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 === Form- und kraftschlüssige Stab-Werkzeuge (Energietechnik) === === Form- und kraftschlüssige Stab-Werkzeuge (Energietechnik) ===
-Kraft dient hier dazu, Energie über einen //Stab als Welle// zu übertragen und durch Energieumwandlung etwas Neues zu erzeugen: Butter, Feuer, Löcher, Töpfe.+Kraft dient hier dazu, Energie über einen //Stab als Welle// zu übertragen und durch Energieumwandlung etwas Neues zu erzeugen: Butter, Feuer, [[wiki:loch|Löcher]], Töpfe.
 ^ Krafteinleitung ^ Handlung ^ Eigenheit ^ Primär-Werkzeug ^ Beispiel ^ ^ Krafteinleitung ^ Handlung ^ Eigenheit ^ Primär-Werkzeug ^ Beispiel ^
 | Drehmoment | Rühren | Form ^ Quirl | Butterstab | | Drehmoment | Rühren | Form ^ Quirl | Butterstab |
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 Wird das Vergleichen mit Zahlen kombiniert, so wird aus einem regelmäßigen Abzählen ein [[wiki:messen|Messen]]. Spätestens beim Verteilen von Feldern und beim Bauen wird ein systematisches Messen und die Organisation des Wissens erforderlich ((''Jürgen Renn, Wilhelm Osthues, Hermann Schlimme''\\ Wissensgeschichte der Architektur\\ Bd. 1 Vom Neolithikum bis zum Alten Orient; Bd. 2 Vom Alten Ägypten bis zum Antiken Rom, Berlin [u.a.] Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte [u.a.] 2014)). Das ausgewachsene Rohr stabiler pseudoverholzender Gewächse (Steckenkräuter, Papyrus, Bambus) wird durch Knoten regelmäßig unterteilt in abzählbare Abschnitte, deren Länge zum Vergleichen genutzt werden kann. Wird das Vergleichen mit Zahlen kombiniert, so wird aus einem regelmäßigen Abzählen ein [[wiki:messen|Messen]]. Spätestens beim Verteilen von Feldern und beim Bauen wird ein systematisches Messen und die Organisation des Wissens erforderlich ((''Jürgen Renn, Wilhelm Osthues, Hermann Schlimme''\\ Wissensgeschichte der Architektur\\ Bd. 1 Vom Neolithikum bis zum Alten Orient; Bd. 2 Vom Alten Ägypten bis zum Antiken Rom, Berlin [u.a.] Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte [u.a.] 2014)). Das ausgewachsene Rohr stabiler pseudoverholzender Gewächse (Steckenkräuter, Papyrus, Bambus) wird durch Knoten regelmäßig unterteilt in abzählbare Abschnitte, deren Länge zum Vergleichen genutzt werden kann.
  
-»Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem Messstab gleich, und mir wurde gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die dort anbeten.« ((Off. 11:1)) »Und der mit mir redete, hatte einen Messstab, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen und ihre Tore und ihre Mauer. Und die Stadt ist viereckig angelegt und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte.« ((Off. 21:15 f.)) Geplante Siedlungen mit Bauten und Feldern bedürfen der vorherigen Ausmessung. Die indischen //Veden// (2. Jahrtausend v. Chr.) kennen ursprünglich vier //Richtungs//gottheiten (Dikpala, Lokapala) wie ''Agni'' (Süden, āgneya), ''Kubera'' (Norden, uttera), ''Yama'', ''Indra''. Zu deren Attributen gehören auch Stäbe (danda, shakta) und Seile (pasam, pasa), die sich als Messwerkzeuge deuten lassen. Auch der babylonische Gott ''Marduk'' trägt Messseil und Messstab ((''Fritz Scheidegger''\\ //Aus der Geschichte der Bautechnik//\\ Birkhäuser, Basel  1994; S. 12, 15)), wobei das Messseil durch Knoten in Abschnitte unterteilt wurde ((»Ägyptisches Dreieck«: Ein in sich geschlossenes Seilstück mit 12 Knoten ergibt immer ein rechtwinkliges Dreieck, wenn die Seiten 3-4-5 Knoten aufweisen.)).\\ Das sumerische `gin´ mit dem Ideogramm »Halm« war ein (Schilf-)rohr als **Längenmaß** mit einer definierten Länge von etwa drei Metern, gelangte über das akkadische //qanu// und das hebräische קנה (kane, als Messrute von 6 Ellen in Hesekiel 40,5) ins Griechische //xaváv// und schließlich als //kanon// ins Griechische (`Lineal´) und Lateinische mit der bis heute gleichbleibenden Bedeutung, nämlich als verbindlicher Maßstab, als strenge Vorgabe ((''Adalbert Kutz''\\ //Musikgeschichte und Tonsystematik//\\ Studien zur Entwicklung der Musik in der Stadtkultur\\ Junker und Dünnhaupt, Berlin 1943\\ ''Hans Gerd Tuchel''\\ //Studien zur italienischen Phytotoponomastik//\\ Diss. Universität Köln 1961\\ = Kölner romanistische Arbeiten, Neue Folge 23\\ ''Ernst Wasserzieher, Werner Betz''\\ //Woher? Ableitendes Wörterbuch der deutschen Sprache//\\ F. Dümmler, Bonn 1962 )). Als //canna// blieb es bis in die Neuzeit ein italienisches Längenmaß von etwa 2 m und als //canne// ein französisches Längenmaß etwa 2,3 m.+»Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem Messstab gleich, und mir wurde gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die dort anbeten.« ((Off. 11:1)) »Und der mit mir redete, hatte einen Messstab, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen und ihre Tore und ihre Mauer. Und die Stadt ist viereckig angelegt und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte.« ((Off. 21:15 f.)) Geplante Siedlungen mit Bauten und Feldern bedürfen der vorherigen Ausmessung. Die indischen //Veden// (2. Jahrtausend v. Chr.) kennen ursprünglich vier //Richtungs//gottheiten (Dikpala, Lokapala) wie ''Agni'' (Süden, āgneya), ''Kubera'' (Norden, uttera), ''Yama'', ''Indra''. Zu deren Attributen gehören auch Stäbe (danda, shakta) und Seile (pasam, pasa), die sich als Messwerkzeuge deuten lassen. Auch der babylonische Gott ''Marduk'' trägt Messseil und Messstab ((''Fritz Scheidegger''\\ //Aus der Geschichte der Bautechnik//\\ Birkhäuser, Basel  1994; S. 12, 15.\\ ''Uwe Sievertsen''\\ //Bauwissen im Alten Orient.//\\ S. 131–280 in: Jürgen Renn, Wilhelm Osthues and Hermann Schlimme (Hrsg.): Wissensgeschichte der Architektur : Band I: Vom Neolithikum bis zum Alten Orient. Berlin 2014: Neopubli [[https://www.mprl-series.mpg.de/media/studies/3/5/stud3ch5.pdf|Online]]; S. 249 Fn. 385–387 mit zahlreichen Quellen, insbes.: ''Ess, M. van'': //Bautechnische Beobachtungen in Uruk.// In: Uruk. 5000 Jahre Megacity. Hrsg. von N. Crüsemann, M. van Ess, M. Hilgert und B. Salje. Petersberg: Imhof, 232–233.\\ ''Bonatz, D.'': //Stelen der Gudea- und Ur III-Zeit. Bildliche Wege des Wissenstransfers im Alten Orient.// S. 307–326 in: H. Neumann (Hg.): Wissenskultur im Alten Orient. Weltanschauung, Wissenschaften, Techniken, Technologien. 4. Internationales Colloquium der Deutschen Orient-Gesellschaft 20.–22. Februar 2002, Münster. Wiesbaden 2012: Harrassowitz.)), wobei das Messseil durch Knoten in Abschnitte unterteilt wurde ((»Ägyptisches Dreieck«: Ein in sich geschlossenes Seilstück mit 12 Knoten ergibt immer ein rechtwinkliges Dreieck, wenn die Seiten 3-4-5 Knoten aufweisen.)).\\ Das sumerische `gin´ mit dem Ideogramm »Halm« war ein (Schilf-)rohr als **Längenmaß** mit einer definierten Länge von etwa drei Metern, gelangte über das akkadische //qanu// und das hebräische קנה (kane, als Messrute von 6 Ellen in Hesekiel 40,5) ins Griechische //xaváv// und schließlich als //kanon// ins Griechische (`Lineal´) und Lateinische mit der bis heute gleichbleibenden Bedeutung, nämlich als verbindlicher Maßstab, als strenge Vorgabe ((''Adalbert Kutz''\\ //Musikgeschichte und Tonsystematik//\\ Studien zur Entwicklung der Musik in der Stadtkultur\\ Junker und Dünnhaupt, Berlin 1943\\ ''Hans Gerd Tuchel''\\ //Studien zur italienischen Phytotoponomastik//\\ Diss. Universität Köln 1961\\ = Kölner romanistische Arbeiten, Neue Folge 23\\ ''Ernst Wasserzieher, Werner Betz''\\ //Woher? Ableitendes Wörterbuch der deutschen Sprache//\\ F. Dümmler, Bonn 1962 )). Als //canna// blieb es bis in die Neuzeit ein italienisches Längenmaß von etwa 2 m und als //canne// ein französisches Längenmaß etwa 2,3 m.
  
 Die Rohrabschnitte wurden als **Behälter für Flüssigkeiten** genutzt, etwa als `Kanne´. Ein Riesenfenchelstängel von 3 Metern Länge und mit 4 Zentimetern Innendurchmesser hat ein Volumen von 3,7 Litern, darauf könnten alte Maße beruhen: z.b. altägyptisches Heqat 4,75 l; hebräisches הִין hîn etwa 3,7l (( Ex 29,40; Ex 30,24; Lev 19,36; Lev 23,13; Num 15,4-10; Num 28,5-14; Ez 4,11; Ez 45,24; Ez 46,5-14)). Die Rohrabschnitte wurden als **Behälter für Flüssigkeiten** genutzt, etwa als `Kanne´. Ein Riesenfenchelstängel von 3 Metern Länge und mit 4 Zentimetern Innendurchmesser hat ein Volumen von 3,7 Litern, darauf könnten alte Maße beruhen: z.b. altägyptisches Heqat 4,75 l; hebräisches הִין hîn etwa 3,7l (( Ex 29,40; Ex 30,24; Lev 19,36; Lev 23,13; Num 15,4-10; Num 28,5-14; Ez 4,11; Ez 45,24; Ez 46,5-14)).
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   * Die Kerben (60+48+60) auf dem 20.000 Jahre alten Ishango-Knochen ((''A. Beutelspacher'' (Springer 2018). //Zahlen, Formeln, Gleichungen: Algebra für Studium und Unterricht.//\\ Alten, H.-W. (2005). 4000 Jahre Algebra: Geschichte, Kulturen, Menschen. Springer, Berlin)) aus dem Kongo und ein zweiter Knochen aus Ishango mit 90 Kerben lassen auf ein Dezimal- und Duodezimalsystem schließen oder sogar als Rechenwerkzeug ((''Pletser, V. and Huylebrouck, D.'' (1999). //The ishango artefact: the missing base 12 link//. In Katachi University Symmetry Congress (KUS2), Tsukuba, Japan, pages Paper–C11. T. Ogawa, S. Mitamura, D. Nagy & R. Takaki.))   * Die Kerben (60+48+60) auf dem 20.000 Jahre alten Ishango-Knochen ((''A. Beutelspacher'' (Springer 2018). //Zahlen, Formeln, Gleichungen: Algebra für Studium und Unterricht.//\\ Alten, H.-W. (2005). 4000 Jahre Algebra: Geschichte, Kulturen, Menschen. Springer, Berlin)) aus dem Kongo und ein zweiter Knochen aus Ishango mit 90 Kerben lassen auf ein Dezimal- und Duodezimalsystem schließen oder sogar als Rechenwerkzeug ((''Pletser, V. and Huylebrouck, D.'' (1999). //The ishango artefact: the missing base 12 link//. In Katachi University Symmetry Congress (KUS2), Tsukuba, Japan, pages Paper–C11. T. Ogawa, S. Mitamura, D. Nagy & R. Takaki.))
   * 29 Kerben auf einem rund 30.000 Jahre alten Pavianknochen im südlichen Afrika, dem »Lebombo-Knochen« werden als Kalender gedeutet, da Kalenderstäbe bei den San bis in die Neuzeit gebräuchlich waren ((Beaumont, Peter B. (1973). "Border Cave – A Progress Report". S. Afr. J. Science. 69: 41–46)).   * 29 Kerben auf einem rund 30.000 Jahre alten Pavianknochen im südlichen Afrika, dem »Lebombo-Knochen« werden als Kalender gedeutet, da Kalenderstäbe bei den San bis in die Neuzeit gebräuchlich waren ((Beaumont, Peter B. (1973). "Border Cave – A Progress Report". S. Afr. J. Science. 69: 41–46)).
-  * Der Lochstab von Grube-Rosenhof ((''Frederick Feulner''\\ //Die mesolithischen durchlochten Geweihstangen im südwestlichen Ostseeraum.//\\ Starigarder Jahresberichte des Fördervereins des Institut für Ur- und Frühgeschichte CAU Kiel Bd. 6 2005 S. 7–14\\ ''Frederick Feulner & Sönke Hartz''\\// Ein Loch, sieben Ecken und 280 Kerben – Der Kultstab von Grube-Rosenhof in Ostholstein//\\ In: Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 2011 S. 22–25)) in Ostholstein wurde zwischen 4800 und 4600 v. Chr. datiert. Er besteht aus einer 58 Zentimeter langen Rothirschgeweihstange. Ein konisches Schaftloch diente als Aufnahme für einen 26 Zentimeter langen Eschenholzstiel. Er gehört zwar zu einer Gruppe von Lochstäben im südlichen Ostseeraum, unterscheidet sich von diesen jedoch sowohl durch (1.) den Stiel, (2.) seine abschnittweise siebeneckige Facettierung und (3.) durch 280 bedacht gruppierte Kerben auf der Geweihstange.\\ Das Objekt erscheint als ein geschäftetes Werkzeug, der Stiel könnte ebenso als Griff wie als Stütze gedient haben. Damit erschließt sich sein mechanischer Zweck jedoch nicht. Eingedenk der Kerben liegt es nahe, hier ein primär informationstechnisches Werkzeug zu vermuten. Ein einfacher Kerbstab zum Speichern einer Information benötigt aber keinen Stiel, also könnte dieser für eine Messung gedient haben.+  * Der Lochstab von Grube-Rosenhof ((''Frederick Feulner''\\ //Die mesolithischen durchlochten Geweihstangen im südwestlichen Ostseeraum.//\\ Starigarder Jahresberichte des Fördervereins des Institut für Ur- und Frühgeschichte CAU Kiel Bd. 6 2005 S. 7–14\\ ''Frederick Feulner & Sönke Hartz''\\// Ein [[wiki:loch|Loch]], sieben Ecken und 280 Kerben – Der Kultstab von Grube-Rosenhof in Ostholstein//\\ In: Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 2011 S. 22–25)) in Ostholstein wurde zwischen 4800 und 4600 v. Chr. datiert. Er besteht aus einer 58 Zentimeter langen Rothirschgeweihstange. Ein konisches Schaftloch diente als Aufnahme für einen 26 Zentimeter langen Eschenholzstiel. Er gehört zwar zu einer Gruppe von Lochstäben im südlichen Ostseeraum, unterscheidet sich von diesen jedoch sowohl durch (1.) den Stiel, (2.) seine abschnittweise siebeneckige Facettierung und (3.) durch 280 bedacht gruppierte Kerben auf der Geweihstange.\\ Das Objekt erscheint als ein geschäftetes Werkzeug, der Stiel könnte ebenso als Griff wie als Stütze gedient haben. Damit erschließt sich sein mechanischer Zweck jedoch nicht. Eingedenk der Kerben liegt es nahe, hier ein primär informationstechnisches Werkzeug zu vermuten. Ein einfacher Kerbstab zum Speichern einer Information benötigt aber keinen Stiel, also könnte dieser für eine Messung gedient haben.
   * Der Wolfsknochen aus dem tschechischen Dolní Věstonice ist rund 30.000 Jahre alt und zeigt 25+30 Kerben. Dort fanden sich allerdings weitere Kerbstäbe, die als Mondkalender gedeutet wurden ((''Emmerling, E., H. Geer and B. Klíma''\\ 1993, //Ein Mondkalenderstab aus Dolní Vĕstonice//, Quartär 43/44, 151– 62)).   * Der Wolfsknochen aus dem tschechischen Dolní Věstonice ist rund 30.000 Jahre alt und zeigt 25+30 Kerben. Dort fanden sich allerdings weitere Kerbstäbe, die als Mondkalender gedeutet wurden ((''Emmerling, E., H. Geer and B. Klíma''\\ 1993, //Ein Mondkalenderstab aus Dolní Vĕstonice//, Quartär 43/44, 151– 62)).
  
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 Außergewöhnliche Stäbe kennzeichneten jedoch die germanischen Seherinnen, die daher auch als [[wiki:voelva|völva]] `Stabträgerin´ bezeichnet wurden.\\  Außergewöhnliche Stäbe kennzeichneten jedoch die germanischen Seherinnen, die daher auch als [[wiki:voelva|völva]] `Stabträgerin´ bezeichnet wurden.\\ 
-Sprachlich verwandt damit ist der altfriesische //walu-berа// `//Stabträger´//, ein »Fahrender Mann, Wanderer, [[wiki:pilger|Pilger]], Wallfahrter« oder  [[http://www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemma=wallaere|Waller]], daher auch `Wallfahrt´. `[[https://onp.ku.dk/onp/onp.php?o88474|vǫlr]]´ und got. //walus// `Stab´ führen zu einer gemeinsamen indogermanischen Wurzel `u̯el-7, also ´rollen´ > `runder Stab' ((Mittelirisch fethid ’geht, macht seinen Weg’, althochdeutsch wadal ̄on, wall ̄on ’umhergehen, wandern; umherwogen’, altenglisch wacuma ’Woge, Welle’, wacol ’Vollmond’, und Verwandtes, S. 277-314 in: Die Indogermanistik und ihre Anrainer. Dritte Tagung der Vergleichenden Sprachwissenschaftler der Neuen Länder. Stattgehabt an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald in Pommern am 19. und 20. Mai 2000, hrsg. von Thorwald POSCHENRIEDER (= IBS Bd. 114), Innsbruck 2004 )).\\+Sprachlich verwandt damit ist der altfriesische //walu-berа// `//Stabträger´// ((auch: walubora; urgerm.*buran-m. ’Träger, Bringer’)), ein »Fahrender Mann, Wanderer, [[wiki:pilger|Pilger]], Wallfahrter« oder  [[http://www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemma=wallaere|Waller]], daher auch `Wallfahrt´. `[[https://onp.ku.dk/onp/onp.php?o88474|vǫlr]]´ und got. //walus// `Stab´ führen zu einer gemeinsamen indogermanischen Wurzel `u̯el-7, also ´rollen´ > `runder Stab' ((Mittelirisch fethid ’geht, macht seinen Weg’, althochdeutsch wadal ̄on, wall ̄on ’umhergehen, wandern; umherwogen’, altenglisch wacuma ’Woge, Welle’, wacol ’Vollmond’, und Verwandtes, S. 277-314 in: Die Indogermanistik und ihre Anrainer. Dritte Tagung der Vergleichenden Sprachwissenschaftler der Neuen Länder. Stattgehabt an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald in Pommern am 19. und 20. Mai 2000, hrsg. von Thorwald POSCHENRIEDER (= IBS Bd. 114), Innsbruck 2004 )).\\
 Der ostfriesische //wālrīder//, //wōlrīder//, der im Saterland als weibliche //walriderske// und in Westfalen als //walrieske// ist analog zu walubera ein '//stockreiter//', ein Nachtgespenst. Der ostfriesische //wālrīder//, //wōlrīder//, der im Saterland als weibliche //walriderske// und in Westfalen als //walrieske// ist analog zu walubera ein '//stockreiter//', ein Nachtgespenst.
  
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 **Der Stab als Transporthilfe:**\\  **Der Stab als Transporthilfe:**\\ 
-Nahrung ist manchmal im Überfluss verfügbar, etwa durch Obsternte, Pilzschwemme, große Jagdbeute. Dann sind Behälter für das Sammeln, Transportieren und Lagern erforderlich: ein Tierbalg, ein Bastnetz, ein Korb usw. machen den Menschen zum [[wiki:gepaecktraeger|Lastenträger]].\\ +Nahrung ist manchmal im Überfluss verfügbar, etwa durch Obsternte, Pilzschwemme, große Jagdbeute. Dann sind Behälter für das Sammeln, Transportieren und Lagern erforderlich: ein Tierbalg, ein Bastnetz, ein Korb usw. machen den Menschen zum [[wiki:traeger|Lastenträger]].\\ 
 Im nächsten Schritt bilden Stäbe und Behälter eine neue Einheit, das »[[wiki:gepaeck|Gepäck]]« und führen zu Tragestangen, [[wiki:schleife|Stangenschleife]] und [[wiki:schlitten|Schlitten]], zu Kiepe und [[wiki:rucksack|Rucksack]], zu Walze und Rolle.\\  Im nächsten Schritt bilden Stäbe und Behälter eine neue Einheit, das »[[wiki:gepaeck|Gepäck]]« und führen zu Tragestangen, [[wiki:schleife|Stangenschleife]] und [[wiki:schlitten|Schlitten]], zu Kiepe und [[wiki:rucksack|Rucksack]], zu Walze und Rolle.\\ 
 Der ergonomische Transport höherer [[wiki:lasten|Lasten]] durch erweiterte [[wiki:tragetechniken|Tragetechniken]] ermöglicht eine höhere Mobilität und [[wiki:vorsorge|Vorsorge]] durch das Horten von Vorräten, das machte den Menschen seit je auch zum [[wiki:homo_portans|Homo Portans]]. Der ergonomische Transport höherer [[wiki:lasten|Lasten]] durch erweiterte [[wiki:tragetechniken|Tragetechniken]] ermöglicht eine höhere Mobilität und [[wiki:vorsorge|Vorsorge]] durch das Horten von Vorräten, das machte den Menschen seit je auch zum [[wiki:homo_portans|Homo Portans]].
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   * ''Franziska Dick''\\ //Lituus und Galerus//\\ Dissertation Universität Wien, Wien 1973   * ''Franziska Dick''\\ //Lituus und Galerus//\\ Dissertation Universität Wien, Wien 1973
   * ''Catherine Dike''\\ //Les cannes à système un monde fabuleux et méconnue//\\ Paris; Genève: Ed de l'amateur, 1985   * ''Catherine Dike''\\ //Les cannes à système un monde fabuleux et méconnue//\\ Paris; Genève: Ed de l'amateur, 1985
-  * ''Frederick Feulner & Sönke Hartz''\\ //Ein Loch, sieben Ecken und 280 Kerben//\\ Der Kultstab von Grube-Rosenhof in Ostholstein\\ In: Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 2011 S. 22–25+  * ''Frederick Feulner & Sönke Hartz''\\ //Ein [[wiki:loch|Loch]], sieben Ecken und 280 Kerben//\\ Der Kultstab von Grube-Rosenhof in Ostholstein\\ In: Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 2011 S. 22–25
   * ''Frederick Feulner''\\ //Die mesolithischen durchlochten Geweihstangen im südwestlichen Ostseeraum//\\  Starigarder Jahresberichte des Fördervereins des Institut für Ur- und Frühgeschichte\\ CAU Kiel Bd. 6 2005 S. 7–14   * ''Frederick Feulner''\\ //Die mesolithischen durchlochten Geweihstangen im südwestlichen Ostseeraum//\\  Starigarder Jahresberichte des Fördervereins des Institut für Ur- und Frühgeschichte\\ CAU Kiel Bd. 6 2005 S. 7–14
   * ''Friedrich Focke''\\ //Szepter und Krummstab. Eine symbolgeschichtliche Untersuchung//\\ In: Wilhelm Tack (Hrsg.): Festgabe für Alois Fuchs zum 70. Geburtstage am 19. Juni 1947\\ Schöningh, Paderborn 1950, S. 337–387\\ ''David Grant; Edward Hart''\\ //Shepherds' crooks and walking sticks//\\ Skipton : Dalesman, 1995   * ''Friedrich Focke''\\ //Szepter und Krummstab. Eine symbolgeschichtliche Untersuchung//\\ In: Wilhelm Tack (Hrsg.): Festgabe für Alois Fuchs zum 70. Geburtstage am 19. Juni 1947\\ Schöningh, Paderborn 1950, S. 337–387\\ ''David Grant; Edward Hart''\\ //Shepherds' crooks and walking sticks//\\ Skipton : Dalesman, 1995
wiki/stab.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/02 07:57 von norbert

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