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wiki:stab

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 Wird das Vergleichen mit Zahlen kombiniert, so wird aus einem regelmäßigen Abzählen ein [[wiki:messen|Messen]]. Spätestens beim Verteilen von Feldern und beim Bauen wird ein systematisches Messen und die Organisation des Wissens erforderlich ((''Jürgen Renn, Wilhelm Osthues, Hermann Schlimme''\\ Wissensgeschichte der Architektur\\ Bd. 1 Vom Neolithikum bis zum Alten Orient; Bd. 2 Vom Alten Ägypten bis zum Antiken Rom, Berlin [u.a.] Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte [u.a.] 2014)). Das ausgewachsene Rohr stabiler pseudoverholzender Gewächse (Steckenkräuter, Papyrus, Bambus) wird durch Knoten regelmäßig unterteilt in abzählbare Abschnitte, deren Länge zum Vergleichen genutzt werden kann. Wird das Vergleichen mit Zahlen kombiniert, so wird aus einem regelmäßigen Abzählen ein [[wiki:messen|Messen]]. Spätestens beim Verteilen von Feldern und beim Bauen wird ein systematisches Messen und die Organisation des Wissens erforderlich ((''Jürgen Renn, Wilhelm Osthues, Hermann Schlimme''\\ Wissensgeschichte der Architektur\\ Bd. 1 Vom Neolithikum bis zum Alten Orient; Bd. 2 Vom Alten Ägypten bis zum Antiken Rom, Berlin [u.a.] Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte [u.a.] 2014)). Das ausgewachsene Rohr stabiler pseudoverholzender Gewächse (Steckenkräuter, Papyrus, Bambus) wird durch Knoten regelmäßig unterteilt in abzählbare Abschnitte, deren Länge zum Vergleichen genutzt werden kann.
  
-»Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem Messstab gleich, und mir wurde gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die dort anbeten.« ((Off. 11:1)) »Und der mit mir redete, hatte einen Messstab, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen und ihre Tore und ihre Mauer. Und die Stadt ist viereckig angelegt und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte.« ((Off. 21:15 f.)) Geplante Siedlungen mit Bauten und Feldern bedürfen der vorherigen Ausmessung. Die indischen //Veden// (2. Jahrtausend v. Chr.) kennen ursprünglich vier //Richtungs//gottheiten (Dikpala, Lokapala) wie ''Agni'' (Süden, āgneya), ''Kubera'' (Norden, uttera), ''Yama'', ''Indra''. Zu deren Attributen gehören auch Stäbe (danda, shakta) und Seile (pasam, pasa), die sich als Messwerkzeuge deuten lassen. Auch der babylonische Gott ''Marduk'' trägt Messseil und Messstab ((''Fritz Scheidegger''\\ //Aus der Geschichte der Bautechnik//\\ Birkhäuser, Basel  1994; S. 12, 15)), wobei das Messseil durch Knoten in Abschnitte unterteilt wurde ((»Ägyptisches Dreieck«: Ein in sich geschlossenes Seilstück mit 12 Knoten ergibt immer ein rechtwinkliges Dreieck, wenn die Seiten 3-4-5 Knoten aufweisen.)).\\ Das sumerische `gin´ mit dem Ideogramm »Halm« war ein (Schilf-)rohr als **Längenmaß** mit einer definierten Länge von etwa drei Metern, gelangte über das akkadische //qanu// und das hebräische קנה (kane, als Messrute von 6 Ellen in Hesekiel 40,5) ins Griechische //xaváv// und schließlich als //kanon// ins Griechische (`Lineal´) und Lateinische mit der bis heute gleichbleibenden Bedeutung, nämlich als verbindlicher Maßstab, als strenge Vorgabe ((''Adalbert Kutz''\\ //Musikgeschichte und Tonsystematik//\\ Studien zur Entwicklung der Musik in der Stadtkultur\\ Junker und Dünnhaupt, Berlin 1943\\ ''Hans Gerd Tuchel''\\ //Studien zur italienischen Phytotoponomastik//\\ Diss. Universität Köln 1961\\ = Kölner romanistische Arbeiten, Neue Folge 23\\ ''Ernst Wasserzieher, Werner Betz''\\ //Woher? Ableitendes Wörterbuch der deutschen Sprache//\\ F. Dümmler, Bonn 1962 )). Als //canna// blieb es bis in die Neuzeit ein italienisches Längenmaß von etwa 2 m und als //canne// ein französisches Längenmaß etwa 2,3 m.+»Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem Messstab gleich, und mir wurde gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die dort anbeten.« ((Off. 11:1)) »Und der mit mir redete, hatte einen Messstab, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen und ihre Tore und ihre Mauer. Und die Stadt ist viereckig angelegt und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte.« ((Off. 21:15 f.)) Geplante Siedlungen mit Bauten und Feldern bedürfen der vorherigen Ausmessung. Die indischen //Veden// (2. Jahrtausend v. Chr.) kennen ursprünglich vier //Richtungs//gottheiten (Dikpala, Lokapala) wie ''Agni'' (Süden, āgneya), ''Kubera'' (Norden, uttera), ''Yama'', ''Indra''. Zu deren Attributen gehören auch Stäbe (danda, shakta) und Seile (pasam, pasa), die sich als Messwerkzeuge deuten lassen. Auch der babylonische Gott ''Marduk'' trägt Messseil und Messstab ((''Fritz Scheidegger''\\ //Aus der Geschichte der Bautechnik//\\ Birkhäuser, Basel  1994; S. 12, 15.\\ ''Uwe Sievertsen''\\ //Bauwissen im Alten Orient.//\\ S. 131–280 in: Jürgen Renn, Wilhelm Osthues and Hermann Schlimme (Hrsg.): Wissensgeschichte der Architektur : Band I: Vom Neolithikum bis zum Alten Orient. Berlin 2014: Neopubli [[https://www.mprl-series.mpg.de/media/studies/3/5/stud3ch5.pdf|Online]]; S. 249 Fn. 385–387 mit zahlreichen Quellen, insbes.: ''Ess, M. van'': //Bautechnische Beobachtungen in Uruk.// In: Uruk. 5000 Jahre Megacity. Hrsg. von N. Crüsemann, M. van Ess, M. Hilgert und B. Salje. Petersberg: Imhof, 232–233.\\ ''Bonatz, D.'': //Stelen der Gudea- und Ur III-Zeit. Bildliche Wege des Wissenstransfers im Alten Orient.// S. 307–326 in: H. Neumann (Hg.): Wissenskultur im Alten Orient. Weltanschauung, Wissenschaften, Techniken, Technologien. 4. Internationales Colloquium der Deutschen Orient-Gesellschaft 20.–22. Februar 2002, Münster. Wiesbaden 2012: Harrassowitz.)), wobei das Messseil durch Knoten in Abschnitte unterteilt wurde ((»Ägyptisches Dreieck«: Ein in sich geschlossenes Seilstück mit 12 Knoten ergibt immer ein rechtwinkliges Dreieck, wenn die Seiten 3-4-5 Knoten aufweisen.)).\\ Das sumerische `gin´ mit dem Ideogramm »Halm« war ein (Schilf-)rohr als **Längenmaß** mit einer definierten Länge von etwa drei Metern, gelangte über das akkadische //qanu// und das hebräische קנה (kane, als Messrute von 6 Ellen in Hesekiel 40,5) ins Griechische //xaváv// und schließlich als //kanon// ins Griechische (`Lineal´) und Lateinische mit der bis heute gleichbleibenden Bedeutung, nämlich als verbindlicher Maßstab, als strenge Vorgabe ((''Adalbert Kutz''\\ //Musikgeschichte und Tonsystematik//\\ Studien zur Entwicklung der Musik in der Stadtkultur\\ Junker und Dünnhaupt, Berlin 1943\\ ''Hans Gerd Tuchel''\\ //Studien zur italienischen Phytotoponomastik//\\ Diss. Universität Köln 1961\\ = Kölner romanistische Arbeiten, Neue Folge 23\\ ''Ernst Wasserzieher, Werner Betz''\\ //Woher? Ableitendes Wörterbuch der deutschen Sprache//\\ F. Dümmler, Bonn 1962 )). Als //canna// blieb es bis in die Neuzeit ein italienisches Längenmaß von etwa 2 m und als //canne// ein französisches Längenmaß etwa 2,3 m.
  
 Die Rohrabschnitte wurden als **Behälter für Flüssigkeiten** genutzt, etwa als `Kanne´. Ein Riesenfenchelstängel von 3 Metern Länge und mit 4 Zentimetern Innendurchmesser hat ein Volumen von 3,7 Litern, darauf könnten alte Maße beruhen: z.b. altägyptisches Heqat 4,75 l; hebräisches הִין hîn etwa 3,7l (( Ex 29,40; Ex 30,24; Lev 19,36; Lev 23,13; Num 15,4-10; Num 28,5-14; Ez 4,11; Ez 45,24; Ez 46,5-14)). Die Rohrabschnitte wurden als **Behälter für Flüssigkeiten** genutzt, etwa als `Kanne´. Ein Riesenfenchelstängel von 3 Metern Länge und mit 4 Zentimetern Innendurchmesser hat ein Volumen von 3,7 Litern, darauf könnten alte Maße beruhen: z.b. altägyptisches Heqat 4,75 l; hebräisches הִין hîn etwa 3,7l (( Ex 29,40; Ex 30,24; Lev 19,36; Lev 23,13; Num 15,4-10; Num 28,5-14; Ez 4,11; Ez 45,24; Ez 46,5-14)).
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 Außergewöhnliche Stäbe kennzeichneten jedoch die germanischen Seherinnen, die daher auch als [[wiki:voelva|völva]] `Stabträgerin´ bezeichnet wurden.\\  Außergewöhnliche Stäbe kennzeichneten jedoch die germanischen Seherinnen, die daher auch als [[wiki:voelva|völva]] `Stabträgerin´ bezeichnet wurden.\\ 
-Sprachlich verwandt damit ist der altfriesische //walu-berа// `//Stabträger´//, ein »Fahrender Mann, Wanderer, [[wiki:pilger|Pilger]], Wallfahrter« oder  [[http://www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemma=wallaere|Waller]], daher auch `Wallfahrt´. `[[https://onp.ku.dk/onp/onp.php?o88474|vǫlr]]´ und got. //walus// `Stab´ führen zu einer gemeinsamen indogermanischen Wurzel `u̯el-7, also ´rollen´ > `runder Stab' ((Mittelirisch fethid ’geht, macht seinen Weg’, althochdeutsch wadal ̄on, wall ̄on ’umhergehen, wandern; umherwogen’, altenglisch wacuma ’Woge, Welle’, wacol ’Vollmond’, und Verwandtes, S. 277-314 in: Die Indogermanistik und ihre Anrainer. Dritte Tagung der Vergleichenden Sprachwissenschaftler der Neuen Länder. Stattgehabt an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald in Pommern am 19. und 20. Mai 2000, hrsg. von Thorwald POSCHENRIEDER (= IBS Bd. 114), Innsbruck 2004 )).\\+Sprachlich verwandt damit ist der altfriesische //walu-berа// `//Stabträger´// ((auch: walubora; urgerm.*buran-m. ’Träger, Bringer’)), ein »Fahrender Mann, Wanderer, [[wiki:pilger|Pilger]], Wallfahrter« oder  [[http://www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemma=wallaere|Waller]], daher auch `Wallfahrt´. `[[https://onp.ku.dk/onp/onp.php?o88474|vǫlr]]´ und got. //walus// `Stab´ führen zu einer gemeinsamen indogermanischen Wurzel `u̯el-7, also ´rollen´ > `runder Stab' ((Mittelirisch fethid ’geht, macht seinen Weg’, althochdeutsch wadal ̄on, wall ̄on ’umhergehen, wandern; umherwogen’, altenglisch wacuma ’Woge, Welle’, wacol ’Vollmond’, und Verwandtes, S. 277-314 in: Die Indogermanistik und ihre Anrainer. Dritte Tagung der Vergleichenden Sprachwissenschaftler der Neuen Länder. Stattgehabt an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald in Pommern am 19. und 20. Mai 2000, hrsg. von Thorwald POSCHENRIEDER (= IBS Bd. 114), Innsbruck 2004 )).\\
 Der ostfriesische //wālrīder//, //wōlrīder//, der im Saterland als weibliche //walriderske// und in Westfalen als //walrieske// ist analog zu walubera ein '//stockreiter//', ein Nachtgespenst. Der ostfriesische //wālrīder//, //wōlrīder//, der im Saterland als weibliche //walriderske// und in Westfalen als //walrieske// ist analog zu walubera ein '//stockreiter//', ein Nachtgespenst.
  
wiki/stab.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/02 07:57 von norbert

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