====== Gürtel ====== Er hat Gurttel und daschen dahinden gelassen. Er hat sein Gürtel verlohren. Im Sprichwort steht der Gürtel für Hab und Gut ((„Gürtel“, Deutsches Sprichwörter-Lexicon von Karl Friedrich Wilhelm Wander, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, , abgerufen am 17.08.2021.)) und im alten deutschen Rechtsgebrauch durfte nichts gepfändet werden, was jemand oberhalb des Gürtels trug (Kappe, Hut, Mantel, Messer), also das Überlebensnotwendige selbst für jemanden, der verstoßen wurde, den [[wiki:outlaw|Outlaw]]. Aus der indogermanischen Wurzel //gherd// für `flechten, winden´ leitet sich die (Weiden-)Gerte ebenso ab wie der Gürtel, weil Gerten zum (Weiden-)korb geflochten werden konnten und weil der einfachste Gürtel aus Stroh geflochten wurde und Armut symbolisierte ((//barvaets mit enen stro zele gegordet//. 1370 ZRG.2 Germ. 28 (1907) 292 )). Den nahezu [[wiki:reisegepaeck|besitzlosen]] vedischen [[wiki:wandermoench|Wandermönchen]] wurde immerhin ein Grasgürtel zugestanden. Der Gürtel in seiner ursprünglichsten Form hielt keine Hose, sondern war eine [[wiki:tragetechniken|Tragehilfe]] für den wichtigsten Besitz, für kleines und wertvolles [[wiki:reisegepaeck|Reisegepäck]], für Messer, Trinkschale, [[wiki:bulge|Beutel]], für Münzen im //bîgürtel//, in der [[wiki:geldbeutel|Geldkatze]]. Die Endsilbe //-el// kennzeichnet typischerweise ein Werkzeug, also ein Gürtelgehänge mit Vorrichtungen zum Befestigen von Werkzeugen oder Waffen: »Sax und Leibgurt waren gleichsam "unzertrennliche" Begleiter des wehrhaften Mannes.« ((s. S. 165 in: ''Martin, Max''\\ //Mit Sax und Gürtel ausgestattete Männergräber des [[wiki:reisegenerationen#6./7. Jahrhundert|6. Jahrhunderts]] in der Nekropole von Kranj (Slowenien)//.\\ In: Bratož, Rajko (Hrsg.): Slovenija in sosednje dežele med antiko in Karolinško dobo. Začetki Slovenske etnogeneze. Slowenien und die Nachbarländer zwischen Antike und karolingischer Epoche. Anfänge der slowenischen Ethnogenese Bd. 1. Ljubljana 2000, S. 141-196 Situla; 39)). Zum Schmuck wurde der Gürtel erst später, durch die Schnalle oder durch sein Material (Metallbeschläge, Silbergürtel). Den Gürtel anzulegen, sich zu gürten, bedeutet: - der wichtigste Besitz wird am Körper gesichert; - sein Träger ist vorbereitet zum [[wiki:aufbruch|Aufbruch]]; - als Symbol der Kraft zeigt er die Wehrhaftigkeit seines Trägers an ([[wiki:voelva#Völundr, der weise Wanderschmied|Stärkegürtel]]). ---- * ''Claudia Schopphoff''\\ //Der Gürtel//.\\ Funktion und Symbolik eines Kleidungsstücks in Antike und [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalters]] \\ Böhlau Verlag Köln Weimar, 2009, 276 S. * ''A. Haberlandt''\\ //Gürtel als Heiltum//\\ Volkskunde-Arbeit. Festschrift für Otto Laufler. Berlin 1934 * ''Sommer, Markus''\\ //Die Gürtel und Gürtelbeschläge des 4. und [[wiki:reisegenerationen#Etwa ab dem 5. Jahrhundert|5. Jahrhunderts]] im römischen Reich.//\\ zugl.: Bonn Univ., Diss., 1982. IV, 165, 85 S., Bonn 1984: Verein d. Förderer d. Inst. für Vor- u. Frühgeschichte d. Rhein. Friedrich-Wilhelms-Univ. Bonn. * ''Kilian-Dirlmeier, Imma; Paul Betzler''\\ //Gürtelhaken, Gürtelbleche und Blechgürtel der Bronzezeit in Mitteleuropa//.\\ Ostfrankreich, Schweiz, Suddeutschland, Österreich, Tschechoslowakei, Ungarn, Nordwest-Jugoslawien.\\ VIII, 141, 70 S. München 1975: C. H. Beck. * ''Castelluccia, Manuel''\\ //Transcaucasian bronze belts.//\\ Diss. Univ. Neapel, X, 419 S., Oxford 2017: BAR Publishing, https://doi.org/10.30861/9781407315003 * ''Bennett, Michael J.''\\ //Belted heroes and bound women//\\ //The myth of the Homeric warrior-king//.\\ 228 S., Lanham, Md 1997: Rowman & Littlefield.