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wiki:stab

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wiki:stab [2020/12/13 06:01] – [Der Stab bei den Germanen; Seiðr-Stab, Gandr] norbertwiki:stab [2020/12/15 04:20] – [Der Stab als Träger von Zeichen] norbert
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 Für die nachfolgende Typologie von Stöcken und Stäben findet sich in der Fachliteratur kein Anknüpfungspunkt und so ist dies der vielleicht erste Versuch einer systematischen Analyse dieses Gegenstandsfeldes. Dieser Versuch fokussiert auf Stöcke, die dem »Wesen« des Stabes als Werkzeug und Waffe entsprechen, indem sie tragbar sind und die mechanischen Grundfunktionen (s. Typologie 1) ermöglichen: Stützen, Schlagen, Stoßen; die meisten solcher Stäbe reichen bis in Brusthöhe, plus minus einem halben Meter und lassen sich bequem mit der Hand umfassen. Überlange Stöcke (z.B. Lanzen wie die //hasta sanguinea//), überschwere (z.B. Mast), kurze (z.B. Zeigestab) und ortsfeste (z.B. Pfosten, Stangen wie das //pilum murale//) bleiben hier unbeachtet. Für die nachfolgende Typologie von Stöcken und Stäben findet sich in der Fachliteratur kein Anknüpfungspunkt und so ist dies der vielleicht erste Versuch einer systematischen Analyse dieses Gegenstandsfeldes. Dieser Versuch fokussiert auf Stöcke, die dem »Wesen« des Stabes als Werkzeug und Waffe entsprechen, indem sie tragbar sind und die mechanischen Grundfunktionen (s. Typologie 1) ermöglichen: Stützen, Schlagen, Stoßen; die meisten solcher Stäbe reichen bis in Brusthöhe, plus minus einem halben Meter und lassen sich bequem mit der Hand umfassen. Überlange Stöcke (z.B. Lanzen wie die //hasta sanguinea//), überschwere (z.B. Mast), kurze (z.B. Zeigestab) und ortsfeste (z.B. Pfosten, Stangen wie das //pilum murale//) bleiben hier unbeachtet.
  
-Entwicklungsgeschichtlich sind Stöcke und Stäbe wesentlich durch die natürlichen Eigenschaften und Wuchsformen verholzender (Bäume, Sträucher, Stauden) und pseudo-verholzender (Steckenkräuter, Bambus) Gewächse bestimmt.  Es ist daher anzunehmen, dass die frühe Nutzung von Stäben durch //»function follows form«// geprägt wurde, gefolgt von einer durch die Erfahrung geprägte Optimierung natürlicher Formen, bevor es zu Erfindungen wie der Schäftung kam, bei dem sich technisches Denken in //»form follows function«// spiegelt ((''Ronald A. Finke, Thomas B. Ward, Steven M. Smith''\\ //Creative Cognition//\\ Theory, Research and Applications.\\ MIT Press, Cambridge 1996.)).\\ +Entwicklungsgeschichtlich sind Stöcke und Stäbe wesentlich durch die natürlichen Eigenschaften und Wuchsformen verholzender (Bäume, Sträucher, Stauden) und pseudo-verholzender (Steckenkräuter, Bambus) Gewächse bestimmt.  Es ist daher anzunehmen, dass die frühe Nutzung von Stäben durch //»function follows form«// geprägt wurde, gefolgt von einer durch die Erfahrung geprägte Optimierung natürlicher Formen und spielerisch erprobter Zweckentfremdung (»exaptation«), bevor es zu Erfindungen wie der Schäftung kam, bei dem sich technisches Denken in //»form follows function«// spiegelt ((''Ronald A. Finke, Thomas B. Ward, Steven M. Smith''\\ //Creative Cognition//\\ Theory, Research and Applications.\\ MIT Press, Cambridge 1996.)).\\ 
 Dabei können Knochen, Hörner und Geweihstangen Vorbild nicht nur für Formen geliefert haben, denn was sich mit einem Gehörn alles bewerkstelligen lässt, zeigen wilde Tiere dem Beobachter kämpfend, im Boden wühlend, stoßend und reibend.\\   Dabei können Knochen, Hörner und Geweihstangen Vorbild nicht nur für Formen geliefert haben, denn was sich mit einem Gehörn alles bewerkstelligen lässt, zeigen wilde Tiere dem Beobachter kämpfend, im Boden wühlend, stoßend und reibend.\\  
 Mineralstäbe gibt es in Form von //Fulguriten//, zerbrechlichen glasartigen Blitzröhren, die im Sand durch Blitzeinschlag entstanden. Auch manche Minerale (insbesondere Quarzite und Calcite) können stabähnliche Kristalle bilden wie etwa Bergkristall. Mineralstäbe gibt es in Form von //Fulguriten//, zerbrechlichen glasartigen Blitzröhren, die im Sand durch Blitzeinschlag entstanden. Auch manche Minerale (insbesondere Quarzite und Calcite) können stabähnliche Kristalle bilden wie etwa Bergkristall.
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 Sofern jedoch zum einen keine wesentlichen Spuren mechanischer Nutzung erkennbar sind und zum anderen Zeichen auf dem Stab eingeritzt sind, ist die Nutzung wahrscheinlich über die Zeichen zu deuten. Bei dieser Art von Stäben geht es nicht um Kraft, Hebel oder Drehmoment. Diese Art von Werkzeug setzt Regeln und Normen in einer Gruppe voraus; diese festzusetzen und durchzusetzen erfordert Herrschaft; sie zu verstehen erfordert Bildung. Das mechanische Stabwerkzeug kann jeder mehr oder weniger gut handhaben; das informationstechnische Stabwerkzeug erfordert kognitiv Abstraktionsvermögen und sozial einen Zugang, eine gemeinschaftliches Übereinkommen, ein Vorwissen oder ein hermetisches [[wiki:wissen|Wissen]]. Sofern jedoch zum einen keine wesentlichen Spuren mechanischer Nutzung erkennbar sind und zum anderen Zeichen auf dem Stab eingeritzt sind, ist die Nutzung wahrscheinlich über die Zeichen zu deuten. Bei dieser Art von Stäben geht es nicht um Kraft, Hebel oder Drehmoment. Diese Art von Werkzeug setzt Regeln und Normen in einer Gruppe voraus; diese festzusetzen und durchzusetzen erfordert Herrschaft; sie zu verstehen erfordert Bildung. Das mechanische Stabwerkzeug kann jeder mehr oder weniger gut handhaben; das informationstechnische Stabwerkzeug erfordert kognitiv Abstraktionsvermögen und sozial einen Zugang, eine gemeinschaftliches Übereinkommen, ein Vorwissen oder ein hermetisches [[wiki:wissen|Wissen]].
  
-Ein informationstechnisches Werkzeug kann Informationen erzeugen (wie der Zeiger der Sonnenuhr), Informationen verarbeiten sowie Informationen speichern (Kerbstab). Es kann als ein Zeichen erscheinen (wie der Schulzenstab) und kann zum anderen Zeichen tragen. Das Wort `Zeichen´ ((indogerm. [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|dhei̯ə]])) meint ursprünglich `sehen´ verbunden mit Aufmerksamkeit, Einsicht, Verstehen, also ein Schauen hinter das oberflächlich Gesehene, das ein Denken auslöst und zum Erkennen führt. Das Zeichen ist mehrschichtig:+Ein informationstechnisches Werkzeug kann Informationen erzeugen (wie der Zeiger der Sonnenuhr), Informationen verarbeiten sowie Informationen speichern (Kerbstab). Es kann als ein Zeichen erscheinen (wie der Schulzenstab) und kann zum anderen Zeichen tragen. Das Wort `Zeichen´ ((indogerm. [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|dhei̯ə]])) meint ursprünglich `sehen´ verbunden mit Aufmerksamkeit, Einsicht, Verstehen, also ein Schauen hinter das oberflächlich Gesehene, das ein Denken auslöst und zum Erkennen führt. Das Zeichen ist mehrschichtig ((''Francesco d'Errico, Luc Doyon, Ivan Colagé, Alain Queffelec, Emma Le Vraux, Giacomo Giacobini, Bernard Vandermeersch and Bruno Maureille'': //From number sense to number symbols//. An archaeological perspective. Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological SciencesVolume 373, Issue 1740 Published:01 January 2018 https://doi.org/10.1098/rstb.2016.0518)):
   * Als //Ikon// aktiviert der gezeichnete Strich die Vorstellung eines Stabes, welche auf der formalen Ähnlichkeit als Relation zum Stab beruht und diese auf die Gesamtheit der Stäbe abstrahiert. Dieser Strich ist aber auch mit der Bedeutung des Wertes "1" verbunden oder mit "Finger" oder mit "diese Richtung".   * Als //Ikon// aktiviert der gezeichnete Strich die Vorstellung eines Stabes, welche auf der formalen Ähnlichkeit als Relation zum Stab beruht und diese auf die Gesamtheit der Stäbe abstrahiert. Dieser Strich ist aber auch mit der Bedeutung des Wertes "1" verbunden oder mit "Finger" oder mit "diese Richtung".
   * Als //Symbol// ruft das Zeichen eine soziale Konvention auf, also eine gesellschaftlich übereinstimmende Reaktion: Wer den Rednerstab hat, darf reden. Wer den Schulzenstab erhält, muss kommen.   * Als //Symbol// ruft das Zeichen eine soziale Konvention auf, also eine gesellschaftlich übereinstimmende Reaktion: Wer den Rednerstab hat, darf reden. Wer den Schulzenstab erhält, muss kommen.
wiki/stab.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/02 07:57 von norbert

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