Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:staunen_fremdheit_neues_neugier

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.

Link zu der Vergleichsansicht

Beide Seiten, vorherige ÜberarbeitungVorherige Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorherige Überarbeitung
wiki:staunen_fremdheit_neues_neugier [2024/04/30 06:13] norbertwiki:staunen_fremdheit_neues_neugier [2025/01/23 05:45] (aktuell) norbert
Zeile 1: Zeile 1:
 ====== Abfahren: Die Fremdheit des Reisens ====== ====== Abfahren: Die Fremdheit des Reisens ======
  
-''[[wiki:norbert_luedtke|Norbert Lüdtke]]'', zuerst veröffentlicht in der Zeitschrift [[wiki:der_trotter|DER TROTTER]] Ausgabe 130 (2008) als Teil 6 der Artikelreihe [[wiki:wir_globetrotter|Wir Globetrotter]]+''[[wiki:luedtke_norbert|Norbert Lüdtke]]'', zuerst veröffentlicht in der Zeitschrift [[wiki:der_trotter|DER TROTTER]] Ausgabe 130 (2008) als Teil 6 der Artikelreihe [[wiki:wir_globetrotter|Wir Globetrotter]]
  
   Wir tragen mit uns das Wunderbare,    Wir tragen mit uns das Wunderbare, 
Zeile 94: Zeile 94:
  
   * ''Müller, Klaus Erich''\\ //Die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt in der ethnologischen Erkenntnis.//\\ Ethnologia Europaea 7.1 (1973/1974) 1-16   * ''Müller, Klaus Erich''\\ //Die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt in der ethnologischen Erkenntnis.//\\ Ethnologia Europaea 7.1 (1973/1974) 1-16
-  * ''Reinhold Bichler''\\ //Der Barbarenbegriff des Herodot und die Instrumentalisierung der Barbaren-Topik in +  * ''Reinhold Bichler''\\ //Der Barbarenbegriff des Herodot und die Instrumentalisierung der Barbaren-Topik in politisch-ideologischer Absicht.//\\ S. 117-128 in: I. Weiler, H. Graßl (Hg.): Soziale Randgruppen und Außenseiter im Altertum, Graz 1988, [= Ges. Schriften Bd. 1, 2007, 55-64]  
-politisch-ideologischer Absicht.//\\ S. 117-128 in: I. Weiler, H. Graßl (Hg.): Soziale Randgruppen und Außenseiter im Altertum, Graz 1988, [= Ges. Schriften Bd. 1, 2007, 55-64]  +  * ''Esch, Arnold''\\ //Der Handel zwischen Christen und Muslimen im Mittelmeer-Raum. Verstöße gegen das päpstliche Embargo geschildert in den Gesuchen an die päpstliche Pönitentiarie (1439–1483).//\\ Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 92 (2012) 85–140. S. 89 zur Begrifflichkeit von //Barbari//, //Sarraceni/Saraceni//, //Teucri//, //Mauri//. Vgl. [[wiki:beduinen|Beduinen]] 
-  * ''Alexandr Podosinov''\\ // Barbarisierte Hellenen – hellenisierte Barbaren: Zur Dialektik ethnokultureller Kontakte in der Region des Mare Ponticum.//\\ S. 415–425 in: Hellenismus. Beiträge zur Erforschung von Akkulturation und politischer Ordnung in den Staaten des hellenistischen Zeitalters. Akten des Internationalen Hellenismus–Kolloquiums. 9.–14. März 1994 in Berlin. Tübingen 1996.  +  * ''Alexander V. Podossinov''\\ // Barbarisierte Hellenen – hellenisierte Barbaren: Zur Dialektik ethnokultureller Kontakte in der Region des Mare Ponticum.//\\ S. 415–425 in: Hellenismus. Beiträge zur Erforschung von Akkulturation und politischer Ordnung in den Staaten des hellenistischen Zeitalters. Akten des Internationalen Hellenismus–Kolloquiums. 9.–14. März 1994 in Berlin. Tübingen 1996.  
-  * ''Alexandr Podosinov''\\ //Barbarians and Greeks in the Northern Pontus in the Roman Period: ''Dio Chrysostom''’s Account of Olbia, and Archaeology.//\\ S. 147–168 in: Ancient West and East, 8. Leuven, Paris 2009: Walpole +  * ''Alexander V. Podossinov''\\ //Barbarians and Greeks in the Northern Pontus in the Roman Period: ''Dio Chrysostom''’s Account of Olbia, and Archaeology.//\\ S. 147–168 in: Ancient West and East, 8. Leuven, Paris 2009: Walpole 
-  * ''Alexandr Podosinov''\\ //‘Barbarian’ peoples of the Northern Black Sea Region on the Tabula Peutingeriana versus Literary Tradition.//\\ S. 43–50 in: M. Manoledakis (Hg.): Peoples in the Black Sea Region from the Archaic to the Roman Period. Proceedings of the 3rd International Workshop on the Black Sea in Antiquity held in Thessaloniki, 21.-23. September 2018. Oxford 2021: Archaeopress.+  * ''Alexander V. Podossinov''\\ //‘Barbarian’ peoples of the Northern Black Sea Region on the Tabula Peutingeriana versus Literary Tradition.//\\ S. 43–50 in: M. Manoledakis (Hg.): Peoples in the Black Sea Region from the Archaic to the Roman Period. Proceedings of the 3rd International Workshop on the Black Sea in Antiquity held in Thessaloniki, 21.-23. September 2018. Oxford 2021: Archaeopress. 
 +  * ''Fang Weigui''\\ //Yi, Yang, Xi, Wai and other Terms: The Transition from 'Barbarian' to 'Foreigner' in Nineteenth-Century China//.\\ S. 95-123 in:  Michael Lackner, Iwo Amelung, Joachim Kurtz (Hg.): New Terms for New Ideas: Western Knowledge & Lexical Change in Late Imperial China. Leiden 2001: Brill. [[https://doi.org/10.1163/9789004501669_009 |DOI]] u.a. dong yi = eastern barbarians, =Menschen aus der östlichen Peripherie, vom zentralen China aus gesehen; yang =oceanisch = Menschen aus Übersee; xi '=aus dem Westen; wai = von außen, fremd 
  
 ==== Der Fremde als Feind ==== ==== Der Fremde als Feind ====
 +
 Bei der Ankunft ist der Fremde nicht einmal eine Person, eher eine Unperson. Es gibt keinerlei Beziehung zwischen ihm und den Ansässigen: //„Fremde bedeuten das Fehlen von Klarheit,“// erklärt der Soziologe Zygmunt Bauman, //„man kann nicht sicher sein, was sie tun werden, wie sie auf die eigenen Handlungen reagieren würden; man kann nicht sagen, ob sie Freunde oder Feinde sind – und daher kann man nicht umhin, sie mit Argwohn zu betrachten.“// ((''Zygmunt Bauman'': //Vereint in Verschiedenheit//, in: J. Berghold, E. Menasse, K. Ottomeyer (Hg.), Trennlinien. Drava, Klagenfurt 2000, 35-46))\\  Bei der Ankunft ist der Fremde nicht einmal eine Person, eher eine Unperson. Es gibt keinerlei Beziehung zwischen ihm und den Ansässigen: //„Fremde bedeuten das Fehlen von Klarheit,“// erklärt der Soziologe Zygmunt Bauman, //„man kann nicht sicher sein, was sie tun werden, wie sie auf die eigenen Handlungen reagieren würden; man kann nicht sagen, ob sie Freunde oder Feinde sind – und daher kann man nicht umhin, sie mit Argwohn zu betrachten.“// ((''Zygmunt Bauman'': //Vereint in Verschiedenheit//, in: J. Berghold, E. Menasse, K. Ottomeyer (Hg.), Trennlinien. Drava, Klagenfurt 2000, 35-46))\\ 
 Für vorstaatliche Gesellschaften ist vielfach überliefert, daß der Fremde zunächst als Feind galt und daher völlig rechtlos war ((''J. Makarewicz'': //Einführung in die Philosophie des Strafrechts auf entwicklungsgeschichtlicher Grundlage//. Leipzig 1906 (1967, 1968). Zahlreiche Beispiele aus der völkerkundlichen Literatur siehe Seite 279 bis 281)). Raub und Kriegsbeute galten bei Homer als Erwerbsmöglichkeiten wie Schenkung, Kauf oder Tausch. ((''Rudolf Köstler'': //Homerisches Recht//. Österr. Bundesverlag, 1950)) »Der Fremde … ist rechtlos (Feind), kann aber als Gast in das Recht aufgenommen werden. Das Zelt ist eine heilige Wohnung des Friedens und der Gastfreiheit; die benachbarte Straße ist Schauplatz des Krieges und des Raubes.« ((''C.C.C. Hischfeld:'' //Von der Gastfreundschaft. Eine Apologie für die Menschheit//. Frankfurt, Leipzig 1778)) Für vorstaatliche Gesellschaften ist vielfach überliefert, daß der Fremde zunächst als Feind galt und daher völlig rechtlos war ((''J. Makarewicz'': //Einführung in die Philosophie des Strafrechts auf entwicklungsgeschichtlicher Grundlage//. Leipzig 1906 (1967, 1968). Zahlreiche Beispiele aus der völkerkundlichen Literatur siehe Seite 279 bis 281)). Raub und Kriegsbeute galten bei Homer als Erwerbsmöglichkeiten wie Schenkung, Kauf oder Tausch. ((''Rudolf Köstler'': //Homerisches Recht//. Österr. Bundesverlag, 1950)) »Der Fremde … ist rechtlos (Feind), kann aber als Gast in das Recht aufgenommen werden. Das Zelt ist eine heilige Wohnung des Friedens und der Gastfreiheit; die benachbarte Straße ist Schauplatz des Krieges und des Raubes.« ((''C.C.C. Hischfeld:'' //Von der Gastfreundschaft. Eine Apologie für die Menschheit//. Frankfurt, Leipzig 1778))
  
 +  * ''Alexander Demandt'' (Hg.)\\ //Mit Fremden leben. Eine Kulturgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart//\\ 313 S. München 1995: Beck. [[https://d-nb.info/944624375/04|Inhalt]]
 +  * ''Jürgen Dummer'', ''Meinolf Vielberg'' (Hg.)\\ //Der Fremde – Freund oder Feind? Überlegungen zu dem Bild des Fremden als Leitbild//\\ (= Altertumswissenschaftliches Kolloquium, 12) Kongressband, 168 S. Stuttgart 2004: Steiner. [[https://d-nb.info/972129731/04|Inhalt]]u.a.
 +    * Albrecht Dihle\\ Die Begegnung mit Fremden im Alten Griechenland
 +    * Klaus Dicke\\ Der Fremde als Weltbürger: Zur Tradition und Relevanz des [[wiki:kosmopolit|Kosmopolitismus]]
 +  * ''Ulrike Riemer'', ''Peter Riemer'' (Hg.)\\ //Xenophobie–Philoxenie. Vom Umgang mit Fremden in der Antike.//\\ Kongressband. XI, 276 S. Ill. Stuttgart 2005: Steiner. [[https://d-nb.info/975618997/04|Inhalt]] u.a.
 +      * Heinz-Gunther Nesselrath\\ Xenoi und Hiketai bei Herodot
 ==== Der Fremde als Gast ==== ==== Der Fremde als Gast ====
   Medea: Töten willst du, den Fremden, den Gast?   Medea: Töten willst du, den Fremden, den Gast?
Zeile 117: Zeile 125:
 Der Grundsatz, den Fremden als Feind zu betrachten und zu behandeln, wurde geschichtlich erst im Nachhinein durch das Gastrecht gemildert. Das Gastrecht erwächst aus der persönlichen Begegnung und gilt begrenzt für Zelt, Haus, Wohnplatz. Der Gastgeber kann Gastrecht ((Z.B.: ''Rudorff, H''., //Zur Rechtsstellung der Gäste im mittelalterlichen städtischen Prozess//, 1907;\\  ''Schultze, A.,'' //Über Gästerecht und Gastgerichte//, HZ Historische Zeitschrift 101 (1908), 473;\\  ''Hellmuth, L.,'' //Gastfreundschaft und Gastrecht bei den Germanen//, 1984;\\ ''Stein-Hölkeskamp, E.,'' //Das römische Gastmahl//, 2005)) befristet gewähren, doch ist der Fremde kein Gastnehmer, der Anspruch auf Gastrecht hat. Es wird schließlich symbolisch bekräftigt: mit Brot und Salz, einem Geschenk, mit Handschlag und einer Aufforderung, etwa »über die Schwelle« zu treten. Der Grundsatz, den Fremden als Feind zu betrachten und zu behandeln, wurde geschichtlich erst im Nachhinein durch das Gastrecht gemildert. Das Gastrecht erwächst aus der persönlichen Begegnung und gilt begrenzt für Zelt, Haus, Wohnplatz. Der Gastgeber kann Gastrecht ((Z.B.: ''Rudorff, H''., //Zur Rechtsstellung der Gäste im mittelalterlichen städtischen Prozess//, 1907;\\  ''Schultze, A.,'' //Über Gästerecht und Gastgerichte//, HZ Historische Zeitschrift 101 (1908), 473;\\  ''Hellmuth, L.,'' //Gastfreundschaft und Gastrecht bei den Germanen//, 1984;\\ ''Stein-Hölkeskamp, E.,'' //Das römische Gastmahl//, 2005)) befristet gewähren, doch ist der Fremde kein Gastnehmer, der Anspruch auf Gastrecht hat. Es wird schließlich symbolisch bekräftigt: mit Brot und Salz, einem Geschenk, mit Handschlag und einer Aufforderung, etwa »über die Schwelle« zu treten.
 Gast kann nur sein, wer zu gehen beabsichtigt. Viele [[wiki:sprichwoerter|Sprichwörter]] formulieren überlieferte und bewährte Verhaltensnormen: //Bewirte deine Gäste, aber behalte sie nicht!// (chines.); //Auch des liebsten Gastes ist man in drei Tagen satt.// (jugosl.); //Der Gast und der Fisch sind nach drei Tagen anrüchig.// (span.). Dahinter »stehen Hypothesen über zufriedenstellendes Zusammenleben einer Gemeinschaft, die sich als »Angewandte Lebenserfahrung« interpretieren lassen … bedeutsam [ist], daß der Sachverhalt vom Volksmund akzeptiert und für wichtig genug gehalten wurde, tradiert zu werden« ((''Siegfried Müller'': //Können Sprichwörter bei der Entwicklung psychologischer Theorien helfen?// In: Zeitschrift für angewandte Sozialpsychologie. 29 (1998) Heft 1. [http://psychologie.fernuni-hagen.de/Psychologie/SOZPSYCH/GD/Artikel/Mueller.html])). Keinesfalls und nirgends ist das Gastrecht von Dauer. Der Gast fällt, sobald die Gastfreundschaft beendet ist, in den Zustand des ungeschützten Fremden, des Eindringlings oder gar des Feindes zurück. Gast kann nur sein, wer zu gehen beabsichtigt. Viele [[wiki:sprichwoerter|Sprichwörter]] formulieren überlieferte und bewährte Verhaltensnormen: //Bewirte deine Gäste, aber behalte sie nicht!// (chines.); //Auch des liebsten Gastes ist man in drei Tagen satt.// (jugosl.); //Der Gast und der Fisch sind nach drei Tagen anrüchig.// (span.). Dahinter »stehen Hypothesen über zufriedenstellendes Zusammenleben einer Gemeinschaft, die sich als »Angewandte Lebenserfahrung« interpretieren lassen … bedeutsam [ist], daß der Sachverhalt vom Volksmund akzeptiert und für wichtig genug gehalten wurde, tradiert zu werden« ((''Siegfried Müller'': //Können Sprichwörter bei der Entwicklung psychologischer Theorien helfen?// In: Zeitschrift für angewandte Sozialpsychologie. 29 (1998) Heft 1. [http://psychologie.fernuni-hagen.de/Psychologie/SOZPSYCH/GD/Artikel/Mueller.html])). Keinesfalls und nirgends ist das Gastrecht von Dauer. Der Gast fällt, sobald die Gastfreundschaft beendet ist, in den Zustand des ungeschützten Fremden, des Eindringlings oder gar des Feindes zurück.
 +  * ''Gerd Althoff'', ''Barbara Stollberg–Rilinger''\\ //Die Sprache der Gaben. Zur Logik und Semantik des Gabentausches im vormodernen Europa//.\\ Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 63.1 (2015) 1–22.
 ==== Der Fremde als Eindringling ==== ==== Der Fremde als Eindringling ====
 Im Jahre 802 verbot ''Karl der Große'', dem Fremden das Gastrecht vorzuenthalten. ((''Gerhard Köbler'': //Zielwörterbuch europäischer Rechtsgeschichte//, 4. A. 2007, mit Hinweis auf: Söllner §§ 6, 7, 8, 9; Hübner 83, 460; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 71, 88, 120; Köbler, WAS;\\ ''L. v. Bar:'' //Das Fremdenrecht u. seine volkswirtschaftliche Bedeutung//, 1892; //L’Étranger//, 1958; //Die Begegnung mit dem Fremden//, ''M. Schister'' (Hg.) 1996; ''Seiring, C.,'' //Fremde in der Stadt// (1300-1800), 1999; ''Cavallar, F.:'' //The rights of strangers//, 2002)) \\  Im Jahre 802 verbot ''Karl der Große'', dem Fremden das Gastrecht vorzuenthalten. ((''Gerhard Köbler'': //Zielwörterbuch europäischer Rechtsgeschichte//, 4. A. 2007, mit Hinweis auf: Söllner §§ 6, 7, 8, 9; Hübner 83, 460; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 71, 88, 120; Köbler, WAS;\\ ''L. v. Bar:'' //Das Fremdenrecht u. seine volkswirtschaftliche Bedeutung//, 1892; //L’Étranger//, 1958; //Die Begegnung mit dem Fremden//, ''M. Schister'' (Hg.) 1996; ''Seiring, C.,'' //Fremde in der Stadt// (1300-1800), 1999; ''Cavallar, F.:'' //The rights of strangers//, 2002)) \\ 
Zeile 147: Zeile 155:
 //»Asien fängt an der Elbe an«//, meinte ''Konrad Adenauer'' als Oberbürgermeister von Köln (1917 - 1933) ((zitiert nach ''Guido Knopp'': //Kanzler. Die Mächtigen der Republik//. C. Bertelsmann München 1999)) und zeigt dabei in ihm typischer Zuspitzung die Reichweite des Horizontes, an dem die Anderen stehen. //»Asien fängt an der Elbe an«//, meinte ''Konrad Adenauer'' als Oberbürgermeister von Köln (1917 - 1933) ((zitiert nach ''Guido Knopp'': //Kanzler. Die Mächtigen der Republik//. C. Bertelsmann München 1999)) und zeigt dabei in ihm typischer Zuspitzung die Reichweite des Horizontes, an dem die Anderen stehen.
 ==== Die Fremden bei sich, im Anderswo ==== ==== Die Fremden bei sich, im Anderswo ====
-Selbst der fremdeste Fremde ist ja als Mensch immer noch einer von uns, denn: //»die Bewohner des Sirius sind uns nicht eigentlich fremd …, sondern sie existieren überhaupt nicht für uns, sie stehen jenseits von Fern und Nah«// ((''Georg Simmel'': //Soziologie//. Untersuchungen …. Duncker & Humblot, Berlin 1908 (1. Auflage) S. 509-512)). Dem Fremden eignet in allen seinen Figuren – ob Feind oder Gast – immer Gutes und immer Schlechtes. Der Kreis dieser Erscheinungsformen schließt sich, wenn der Fremde nur imaginiert wird. Wünsche und Träume des Alltags werden gerne in die Ferne produziert, in den //»blauen Nebel großer Fernen, die man im Träume sieht«// (''Conrad''). Wenn sie dort Gestalt annehmen, werden sie zum Exoten, zum edlen Wilden, zum Naturburschen … und beinhalten all das, was man gerne wäre, doch im Alltag nicht umzusetzen wagt. Dem Ideal zu begegnen ist nicht ratsam, denn die Wirklichkeit sieht anders aus. Deswegen leben fremde Idealfiguren an möglichst weit entfernten Orten: in der Südsee, im Himalaja ( [[wiki:phantasieorte#S wie Sonnenstaat|Shangri-La]]) oder am besten an keinem erreichbaren Ort ([[wiki:phantasieorte|Utopie]]). Was aber, wenn die Fremden näher kommen?+Selbst der fremdeste Fremde ist ja als Mensch immer noch einer von uns, denn: //»die Bewohner des Sirius sind uns nicht eigentlich fremd …, sondern sie existieren überhaupt nicht für uns, sie stehen jenseits von Fern und Nah«// ((''Georg Simmel'': //Soziologie//. Untersuchungen …. Duncker & Humblot, Berlin 1908 (1. Auflage) S. 509-512)). Dem Fremden eignet in allen seinen Figuren – ob Feind oder Gast – immer Gutes und immer Schlechtes. Der Kreis dieser Erscheinungsformen schließt sich, wenn der Fremde nur imaginiert wird. Wünsche und Träume des Alltags werden gerne in die Ferne produziert, in den //»blauen Nebel großer Fernen, die man im Träume sieht«// (''Conrad''). Wenn sie dort Gestalt annehmen, werden sie zum Exoten, zum edlen Wilden, zum Naturburschen … und beinhalten all das, was man gerne wäre, doch im Alltag nicht umzusetzen wagt. Dem Ideal zu begegnen ist nicht ratsam, denn die Wirklichkeit sieht anders aus. Deswegen leben fremde Idealfiguren an möglichst weit entfernten Orten: in der Südsee, im Himalaja ( [[wiki:liste_phantasieorte#S wie Sonnenstaat|Shangri-La]]) oder am besten an keinem erreichbaren Ort ([[wiki:liste_phantasieorte|Utopie]]). Was aber, wenn die Fremden näher kommen?
  
 ==== Die Fremden bei uns, im Hier und Jetzt ==== ==== Die Fremden bei uns, im Hier und Jetzt ====
wiki/staunen_fremdheit_neues_neugier.1714457588.txt.gz · Zuletzt geändert: 2024/04/30 06:13 von norbert

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki