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wiki:zeit_musse

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wiki:zeit_musse [2019/11/07 07:17] norbertwiki:zeit_musse [2020/06/10 05:48] norbert
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 ==== Keine Zeit ==== ==== Keine Zeit ====
-Du kommst von einer langen Reise zurück in heimatliche Gefilde. Die erste Frage der zurückgebliebenen Anderen: »Wie war’s?« — Was erwarten die? Ein halbes Jahr in einem Satz? Vermutlich ja. Etwas später, seufzend: »Ach ja, das würde ich auch gerne machen, ABER: ich habe nicht so viel Zeit (wie Du).« Der Gründer des Sierra Club, John Muir ((''John Muir'' (* 21. April 1838 Dunbar, Schottland, † 24. Dezember 1914 Martinez, Kalifornien). Naturforscher, Naturschützer, Wildnisforscher in der Sierra Nevada und in den Gletschern Alaskas. 1892 gründete er den Sierra Club und war dessen Präsident bis 1914 Quelle: www.wikipedia.de, www.sierraclub.org)), beschrieb solche Leute als //»the ‘time-poor’ – people who were so obsessed with tending their material wealth and social standing that they couldn’t spare the time to truly experience …«//\\ (www.vagabonding.net/excerpt/)+Du kommst von einer langen Reise zurück in heimatliche Gefilde. Die erste Frage der zurückgebliebenen Anderen: »Wie war’s?« — Was erwarten die? Ein halbes Jahr in einem Satz? Vermutlich ja. Etwas später, seufzend: »Ach ja, das würde ich auch gerne machen, ABER: ich habe nicht so viel Zeit (wie Du).« Der Gründer des Sierra Club, John Muir ((''John Muir'' (* 21. April 1838 Dunbar, Schottland, † 24. Dezember 1914 Martinez, Kalifornien). Naturforscher, Naturschützer, Wildnisforscher in der Sierra Nevada und in den Gletschern Alaskas. 1892 gründete er den Sierra Club und war dessen Präsident bis 1914 Quelle: www.wikipedia.de, www.sierraclub.org)), beschrieb solche Leute als //»the ‘time-poor’ – people who were so obsessed with tending their material wealth and social standing that they couldn’t spare the time to truly experience …«//\\ ((https://vagabonding.net/book/excerpt/))
 Wer sonst soll ihre Zeit haben? Und warum haben die einen mehr und die anderen weniger? Wir können Geld, Materie, Energie anhäufen, sparen und gezielt einsetzen. Allein die Zeit entzieht sich und geht dahin. Sie ist eine Ressource, die durch nichts ersetzt werden kann. Lebenszeit gibt es nur einmal. Zeitverschwendung sei die einzige Todsünde, soll Goethe gesagt haben. Daran, wie Lebenszeit für etwas eingesetzt wird, zeigen sich Wertvorstellungen eindeutig. Wer sonst soll ihre Zeit haben? Und warum haben die einen mehr und die anderen weniger? Wir können Geld, Materie, Energie anhäufen, sparen und gezielt einsetzen. Allein die Zeit entzieht sich und geht dahin. Sie ist eine Ressource, die durch nichts ersetzt werden kann. Lebenszeit gibt es nur einmal. Zeitverschwendung sei die einzige Todsünde, soll Goethe gesagt haben. Daran, wie Lebenszeit für etwas eingesetzt wird, zeigen sich Wertvorstellungen eindeutig.
  
 ==== Auf der Höhe unserer Zeit? ==== ==== Auf der Höhe unserer Zeit? ====
-In den //Modern Times// von 1936 gerät der Tramp ''Charlie Chaplin'' zwischen Zahnräder, heute kochen wir unser Hirn mit Mikrowellen. Wer kein Handy benutzt, erntet Vorwürfe. E-Mail macht Denkpausen entschuldbar, vorbei die Zeit der »Schneckenpost«. Es ist kaum entschuldbar, nicht erreichbar zu sein. »Transhumane Geschwindigkeiten« ((''Hartmut Böhme'': //Über Geschwindigkeit und Wiederholung im Cyberspace: das Alte im Neuen//. In: ''Darsow, Götz-Lothar'' (Hg.): //Metamorphosen des Gedächtnisses//; Stuttgart-Bad Cannstatt 1999, S. 23–43.)) führen zur »tachogenen Weltfremdheit« ((''Odo Marquard'': //Zeitalter der Weltfremdheit? Beitrag zur Analyse der Weltfremdheit//. In: ders.: Apologie des Zufälligen. Philosophische Studien, Stuttgart 1996)). Einerseits versuchen wir unseren Pflichten optimal nachzukommen, Bedürfnisse und Interessen zu befriedigen. Andererseits erfordert eine sich schnell verändernde Welt ständiges Lernen. Was gestern noch richtig war, könnte heute falsch sein. Sobald unsere Aufmerksamkeit nachläßt, veraltet unser Wissen, verlieren wir die Übersicht – die Welt wird uns fremd. Es wird immer aufwendiger, »auf der Höhe der Zeit« zu sein, oft hinken wir hinterher. Es scheint allerdings eine alte Erfahrung zu sein, daß letztlich der gewinnt, der das Spiel nach anderen, eigenen Regeln spielt, wie der Igel im Märchen //Der Igel und der Hase// – vorausgesetzt, er nimmt sich Zeit und kennt seine Stärken.\\ +In den //Modern Times// von 1936 gerät der Tramp ''Charlie Chaplin'' zwischen Zahnräder, heute kochen wir unser Hirn mit Mikrowellen. Wer kein Handy benutzt, erntet Vorwürfe. E-Mail macht Denkpausen entschuldbar, vorbei die Zeit der »Schneckenpost«. Es ist kaum entschuldbar, nicht erreichbar zu sein. »Transhumane Geschwindigkeiten« ((''Hartmut Böhme'': //Über Geschwindigkeit und Wiederholung im Cyberspace: das Alte im Neuen//. In: ''Darsow, Götz-Lothar'' (Hg.): //Metamorphosen des Gedächtnisses//; Stuttgart-Bad Cannstatt 1999, S. 23–43.)) führen zur »tachogenen Weltfremdheit« ((''Odo Marquard'': //Zeitalter der Weltfremdheit? Beitrag zur Analyse der Weltfremdheit//. In: ders.: Apologie des Zufälligen. Philosophische Studien, Stuttgart 1996)). Einerseits versuchen wir unseren Pflichten optimal nachzukommen, Bedürfnisse und Interessen zu befriedigen. Andererseits erfordert eine sich schnell verändernde Welt ständiges Lernen. Was gestern noch richtig war, könnte heute falsch sein. Sobald unsere Aufmerksamkeit nachläßt, veraltet unser [[wiki:wissen|Wissen]], verlieren wir die [[wiki:millersche_zahl|Übersicht]] – die Welt wird uns fremd. Es wird immer aufwendiger, »auf der Höhe der Zeit« zu sein, oft hinken wir hinterher. Es scheint allerdings eine alte Erfahrung zu sein, daß letztlich der gewinnt, der das Spiel nach anderen, eigenen Regeln spielt, wie der Igel im Märchen //Der Igel und der Hase// – vorausgesetzt, er nimmt sich Zeit und kennt seine Stärken.\\ 
 So mißtrauen wir letztlich unseren Erfahrungen, sie könnten ja veraltet sein und benutzen Ratgeber-Literatur. Erfahrungen selbst zu machen wird weniger alltäglich, stattdessen wird »gegoogelt«. Wir glauben an die Realität dessen, was wir auf dem Bildschirm sehen. //»Die jeweils große Mehrheit … ist nicht mehr in der Lage, den Realitätsgehalt der Orientierungsdaten wirklich zu beurteilen: synchron zur zunehmenden Legierung von Realität und Fiktion verwischt sich auch der Unterschied von Realitätswahrnehmung und Fiktionsbewußtsein … Die moderne Wirklichkeit erhält in wachsendem Maße jene Färbung von Halbwirklichkeit, in der Fiktion und Realität ununterscheidbar werden.«// ((''Odo Marquard'': //Aesthetica und Anaesthetica//, München 1989, Seite 94)) Trotzdem ist die Bereitschaft verbreitet, sich den [[wiki:illusionen|Illusionen]] der Medien hinzugeben, sie sind ja so //internett//. Ob unser Weltbild eher aus eigener, sinnlicher Wahrnehmung oder mehr aus konsumierter Fiktion erwächst, ist oft nicht mehr zu unterscheiden.\\  So mißtrauen wir letztlich unseren Erfahrungen, sie könnten ja veraltet sein und benutzen Ratgeber-Literatur. Erfahrungen selbst zu machen wird weniger alltäglich, stattdessen wird »gegoogelt«. Wir glauben an die Realität dessen, was wir auf dem Bildschirm sehen. //»Die jeweils große Mehrheit … ist nicht mehr in der Lage, den Realitätsgehalt der Orientierungsdaten wirklich zu beurteilen: synchron zur zunehmenden Legierung von Realität und Fiktion verwischt sich auch der Unterschied von Realitätswahrnehmung und Fiktionsbewußtsein … Die moderne Wirklichkeit erhält in wachsendem Maße jene Färbung von Halbwirklichkeit, in der Fiktion und Realität ununterscheidbar werden.«// ((''Odo Marquard'': //Aesthetica und Anaesthetica//, München 1989, Seite 94)) Trotzdem ist die Bereitschaft verbreitet, sich den [[wiki:illusionen|Illusionen]] der Medien hinzugeben, sie sind ja so //internett//. Ob unser Weltbild eher aus eigener, sinnlicher Wahrnehmung oder mehr aus konsumierter Fiktion erwächst, ist oft nicht mehr zu unterscheiden.\\ 
 Gleichwohl erkennen gerade wir Globetrotter eher den Widerspruch zwischen medialer Wirklichkeit und eigener Erfahrung, schließlich sind wir Experten authentischer Erfahrungen. Wer je im Iran war oder durch Afrika fuhr, dem erscheint das öffentlich transportierte Bild als Zerrbild. Die Erfahrung langer Reisen macht Globetrotter weniger anfällig für [[wiki:illusionen|Illusionen]] und Schwarz-Weiß-Malerei. Gleichwohl erkennen gerade wir Globetrotter eher den Widerspruch zwischen medialer Wirklichkeit und eigener Erfahrung, schließlich sind wir Experten authentischer Erfahrungen. Wer je im Iran war oder durch Afrika fuhr, dem erscheint das öffentlich transportierte Bild als Zerrbild. Die Erfahrung langer Reisen macht Globetrotter weniger anfällig für [[wiki:illusionen|Illusionen]] und Schwarz-Weiß-Malerei.
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 ==== Selbstbestimmte Zeit ==== ==== Selbstbestimmte Zeit ====
-Während der Zeit, die Globetrotter reisend verbringen, bestimmen und verantworten sie ihr Leben in einem besonderen Maße selbst. Sie sind bestrebt, diese Grunderfahrung des Reisens in ihr Leben zu übertragen und den Anteil fremdbestimmter Zeit zu minimieren. Freilich, solche »temporären autonomen Zonen« ((''Hakim Bey'': //TAZ. Die temporäre autonome Zone.// Aus dem Amerikanischen von Jürgen Schneider. http://www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/Anarchistische_Bewegungen/taz/taz.html)) lassen sich nur in sozialen Nischen finden, sofern nicht Geld andere Möglichkeiten öffnet. Oft führt eine solche gelebte Einstellung zu Konflikten oder mündet in eine Außenseiterrolle. Auch Erwerbs-Selbständigkeit ist eine Lösung, andere Lösungen bedürfen des Verzichts auf Konsum oder des Verzichts auf Sicherheit.+Während der Zeit, die Globetrotter reisend verbringen, bestimmen und verantworten sie ihr Leben in einem besonderen Maße selbst. Sie sind bestrebt, diese Grunderfahrung des Reisens in ihr Leben zu übertragen und den Anteil fremdbestimmter Zeit zu minimieren. Freilich, solche »temporären [[wiki:autonomie|autonomen]] Zonen« ((''Hakim Bey'': //TAZ. Die temporäre autonome Zone.// Aus dem Amerikanischen von Jürgen Schneider. http://www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/Anarchistische_Bewegungen/taz/taz.html)) lassen sich nur in sozialen Nischen finden, sofern nicht Geld andere Möglichkeiten öffnet. Oft führt eine solche gelebte Einstellung zu Konflikten oder mündet in eine Außenseiterrolle. Auch Erwerbs-Selbständigkeit ist eine Lösung, andere Lösungen bedürfen des Verzichts auf Konsum oder des Verzichts auf Sicherheit.
  
 ==== Das einfache Leben ==== ==== Das einfache Leben ====
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 ==== Unerlaubte freie Zeit ==== ==== Unerlaubte freie Zeit ====
 »Wer zugibt, viel Zeit zu haben, der disqualifiziert sich selbst und scheidet aus der Gesellschaft derer, die etwas leisten, die etwas fordern, etwas erhalten können, aus« ((''Niklas Luhmann'': //Die Knappheit der Zeit und die Vordringlichkeit des Befristeten//, in: ders.: //Politische Planung. Aufsätze zur Soziologie von Politik und Verwaltung//, Opladen 1971)). Man fühlt sich nicht verstanden, entscheidet sich anders als die anderen. Viele Globetrotter haben in ihrer Lebensgeschichte die Erfahrung gemacht, daß sie aus dem Rahmen fallen. Als extreme Individualisten leben sie einen »psychischen Nomadismus« (''Hakim Bey''), sind soziale [[wiki:grenzgaenger|Grenzgänger]]. So läßt sich nur leben, wenn andere Werte hintangestellt werden. Globetrotter nehmen sich unerlaubte freie Zeit, weil sie sich eine Situation schaffen, in der sie niemanden zu fragen brauchen. Dazu müssen Bindungen gelöst werden. Das, was anderen in der Biographie als »Bruch« erscheint, erscheint ihnen als ein gelöster Knoten. »Wer zugibt, viel Zeit zu haben, der disqualifiziert sich selbst und scheidet aus der Gesellschaft derer, die etwas leisten, die etwas fordern, etwas erhalten können, aus« ((''Niklas Luhmann'': //Die Knappheit der Zeit und die Vordringlichkeit des Befristeten//, in: ders.: //Politische Planung. Aufsätze zur Soziologie von Politik und Verwaltung//, Opladen 1971)). Man fühlt sich nicht verstanden, entscheidet sich anders als die anderen. Viele Globetrotter haben in ihrer Lebensgeschichte die Erfahrung gemacht, daß sie aus dem Rahmen fallen. Als extreme Individualisten leben sie einen »psychischen Nomadismus« (''Hakim Bey''), sind soziale [[wiki:grenzgaenger|Grenzgänger]]. So läßt sich nur leben, wenn andere Werte hintangestellt werden. Globetrotter nehmen sich unerlaubte freie Zeit, weil sie sich eine Situation schaffen, in der sie niemanden zu fragen brauchen. Dazu müssen Bindungen gelöst werden. Das, was anderen in der Biographie als »Bruch« erscheint, erscheint ihnen als ein gelöster Knoten.
-Globetrotter wissen oft nicht, ob sie an die Stelle der Gesellschaft zurückkehren wollen, die sie verlassen haben. So aufzubrechen bedeutet für viele, verstoßen zu werden. Aufzubrechen, weil man will: unbändige Reiselust und wilde Freude am Unterwegs-Sein zu empfinden ist das Privileg einer Minderheit, jedoch auch ein Privileg, das die Mehrheit kritisch beäugt. Die einen träumen von Reisen und Abenteuern, wir leben sie. Wir sind Monate unterwegs oder gar Jahre – und das immer mal wieder im Leben. Wir haben gelernt Ziele zu erreichen, weil sie ent-rückt sind, aber eben auch, weil sie ver-rückt sind. Wir erreichen diese Ziele auf uns allein gestellt, in der Fremde, wo wir fremd sind und ohne die Regeln zu kennen. Als Fremde sind wir arm an Bindungen, immerhin reich an Möglichkeiten und jeder neue Aufbruch entledigt uns von neuen Bindungen und erweitert den freien Raum.+Globetrotter wissen oft nicht, ob sie an die Stelle der Gesellschaft zurückkehren wollen, die sie verlassen haben. So aufzubrechen bedeutet für viele, verstoßen zu werden. Aufzubrechen, weil man will: unbändige Reiselust und wilde *[[wiki:freude|Freude]] am Unterwegs-Sein zu empfinden ist das Privileg einer Minderheit, jedoch auch ein Privileg, das die Mehrheit kritisch beäugt. Die einen träumen von Reisen und Abenteuern, wir leben sie. Wir sind Monate unterwegs oder gar Jahre – und das immer mal wieder im Leben. Wir haben gelernt Ziele zu erreichen, weil sie ent-rückt sind, aber eben auch, weil sie ver-rückt sind. Wir erreichen diese Ziele auf uns allein gestellt, in der Fremde, wo wir fremd sind und ohne die Regeln zu kennen. Als Fremde sind wir arm an Bindungen, immerhin reich an Möglichkeiten und jeder neue Aufbruch entledigt uns von neuen Bindungen und erweitert den freien Raum.
  
 ===== D. Ein Bewußtsein der Zeit ===== ===== D. Ein Bewußtsein der Zeit =====
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 Der erwachsen gewordene Mensch sehnt sich nach einem Ausweg aus der Besorgnis (»glückliche Kindheit«). Der »Philosophenkaiser« ''Marc Aurel'' empfahl das Nachdenken über den [[wiki:grenze_zwischen_leben_und_tod|Tod]]. Die Stoiker unternahmen einen imaginären Flug ins All, um zu sehen, wie klein und unbedeutend war, was bedrückend und groß erschien. Das ist der Gewinn des Blicks von ferne. ((Der Ethikrat. //Diesmal für: Urlauber, im Stress.  Philosophische Hilfestellungen// 7. Folge, DIE ZEIT)) ''Meister Eckhart'' lehrte unter anderem die Achtsamkeit, wie sie auch in traditionellen östlichen Weisheitslehren wie dem Buddhismus tradiert werden. Der islamische Sufismus gibt ähnliche Anweisungen für den »Weg der Derwische«. Dabei wird der Wechsel in das Gegenwartsbewusstsein als Erleuchtungserfahrung bezeichnet. ''Plotin'' beschreibt diesen Zustand durch Selbsterkenntnis, Gegenwärtigkeit und das Loslassen von Wünschen und Zukunftsvorstellunge, als eine raum- und zeitlose Gleichzeitigkeit. ((Nach Wikipedia, Stichwort Zeit (Philosophie)))\\  Der erwachsen gewordene Mensch sehnt sich nach einem Ausweg aus der Besorgnis (»glückliche Kindheit«). Der »Philosophenkaiser« ''Marc Aurel'' empfahl das Nachdenken über den [[wiki:grenze_zwischen_leben_und_tod|Tod]]. Die Stoiker unternahmen einen imaginären Flug ins All, um zu sehen, wie klein und unbedeutend war, was bedrückend und groß erschien. Das ist der Gewinn des Blicks von ferne. ((Der Ethikrat. //Diesmal für: Urlauber, im Stress.  Philosophische Hilfestellungen// 7. Folge, DIE ZEIT)) ''Meister Eckhart'' lehrte unter anderem die Achtsamkeit, wie sie auch in traditionellen östlichen Weisheitslehren wie dem Buddhismus tradiert werden. Der islamische Sufismus gibt ähnliche Anweisungen für den »Weg der Derwische«. Dabei wird der Wechsel in das Gegenwartsbewusstsein als Erleuchtungserfahrung bezeichnet. ''Plotin'' beschreibt diesen Zustand durch Selbsterkenntnis, Gegenwärtigkeit und das Loslassen von Wünschen und Zukunftsvorstellunge, als eine raum- und zeitlose Gleichzeitigkeit. ((Nach Wikipedia, Stichwort Zeit (Philosophie)))\\ 
-//»Du kannst nicht auf dem Pfad gehen, bevor Du nicht der Pfad geworden bist«,// sagt Gautama Buddha. Die Metaphern vom Pfad der Erleuchtung oder dem Weg der Vervollkommnung benutzen auffallend häufig das Bild der Reise. Tatsächlich kennen Reisende ähnliche innere Erfahrungen: Unterwegs verschwinden die Sorgen, das Gefühl für Zeitabläufe verändert sich, alles, was wir tun, bestimmen wir selbst, setzen unsere Ziele selbst, schließlich wird die Reise zum Selbstzweck … Ein solcher Zustand ist in der Psychologie als »Flow« bekannt ((''Csikszentmihalyi, Mihaly'' (1995): //Flow. Das Geheimnis des Glücks//)). Damit wird das lustbetonte Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit bezeichnet, als Zustand, in dem Aufmerksamkeit, Motivation und die Umgebung in einer Art produktiven Harmonie zusammentreffen (Wikipedia). Das vom heranwachsenden Kind erworbene Bewußtsein der Zeit »löst sich im Unterwegssein wieder auf … Insofern die Reisenden in der Lage sind, alles, was nicht Bewegung ist, zu vergessen, gehen sie in der charakteristischen Struktur des Reisens auf – die Bewegung reinigt, macht süchtig und wird zur Lust, zum Selbstzweck« ((''Eric Leed'': //Die Erfahrung der Ferne//. Campus 1993)).\\ +//»Du kannst nicht auf dem Pfad gehen, bevor Du nicht der Pfad geworden bist«,// sagt Gautama Buddha. Die Metaphern vom Pfad der Erleuchtung oder dem Weg der Vervollkommnung benutzen auffallend häufig das Bild der Reise. Tatsächlich kennen Reisende ähnliche innere Erfahrungen: Unterwegs verschwinden die Sorgen, das [[wiki:Zeitempfinden|Gefühl für Zeitabläufe]] verändert sich, alles, was wir tun, bestimmen wir selbst, setzen unsere Ziele selbst, schließlich wird die Reise zum Selbstzweck … Ein solcher Zustand ist in der Psychologie als »Flow« bekannt ((''Csikszentmihalyi, Mihaly'' (1995): //Flow. Das Geheimnis des Glücks//)). Damit wird das lustbetonte Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit bezeichnet, als Zustand, in dem Aufmerksamkeit, Motivation und die Umgebung in einer Art produktiven Harmonie zusammentreffen (Wikipedia). Das vom heranwachsenden Kind erworbene Bewußtsein der Zeit »löst sich im Unterwegssein wieder auf … Insofern die Reisenden in der Lage sind, alles, was nicht Bewegung ist, zu vergessen, gehen sie in der charakteristischen Struktur des Reisens auf – die Bewegung reinigt, macht süchtig und wird zur Lust, zum Selbstzweck« ((''Eric Leed'': //Die Erfahrung der Ferne//. Campus 1993)).\\ 
  
 Der Reisende verabschiedet sich damit auch vom sozialen Zeitbewußtsein. Diesem dient Zeit als ein kulturelles Werkzeug, das zwischen den Kräften der Natur, den Menschen und der sozialen Welt vermittelt. Das »Regiment der Uhren« verbindet Arbeit, Kommunikation, Wirtschaft und Technik weltweit. »Um zusammenzuleben, müssen verschiedene Tätigkeiten über zeitliche und räumliche Distanzen hinweg koordiniert werden.« ((''N.Elias:'' //Über die Zeit. Arbeiten zur Wissenssoziologie// II, (Hg.: M.Schröter), Frankfurt/M. 1903, XXXIXf.)) Indem wir das soziale Zeitbewußtsein anerkennen, erfüllen wir unsere soziale Funktion als Mitglied einer Gesellschaft. Und umgekehrt?\\  Der Reisende verabschiedet sich damit auch vom sozialen Zeitbewußtsein. Diesem dient Zeit als ein kulturelles Werkzeug, das zwischen den Kräften der Natur, den Menschen und der sozialen Welt vermittelt. Das »Regiment der Uhren« verbindet Arbeit, Kommunikation, Wirtschaft und Technik weltweit. »Um zusammenzuleben, müssen verschiedene Tätigkeiten über zeitliche und räumliche Distanzen hinweg koordiniert werden.« ((''N.Elias:'' //Über die Zeit. Arbeiten zur Wissenssoziologie// II, (Hg.: M.Schröter), Frankfurt/M. 1903, XXXIXf.)) Indem wir das soziale Zeitbewußtsein anerkennen, erfüllen wir unsere soziale Funktion als Mitglied einer Gesellschaft. Und umgekehrt?\\ 
wiki/zeit_musse.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/02 02:37 von norbert

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