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- | Wie reiste das fahrende Volk? Was waren ihre Techniken des Unterwegs-seins? | + | Wie reiste das fahrende Volk? Was waren ihre Techniken des [[wiki: |
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Kurzbiographien dieser Walzbrüder finden sich im letzten Kapitel. Schroeder und Heinrichs sind leidenschaftlich Reisende, während Winnig und Pfarre mit dem Reisen experimentieren und auf Distanz bleiben. Entsprechend unterschiedlich sind ihre Erfahrungen zu bewerten. Allen diesen Reisenden ist eines gemeinsam: sie haben ein Buch geschrieben. Und jeder von ihnen hat eine ästhetisch-literarische Ader. Sie haben einen Hang zum Künstler und leben ihn mehr oder weniger aus: Pfarre ist ebenso wie Hasemann Bildhauer, möchte Dichter sein; Winnig ist Maurer und schriftstellert in seiner zweiten Lebenshälfte, | Kurzbiographien dieser Walzbrüder finden sich im letzten Kapitel. Schroeder und Heinrichs sind leidenschaftlich Reisende, während Winnig und Pfarre mit dem Reisen experimentieren und auf Distanz bleiben. Entsprechend unterschiedlich sind ihre Erfahrungen zu bewerten. Allen diesen Reisenden ist eines gemeinsam: sie haben ein Buch geschrieben. Und jeder von ihnen hat eine ästhetisch-literarische Ader. Sie haben einen Hang zum Künstler und leben ihn mehr oder weniger aus: Pfarre ist ebenso wie Hasemann Bildhauer, möchte Dichter sein; Winnig ist Maurer und schriftstellert in seiner zweiten Lebenshälfte, | ||
Häufig verwendete rotwelsche Ausdrücke aus der Kunden- oder Gaunersprache werden in den Fußnoten erläutert. | Häufig verwendete rotwelsche Ausdrücke aus der Kunden- oder Gaunersprache werden in den Fußnoten erläutert. | ||
+ | In der Fremde will ich lernen | ||
+ | Biografien bayrischer Handwerker aus den letzten beiden Jahrhunderten | ||
+ | Haus der Bayrischen Geschichte Augsburg 2006, Text: Falk Ohorn | ||
+ | ISBN 3-937974-13-x | ||
+ | Der Historiker Ohorn recherchierte die Reisegeschichte von acht Handwerkern: | ||
+ | Ludwig Köck (»Abu El Kismet«), Seraphin Hoegner, Thomas Wimmer aus Siglfing, | ||
+ | Martin Irl aus Erding, Georg David Bilgram aus Memmingen und anderen. | ||
===== 2 Meister, gebt mir die Papiere ===== | ===== 2 Meister, gebt mir die Papiere ===== | ||
Was bewog junge Burschen nach der Lehre dazu, Monate und Jahre auf die Walz zu gehen, die Sicherheit von Heimat, Beruf, Elternhaus aufzugeben zugunsten Hunger und Not, einer ungewissen Zukunft, ausgeliefert dem Wetter und der Willkür fremder Menschen? Die Antwort ist vielschichtig: | Was bewog junge Burschen nach der Lehre dazu, Monate und Jahre auf die Walz zu gehen, die Sicherheit von Heimat, Beruf, Elternhaus aufzugeben zugunsten Hunger und Not, einer ungewissen Zukunft, ausgeliefert dem Wetter und der Willkür fremder Menschen? Die Antwort ist vielschichtig: | ||
//„Schon in der frühesten Jugendzeit war mein [Heinrichs] sehnlichster Wunsch, zu reisen. Nicht per Bahn oder per Schiff, nein, auf Schusters Rappen wollte ich die Welt durchwandern. Durch meiner Hände Arbeit wollte ich mir mein Brot verdienen. Abwechselnd arbeiten und weiterziehen war mein Vorhaben. Darum erlernte ich auch das Handwerk, das mir, obgleich meinen Wünschen nicht ganz entsprechend, | //„Schon in der frühesten Jugendzeit war mein [Heinrichs] sehnlichster Wunsch, zu reisen. Nicht per Bahn oder per Schiff, nein, auf Schusters Rappen wollte ich die Welt durchwandern. Durch meiner Hände Arbeit wollte ich mir mein Brot verdienen. Abwechselnd arbeiten und weiterziehen war mein Vorhaben. Darum erlernte ich auch das Handwerk, das mir, obgleich meinen Wünschen nicht ganz entsprechend, | ||
- | Seine Vorstellung einer Walz entspringt alten Zeiten: //„Den derben Knotenstock in der Hand und das Ränzel auf dem Rücken, wurde die Welt durchkreuzt. Frohgemut ging es von Stadt zu Stadt, von Ort zu Ort; bald allein, bald in Gesellschaft von mehreren lustigen Brüdern.“// | + | Seine Vorstellung einer Walz entspringt alten Zeiten: //„Den derben |
Dieses Ideal ist nicht durch praktische Erfahrungen getrübt und Heinrichs kennt nur drei Dinge, die es stören: | Dieses Ideal ist nicht durch praktische Erfahrungen getrübt und Heinrichs kennt nur drei Dinge, die es stören: | ||
* die moderne Technik: // | * die moderne Technik: // | ||
* die moderne Einstellung zum Leben: //„Nur Geld erwerben und wiederum erwerben ist sein steter Gedanke, unbekümmert um das, was über die Heimatscholle hinausreicht.“// | * die moderne Einstellung zum Leben: //„Nur Geld erwerben und wiederum erwerben ist sein steter Gedanke, unbekümmert um das, was über die Heimatscholle hinausreicht.“// | ||
- | * die Vagabunden:// | + | * die [[wiki: |
Fachliche Fortbildung spielt keine Rolle - im Verlauf der Reise gibt es nur drei Situationen, | Fachliche Fortbildung spielt keine Rolle - im Verlauf der Reise gibt es nur drei Situationen, | ||
- | Alfred Pfarre kann auf Erfahrungen aus dem Wandervogel-Milieu zurückblicken. Er will seiner Kündigung zuvorkommen, | + | Alfred Pfarre kann auf Erfahrungen aus dem Wandervogel-Milieu zurückblicken. Er will seiner Kündigung zuvorkommen, |
- | Als Schroeder seine Ausbildung zum Installateurgesellen bei den städtischen Gas- und Wasserwerken abgeschlossen hat, liest er am schwarzen Brett:// „Den Installateurgesellen, | + | Als Schroeder seine Ausbildung zum Installateurgesellen bei den städtischen Gas- und Wasserwerken abgeschlossen hat, liest er am schwarzen Brett:// „Den Installateurgesellen, |
Schroeder berichtet von zweien seit zwei Jahren wandernden Zimmerern. | Schroeder berichtet von zweien seit zwei Jahren wandernden Zimmerern. | ||
> „`Noch ein Jahr´, sagt der mit dem steifen Hut, `dann geht´s nach Hause.´ | > „`Noch ein Jahr´, sagt der mit dem steifen Hut, `dann geht´s nach Hause.´ | ||
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Winnig fühlt sich unreif: //„Es war mein Kummer, daß ich so oft in die Weise der Kindheit zurückfiel und Erlebnisse ersann, wie ich sie mir wünschte, denn ich sagte mir, daß man dem Leben seinen ganzen Ernst schuldig ist.“// ((Winnig, S. 124)) Er weiß das und will auf der Walz an Reife gewinnen: //„ein Gefühl, daß ich in den sechs Monaten meiner Wanderschaft doch nicht nur älter geworden sei, sondern ebenso irgendwie innerlich gewonnen hätte, gewonnen an Besitz und an Kräften, die mit Erfahrung und Reife wohl angedeutet, aber noch nicht erfaßt sind. Es war wohl ein Wachsen, und nun mußte ich, um weiter zu wachsen, weiter wandern und das Leben hinnehmen, wie es war und wie es zu mir kam ...“// ((Winnig, S. 125)) Man kann lange wandern und dennoch kein Wanderer sein - nach einem Jahr auf der Landstraße stellt Winnig fest:// „In Köln merkte ich zum erstenmal, wie wenig ich zum Leben unter fremden Menschen taugte. Bis zu dieser Zeit war es mir nie aufgegangen, | Winnig fühlt sich unreif: //„Es war mein Kummer, daß ich so oft in die Weise der Kindheit zurückfiel und Erlebnisse ersann, wie ich sie mir wünschte, denn ich sagte mir, daß man dem Leben seinen ganzen Ernst schuldig ist.“// ((Winnig, S. 124)) Er weiß das und will auf der Walz an Reife gewinnen: //„ein Gefühl, daß ich in den sechs Monaten meiner Wanderschaft doch nicht nur älter geworden sei, sondern ebenso irgendwie innerlich gewonnen hätte, gewonnen an Besitz und an Kräften, die mit Erfahrung und Reife wohl angedeutet, aber noch nicht erfaßt sind. Es war wohl ein Wachsen, und nun mußte ich, um weiter zu wachsen, weiter wandern und das Leben hinnehmen, wie es war und wie es zu mir kam ...“// ((Winnig, S. 125)) Man kann lange wandern und dennoch kein Wanderer sein - nach einem Jahr auf der Landstraße stellt Winnig fest:// „In Köln merkte ich zum erstenmal, wie wenig ich zum Leben unter fremden Menschen taugte. Bis zu dieser Zeit war es mir nie aufgegangen, | ||
Winnig sinnierte über den Sinn des Wanderns und unterschied zwischen dem Sinn für sich selbst und dem Sinn für die Gesellschaft durch //„den Austausch handwerklicher Erfahrungen, | Winnig sinnierte über den Sinn des Wanderns und unterschied zwischen dem Sinn für sich selbst und dem Sinn für die Gesellschaft durch //„den Austausch handwerklicher Erfahrungen, | ||
- | Zettler sinniert:// „Denn wie soll ein junger Mann Erfahrungen und Wissen sammeln, wenn er nicht seine Heimat verläßt und fremde Länder bereist? Wie soll er sich in seinem Berufe fortbilden, ohne die Meinung anderer Menschen gehört zu haben? ... Bin ich vielleicht anders, als die sonstigen jungen Männer meines Alters? Sollte ich ein besonders starkes Fernweh haben?“// ((Zettler, S. 53)) \\ | + | Zettler sinniert:// „Denn wie soll ein junger Mann Erfahrungen und [[wiki: |
Hasemann erlebt eine geschützte, | Hasemann erlebt eine geschützte, | ||
Doch es bedarf mehr, einen Gesellen zur Wanderschaft zu bewegen: persönliche [[wiki: | Doch es bedarf mehr, einen Gesellen zur Wanderschaft zu bewegen: persönliche [[wiki: | ||
==== Die Walz als Ritus und Prüfung ==== | ==== Die Walz als Ritus und Prüfung ==== | ||
- | Gemeinsam scheint den Handwerksburschen, | + | Gemeinsam scheint den Handwerksburschen, |
- | Die Walz ist auch Prüfstein für die Persönlichkeit: | + | Die Walz ist auch Prüfstein für die Persönlichkeit: |
Für jeden bringt die Reise einen persönlichen Fortschritt, | Für jeden bringt die Reise einen persönlichen Fortschritt, | ||
==== Felleisen und Berliner | ==== Felleisen und Berliner | ||
- | Unsere Handwerksburschen sind alle Neulinge auf dem Reisesektor, | + | Unsere Handwerksburschen sind alle Neulinge auf dem Reisesektor, |
- | Winnig gräbt auf dem Speicher den Ranzen seines Großvaters und dessen Eichenstock aus: //„Die Zeit schrieb damals einen Schnürbeutel aus schwarzem Wachstuch mit schwarzgrünen Traggurten vor, welches Behältnis in der Sprache der reisenden Burschen Berliner hieß, und auf solchen Berliner war mein Sinn gerichtet, nur war dergleichen in unserer kleinen Stadt nicht zu beschaffen.“// | + | Winnig gräbt auf dem Speicher den Ranzen seines Großvaters und dessen |
- | Wie auch heute, ist die Ausrüstung ein Erkennungszeichen und ein Maßstab für den Grad der Vertrautheit:// | + | Wie auch heute, ist die [[wiki: |
- | Alfred Pfarre zieht los mit einer nagelneuen Ausrüstung: | + | Alfred Pfarre zieht los mit einer nagelneuen Ausrüstung: |
Winnig trägt sein Handwerkszeug mit sich: Kelle, Hammer, Lotwaage. Dies dient als Kennzeichen der Wanderschaft, | Winnig trägt sein Handwerkszeug mit sich: Kelle, Hammer, Lotwaage. Dies dient als Kennzeichen der Wanderschaft, | ||
Winnig wandert im Winter nur mit Jacke und Hemd. Unterwäsche gibt es nicht, selbst ein Halstuch hat er nicht. //„Heikel war die Versorgung mit sauberer Wäsche. Im Sommer wusch man das zweite Hemd in einem Bach, hängte es auf einen Busch zum Trocknen und legte sich daneben. Das war im Winter nicht möglich, und die Herbergen hatten noch keine Einrichtungen, | Winnig wandert im Winter nur mit Jacke und Hemd. Unterwäsche gibt es nicht, selbst ein Halstuch hat er nicht. //„Heikel war die Versorgung mit sauberer Wäsche. Im Sommer wusch man das zweite Hemd in einem Bach, hängte es auf einen Busch zum Trocknen und legte sich daneben. Das war im Winter nicht möglich, und die Herbergen hatten noch keine Einrichtungen, | ||
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==== Die Penunse ==== | ==== Die Penunse ==== | ||
Natürlich spielt das Geld, die Penunse ((das Wort kommt vermutlich aus dem Sorbischen pjenjezy oder dem polnischen penadz, wurde später auch zu Peseten verballhornt)) eine große Rolle. Keiner von den Gesellen zieht ohne Geld los, doch bei allen ist früher oder später der Geldbeutel leer. Dann gab es sehr verschiedene Strategien, sich Geld zu verschaffen. Am einfachsten machte es sich Alfred Pfarre: er fand keine Arbeit, mochte nicht betteln, also ließ er sich Geld von den Eltern schicken (in 8 Monaten 300 Mark), das allerdings nicht reichte. //„Über zwei Wochen ohne Geld, zwei Wochen Kampf um Brot und Bett, zwei lange, lange Wochen. Am zweiten Tag begann die Sorge, am dritten schon die Not.“// ((Pfarre, S. 176)) Und bald darauf:// „Nun kamen zwei Wochen ohne Geld. Von trockenen Brotknüsten allein konnte ich nicht leben, ich brauchte Geld zum Schlafen, jeden Tag acht Soldi ((Eine Lira ist einen Franc oder 80 Pfennige wert. Die Lira hat 100 Centesimi, fünf Centesimi sind ein Soldo. s. „Land u. Leute in Italien“)). Und auch an den Tagen wo der Brotknust fehlte, Geld zum Schlafen hatte ich auch da erhalten, wenn nicht um acht Uhr, dann um Mitternacht.“// | Natürlich spielt das Geld, die Penunse ((das Wort kommt vermutlich aus dem Sorbischen pjenjezy oder dem polnischen penadz, wurde später auch zu Peseten verballhornt)) eine große Rolle. Keiner von den Gesellen zieht ohne Geld los, doch bei allen ist früher oder später der Geldbeutel leer. Dann gab es sehr verschiedene Strategien, sich Geld zu verschaffen. Am einfachsten machte es sich Alfred Pfarre: er fand keine Arbeit, mochte nicht betteln, also ließ er sich Geld von den Eltern schicken (in 8 Monaten 300 Mark), das allerdings nicht reichte. //„Über zwei Wochen ohne Geld, zwei Wochen Kampf um Brot und Bett, zwei lange, lange Wochen. Am zweiten Tag begann die Sorge, am dritten schon die Not.“// ((Pfarre, S. 176)) Und bald darauf:// „Nun kamen zwei Wochen ohne Geld. Von trockenen Brotknüsten allein konnte ich nicht leben, ich brauchte Geld zum Schlafen, jeden Tag acht Soldi ((Eine Lira ist einen Franc oder 80 Pfennige wert. Die Lira hat 100 Centesimi, fünf Centesimi sind ein Soldo. s. „Land u. Leute in Italien“)). Und auch an den Tagen wo der Brotknust fehlte, Geld zum Schlafen hatte ich auch da erhalten, wenn nicht um acht Uhr, dann um Mitternacht.“// | ||
- | Dann gab es kleine Hilfen von Kunden, beim Deutschen Hilfsverein (manchmal), bei Pfarrern, im Konsulat oder der Botschaft (selten). Kuckuck ((Mit `Kuckuck´, dem Adler im Wappen, ist der (deutsche) Konsul gemeint)) und Kunde ist ein ergiebiges und für den Kunden unerfreuliches Thema, meint Pfarre. Nur selten hilft ihm das Konsulat. // | + | Dann gab es kleine Hilfen von [[wiki: |
Winnig arbeitet in den neunziger Jahren und erhält einmal einen Wochenlohn von 11 Mark, was ihm wenig erscheint, er staunt aber über einen Wochenlohn von 60 Mark, das sei das gleiche, was sein Vater im Monat verdiene. Umgerechnet bedeutet das einen Stundenverdienst von 22 bis 45 Pfennige bei einer 48-Stunden-Woche. ((Winnig, S. 22)) Ein Kunde erzählt ihm, wie er sich drei Monate in Genua über Wasser gehalten hat: //„Du darfst nicht warten, bis dir einer Arbeit gibt, du mußt einfach zufassen, wo du etwas siehst; wenn sie dich nicht wegjagen, bezahlen sie dich auch; das ist so Sitte.“// ((Winnig, S. 137)) Winnig verdient immer genug, um davon leben zu können, er kalkuliert eine Mark täglich für Unterkunft und Essen: Abendessen, Nachtlager und Morgenkaffee für siebzig Pfennig, Brot und Zukost, Obst und Wurst für täglich zwanzig Pfennige, ein viertel Liter Bier kostet sechs, ein Branntwein drei Pfennige. ((Winnig, S. 169)) Einmal gerät er in Bedrängnis: | Winnig arbeitet in den neunziger Jahren und erhält einmal einen Wochenlohn von 11 Mark, was ihm wenig erscheint, er staunt aber über einen Wochenlohn von 60 Mark, das sei das gleiche, was sein Vater im Monat verdiene. Umgerechnet bedeutet das einen Stundenverdienst von 22 bis 45 Pfennige bei einer 48-Stunden-Woche. ((Winnig, S. 22)) Ein Kunde erzählt ihm, wie er sich drei Monate in Genua über Wasser gehalten hat: //„Du darfst nicht warten, bis dir einer Arbeit gibt, du mußt einfach zufassen, wo du etwas siehst; wenn sie dich nicht wegjagen, bezahlen sie dich auch; das ist so Sitte.“// ((Winnig, S. 137)) Winnig verdient immer genug, um davon leben zu können, er kalkuliert eine Mark täglich für Unterkunft und Essen: Abendessen, Nachtlager und Morgenkaffee für siebzig Pfennig, Brot und Zukost, Obst und Wurst für täglich zwanzig Pfennige, ein viertel Liter Bier kostet sechs, ein Branntwein drei Pfennige. ((Winnig, S. 169)) Einmal gerät er in Bedrängnis: | ||
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==== Hanf mit Unvernunft oder Lechum und Beza==== | ==== Hanf mit Unvernunft oder Lechum und Beza==== | ||
- | Geld ist nur Mittel zum Zweck, und der heißt meist „essen“. Durch Flammer lernt Heinrichs erste Techniken des Sich-Ernährens kennen: //„...ich hatte in Flammer ((Rotwelsch für Schmied)) einen hervorragenden Fechtmeister gefunden. Doch nicht gefochten wurde mit Säbel oder Rapier, an irgendeinem verborgenen Ort, sondern unser Schlachtfeld war die Tür eines guten Landbewohners und unsere Waffen der Hut in der Hand, die ärmlichste, | + | Geld ist nur Mittel zum Zweck, und der heißt meist „essen“, denn [[wiki: |
Schroeder berichtet ähnliches: Er erhält in einem Dorf von einem Metzger eine Suppe vorgesetzt, nachdem er an dessen Türe betttelte:// | Schroeder berichtet ähnliches: Er erhält in einem Dorf von einem Metzger eine Suppe vorgesetzt, nachdem er an dessen Türe betttelte:// | ||
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==== Die Kundenpennen ==== | ==== Die Kundenpennen ==== | ||
- | Jeder Kunde hatte seine Kundschaft, einen Ausweis, mit Belegen aller Stationen des Wanderweges (1731 durch Reichsverordnung bestimmt). Handwerksburschen hatten ein Übernachtungsbuch zu führen, die Herbergsväter stempelten es ab. Bei Polizeikontrollen wurde es verlangt und wer keine Übernachtung unter einem Dach nachweisen konnte, erhielt Arrest oder wurde abgeschoben. Neben dem Verbot der Bettelei diente dies der Kontrolle und war ein Versuch, die Vagabunden von den Gesellen zu isolieren.\\ | + | Jeder [[wiki: |
Die größten Ausgaben entstanden für die Unterkunft, die Penne ((Die Penne kann sowohl eine Schlafstelle als auch eine Herberge, ein Gasthaus, ein Nachtquartier bezeichnen. Ein anderer Name dafür ist `Nest´.)). Schroeder findet sein Unterkommen einmal in Solingen bei der Heilsarmee, eine Goldmark kostet die Übernachtung, | Die größten Ausgaben entstanden für die Unterkunft, die Penne ((Die Penne kann sowohl eine Schlafstelle als auch eine Herberge, ein Gasthaus, ein Nachtquartier bezeichnen. Ein anderer Name dafür ist `Nest´.)). Schroeder findet sein Unterkommen einmal in Solingen bei der Heilsarmee, eine Goldmark kostet die Übernachtung, | ||
Andere Übernachtungsstellen findet er bei Mutter Grün ((Im Freien übernachten hieß „bei Mutter Grün“ oder „bei der grünen Bettfrau“, | Andere Übernachtungsstellen findet er bei Mutter Grün ((Im Freien übernachten hieß „bei Mutter Grün“ oder „bei der grünen Bettfrau“, | ||
- | Winnig erzählt von einer Zunftherberge, | + | Winnig erzählt von einer Zunftherberge, |
Deutlich wird aber, daß solche Herbergen die Ausnahme waren. Roltsch erzählt:// „Wohl traf ich auf meiner Wanderung ganz gute Obdachlosenasyle, | Deutlich wird aber, daß solche Herbergen die Ausnahme waren. Roltsch erzählt:// „Wohl traf ich auf meiner Wanderung ganz gute Obdachlosenasyle, | ||
Eine wichtige Rolle spielen für Heinrichs die Unterkünfte des katholischen Gesellenvereins: | Eine wichtige Rolle spielen für Heinrichs die Unterkünfte des katholischen Gesellenvereins: | ||
In Städten bleibt lediglich das Asyl. Nur wer weniger als eine Mark fünfzig hat (Pfarre), darf dort übernachten. Und Geld läßt sich nicht verbergen: Sämtlicher Besitz mitsamt Kleidung muß abgegeben werden, dann erhält man für eine Nacht Hemd, Hose, Jacke, Pantoffel, Topf, Löffel, Suppe und Brot. Morgens gibt es wieder Suppe, einen Gutschein für das Mittagessen kann man in der Herberge zur Heimat einlösen. In München darf Pfarre drei Nächte im Nachtasyl verbringen, dann drei Tage im Stadtasyl. Anschließend bleibt nur die Straße. In Berlin gibt es dann die „Palme“, | In Städten bleibt lediglich das Asyl. Nur wer weniger als eine Mark fünfzig hat (Pfarre), darf dort übernachten. Und Geld läßt sich nicht verbergen: Sämtlicher Besitz mitsamt Kleidung muß abgegeben werden, dann erhält man für eine Nacht Hemd, Hose, Jacke, Pantoffel, Topf, Löffel, Suppe und Brot. Morgens gibt es wieder Suppe, einen Gutschein für das Mittagessen kann man in der Herberge zur Heimat einlösen. In München darf Pfarre drei Nächte im Nachtasyl verbringen, dann drei Tage im Stadtasyl. Anschließend bleibt nur die Straße. In Berlin gibt es dann die „Palme“, | ||
- | Vagabunden, Luden, Speckjäger und Fuselbrüder treffen sich hier, bringen ihr Essen mit, spielen Schach und kümmern sich um die täglichen Bedürfnisse: | + | [[wiki: |
Doch auch in größeren Dörfern gibt es ein Asyl: //„Das war ein elendes Gebäude, ohne Decke, ohne Zimmer, kahl im Innern bis zum Dachgiebel. Mit rohem Bretterverschlag brannte im Kamin ein qualmendes Feuer von nassem Reisig. ... Man brachte uns Wasser aus alten Konservendosen zu trinken. Vorne, gegenüber dem Eingang, lagen auf niedrigem Gestell zwei schmutzige Strohsäcke, | Doch auch in größeren Dörfern gibt es ein Asyl: //„Das war ein elendes Gebäude, ohne Decke, ohne Zimmer, kahl im Innern bis zum Dachgiebel. Mit rohem Bretterverschlag brannte im Kamin ein qualmendes Feuer von nassem Reisig. ... Man brachte uns Wasser aus alten Konservendosen zu trinken. Vorne, gegenüber dem Eingang, lagen auf niedrigem Gestell zwei schmutzige Strohsäcke, | ||
Über die Schweiz weiß Hasemann nicht viel Gutes: // | Über die Schweiz weiß Hasemann nicht viel Gutes: // | ||
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==== In Trittlingen unterwegs ==== | ==== In Trittlingen unterwegs ==== | ||
- | Die Fußreise war ein Privileg der Unterschichten, | + | Die Fußreise war ein Privileg der Unterschichten, |
Ein alter Kunde erklärt Winnig in einer Bremerhavener Herberge, wie man nach Jerusalem gelangt: //„In Genua mußt du zum Hafen gehen und ausmachen, ob ein Schiff nach Alexandria fährt. ... Dann gehst du abends spät die Hafentreppe hinunter, springst leise ins Wasser und schwimmst nach dem Schiff. Du mußt dir das Schiff aber vorher angesehen haben und wissen, wo das Fallreep ist, denn am Fallreep mußt du in die Höhe klettern. Und oben mußt du dich verstecken. Dann mußt du warten, bis das Schiff auf hoher See ist. Das kann lange dauern, aber du mußt es aushalten, du darfst dich nicht eher blicken lassen. Wenn sie dich sehen, solange noch Land in der Nähe ist, geben sie ein Signal, und dann kommt ein Polizeiboot und holt dich weg. Wenn du aber aushältst, kommst du ohne Geld hinüber; sie geben dir ein paar Maulschellen, | Ein alter Kunde erklärt Winnig in einer Bremerhavener Herberge, wie man nach Jerusalem gelangt: //„In Genua mußt du zum Hafen gehen und ausmachen, ob ein Schiff nach Alexandria fährt. ... Dann gehst du abends spät die Hafentreppe hinunter, springst leise ins Wasser und schwimmst nach dem Schiff. Du mußt dir das Schiff aber vorher angesehen haben und wissen, wo das Fallreep ist, denn am Fallreep mußt du in die Höhe klettern. Und oben mußt du dich verstecken. Dann mußt du warten, bis das Schiff auf hoher See ist. Das kann lange dauern, aber du mußt es aushalten, du darfst dich nicht eher blicken lassen. Wenn sie dich sehen, solange noch Land in der Nähe ist, geben sie ein Signal, und dann kommt ein Polizeiboot und holt dich weg. Wenn du aber aushältst, kommst du ohne Geld hinüber; sie geben dir ein paar Maulschellen, | ||
Drei Monate hatte jener Kunde auf ein passendes Schiff gewartet. Hasemann geht direkter vor: //„Eine Stunde vor Abfahrt an Bord, hatte mir mal ein Kunde gesagt, dann in den Kohlenkasten oder Segelkajüte, | Drei Monate hatte jener Kunde auf ein passendes Schiff gewartet. Hasemann geht direkter vor: //„Eine Stunde vor Abfahrt an Bord, hatte mir mal ein Kunde gesagt, dann in den Kohlenkasten oder Segelkajüte, | ||
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==== Kundenschall ==== | ==== Kundenschall ==== | ||
- | Mehr als heute zeichneten sich Kunden und Vagabunden durch die Benutzung einer eigenen Sprache (Kundenschall) aus; genauer: eines eigenen Vokabulars, denn die zugrundeliegende Grammatik bleibt deutsch. Da werden dem Deckel (Polizisten) die Fleppen (Papiere) gezeigt, geriebene Kunden wissen immer eine lohnende Schiebung, kennen gebefreudige Winden ((Häuser und Personen, bei denen sich Betteln lohnt)) oder putzen ein Dorf so lange, bis sie den Schlummerkies für die nächste Nacht in der Penne und den Abend in der Weinbeize zusammen haben. \\ | + | Mehr als heute zeichneten sich Kunden und [[wiki: |
Die Kundensprache ((Diebssprache, | Die Kundensprache ((Diebssprache, | ||
- | Aber das fahrende Volk wollte ja gar nicht verstanden werden und übernahm aus den unterschiedlichsten Quellen Begriffe und schuf Redewendungen, | + | Aber das fahrende Volk wollte ja gar nicht verstanden werden und übernahm aus den unterschiedlichsten Quellen Begriffe und schuf Redewendungen, |
- | Das Rotwelsch ist die Schöpfung aller rastlos Reisenden, geeint durch die Gemeinschaft der Ausgeschlossenen, | + | Das [[wiki: |
Die Kundensprache führt zu einer Identität, man fühlt sich verbunden, man versteht sich oder grenzt sich ab. Während Winnig kaum jemals ein Wort der Kundensprache benutzt, pflegen Heinrichs, Pfarre, Schroedel sie ausgiebig und selbstverständlich.\\ | Die Kundensprache führt zu einer Identität, man fühlt sich verbunden, man versteht sich oder grenzt sich ab. Während Winnig kaum jemals ein Wort der Kundensprache benutzt, pflegen Heinrichs, Pfarre, Schroedel sie ausgiebig und selbstverständlich.\\ | ||
Heute finden sich in der Alltagssprache viele Ausdrücke, die der Kundensprache entstammen, deren Abstammung man ihnen nicht mehr ansieht, die allenfalls als salopp gelten: man grast heute Geschäfte ab, um etwas zu suchen, 1906 bedeutete es noch, eine Gegend abzubetteln und zu bestehlen. Andere in die Umgangssprache aufgenommene Begriffe sind: Knast, einen Knacks haben, Kneipe, Kluft, Klinken putzen gehen, jemanden hochgehen lassen, pennen, pfiffig sein, Pleite machen, Quadratlatschen, | Heute finden sich in der Alltagssprache viele Ausdrücke, die der Kundensprache entstammen, deren Abstammung man ihnen nicht mehr ansieht, die allenfalls als salopp gelten: man grast heute Geschäfte ab, um etwas zu suchen, 1906 bedeutete es noch, eine Gegend abzubetteln und zu bestehlen. Andere in die Umgangssprache aufgenommene Begriffe sind: Knast, einen Knacks haben, Kneipe, Kluft, Klinken putzen gehen, jemanden hochgehen lassen, pennen, pfiffig sein, Pleite machen, Quadratlatschen, | ||
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==== Reisegebiete und -ziele ==== | ==== Reisegebiete und -ziele ==== | ||
- | Gern zogen die Handwerksburschen im 19. Jahrhundert nach Frankreich, Italien, Österreich. Es gab dort weniger Grenzen als in den Fürstentümern Deutschlands.// | + | Gern zogen die Handwerksburschen im [[wiki: |
Ab 1839 reisten die Gesellen auch vermehrt in den nahen Osten. ((Der türkische Sultan Mahmud II. und sein Nachfolger öffneten ab 1839 die Grenzen vermehrt dem Westen.)) Dabei stand sicher nicht die handwerkliche Fortbildung in Palästina im Vordergrund, | Ab 1839 reisten die Gesellen auch vermehrt in den nahen Osten. ((Der türkische Sultan Mahmud II. und sein Nachfolger öffneten ab 1839 die Grenzen vermehrt dem Westen.)) Dabei stand sicher nicht die handwerkliche Fortbildung in Palästina im Vordergrund, | ||
- | Die Mehrzahl der Wanderer jedoch blieb in Deutschland, | + | Die Mehrzahl der Wanderer jedoch blieb in Deutschland, |
Da das fahrende Volk auch weit hinter den Grenzen oft kontrolliert wurde, fiel man früher oder später auf, wenn man ohne Paß im Ausland war. Heinrichs schildert einen solchen Fall: //„Kaum eine Stunde waren wir von Deutschlands Grenzen entfernt. ... Plötzlich standen ... zwei dieser gefürchteten Beamten vor uns. Wieder hieß es kurz: `Papier vorzeigen.´ Wiederum konnte ich ungefährdet weiterziehen, | Da das fahrende Volk auch weit hinter den Grenzen oft kontrolliert wurde, fiel man früher oder später auf, wenn man ohne Paß im Ausland war. Heinrichs schildert einen solchen Fall: //„Kaum eine Stunde waren wir von Deutschlands Grenzen entfernt. ... Plötzlich standen ... zwei dieser gefürchteten Beamten vor uns. Wieder hieß es kurz: `Papier vorzeigen.´ Wiederum konnte ich ungefährdet weiterziehen, | ||
- | Schroeder trifft häufig Kunden, an bestimmten Orten tummeln sie sich, beispielsweise in Lindau. Ihre Reiseziele sind Hamburg, Pommern, Wien. Weit- und Fernreisende waren damals die Ausnahme, doch es gab sie. Er trifft zwei, die durch den Balkan in die Türkei wollen: //„Diese Tour hatten sie mir so verlockend geschildert, | + | Schroeder trifft häufig Kunden, an bestimmten Orten tummeln sie sich, beispielsweise in Lindau. Ihre Reiseziele sind Hamburg, Pommern, Wien. Weit- und Fernreisende waren damals die Ausnahme, doch es gab sie. Er trifft zwei, die durch den Balkan in die Türkei wollen: // |
- | Winnig trifft in Bremerhaven einen alten Kunden, der ihm von seinen Reisen durch Dänemark, Holland, Frankreich, Schweiz, Österreich, | + | Winnig trifft in Bremerhaven einen alten Kunden, der ihm von seinen Reisen durch Dänemark, Holland, Frankreich, Schweiz, Österreich, |
Tippelnde Deutsche waren bereits in den zwanziger Jahren keine Seltenheit mehr auf dem Weg nach Indien. Faber wendet sich in Istanbul auskunftssuchend an einen Bahnbeamten: | Tippelnde Deutsche waren bereits in den zwanziger Jahren keine Seltenheit mehr auf dem Weg nach Indien. Faber wendet sich in Istanbul auskunftssuchend an einen Bahnbeamten: | ||
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Die wichtigsten Informationen gibt es auf der Straße, in den Asylen und sonstigen Treffpunkten der Kunden. Auch die einzelnen Berufsgruppen haben ihre Anlaufstellen, | Die wichtigsten Informationen gibt es auf der Straße, in den Asylen und sonstigen Treffpunkten der Kunden. Auch die einzelnen Berufsgruppen haben ihre Anlaufstellen, | ||
Pfarre will auf seiner Wanderung nach Italien Italienisch lernen und schimpft über seinen Sprachführer: | Pfarre will auf seiner Wanderung nach Italien Italienisch lernen und schimpft über seinen Sprachführer: | ||
- | Nur Winnig reist mit einer Landkarte, alle anderen gehen der Nase nach, * [[wiki: | + | Nur Winnig reist mit einer Landkarte, alle anderen gehen der Nase nach, [[wiki: |
==== Tippelfreunde ==== | ==== Tippelfreunde ==== | ||
Ein Wunder ist es nicht, auf andere Reisende zu treffen. 1924 haben angeblich 700.000 Reisende Italien besucht, darunter 69.000 Deutsche. Um 1900 sind in Rom etwa 1.000 Deutsche ansässig, weitere 2.000 halten sich dort zu Studienzwecken auf, mehrere tausend besuchen die Stadt als Touristen oder Pilger. ((Der Rompilger, S. 49)) \\ | Ein Wunder ist es nicht, auf andere Reisende zu treffen. 1924 haben angeblich 700.000 Reisende Italien besucht, darunter 69.000 Deutsche. Um 1900 sind in Rom etwa 1.000 Deutsche ansässig, weitere 2.000 halten sich dort zu Studienzwecken auf, mehrere tausend besuchen die Stadt als Touristen oder Pilger. ((Der Rompilger, S. 49)) \\ | ||
- | Alfred Pfarre ist es ein besonderes Bedürfnis, in Gesellschaft zu sein und kaum einmal reist er alleine. Auch in Italien trifft er immer wieder auf Gesellen, Kunden, Vagabunden. In Venedig den Luxemburger Journalisten Matthias Kientgen und einen badischen Gymnasiasten namens Wilhelm, einen dänischer Gärtner, einen deutschen Maler, dessen Freundin Helene Weil, den Sibirier, den Kanadier, den Russen, den großen Josef, den Heiland, einen Kundenphilosophen. In Rom findet er eine große Anzahl Kunden, die es sich dort heimisch gemacht haben, teilweise wohnen sie in den Katakomben, nicht so viele Kunden treiben sich in Neapel herum. Nur einmal trifft er in den vielen Monaten einen französischen Kunden, andere Nationalitäten sind etwas häufiger vertreten, doch die meisten sind Deutsche, sie sind oft // | + | Alfred Pfarre ist es ein besonderes Bedürfnis, in Gesellschaft zu sein und kaum einmal reist er alleine. Auch in Italien trifft er immer wieder auf Gesellen, Kunden, |
Der Kontakt zu anderen war so ausgeprägt, | Der Kontakt zu anderen war so ausgeprägt, | ||
- | Gemeinsam wurde die Zeit kürzer, man konnte sich unterhalten, | + | Gemeinsam wurde die Zeit kürzer, man konnte sich unterhalten, |
//„Die wandernden Schleifer hatten damals einen Brauch, den sie als Geheimnis behandelten: | //„Die wandernden Schleifer hatten damals einen Brauch, den sie als Geheimnis behandelten: | ||
===== 3 Die Walz als Gratwanderung ===== | ===== 3 Die Walz als Gratwanderung ===== | ||
==== Vom Gesellen zum Vagabunden ==== | ==== Vom Gesellen zum Vagabunden ==== | ||
- | Pfarre geht mit Hamburger Wandervogel-Freunden auf eine vierwöchige Ferienfahrt durch die Rhön und den Thüringer Wald, dann sagt er sich: „Ihr habt eine Ferienfahrt gemacht als sorglose Wandervögel, | + | Pfarre geht mit Hamburger Wandervogel-Freunden auf eine vierwöchige Ferienfahrt durch die Rhön und den Thüringer Wald, dann sagt er sich: „Ihr habt eine Ferienfahrt gemacht als sorglose Wandervögel, |
- | Aufenthaltsstempel in Herbergen, Asylen, Arbeitsnachweise oder der Stempel: // | + | Aufenthaltsstempel in Herbergen, Asylen, Arbeitsnachweise oder der Stempel: // |
Winnig schafft es tatsächlich, | Winnig schafft es tatsächlich, | ||
Winnig ist Handwerker, sucht aber seine Identität stärker im Dichterdasein. Als er einmal einen Aristokraten kennenlernt, | Winnig ist Handwerker, sucht aber seine Identität stärker im Dichterdasein. Als er einmal einen Aristokraten kennenlernt, | ||
Pfarre und Schroeder dagegen finden kaum Arbeit und merken schnell, wie leicht man ins Vagabundenmilieu abrutschen kann:// „Und es ist so leicht, auf die Landstraße zu gehen. Man tritt aus seiner Wohnung und wandert. Aber wie kommt man von der Landstraße wieder ab? wenn man keine Arbeit findet, wenn man kein Zuhause mehr hat? Die Eltern haben, sind glücklich; die keine haben, abgebrannt sind und sich in keiner Stadt festsetzen können, - die werden Speckjäger. ... Jeder hier hat etwas Rauhes und Hartes an sich, doch keinem ist der Grimm angeboren; alles ist aufgelegt, aufgesetzt, von der Landstraße, | Pfarre und Schroeder dagegen finden kaum Arbeit und merken schnell, wie leicht man ins Vagabundenmilieu abrutschen kann:// „Und es ist so leicht, auf die Landstraße zu gehen. Man tritt aus seiner Wohnung und wandert. Aber wie kommt man von der Landstraße wieder ab? wenn man keine Arbeit findet, wenn man kein Zuhause mehr hat? Die Eltern haben, sind glücklich; die keine haben, abgebrannt sind und sich in keiner Stadt festsetzen können, - die werden Speckjäger. ... Jeder hier hat etwas Rauhes und Hartes an sich, doch keinem ist der Grimm angeboren; alles ist aufgelegt, aufgesetzt, von der Landstraße, | ||
- | Auch für ungelernte Saisonarbeiter ist nur geringer Bedarf und die wenigen guten Stellen sind schnell fort. Obwohl das Arbeitsamt voller Arbeitssuchender ist, meldet sich niemand auf die ausgeschriebenen Stellen als Hopfenzupfer - das ist einfach zu schrecklich! Arbeit und Geld waren knapp und wurden immer knapper. Die Mechanisierung und Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte zu Arbeitsverlust. Handwerksburschen durchstreifen mit Saisonarbeitern, | + | Auch für ungelernte Saisonarbeiter ist nur geringer Bedarf und die wenigen guten Stellen sind schnell fort. Obwohl das Arbeitsamt voller Arbeitssuchender ist, meldet sich niemand auf die ausgeschriebenen Stellen als Hopfenzupfer - das ist einfach zu schrecklich! Arbeit und Geld waren knapp und wurden immer knapper. Die Mechanisierung und Industrialisierung im [[wiki: |
- | Daß für die Gesellschaft Wandern nicht gleich Wandern ist, erkennt Hasemann schnell:// „Ist es doch Modesache jetzt, die Wandervögelei. Man hilft ihnen, obgleich sie nur bis Fürstenwalde laufen mit vielerlei Kochtöpfen, | + | Daß für die Gesellschaft Wandern nicht gleich Wandern ist, erkennt Hasemann schnell:// „Ist es doch Modesache jetzt, die Wandervögelei. Man hilft ihnen, obgleich sie nur bis Fürstenwalde laufen mit vielerlei Kochtöpfen, |
===== 4 Zwischen Tippelschickse und Kalle ===== | ===== 4 Zwischen Tippelschickse und Kalle ===== | ||
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Faber hört im Iran von einem „Pärchen deutscher Wandervögel, | Faber hört im Iran von einem „Pärchen deutscher Wandervögel, | ||
Das Wort „Schickse“, | Das Wort „Schickse“, | ||
- | // | + | // |
Da gibt es für die überwiegend männlichen Kunden nur wenig Möglichkeiten, | Da gibt es für die überwiegend männlichen Kunden nur wenig Möglichkeiten, | ||
- | Ein anderer Vagabund weiß einiges zum Thema Frau: //„Aber etwas anderes läuft [den Kunden] lange nach. Hängt lange an ihnen und reibt sie auf. Gräbt tiefe Falten in ihre Gesichter, drückt ihnen den Kopf nach vorn und beugt ihnen den Rücken. das ist das Weib. ... es war allen eine Not. ... Sie verleugneten es. Einige hielten es nicht aus. Sie vergewaltigten, | + | Ein anderer |
- | Der Begriff „schwul“ ist in der Kundensprache seit 1847 schriftlich nachgewiesen und Pfarre berichtet von Kunden, die auf der „schwulen Schiebung“ sind, sich als Strichjunge ihr Geld verdienen. Als einziger der Walzbrüder berichtet er von häufigen Begegnungen mit Homosexualität: | + | Der [[wiki: |
===== 5 Die Hierarchie der Landstraße ===== | ===== 5 Die Hierarchie der Landstraße ===== | ||
==== Wandergeselle ==== | ==== Wandergeselle ==== | ||
Als Pfarre nach Fürth geht, weiß er sich auf dem Weg ins Vagabundentum: | Als Pfarre nach Fürth geht, weiß er sich auf dem Weg ins Vagabundentum: | ||
- | Sind diese Quellen erschöpft, so führt der Weg nachts ins Asyl und tags zum Betteln. Nur wer bettelt, überlebt. Pfarre kann das nicht, selbst die edelste Form der Bettelei, das Anfechten seiner Meister, bei denen er um Arbeit nachfragt, versagt er sich. ((„Suchte ein `fremder Geselle´ in der Stadt Arbeit, so ließ er sich entweder `Arbeit schauen´ oder er `ging aufs Geschenk´ . ... Wollte der Meister keinen Gesellen aufdingen, so gab es ein Geschenk, meist in der Form eines Umtrunks und einer Wegzehrung.“ (Völger, S. 38f.) )) So ist er hier und da auf eine Mark aus der Gewerkschaftskasse, | + | Sind diese Quellen erschöpft, so führt der Weg nachts ins Asyl und tags zum Betteln. Nur wer bettelt, überlebt. Pfarre kann das nicht, selbst die edelste Form der Bettelei, das Anfechten seiner Meister, bei denen er um Arbeit nachfragt, versagt er sich. ((„Suchte ein `fremder Geselle´ in der Stadt Arbeit, so ließ er sich entweder `Arbeit schauen´ oder er `ging aufs Geschenk´ . ... Wollte der Meister keinen Gesellen aufdingen, so gab es ein Geschenk, meist in der Form eines Umtrunks und einer [[wiki:Wegzehrung|Wegzehrung]].“ (Völger, S. 38f.) )) So ist er hier und da auf eine Mark aus der Gewerkschaftskasse, |
==== Bettler und Fechtmeister ==== | ==== Bettler und Fechtmeister ==== | ||
- | Auch Schroeder fällt das Betteln schwer: // | + | Auch Schroeder fällt das Betteln schwer: // |
==== Speckjäger ==== | ==== Speckjäger ==== | ||
- | Pfarre unterscheidet „dreckige Speckjäger und halbgut gekleidete, geriebene Kunden“. Im Großen und Ganzen war es unter „modernen“ Kunden üblich, in tadelloser Kleidung und mit einem „guten“ Namen betteln zu gehen. ((Pfarre, S. 110)) Auch unter den Heimatlosen gab es Hierarchien, | + | Pfarre unterscheidet „dreckige Speckjäger und halbgut gekleidete, geriebene Kunden“. Im Großen und Ganzen war es unter „modernen“ Kunden üblich, in tadelloser Kleidung und mit einem „guten“ Namen betteln zu gehen. ((Pfarre, S. 110)) Auch unter den Heimatlosen gab es Hierarchien, |
==== Kunden und Vagabunden ==== | ==== Kunden und Vagabunden ==== | ||
Die Bezeichnung Kunden wird oft wahllos benutzt und meint alle Gruppen. Kunde heißt eigentlich Kundiger, im altniederrheinischen war der //cunde// ein Späher und Kundschafter. In jedem Fall weiß er mehr als andere, ist also ausgezeichnet gegenüber anderen. Das wird deutlich, wenn sich zwei Kunden auf der Straße begegneten. Der Frage // | Die Bezeichnung Kunden wird oft wahllos benutzt und meint alle Gruppen. Kunde heißt eigentlich Kundiger, im altniederrheinischen war der //cunde// ein Späher und Kundschafter. In jedem Fall weiß er mehr als andere, ist also ausgezeichnet gegenüber anderen. Das wird deutlich, wenn sich zwei Kunden auf der Straße begegneten. Der Frage // | ||
- | Obwohl Kunden und Vagabunden sehr lax mit Moral umgehen, konnte man ihnen nicht unbedingt kriminelle Absichten unterstellen. Wohl waren sie Outlaws, Outcasts, Gesetzlose, die um ihr Überleben kämpften. Das ging oft nur außerhalb der bürgerlichen Moral und Gesetze. Doch hatten sie ihre Sprache, eigene Gesetzmäßigkeiten und Regeln. Ehre und Kameradschaft waren ihnen vertraut und viele waren stolz darauf, Kunde zu sein. Der Weg zurück in die Gesellschaft blieb ihnen nicht versperrt, auch wenn sie sozial ausgestoßen und heimatlos waren. \\ Andererseits war der Weg ins kriminelle Milieu einfach, da sich die Gauner in der gleichen Infrastruktur bewegten. Pfarre erinnert sich: „...lernte ich den Betrieb in der Herberge zur Heimat kennen. Aber waren das „Kunden“, | + | Obwohl Kunden und [[wiki: |
==== Schieben und Balance ==== | ==== Schieben und Balance ==== | ||
- | Vom Fechten über das Betteln führt der soziale Abstiegskampf zur sogenannten Schiebung ((Jedes heimliche und rasche Bewegen und damit auch fragwürdige Handelsgeschäfte, | + | Vom Fechten über das Betteln führt der soziale Abstiegskampf zur sogenannten Schiebung ((Jedes heimliche und rasche Bewegen und damit auch fragwürdige Handelsgeschäfte, |
==== Karrner ==== | ==== Karrner ==== | ||
Hasemann kennt dazu noch den Karrner: //„Aus irgendeiner gottverlassenen Gegend, in der tatsächlich nur ein Haus stand, ist er aufgebrochen, | Hasemann kennt dazu noch den Karrner: //„Aus irgendeiner gottverlassenen Gegend, in der tatsächlich nur ein Haus stand, ist er aufgebrochen, | ||
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In der Türkei und in Persien lernt '' | In der Türkei und in Persien lernt '' | ||
==== Trimards ==== | ==== Trimards ==== | ||
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Man kann spekulieren, | Man kann spekulieren, | ||
==== Der Tramp ==== | ==== Der Tramp ==== | ||
- | Auch Kurt Faber hat so seine Erfahrungen mit dem fahrenden Volk: //„Jedes Land hat seine Vagabunden. Das erbt sich fort wie eine Krankheit, solange es unruhige und abenteuerliche Menschen gibt. In Amerika aber, diesem Sammelbecken unruhiger Geister, hat sich eine besonders malerische Abart des Lumpazius Vagabundus herausgebildet: | + | Auch Kurt Faber hat so seine Erfahrungen mit dem fahrenden Volk: //„Jedes Land hat seine [[wiki: |
Die amerikanischen Tramps wurden als Massenphänomen etwa ab 1873 bemerkt, als durch eine Wirtschaftskrise zahllose Arbeitssuchende von der industrialisierten Ostküste in den Westen zogen, entlang der amerikanischen Hauptverbindungswege, | Die amerikanischen Tramps wurden als Massenphänomen etwa ab 1873 bemerkt, als durch eine Wirtschaftskrise zahllose Arbeitssuchende von der industrialisierten Ostküste in den Westen zogen, entlang der amerikanischen Hauptverbindungswege, | ||
==== Der Kardasch ==== | ==== Der Kardasch ==== | ||
Den Mann auf der Landstraße gab es überall, in der Türkei nannte man ihn den „Kardasch“: | Den Mann auf der Landstraße gab es überall, in der Türkei nannte man ihn den „Kardasch“: | ||
- | Ein Reisender ('' | + | Ein Reisender ('' |
==== Bresprisornijs ==== | ==== Bresprisornijs ==== | ||
Gregor Gog, berühmter deutscher Vagabund, reist 1930 nach Moskau - ihn zogen die Außenseiter und Verstossenen an //„die Bresprisornijs, | Gregor Gog, berühmter deutscher Vagabund, reist 1930 nach Moskau - ihn zogen die Außenseiter und Verstossenen an //„die Bresprisornijs, | ||
===== 7 Die Vagabunden der zwanziger Jahre ===== | ===== 7 Die Vagabunden der zwanziger Jahre ===== | ||
- | //„Die Auflösung der auf materielle Sicherheit gegründeten bürgerlichen Ordnung und die Lockerung aller bisher gültigen moralischen Begriffe ließen ... ein Lebensgefühl entstehen, das den Unbehausten, | + | //„Die Auflösung der auf materielle Sicherheit gegründeten bürgerlichen Ordnung und die Lockerung aller bisher gültigen moralischen Begriffe ließen ... ein Lebensgefühl entstehen, das den Unbehausten, |
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==== Die Bruderschaft der Vagabunden ==== | ==== Die Bruderschaft der Vagabunden ==== | ||
- | Künstler und Intellektuelle gingen aus ideologischen Gründen auf die Landstraße. '' | + | Künstler und Intellektuelle gingen aus ideologischen Gründen auf die Landstraße. '' |
===== 8 Und heute? ===== | ===== 8 Und heute? ===== | ||
- | Die große Zeit der Handwerksgesellen ist spätestens seit dem 1. Weltkrieg vorbei. Mit der Aufhebung der Zünfte und der Einführung der [[wiki: | + | Die große Zeit der Handwerksgesellen ist spätestens seit dem 1. Weltkrieg vorbei. Mit der Aufhebung der Zünfte und der Einführung der [[wiki: |
- | Vereinzelt wandern Handwerksgesellen noch heute mit Ehrbarkeit ((Früher Rotwelsch: Halsbinde, heute Krawatte)), Staude ((Hemd)), Schlapphut, Stenz ((Stock)) und schwarzen Cordhosen. Auch wenn sie nicht mehr Teil einer gesellschaftlichen Massenbewegung sind, so erhalten sie doch die Traditionen aufrecht. Sie werden „als Exoten bestaunt in einer durchtechnisierten, | + | Vereinzelt wandern Handwerksgesellen noch heute mit //Ehrbarkeit// ((Früher Rotwelsch: Halsbinde, heute Krawatte)), |
- | Und die andere Seite, die Vagabunden, Berber, Landstreicher? | + | Und die andere Seite, die Vagabunden, Berber, Landstreicher? |
Was hat sich da schon viel geändert in den letzten 100 Jahren? Selbst Entromantisierung, | Was hat sich da schon viel geändert in den letzten 100 Jahren? Selbst Entromantisierung, | ||
===== 9 Überblick: | ===== 9 Überblick: | ||
- | In xder Übersicht fallen Ähnlichkleiten auf zwischen der Walz der Gesellen, dem Vagabundieren und dem heutigen Globetrotten, | + | In der Übersicht fallen Ähnlichkleiten auf zwischen der Walz der Gesellen, dem Vagabundieren und dem heutigen Globetrotten, |
* Der Wanderlust, der Reiselust, dem Fernweh steht der Fluch der Unruhe, der Heimatlosigkeit und Nicht-Seßhaftigkeit gegenüber. | * Der Wanderlust, der Reiselust, dem Fernweh steht der Fluch der Unruhe, der Heimatlosigkeit und Nicht-Seßhaftigkeit gegenüber. | ||
* Die Besitzlosigkeit, | * Die Besitzlosigkeit, | ||
- | * Der Flexibilität in der Lebensplanung, | + | * Der Flexibilität in der Lebensplanung, |
* Freiheit von sozialen Bindungen und Ungebundenheit gegenüber anderen Menschen kann gesellschaftliches Außenseitertum bedeuten und zur Unfähigkeit zu sozialen Beziehungen führen. | * Freiheit von sozialen Bindungen und Ungebundenheit gegenüber anderen Menschen kann gesellschaftliches Außenseitertum bedeuten und zur Unfähigkeit zu sozialen Beziehungen führen. | ||
- | Den drohenden Gefahren hat die Gesellschaft bereits früh entgegengesteuert. Die soziale Kontrolle übernimmt die Polizei, deren Aufgabe es ist, dem völligen Verfall sozialer Bindungen durch Druck und Strafe entgegenzusteuern: | + | Den drohenden |
- | Ein minimales soziales Netz wird aufrechterhalten, | + | Ein minimales soziales Netz wird aufrechterhalten, |
Es besteht ein Zusammenhalt innerhalb des fahrenden Volkes durch eine gemeinsame Kundensprache, | Es besteht ein Zusammenhalt innerhalb des fahrenden Volkes durch eine gemeinsame Kundensprache, | ||
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==== Mathias Ludwig Schroeder ==== | ==== Mathias Ludwig Schroeder ==== | ||
- | (* 1904) hat die Volksschule besucht, dann eine Lehre als Installateur beendet. Die erste Gelegenheit nimmt er wahr, um auf Walz zu gehen. Es hält ihn nichts in Trier, das Elternhaus flieht er. Sein Vater ist Arbeiter und hat wieder geheiratet, nachdem seine Mutter bereits 1917 gestorben ist - und auch mit dem Vater verbindet ihn anscheinend nicht viel. So macht er sich achtzehnjährig etwa Mitte 1922 auf den Weg, zunächst nach Köln. Ihn faszinieren die vielen unterschiedlichen Menschen auf der Straße, auch wenn sie ihn ausnützen oder betrügen. Er sucht und findet Arbeit in Solingen (im Pumpwerk Elb) und arbeitet dort etwa ein Jahr, bis die Weltwirtschaftskrise ihn in die Arbeitslosigkeit wirft. Hamburg, München, Friedrichshafen, | + | (* 1904) hat die Volksschule besucht, dann eine Lehre als Installateur beendet. Die erste Gelegenheit nimmt er wahr, um auf Walz zu gehen. Es hält ihn nichts in Trier, das Elternhaus flieht er. Sein Vater ist Arbeiter und hat wieder geheiratet, nachdem seine Mutter bereits 1917 gestorben ist - und auch mit dem Vater verbindet ihn anscheinend nicht viel. So macht er sich achtzehnjährig etwa Mitte 1922 auf den Weg, zunächst nach Köln. Ihn faszinieren die vielen unterschiedlichen Menschen auf der Straße, auch wenn sie ihn ausnützen oder betrügen. Er sucht und findet Arbeit in Solingen (im Pumpwerk Elb) und arbeitet dort etwa ein Jahr, bis die Weltwirtschaftskrise ihn in die Arbeitslosigkeit wirft. Hamburg, München, Friedrichshafen, |
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- //Alle Achtung: Männer! 8 Werkmannsgeschichten// | - //Alle Achtung: Männer! 8 Werkmannsgeschichten// | ||
- | - //Die vom Sonnendeck. Frohe Fahrt-Erlebnisse// | + | - //Die vom Sonnendeck. Frohe [[wiki: |
- //Der lachende Hammer. Eulenspiegeleien, | - //Der lachende Hammer. Eulenspiegeleien, | ||
- //Lachende Kameradschaft.// | - //Lachende Kameradschaft.// | ||
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==== Alois Zettler ==== | ==== Alois Zettler ==== | ||
- | (* 9.10.1854, + 9.10.1942) wandert vier Jahre, von 1872 bis 1876, durch Deutschland (München-Frankfurt), | + | (* 9.10.1854, + 9.10.1942) wandert vier Jahre, von 1872 bis 1876, durch Deutschland (München-Frankfurt), |
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- //Die Tragödie Frankreichs// | - //Die Tragödie Frankreichs// | ||
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====== Anhang ====== | ====== Anhang ====== | ||
==== Geschichten des Individuellen Reisens ==== | ==== Geschichten des Individuellen Reisens ==== | ||
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|7|[[wiki: | |7|[[wiki: | ||
- | siehe auch | ||
===== Wir Globetrotter ===== | ===== Wir Globetrotter ===== | ||
In der Reihe //Wir Globetrotter// | In der Reihe //Wir Globetrotter// |
wiki/walz.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/30 06:06 von norbert