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wiki:1985_sudan

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 Die Brücke, auf der wir bei Beni Suef den Nil überqueren wollten, existierte nicht. Dies war nur der Anfang. In den nächsten Wochen blieb kein Tag ohne Enttäuschung. Vorerst konnte noch einige Tage relaxt werden: Von der Töpferstadt Quena, 642 Kilometer südlich von Kairo, nahmen wir die breite Asphaltstraße nach Port Safaga am Roten Meer, fuhren dann weiter südlich bis //Marsa Alama//, dem südlichsten für Touristen erlaubten Ort, und genossen das Meer und die warme Sonne. Die Brücke, auf der wir bei Beni Suef den Nil überqueren wollten, existierte nicht. Dies war nur der Anfang. In den nächsten Wochen blieb kein Tag ohne Enttäuschung. Vorerst konnte noch einige Tage relaxt werden: Von der Töpferstadt Quena, 642 Kilometer südlich von Kairo, nahmen wir die breite Asphaltstraße nach Port Safaga am Roten Meer, fuhren dann weiter südlich bis //Marsa Alama//, dem südlichsten für Touristen erlaubten Ort, und genossen das Meer und die warme Sonne.
  
-Erfahrungen wurden ausgetauscht. Wünsche geäußert und Erwartungen beschrieben — war es doch das erste Mal, daß die Gruppe vollständig zusammen war. Auf der riesigen Ladefläche stapelten sich fünf Ersatzreifen, jeder 250 Kilogramm schwer, acht Fässer für Treibstoffvorräte und acht Kunststofftonnen für Trinkwasser. In Holzkisten waren die mitgebrachten Vorräte verstaut: Margarine, Marmelade, Wurst, Käse, Brot, Mehl, Fleisch, Zucker, Suppen ... Darüber kugelten während der Fahrt unsere [[wiki:rucksack|Rucksäcke]], Schlafsäcke und Unterlegmatten. Die seitlich unterhalb der Ladefläche angebrachten Fächer enthielten Ersatzteile und Werkzeuge.+Erfahrungen wurden ausgetauscht. Wünsche geäußert und Erwartungen beschrieben — war es doch das erste Mal, daß die Gruppe vollständig zusammen war. Auf der riesigen Ladefläche stapelten sich fünf Ersatzreifen, jeder 250 Kilogramm schwer, acht Fässer für Treibstoffvorräte und acht Kunststofftonnen für Trinkwasser. In Holzkisten waren die mitgebrachten Vorräte verstaut: Margarine, Marmelade, Wurst, Käse, Brot, Mehl, Fleisch, Zucker, Suppen ... Darüber kugelten während der [[wiki:fahrt|Fahrt]] unsere [[wiki:rucksack|Rucksäcke]], Schlafsäcke und Unterlegmatten. Die seitlich unterhalb der Ladefläche angebrachten Fächer enthielten Ersatzteile und Werkzeuge.
  
 Pläne wurden gewälzt, jeder hatte noch Ideen für weitere Besorgungen, hier und da wurde Kritik an der Vorbereitung geäußert, doch insgesamt überwog bei allen die Freude am Aufbruch. Auch die Reiseroute wurde neu diskutiert, mußte geändert werden, da ein Gerücht, das schon heimkehrende Afrikafahrer im November in Deutschland verbreitet hatten und das sich hier im Gespräch mit anderen Reisenden bestätigte, wissen wollte, daß die Ägypter keine Einzelfahrten mehr in den Sudan genehmigten, allenfalls monatliche Konvois unter Militärbegleitung anboten. Doch wir wollten mehr, wollten die Wüste erleben abseits von allen Routen. Auch andere motorisierte Afrikafahrer hatten keinen Sinn für den Miliäarkonvoi, und so hatten wir uns mit vier anderen Gruppen außerhalb der Oase //El Kharga// verabredet, um uns von dort mit Karte und Kompaß auf eigene Faust durch die Libysche Wüste zu bringen, ägyptische Pisten und Militärstationen meidend. Pläne wurden gewälzt, jeder hatte noch Ideen für weitere Besorgungen, hier und da wurde Kritik an der Vorbereitung geäußert, doch insgesamt überwog bei allen die Freude am Aufbruch. Auch die Reiseroute wurde neu diskutiert, mußte geändert werden, da ein Gerücht, das schon heimkehrende Afrikafahrer im November in Deutschland verbreitet hatten und das sich hier im Gespräch mit anderen Reisenden bestätigte, wissen wollte, daß die Ägypter keine Einzelfahrten mehr in den Sudan genehmigten, allenfalls monatliche Konvois unter Militärbegleitung anboten. Doch wir wollten mehr, wollten die Wüste erleben abseits von allen Routen. Auch andere motorisierte Afrikafahrer hatten keinen Sinn für den Miliäarkonvoi, und so hatten wir uns mit vier anderen Gruppen außerhalb der Oase //El Kharga// verabredet, um uns von dort mit Karte und Kompaß auf eigene Faust durch die Libysche Wüste zu bringen, ägyptische Pisten und Militärstationen meidend.
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 Der Darb ei Arba’in wollen wir in weitem Abstand folgen, aus Furcht vor Kontrollen. So schlagen wir einen weiten Bogen durch die Wüste, Richtung Libyen. Vom ersten Tag an fallen wir gegenüber den anderen zurück: Der Lkw ist zu schwer für den Sand der Wüste, die Reifen taugen nur auf normalen Böden. Wir lassen Luft ab, um die Auflagefläche zu vergrößern. Der Darb ei Arba’in wollen wir in weitem Abstand folgen, aus Furcht vor Kontrollen. So schlagen wir einen weiten Bogen durch die Wüste, Richtung Libyen. Vom ersten Tag an fallen wir gegenüber den anderen zurück: Der Lkw ist zu schwer für den Sand der Wüste, die Reifen taugen nur auf normalen Böden. Wir lassen Luft ab, um die Auflagefläche zu vergrößern.
  
-Heilig Abend: Das erste Erwachen in der Wüste ist begleitet vom kalten Wind, der es mir schwer macht, den Daunenschlafsack zu verlassen. Wer zuerst wach ist, kocht Kaffee. Heißer Kaffee ist an diesen Morgen das Wichtigste. 93 Kilometer zeigt der Tacho nachmittags an; die Konvoipartner sind schon lange nicht mehr in Sicht, den ganzen Tag sind wir ihren Spuren gefolgt. Die Gegend ist felsig, unübersichtlich, unüberschaubar. Hügelauf- und abwärts kämpft sich der Faun wie ein urweltlicher Saurier. Felsstufen und Steine erschüttern die Ladefläche; täglich müssen wir jetzt die Seile spannen, Knoten erneuern, Schrauben anziehen. Hinter Kurven erwarten uns Sandverwehungen, bremsen die Fahrt und mildern die Erschütterungen.+Heilig Abend: Das erste Erwachen in der Wüste ist begleitet vom kalten Wind, der es mir schwer macht, den Daunenschlafsack zu verlassen. Wer zuerst wach ist, kocht Kaffee. Heißer Kaffee ist an diesen Morgen das Wichtigste. 93 Kilometer zeigt der Tacho nachmittags an; die Konvoipartner sind schon lange nicht mehr in Sicht, den ganzen Tag sind wir ihren Spuren gefolgt. Die Gegend ist felsig, unübersichtlich, unüberschaubar. Hügelauf- und abwärts kämpft sich der Faun wie ein urweltlicher Saurier. Felsstufen und Steine erschüttern die Ladefläche; täglich müssen wir jetzt die Seile spannen, Knoten erneuern, Schrauben anziehen. Hinter Kurven erwarten uns Sandverwehungen, bremsen die [[wiki:fahrt|Fahrt]] und mildern die Erschütterungen.
  
 Noch sind die Spuren unserer Partner eindeutig: Auch sie hatten zu kämpfen - wir sehen tiefe Löcher, es wurde geschaufelt. Schleifspuren der Sandbleche führen bis auf festen Untergrund und wurden dort wieder verladen. Der Wüstenboden hat ein gutes Gedächtnis. Noch sind die Spuren unserer Partner eindeutig: Auch sie hatten zu kämpfen - wir sehen tiefe Löcher, es wurde geschaufelt. Schleifspuren der Sandbleche führen bis auf festen Untergrund und wurden dort wieder verladen. Der Wüstenboden hat ein gutes Gedächtnis.
wiki/1985_sudan.txt · Zuletzt geändert: 2023/05/26 15:08 von norbert

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