des Spektrums finden wir den Handwerker, Meister, Techniker, Ingenieur - anerkannte Fachleuchte also. Wer jedoch in der Grauzone zwischen Laie und Profi engagiert werkelt, erzeugt »Murks« und wird abgewertet als Frickler, Pfuscher, ist bestenfalls ein Schrauber. Warum eigentlich?


siehe auch:
* Buschmechanisches Handeln
* Reparatur

1)
Traurige Tropen, Suhrkamp 1978
2)
Das wilde Denken, Suhrkamp, 1968
wiki/bricolage.1574910372.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/12/07 15:02 (Externe Bearbeitung)

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki