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 === Form- und kraftschlüssige Stab-Werkzeuge (Energietechnik) === === Form- und kraftschlüssige Stab-Werkzeuge (Energietechnik) ===
-Kraft dient hier dazu, Energie über einen //Stab als Welle// zu übertragen und durch Energieumwandlung etwas Neues zu erzeugen: Butter, Feuer, Löcher, Töpfe.+Kraft dient hier dazu, Energie über einen //Stab als Welle// zu übertragen und durch Energieumwandlung etwas Neues zu erzeugen: Butter, Feuer, [[wiki:loch|Löcher]], Töpfe.
 ^ Krafteinleitung ^ Handlung ^ Eigenheit ^ Primär-Werkzeug ^ Beispiel ^ ^ Krafteinleitung ^ Handlung ^ Eigenheit ^ Primär-Werkzeug ^ Beispiel ^
 | Drehmoment | Rühren | Form ^ Quirl | Butterstab | | Drehmoment | Rühren | Form ^ Quirl | Butterstab |
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 Wird das Vergleichen mit Zahlen kombiniert, so wird aus einem regelmäßigen Abzählen ein [[wiki:messen|Messen]]. Spätestens beim Verteilen von Feldern und beim Bauen wird ein systematisches Messen und die Organisation des Wissens erforderlich ((''Jürgen Renn, Wilhelm Osthues, Hermann Schlimme''\\ Wissensgeschichte der Architektur\\ Bd. 1 Vom Neolithikum bis zum Alten Orient; Bd. 2 Vom Alten Ägypten bis zum Antiken Rom, Berlin [u.a.] Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte [u.a.] 2014)). Das ausgewachsene Rohr stabiler pseudoverholzender Gewächse (Steckenkräuter, Papyrus, Bambus) wird durch Knoten regelmäßig unterteilt in abzählbare Abschnitte, deren Länge zum Vergleichen genutzt werden kann. Wird das Vergleichen mit Zahlen kombiniert, so wird aus einem regelmäßigen Abzählen ein [[wiki:messen|Messen]]. Spätestens beim Verteilen von Feldern und beim Bauen wird ein systematisches Messen und die Organisation des Wissens erforderlich ((''Jürgen Renn, Wilhelm Osthues, Hermann Schlimme''\\ Wissensgeschichte der Architektur\\ Bd. 1 Vom Neolithikum bis zum Alten Orient; Bd. 2 Vom Alten Ägypten bis zum Antiken Rom, Berlin [u.a.] Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte [u.a.] 2014)). Das ausgewachsene Rohr stabiler pseudoverholzender Gewächse (Steckenkräuter, Papyrus, Bambus) wird durch Knoten regelmäßig unterteilt in abzählbare Abschnitte, deren Länge zum Vergleichen genutzt werden kann.
  
-»Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem Messstab gleich, und mir wurde gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die dort anbeten.« ((Off. 11:1)) »Und der mit mir redete, hatte einen Messstab, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen und ihre Tore und ihre Mauer. Und die Stadt ist viereckig angelegt und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte.« ((Off. 21:15 f.)) Geplante Siedlungen mit Bauten und Feldern bedürfen der vorherigen Ausmessung. Die indischen //Veden// (2. Jahrtausend v. Chr.) kennen ursprünglich vier //Richtungs//gottheiten (Dikpala, Lokapala) wie ''Agni'' (Süden, āgneya), ''Kubera'' (Norden, uttera), ''Yama'', ''Indra''. Zu deren Attributen gehören auch Stäbe (danda, shakta) und Seile (pasam, pasa), die sich als Messwerkzeuge deuten lassen. Auch der babylonische Gott ''Marduk'' trägt Messseil und Messstab ((''Fritz Scheidegger''\\ //Aus der Geschichte der Bautechnik//\\ Birkhäuser, Basel  1994; S. 12, 15)), wobei das Messseil durch Knoten in Abschnitte unterteilt wurde ((»Ägyptisches Dreieck«: Ein in sich geschlossenes Seilstück mit 12 Knoten ergibt immer ein rechtwinkliges Dreieck, wenn die Seiten 3-4-5 Knoten aufweisen.)).\\ Das sumerische `gin´ mit dem Ideogramm »Halm« war ein (Schilf-)rohr als **Längenmaß** mit einer definierten Länge von etwa drei Metern, gelangte über das akkadische //qanu// und das hebräische קנה (kane, als Messrute von 6 Ellen in Hesekiel 40,5) ins Griechische //xaváv// und schließlich als //kanon// ins Griechische (`Lineal´) und Lateinische mit der bis heute gleichbleibenden Bedeutung, nämlich als verbindlicher Maßstab, als strenge Vorgabe ((''Adalbert Kutz''\\ //Musikgeschichte und Tonsystematik//\\ Studien zur Entwicklung der Musik in der Stadtkultur\\ Junker und Dünnhaupt, Berlin 1943\\ ''Hans Gerd Tuchel''\\ //Studien zur italienischen Phytotoponomastik//\\ Diss. Universität Köln 1961\\ = Kölner romanistische Arbeiten, Neue Folge 23\\ ''Ernst Wasserzieher, Werner Betz''\\ //Woher? Ableitendes Wörterbuch der deutschen Sprache//\\ F. Dümmler, Bonn 1962 )). Als //canna// blieb es bis in die Neuzeit ein italienisches Längenmaß von etwa 2 m und als //canne// ein französisches Längenmaß etwa 2,3 m.+»Und es wurde mir ein Rohr gegeben, einem Messstab gleich, und mir wurde gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die dort anbeten.« ((Off. 11:1)) »Und der mit mir redete, hatte einen Messstab, ein goldenes Rohr, um die Stadt zu messen und ihre Tore und ihre Mauer. Und die Stadt ist viereckig angelegt und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: zwölftausend Stadien. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich. Und er maß ihre Mauer: hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte.« ((Off. 21:15 f.)) Geplante Siedlungen mit Bauten und Feldern bedürfen der vorherigen Ausmessung. Die indischen //Veden// (2. Jahrtausend v. Chr.) kennen ursprünglich vier //Richtungs//gottheiten (Dikpala, Lokapala) wie ''Agni'' (Süden, āgneya), ''Kubera'' (Norden, uttera), ''Yama'', ''Indra''. Zu deren Attributen gehören auch Stäbe (danda, shakta) und Seile (pasam, pasa), die sich als Messwerkzeuge deuten lassen. Auch der babylonische Gott ''Marduk'' trägt Messseil und Messstab ((''Fritz Scheidegger''\\ //Aus der Geschichte der Bautechnik//\\ Birkhäuser, Basel  1994; S. 12, 15.\\ ''Uwe Sievertsen''\\ //Bauwissen im Alten Orient.//\\ S. 131–280 in: Jürgen Renn, Wilhelm Osthues and Hermann Schlimme (Hrsg.): Wissensgeschichte der Architektur : Band I: Vom Neolithikum bis zum Alten Orient. Berlin 2014: Neopubli [[https://www.mprl-series.mpg.de/media/studies/3/5/stud3ch5.pdf|Online]]; S. 249 Fn. 385–387 mit zahlreichen Quellen, insbes.: ''Ess, M. van'': //Bautechnische Beobachtungen in Uruk.// In: Uruk. 5000 Jahre Megacity. Hrsg. von N. Crüsemann, M. van Ess, M. Hilgert und B. Salje. Petersberg: Imhof, 232–233.\\ ''Bonatz, D.'': //Stelen der Gudea- und Ur III-Zeit. Bildliche Wege des Wissenstransfers im Alten Orient.// S. 307–326 in: H. Neumann (Hg.): Wissenskultur im Alten Orient. Weltanschauung, Wissenschaften, Techniken, Technologien. 4. Internationales Colloquium der Deutschen Orient-Gesellschaft 20.–22. Februar 2002, Münster. Wiesbaden 2012: Harrassowitz.)), wobei das Messseil durch Knoten in Abschnitte unterteilt wurde ((»Ägyptisches Dreieck«: Ein in sich geschlossenes Seilstück mit 12 Knoten ergibt immer ein rechtwinkliges Dreieck, wenn die Seiten 3-4-5 Knoten aufweisen.)).\\ Das sumerische `gin´ mit dem Ideogramm »Halm« war ein (Schilf-)rohr als **Längenmaß** mit einer definierten Länge von etwa drei Metern, gelangte über das akkadische //qanu// und das hebräische קנה (kane, als Messrute von 6 Ellen in Hesekiel 40,5) ins Griechische //xaváv// und schließlich als //kanon// ins Griechische (`Lineal´) und Lateinische mit der bis heute gleichbleibenden Bedeutung, nämlich als verbindlicher Maßstab, als strenge Vorgabe ((''Adalbert Kutz''\\ //Musikgeschichte und Tonsystematik//\\ Studien zur Entwicklung der Musik in der Stadtkultur\\ Junker und Dünnhaupt, Berlin 1943\\ ''Hans Gerd Tuchel''\\ //Studien zur italienischen Phytotoponomastik//\\ Diss. Universität Köln 1961\\ = Kölner romanistische Arbeiten, Neue Folge 23\\ ''Ernst Wasserzieher, Werner Betz''\\ //Woher? Ableitendes Wörterbuch der deutschen Sprache//\\ F. Dümmler, Bonn 1962 )). Als //canna// blieb es bis in die Neuzeit ein italienisches Längenmaß von etwa 2 m und als //canne// ein französisches Längenmaß etwa 2,3 m.
  
 Die Rohrabschnitte wurden als **Behälter für Flüssigkeiten** genutzt, etwa als `Kanne´. Ein Riesenfenchelstängel von 3 Metern Länge und mit 4 Zentimetern Innendurchmesser hat ein Volumen von 3,7 Litern, darauf könnten alte Maße beruhen: z.b. altägyptisches Heqat 4,75 l; hebräisches הִין hîn etwa 3,7l (( Ex 29,40; Ex 30,24; Lev 19,36; Lev 23,13; Num 15,4-10; Num 28,5-14; Ez 4,11; Ez 45,24; Ez 46,5-14)). Die Rohrabschnitte wurden als **Behälter für Flüssigkeiten** genutzt, etwa als `Kanne´. Ein Riesenfenchelstängel von 3 Metern Länge und mit 4 Zentimetern Innendurchmesser hat ein Volumen von 3,7 Litern, darauf könnten alte Maße beruhen: z.b. altägyptisches Heqat 4,75 l; hebräisches הִין hîn etwa 3,7l (( Ex 29,40; Ex 30,24; Lev 19,36; Lev 23,13; Num 15,4-10; Num 28,5-14; Ez 4,11; Ez 45,24; Ez 46,5-14)).
  
-Mit Stab und Seil wird das **Unterteilen von Flächen** möglich ((''Eleanor Robson''\\ //Mathematics in Ancient Iraq// A Social History\\ NJ Princeton University Press [2020]  2009)); mit dem Stab als Polstock lässt sich ein Kreis schlagen; mit dem Stab als Schattenstab eine Sonnenuhr konstruieren und die **Himmelsrichtungen** festlegen (siehe Lituus). Der älteste Schattenstab (Gnomon) für astronomische Messungen wurde in Taosi (China) ausgegraben und auf ca 2.3000 vor Chr. datiert (( ''Li, Geng'' (2014). //Gnomons in Ancient China//. In Ruggles, Clive (ed.). Handbook of Archaeoastronomy and Ethnoastronomy. Springer New York (published July 7, 2014). p. 2095. ISBN 978-1-4614-6141-8. )).+Mit Stab und Seil wird das **Unterteilen von Flächen** möglich ((''Eleanor Robson''\\ //Mathematics in Ancient Iraq// A Social History\\ NJ Princeton University Press [2020]  2009)); mit dem Stab als Polstock lässt sich ein Kreis schlagen; mit dem Stab als Schattenstab eine Sonnenuhr konstruieren und die **[[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]]** festlegen (siehe Lituus). Der älteste Schattenstab (Gnomon) für astronomische Messungen wurde in Taosi (China) ausgegraben und auf ca 2.3000 vor Chr. datiert (( ''Li, Geng'' (2014). //Gnomons in Ancient China//. In Ruggles, Clive (ed.). Handbook of Archaeoastronomy and Ethnoastronomy. Springer New York (published July 7, 2014). p. 2095. ISBN 978-1-4614-6141-8. )).
  
 ==== Der Stab als Medium der Kommunikation ==== ==== Der Stab als Medium der Kommunikation ====
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   * Die Kerben (60+48+60) auf dem 20.000 Jahre alten Ishango-Knochen ((''A. Beutelspacher'' (Springer 2018). //Zahlen, Formeln, Gleichungen: Algebra für Studium und Unterricht.//\\ Alten, H.-W. (2005). 4000 Jahre Algebra: Geschichte, Kulturen, Menschen. Springer, Berlin)) aus dem Kongo und ein zweiter Knochen aus Ishango mit 90 Kerben lassen auf ein Dezimal- und Duodezimalsystem schließen oder sogar als Rechenwerkzeug ((''Pletser, V. and Huylebrouck, D.'' (1999). //The ishango artefact: the missing base 12 link//. In Katachi University Symmetry Congress (KUS2), Tsukuba, Japan, pages Paper–C11. T. Ogawa, S. Mitamura, D. Nagy & R. Takaki.))   * Die Kerben (60+48+60) auf dem 20.000 Jahre alten Ishango-Knochen ((''A. Beutelspacher'' (Springer 2018). //Zahlen, Formeln, Gleichungen: Algebra für Studium und Unterricht.//\\ Alten, H.-W. (2005). 4000 Jahre Algebra: Geschichte, Kulturen, Menschen. Springer, Berlin)) aus dem Kongo und ein zweiter Knochen aus Ishango mit 90 Kerben lassen auf ein Dezimal- und Duodezimalsystem schließen oder sogar als Rechenwerkzeug ((''Pletser, V. and Huylebrouck, D.'' (1999). //The ishango artefact: the missing base 12 link//. In Katachi University Symmetry Congress (KUS2), Tsukuba, Japan, pages Paper–C11. T. Ogawa, S. Mitamura, D. Nagy & R. Takaki.))
   * 29 Kerben auf einem rund 30.000 Jahre alten Pavianknochen im südlichen Afrika, dem »Lebombo-Knochen« werden als Kalender gedeutet, da Kalenderstäbe bei den San bis in die Neuzeit gebräuchlich waren ((Beaumont, Peter B. (1973). "Border Cave – A Progress Report". S. Afr. J. Science. 69: 41–46)).   * 29 Kerben auf einem rund 30.000 Jahre alten Pavianknochen im südlichen Afrika, dem »Lebombo-Knochen« werden als Kalender gedeutet, da Kalenderstäbe bei den San bis in die Neuzeit gebräuchlich waren ((Beaumont, Peter B. (1973). "Border Cave – A Progress Report". S. Afr. J. Science. 69: 41–46)).
-  * Der Lochstab von Grube-Rosenhof ((''Frederick Feulner''\\ //Die mesolithischen durchlochten Geweihstangen im südwestlichen Ostseeraum.//\\ Starigarder Jahresberichte des Fördervereins des Institut für Ur- und Frühgeschichte CAU Kiel Bd. 6 2005 S. 7–14\\ ''Frederick Feulner & Sönke Hartz''\\// Ein Loch, sieben Ecken und 280 Kerben – Der Kultstab von Grube-Rosenhof in Ostholstein//\\ In: Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 2011 S. 22–25)) in Ostholstein wurde zwischen 4800 und 4600 v. Chr. datiert. Er besteht aus einer 58 Zentimeter langen Rothirschgeweihstange. Ein konisches Schaftloch diente als Aufnahme für einen 26 Zentimeter langen Eschenholzstiel. Er gehört zwar zu einer Gruppe von Lochstäben im südlichen Ostseeraum, unterscheidet sich von diesen jedoch sowohl durch (1.) den Stiel, (2.) seine abschnittweise siebeneckige Facettierung und (3.) durch 280 bedacht gruppierte Kerben auf der Geweihstange.\\ Das Objekt erscheint als ein geschäftetes Werkzeug, der Stiel könnte ebenso als Griff wie als Stütze gedient haben. Damit erschließt sich sein mechanischer Zweck jedoch nicht. Eingedenk der Kerben liegt es nahe, hier ein primär informationstechnisches Werkzeug zu vermuten. Ein einfacher Kerbstab zum Speichern einer Information benötigt aber keinen Stiel, also könnte dieser für eine Messung gedient haben.+  * Der Lochstab von Grube-Rosenhof ((''Frederick Feulner''\\ //Die mesolithischen durchlochten Geweihstangen im südwestlichen Ostseeraum.//\\ Starigarder Jahresberichte des Fördervereins des Institut für Ur- und Frühgeschichte CAU Kiel Bd. 6 2005 S. 7–14\\ ''Frederick Feulner & Sönke Hartz''\\// Ein [[wiki:loch|Loch]], sieben Ecken und 280 Kerben – Der Kultstab von Grube-Rosenhof in Ostholstein//\\ In: Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 2011 S. 22–25)) in Ostholstein wurde zwischen 4800 und 4600 v. Chr. datiert. Er besteht aus einer 58 Zentimeter langen Rothirschgeweihstange. Ein konisches Schaftloch diente als Aufnahme für einen 26 Zentimeter langen Eschenholzstiel. Er gehört zwar zu einer Gruppe von Lochstäben im südlichen Ostseeraum, unterscheidet sich von diesen jedoch sowohl durch (1.) den Stiel, (2.) seine abschnittweise siebeneckige Facettierung und (3.) durch 280 bedacht gruppierte Kerben auf der Geweihstange.\\ Das Objekt erscheint als ein geschäftetes Werkzeug, der Stiel könnte ebenso als Griff wie als Stütze gedient haben. Damit erschließt sich sein mechanischer Zweck jedoch nicht. Eingedenk der Kerben liegt es nahe, hier ein primär informationstechnisches Werkzeug zu vermuten. Ein einfacher Kerbstab zum Speichern einer Information benötigt aber keinen Stiel, also könnte dieser für eine Messung gedient haben.
   * Der Wolfsknochen aus dem tschechischen Dolní Věstonice ist rund 30.000 Jahre alt und zeigt 25+30 Kerben. Dort fanden sich allerdings weitere Kerbstäbe, die als Mondkalender gedeutet wurden ((''Emmerling, E., H. Geer and B. Klíma''\\ 1993, //Ein Mondkalenderstab aus Dolní Vĕstonice//, Quartär 43/44, 151– 62)).   * Der Wolfsknochen aus dem tschechischen Dolní Věstonice ist rund 30.000 Jahre alt und zeigt 25+30 Kerben. Dort fanden sich allerdings weitere Kerbstäbe, die als Mondkalender gedeutet wurden ((''Emmerling, E., H. Geer and B. Klíma''\\ 1993, //Ein Mondkalenderstab aus Dolní Vĕstonice//, Quartär 43/44, 151– 62)).
  
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 Der [[wiki:begriff|Begriff]] Zepter ist ein Lehnwort aus dem Griechischen σκήπτω `stützen´ und σκίπων, σκῆπτρον skeptron `Stab´. Wie die deutschen Begriffe `Schaft´ und `schaben´ führt dies zurück auf indogermanisches `[[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|(s)kā̆p-]]´, also `mit scharfem Werkzeug schneiden, spalten´, hier im Sinne eines abgeschnittenen Astes als Stab. Seine Bedeutung als Zeichen für absolute Macht im Sinne von `Zepter´ erfolgte in Europa in der römischen Antike, wo zuerst das `scipio eburneus´ ((mit möglicherweise etruskischem Ursprung)) als Insigne der `viri triumphalis´ erscheint, hatte sich also bereits vor 2.500 Jahren als elfenbeinerner Stab weit entfernt von einem ursprünglichen Ast.  Der [[wiki:begriff|Begriff]] Zepter ist ein Lehnwort aus dem Griechischen σκήπτω `stützen´ und σκίπων, σκῆπτρον skeptron `Stab´. Wie die deutschen Begriffe `Schaft´ und `schaben´ führt dies zurück auf indogermanisches `[[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|(s)kā̆p-]]´, also `mit scharfem Werkzeug schneiden, spalten´, hier im Sinne eines abgeschnittenen Astes als Stab. Seine Bedeutung als Zeichen für absolute Macht im Sinne von `Zepter´ erfolgte in Europa in der römischen Antike, wo zuerst das `scipio eburneus´ ((mit möglicherweise etruskischem Ursprung)) als Insigne der `viri triumphalis´ erscheint, hatte sich also bereits vor 2.500 Jahren als elfenbeinerner Stab weit entfernt von einem ursprünglichen Ast. 
  
-Älter ist das Zepter in den altorientalischen Gesellschaften. Herrschaft bedeutete zwischen Nil und Euphrat den Zugang zum Wasser zu kontrollieren. Ägyptische Göttinen tragen ein Papyruszepter mit glatten Blütenrändern, Götter einen Lotosblütenstab mit gezackten Blatträndern, weil die Wasser-Hieroglyphe gezackt ist. Auch die Bibel weist ein breits Spektrum von Insignien und Zepter auf ((»Anführer (4 Mos.20:8; Richt. 5:14), Fürsten und Heerführer (4 Mos. 21:18; 1 Sam.14:27; 1 Mos.49:10;4 Mos.24:17; Ps. 45:7; 60:9; 108:9; 110:2; Ez. 9:11; Am. 1:5; Sach.10:11; Weish.10:14; Bar. 6:13) und durch den Zusatz von Beiwörtern die Art der Herrschaft angedeutet (Ps. 2, 9; 45, 7; 133, 3) s.\\ ''Daniel Schenkel; Johann Friedrich Bruch''\\ //Bibel-Lexikon : Realwörterbuch zum Handgebrauch für Geistliche und Gemeindeglieder//\\ Leipzig : Brockhaus, 1875)). Gab man jemandem aber ein Zepter aus Rohr, so machte man ihn lächerlich ((Matth. 27:29; Mark. 15:19)).+Älter ist das Zepter in den altorientalischen Gesellschaften. Herrschaft bedeutete zwischen Nil und Euphrat den Zugang zum Wasser zu kontrollieren. Ägyptische Göttinen tragen ein Papyruszepter mit glatten Blütenrändern, Götter einen Lotosblütenstab mit gezackten Blatträndern, weil die Wasser-Hieroglyphe gezackt ist. Auch die Bibel weist ein breites Spektrum von Insignien und Zepter auf ((»Anführer (4 Mos.20:8; Richt. 5:14), Fürsten und Heerführer (4 Mos. 21:18; 1 Sam.14:27; 1 Mos.49:10;4 Mos.24:17; Ps. 45:7; 60:9; 108:9; 110:2; Ez. 9:11; Am. 1:5; Sach.10:11; Weish.10:14; Bar. 6:13) und durch den Zusatz von Beiwörtern die Art der Herrschaft angedeutet (Ps. 2, 9; 45, 7; 133, 3) s.\\ ''Daniel Schenkel; Johann Friedrich Bruch''\\ //Bibel-Lexikon : Realwörterbuch zum Handgebrauch für Geistliche und Gemeindeglieder//\\ Leipzig : Brockhaus, 1875)). Gab man jemandem aber ein Zepter aus Rohr, so machte man ihn lächerlich ((Matth. 27:29; Mark. 15:19)).
  
 In den europäischen Waldgebieten konnte es ein solches zentrales System nicht geben. Der Herzog oder König zeigte hier stattdessen das eiserne Schwert und der nordische Gott ''Thor'' führt den Hammer als geschäftetes Werkzeug und Waffe. In den europäischen Waldgebieten konnte es ein solches zentrales System nicht geben. Der Herzog oder König zeigte hier stattdessen das eiserne Schwert und der nordische Gott ''Thor'' führt den Hammer als geschäftetes Werkzeug und Waffe.
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 Auch esoterisches Wissen wurde von einer Minderheit gehütet und war mit Macht verbunden. Sofern diese Gruppen kennzeichnende Stäbe trugen, sollten sich diese auch als Werkzeug deuten lassen. Da Riten und Kulte eher im Verborgenen stattfanden, führen solche Deutungen zu Vermutungen und Hypothesen, etwa: Auch esoterisches Wissen wurde von einer Minderheit gehütet und war mit Macht verbunden. Sofern diese Gruppen kennzeichnende Stäbe trugen, sollten sich diese auch als Werkzeug deuten lassen. Da Riten und Kulte eher im Verborgenen stattfanden, führen solche Deutungen zu Vermutungen und Hypothesen, etwa:
   * Ring und Stab des baylonischen Stadtgottes könnten Messseil und Messstab für Vermessungen gewesen sein;   * Ring und Stab des baylonischen Stadtgottes könnten Messseil und Messstab für Vermessungen gewesen sein;
-  * der Lituus könnte ein Schattenstab im Indischen Kreis für das Ermitteln der Himmelsrichtungen gewesen sein;+  * der Lituus könnte ein Schattenstab im Indischen Kreis für das Ermitteln der [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]] gewesen sein;
   * die Ferula der Magier und Hohepriester war Behälter für Drogen im medizinischen Sinne;   * die Ferula der Magier und Hohepriester war Behälter für Drogen im medizinischen Sinne;
   * der Taustab des Pharao könnte ein Werkzeug zum Schlangenfang gewesen sein;   * der Taustab des Pharao könnte ein Werkzeug zum Schlangenfang gewesen sein;
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 Außergewöhnliche Stäbe kennzeichneten jedoch die germanischen Seherinnen, die daher auch als [[wiki:voelva|völva]] `Stabträgerin´ bezeichnet wurden.\\  Außergewöhnliche Stäbe kennzeichneten jedoch die germanischen Seherinnen, die daher auch als [[wiki:voelva|völva]] `Stabträgerin´ bezeichnet wurden.\\ 
-Sprachlich verwandt damit ist der altfriesische //walu-berа// `//Stabträger´//, ein »Fahrender Mann, Wanderer, [[wiki:pilger|Pilger]], Wallfahrter« oder  [[http://www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemma=wallaere|Waller]], daher auch `Wallfahrt´. `[[https://onp.ku.dk/onp/onp.php?o88474|vǫlr]]´ und got. //walus// `Stab´ führen zu einer gemeinsamen indogermanischen Wurzel `u̯el-7, also ´rollen´ > `runder Stab' ((Mittelirisch fethid ’geht, macht seinen Weg’, althochdeutsch wadal ̄on, wall ̄on ’umhergehen, wandern; umherwogen’, altenglisch wacuma ’Woge, Welle’, wacol ’Vollmond’, und Verwandtes, S. 277-314 in: Die Indogermanistik und ihre Anrainer. Dritte Tagung der Vergleichenden Sprachwissenschaftler der Neuen Länder. Stattgehabt an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald in Pommern am 19. und 20. Mai 2000, hrsg. von Thorwald POSCHENRIEDER (= IBS Bd. 114), Innsbruck 2004 )).\\+Sprachlich verwandt damit ist der altfriesische //walu-berа// `//Stabträger´// ((auch: walubora; urgerm.*buran-m. ’Träger, Bringer’)), ein »Fahrender Mann, Wanderer, [[wiki:pilger|Pilger]], Wallfahrter« oder  [[http://www.woerterbuchnetz.de/Lexer?lemma=wallaere|Waller]], daher auch `Wallfahrt´. `[[https://onp.ku.dk/onp/onp.php?o88474|vǫlr]]´ und got. //walus// `Stab´ führen zu einer gemeinsamen indogermanischen Wurzel `u̯el-7, also ´rollen´ > `runder Stab' ((Mittelirisch fethid ’geht, macht seinen Weg’, althochdeutsch wadal ̄on, wall ̄on ’umhergehen, wandern; umherwogen’, altenglisch wacuma ’Woge, Welle’, wacol ’Vollmond’, und Verwandtes, S. 277-314 in: Die Indogermanistik und ihre Anrainer. Dritte Tagung der Vergleichenden Sprachwissenschaftler der Neuen Länder. Stattgehabt an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald in Pommern am 19. und 20. Mai 2000, hrsg. von Thorwald POSCHENRIEDER (= IBS Bd. 114), Innsbruck 2004 )).\\
 Der ostfriesische //wālrīder//, //wōlrīder//, der im Saterland als weibliche //walriderske// und in Westfalen als //walrieske// ist analog zu walubera ein '//stockreiter//', ein Nachtgespenst. Der ostfriesische //wālrīder//, //wōlrīder//, der im Saterland als weibliche //walriderske// und in Westfalen als //walrieske// ist analog zu walubera ein '//stockreiter//', ein Nachtgespenst.
  
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 ==== Der Lituus: hethitisch, etruskisch, römisch ==== ==== Der Lituus: hethitisch, etruskisch, römisch ====
-Der //Lituus// des römischen Kaisers war ein stark gekrümmter bis spiralförmig endender Kultstab __ohne__ Knoten mit leicht verdickter Handhabe ((''Erika Simon'' \\ //The Religion of the Etruscans//\\ Nancy Thomson de Grummond (Hg.)\\ University of Texas 2009  S. 38, Abb. 111.13)). Dieser Stab stand für weltliche Herrschaft aber auch für die Eigenschaft des Herrschers als Augur ((''Günter Neumann''\\ //Zur Etymologie von lat. augur//\\ Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft 1976,  219-230)) zur Deutung des Vogelflugs ((''Edwin Flinck''\\ //Auguralia und Verwandtes//\\ in: Ann. Acad. Scient. Fenn. Ser. B tom. XI, 10, Helsinki 1921\\ identisch in: Commentationes in honorem F. Gustafsson, Helsinki 1921)). Unter Kaiser Augustus wurde er zum häufigsten religiösen Symbol und verdrängte den Thyrsos ((''Victoria Györi''\\ //The Lituus and Augustan provincial coinage//\\ Acta  Ant.  Hung. 55, 2015, 45–60)). Etymologisch wird `lituus´ auf `krümmen, biegen´, aber auch `verbergen´ zurückgeführt ((''Rosemarie Lühr'' (Hg.)\\ //Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen//, Band 5, Vandenhoeck & Ruprecht, 2014; Stichwort Lituus\\ ''Gertraud Breyer''\\ //Etruskisches Sprachgut im Lateinischen unter Ausschluss des spezifisch onomastischen Bereiches//\\ Peeters Publishers, 1993, Vergleich der Deutungen S. 139-140: möglicherweise nicht etruskischen Ursprungs.)). Der Sage nach soll der Stadtgründer Romulus damit die Bezirke der Stadt gekennzeichnet haben ((Plutarch, Camillus 32)). Tatsächlich übernahmen die Römer diesen Stab von den Etruskern, deren Wurzeln zu den Hethitern führen ((''Claus Ambos, Ingrid Krauskopf''\\ //The Curved Staff in the Ancient Near East as a Predecessor of the Etruscan Lituus//\\ In: Lammert Bouke van der Meer (Hrsg.): Material aspects of Etruscan religion (= Babesch. Supplementband 16). Peeters, Leuven 2010, ISBN 978-90-429-2366-9, S. 127–153\\ ''S. Alp''\\ //La désignation du Lituus en Hittite//\\ Journal of Cuneiform Studies Vol. 1, No. 2 (1947), S. 164-175\\ The University of Chicago Press\\  DOI: 10.2307/1359263, https://www.jstor.org/stable/1359263\\ ''S. Alp''\\ //Hitit Metinlerinde GIŠkalmuş "lituus" ve ḪUB.BI "küpe" GIŠkalmuş "Lituus" and ḪUB.BI "earring" in the Hittite texts//\\ in: Belleten 12 301-319, 320-324)). In der etruskischen Religion diente der Lituus als Kultstab zum Bestimmen der Himmelsrichtungen, nach denen die Tempel und Felder ausgerichtet wurden. Er könnte dabei als Werkzeug gedient haben. Die Lituus-Funde in Kalkriese könnten so gedeutet werden ((''Wiegels, Rainer''. //Krummstäbe: Rätselhafte Fundstücke Aus Kalkriese//. Archäologie in Deutschland, 2015, pp. 49–52. JSTOR, www.jstor.org/stable/26321971. Accessed 29 Oct. 2020.)).+Der //Lituus// des römischen Kaisers war ein stark gekrümmter bis spiralförmig endender Kultstab __ohne__ Knoten mit leicht verdickter Handhabe ((''Erika Simon'' \\ //The Religion of the Etruscans//\\ Nancy Thomson de Grummond (Hg.)\\ University of Texas 2009  S. 38, Abb. 111.13)). Dieser Stab stand für weltliche Herrschaft aber auch für die Eigenschaft des Herrschers als Augur ((''Günter Neumann''\\ //Zur Etymologie von lat. augur//\\ Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft 1976,  219-230)) zur Deutung des Vogelflugs ((''Edwin Flinck''\\ //Auguralia und Verwandtes//\\ in: Ann. Acad. Scient. Fenn. Ser. B tom. XI, 10, Helsinki 1921\\ identisch in: Commentationes in honorem F. Gustafsson, Helsinki 1921)). Unter Kaiser Augustus wurde er zum häufigsten religiösen Symbol und verdrängte den Thyrsos ((''Victoria Györi''\\ //The Lituus and Augustan provincial coinage//\\ Acta  Ant.  Hung. 55, 2015, 45–60)). Etymologisch wird `lituus´ auf `krümmen, biegen´, aber auch `verbergen´ zurückgeführt ((''Rosemarie Lühr'' (Hg.)\\ //Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen//, Band 5, Vandenhoeck & Ruprecht, 2014; Stichwort Lituus\\ ''Gertraud Breyer''\\ //Etruskisches Sprachgut im Lateinischen unter Ausschluss des spezifisch onomastischen Bereiches//\\ Peeters Publishers, 1993, Vergleich der Deutungen S. 139-140: möglicherweise nicht etruskischen Ursprungs.)). Der Sage nach soll der Stadtgründer Romulus damit die Bezirke der Stadt gekennzeichnet haben ((Plutarch, Camillus 32)). Tatsächlich übernahmen die Römer diesen Stab von den Etruskern, deren Wurzeln zu den Hethitern führen ((''Claus Ambos, Ingrid Krauskopf''\\ //The Curved Staff in the Ancient Near East as a Predecessor of the Etruscan Lituus//\\ In: Lammert Bouke van der Meer (Hrsg.): Material aspects of Etruscan religion (= Babesch. Supplementband 16). Peeters, Leuven 2010, ISBN 978-90-429-2366-9, S. 127–153\\ ''S. Alp''\\ //La désignation du Lituus en Hittite//\\ Journal of Cuneiform Studies Vol. 1, No. 2 (1947), S. 164-175\\ The University of Chicago Press\\  DOI: 10.2307/1359263, https://www.jstor.org/stable/1359263\\ ''S. Alp''\\ //Hitit Metinlerinde GIŠkalmuş "lituus" ve ḪUB.BI "küpe" GIŠkalmuş "Lituus" and ḪUB.BI "earring" in the Hittite texts//\\ in: Belleten 12 301-319, 320-324)). In der etruskischen Religion diente der Lituus als Kultstab zum Bestimmen der [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]], nach denen die Tempel und Felder ausgerichtet wurden. Er könnte dabei als Werkzeug gedient haben. Die Lituus-Funde in Kalkriese könnten so gedeutet werden ((''Wiegels, Rainer''. //Krummstäbe: Rätselhafte Fundstücke Aus Kalkriese//. Archäologie in Deutschland, 2015, pp. 49–52. JSTOR, www.jstor.org/stable/26321971. Accessed 29 Oct. 2020.)).
  
 Im Hethitischen wird ein dem Lituus ähnlicher Stab als `Kalmus´ bezeichnet. Im Hieroglyphenluwischen (wie das Hethische zur anatolischen Sprachengruppe gehörig) ist der Lituus als Hieroglyphe HH 378 eines der frühesten Zeichen ((''Rieken, Elisabeth''\\ //Bemerkungen zum Ursprung einiger Merkmale der Anatolischen Hieroglyphenschrift//\\ Die Welt Des Orients, vol. 45, no. 2, 2015, pp. 216–231, hier 217. JSTOR, www.jstor.org/stable/43857899. Accessed 26 Oct. 2020.)). Das Zeichen selbst ist ungedeutet, findet sich jedoch beteiligt an den Begriffen für //Auge, Pupille, beobachten, bewachen, kennen, finden, sehen// und wird mit den Hieroglyphen für Oculus (Auge), Caelum (vom Himmel), Avis (Vogel) kombiniert, dann vereinzelt mit Bezug auf Augenheilung und den Sturmgott ((''Manu Raster''\\ //Hieroglyphenluwisches Lexikon//\\ M.A. Münster, 2007 und http://pielexicon.hum.helsinki.fi/ \\ Volltextsuche `lituus´In: eDiAna s.v. *sHógu̯-o-.http://www.ediana.gwi.uni-muenchen.de/dictionary.php?lemma=233)). Im Hethitischen wird ein dem Lituus ähnlicher Stab als `Kalmus´ bezeichnet. Im Hieroglyphenluwischen (wie das Hethische zur anatolischen Sprachengruppe gehörig) ist der Lituus als Hieroglyphe HH 378 eines der frühesten Zeichen ((''Rieken, Elisabeth''\\ //Bemerkungen zum Ursprung einiger Merkmale der Anatolischen Hieroglyphenschrift//\\ Die Welt Des Orients, vol. 45, no. 2, 2015, pp. 216–231, hier 217. JSTOR, www.jstor.org/stable/43857899. Accessed 26 Oct. 2020.)). Das Zeichen selbst ist ungedeutet, findet sich jedoch beteiligt an den Begriffen für //Auge, Pupille, beobachten, bewachen, kennen, finden, sehen// und wird mit den Hieroglyphen für Oculus (Auge), Caelum (vom Himmel), Avis (Vogel) kombiniert, dann vereinzelt mit Bezug auf Augenheilung und den Sturmgott ((''Manu Raster''\\ //Hieroglyphenluwisches Lexikon//\\ M.A. Münster, 2007 und http://pielexicon.hum.helsinki.fi/ \\ Volltextsuche `lituus´In: eDiAna s.v. *sHógu̯-o-.http://www.ediana.gwi.uni-muenchen.de/dictionary.php?lemma=233)).
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 ''Dieter Lelgemann, Eberhard Knobloch, Andreas Fuls, Andreas Kleineberg''\\ //Zum antiken astro-geodätischen Messinstrument Skiotherikós Gnomon//\\ in:  zfv – Zeitschrift für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement 04/2005)). ''Dieter Lelgemann, Eberhard Knobloch, Andreas Fuls, Andreas Kleineberg''\\ //Zum antiken astro-geodätischen Messinstrument Skiotherikós Gnomon//\\ in:  zfv – Zeitschrift für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement 04/2005)).
  
-Mit dem Lituus wurden jedoch die vier Himmelsrichtungen festgelegt, auch als Grundlage für das Anlegen von Siedlungen und Feldern ((Ring (kippatu) und gerader Stab (hattu) , die Insignien der babylonischen Stadtgötter, z.B. Bel Marduk, wurden auch als Messleine und Messstab gedeutet: ''Bosshard-Nepustil'', AOAT Alter Orient und Altes Testament 304, 52f. [Bd. 52 (2011) S. 632]\\ ''Focke'', ZA Zeitschrift für Assyriologie 88, 208f. [Bd. 48/49 (2001/2002) S. 390\\ ''Bosshard-Nepustil'', AOAT 304, 55f. [Bd.52 (2011) S. 582]. ''Magen'', BaFo 9, 24ff. (s.erretu; zu den Herrschaftssymbolen der Herrschaftsform Hirtentum gehörig) [Bd. 35 (1988) S. 310].)) Himmelsrichtungen sind nicht naturgegeben, sondern ein Denkmodell, das den Stand der Sonne und der Sterne zugrundelegt. Überall dort, wo Gräber, Megalithbauten, Tempel, Pyramiden sehr genau nach den Himmelsrichtungen angelegt wurden, muss es auch ein präzises Messverfahren gegeben haben. Ein solches ist als »indischer Kreis« aus der späten Antike überliefert und nutzt auch einen Schattenstab ((''C. Schoy''\\ //Mittagslinie und Qibla//\\ Notiz zur Geschichte der mathematischen Geographie\\ in: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin\\ 1915, S. 558-576, mit Diskussion der Quellen)). Eine entsprechende Anlage scheint auf der türkischen Insel Kekova erhalten zu sein ((Gökkaya Limani, N 36° 10.870920 E 29° 51.651060, http://www.insidersegeln.de/Revier/Astroarcho_Raetsel.php)).+Mit dem Lituus wurden jedoch die vier [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]] festgelegt, auch als Grundlage für das Anlegen von Siedlungen und Feldern ((Ring (kippatu) und gerader Stab (hattu) , die Insignien der babylonischen Stadtgötter, z.B. Bel Marduk, wurden auch als Messleine und Messstab gedeutet: ''Bosshard-Nepustil'', AOAT Alter Orient und Altes Testament 304, 52f. [Bd. 52 (2011) S. 632]\\ ''Focke'', ZA Zeitschrift für Assyriologie 88, 208f. [Bd. 48/49 (2001/2002) S. 390\\ ''Bosshard-Nepustil'', AOAT 304, 55f. [Bd.52 (2011) S. 582]. ''Magen'', BaFo 9, 24ff. (s.erretu; zu den Herrschaftssymbolen der Herrschaftsform Hirtentum gehörig) [Bd. 35 (1988) S. 310].)) [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]] sind nicht naturgegeben, sondern ein Denkmodell, das den Stand der Sonne und der Sterne zugrundelegt. Überall dort, wo Gräber, Megalithbauten, Tempel, Pyramiden sehr genau nach den Himmelsrichtungen angelegt wurden, muss es auch ein präzises Messverfahren gegeben haben. Ein solches ist als »indischer Kreis« aus der späten Antike überliefert und nutzt auch einen Schattenstab ((''C. Schoy''\\ //Mittagslinie und Qibla//\\ Notiz zur Geschichte der mathematischen Geographie\\ in: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin\\ 1915, S. 558-576, mit Diskussion der Quellen)). Eine entsprechende Anlage scheint auf der türkischen Insel Kekova erhalten zu sein ((Gökkaya Limani, N 36° 10.870920 E 29° 51.651060, http://www.insidersegeln.de/Revier/Astroarcho_Raetsel.php)).
  
 In seiner einfachsten Form kann dieses Verfahren überall im Laufe eines sonnigen Tages durchgeführt werden; die Optimierungen steigern die Genauigkeit. Ziel ist es, vormittag und nachmittags die beiden Punkte zu markieren, an denen das Schattenende des Stabes exakt auf einem Kreisradius um den Stab liegt.  In seiner einfachsten Form kann dieses Verfahren überall im Laufe eines sonnigen Tages durchgeführt werden; die Optimierungen steigern die Genauigkeit. Ziel ist es, vormittag und nachmittags die beiden Punkte zu markieren, an denen das Schattenende des Stabes exakt auf einem Kreisradius um den Stab liegt. 
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 **Der Stab als Transporthilfe:**\\  **Der Stab als Transporthilfe:**\\ 
-Nahrung ist manchmal im Überfluss verfügbar, etwa durch Obsternte, Pilzschwemme, große Jagdbeute. Dann sind Behälter für das Sammeln, Transportieren und Lagern erforderlich: ein Tierbalg, ein Bastnetz, ein Korb usw. machen den Menschen zum [[wiki:gepaecktraeger|Lastenträger]].\\ +Nahrung ist manchmal im Überfluss verfügbar, etwa durch Obsternte, Pilzschwemme, große Jagdbeute. Dann sind Behälter für das Sammeln, Transportieren und Lagern erforderlich: ein Tierbalg, ein Bastnetz, ein Korb usw. machen den Menschen zum [[wiki:traeger|Lastenträger]].\\ 
 Im nächsten Schritt bilden Stäbe und Behälter eine neue Einheit, das »[[wiki:gepaeck|Gepäck]]« und führen zu Tragestangen, [[wiki:schleife|Stangenschleife]] und [[wiki:schlitten|Schlitten]], zu Kiepe und [[wiki:rucksack|Rucksack]], zu Walze und Rolle.\\  Im nächsten Schritt bilden Stäbe und Behälter eine neue Einheit, das »[[wiki:gepaeck|Gepäck]]« und führen zu Tragestangen, [[wiki:schleife|Stangenschleife]] und [[wiki:schlitten|Schlitten]], zu Kiepe und [[wiki:rucksack|Rucksack]], zu Walze und Rolle.\\ 
 Der ergonomische Transport höherer [[wiki:lasten|Lasten]] durch erweiterte [[wiki:tragetechniken|Tragetechniken]] ermöglicht eine höhere Mobilität und [[wiki:vorsorge|Vorsorge]] durch das Horten von Vorräten, das machte den Menschen seit je auch zum [[wiki:homo_portans|Homo Portans]]. Der ergonomische Transport höherer [[wiki:lasten|Lasten]] durch erweiterte [[wiki:tragetechniken|Tragetechniken]] ermöglicht eine höhere Mobilität und [[wiki:vorsorge|Vorsorge]] durch das Horten von Vorräten, das machte den Menschen seit je auch zum [[wiki:homo_portans|Homo Portans]].
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   * ''König Laios'' verletzt ''Ödipos'' mit dem //Ochsenstecken// ((''Sophokles'' Oid. T. 801 f.)).   * ''König Laios'' verletzt ''Ödipos'' mit dem //Ochsenstecken// ((''Sophokles'' Oid. T. 801 f.)).
   * In der indischen Mythologie kämpft ''Rāma'' mit dem //Pflug// Samvartaka und der //Mörserkeule// Saunanda ((Mahabharata VII, 10, 20)).   * In der indischen Mythologie kämpft ''Rāma'' mit dem //Pflug// Samvartaka und der //Mörserkeule// Saunanda ((Mahabharata VII, 10, 20)).
-  * Die indischen Tempelwächter (Lokapala) sind an den vier Ecken und damit Himmelsrichtungen des Tempels bewaffnet mit //gada// `Keule´, //ankusha// `Stachelstock´, //[[wiki:vajra|vajra]]// `Donnerkeil, Mörserkeule´, //trishula// `Dreizack´.+  * Die indischen Tempelwächter (Lokapala) sind an den vier Ecken und damit [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]] des Tempels bewaffnet mit //gada// `Keule´, //ankusha// `Stachelstock´, //[[wiki:vajra|vajra]]// `Donnerkeil, Mörserkeule´, //trishula// `Dreizack´.
 Es waren jedoch  //hölzerne// Stabwerkzeuge des Alltags, die im //Ausnahmezustand// zu Waffen wurden. Anders verhält es sich, wenn von //eisernen// Stäben die Rede ist. Biblisch droht ''Jesus'' damit, die Völker `mit eisernem Stab´ zu hüten (Off 2:27; 12:5; 19:15). Da der schwere Eisenstab offensichtlich als Hütewerkzeug ungeeignet ist, wurde er als Waffe hergestellt, die eindeutig Gewalt verkörperte und nicht ambivalent war wie das hölzerne Werkzeug. Der umgekehrte Gedanke wird ebenfalls in der Bibel beim Propheten ''Micha'' ( Mi 4,1–4 LUT) geäußert und bis heute als Gedanke des Friedens zitiert: //»Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen.«// Dann stellt sich die Frage, weshalb im nördlichen Europa metallene Stäbe und Metallwaffen sich als Zeichen der Macht durch Gewaltandrohung durchsetzten, während es in Nordafrika und dem Vorderen Orient eher der hölzerne Stab war, etwa als hütender Hirtenstab. Auch im Osten, jenseits des Indus, trafen indoarische Metallstäbe ([[wiki:vajra|vajra]]) auf südostasiatische Bambusstäbe ([[wiki:dandin|danda]]).  Es waren jedoch  //hölzerne// Stabwerkzeuge des Alltags, die im //Ausnahmezustand// zu Waffen wurden. Anders verhält es sich, wenn von //eisernen// Stäben die Rede ist. Biblisch droht ''Jesus'' damit, die Völker `mit eisernem Stab´ zu hüten (Off 2:27; 12:5; 19:15). Da der schwere Eisenstab offensichtlich als Hütewerkzeug ungeeignet ist, wurde er als Waffe hergestellt, die eindeutig Gewalt verkörperte und nicht ambivalent war wie das hölzerne Werkzeug. Der umgekehrte Gedanke wird ebenfalls in der Bibel beim Propheten ''Micha'' ( Mi 4,1–4 LUT) geäußert und bis heute als Gedanke des Friedens zitiert: //»Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen.«// Dann stellt sich die Frage, weshalb im nördlichen Europa metallene Stäbe und Metallwaffen sich als Zeichen der Macht durch Gewaltandrohung durchsetzten, während es in Nordafrika und dem Vorderen Orient eher der hölzerne Stab war, etwa als hütender Hirtenstab. Auch im Osten, jenseits des Indus, trafen indoarische Metallstäbe ([[wiki:vajra|vajra]]) auf südostasiatische Bambusstäbe ([[wiki:dandin|danda]]). 
  
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 Der **Krummstab** bestand ursprünglich aus krumm gewachsenen Holz mit Ast- oder Wurzelansatz, denn dass Holz sich formen lässt, muss erst gelernt werden. Als Werkzeug muss er an seinem geraden Ende gehalten werden und die Krümme darf weder zu stark noch zu schwach sein. In jedem Fall ist er so alt wie das Halten von [[wiki:nutztiere|Nutztieren]].\\  Der **Krummstab** bestand ursprünglich aus krumm gewachsenen Holz mit Ast- oder Wurzelansatz, denn dass Holz sich formen lässt, muss erst gelernt werden. Als Werkzeug muss er an seinem geraden Ende gehalten werden und die Krümme darf weder zu stark noch zu schwach sein. In jedem Fall ist er so alt wie das Halten von [[wiki:nutztiere|Nutztieren]].\\ 
-Formen mit nur angedeuter Krümme (r-Stab), spiralförmiger Volute (Lituus) oder verkürztem Krummholz (Lagobolon) zeigen diese Werkzeugfunktion nicht; für sie wäre ein anderer funktionaler Ursprung zu vermuten ((''Charles Burney''\\ //Historical Dictionary of the Hittites//\\ Rowman & Littlefield 2018, S. 186-187\\ diskutiert anhand der Bildbelege die Veränderungen der Formen hin zum Wurfstock sowie seine Bedeutung als exklusiver Jagdwaffe des Herrschers in dessen Funktion als Versorger des Volkes.\\  ''Claus Ambos, Ingrid Krauskopf''\\ //The Curved Staff in the Ancient Near East as a Predecessor of the Etruscan Lituus//\\ In: Lammert Bouke van der Meer (Hrsg.): Material aspects of Etruscan religion (= Babesch. Supplementband 16). Peeters, Leuven 2010, ISBN 978-90-429-2366-9, S. 127–153\\ Diskussion von Lagobolon, r-Stab und Lituus mit Bildbelegen und einer Fundtypologie (Abb. 39) )), also etwa als Messwerkzeug zum Bestimmen der Himmelsrichtungen (Lituus) sowie als aus dem Grabstock entstandener Jagdwaffe, dem Wurfholz (Lagobolon).+Formen mit nur angedeuter Krümme (r-Stab), spiralförmiger Volute (Lituus) oder verkürztem Krummholz (Lagobolon) zeigen diese Werkzeugfunktion nicht; für sie wäre ein anderer funktionaler Ursprung zu vermuten ((''Charles Burney''\\ //Historical Dictionary of the Hittites//\\ Rowman & Littlefield 2018, S. 186-187\\ diskutiert anhand der Bildbelege die Veränderungen der Formen hin zum Wurfstock sowie seine Bedeutung als exklusiver Jagdwaffe des Herrschers in dessen Funktion als Versorger des Volkes.\\  ''Claus Ambos, Ingrid Krauskopf''\\ //The Curved Staff in the Ancient Near East as a Predecessor of the Etruscan Lituus//\\ In: Lammert Bouke van der Meer (Hrsg.): Material aspects of Etruscan religion (= Babesch. Supplementband 16). Peeters, Leuven 2010, ISBN 978-90-429-2366-9, S. 127–153\\ Diskussion von Lagobolon, r-Stab und Lituus mit Bildbelegen und einer Fundtypologie (Abb. 39) )), also etwa als Messwerkzeug zum Bestimmen der [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]] (Lituus) sowie als aus dem Grabstock entstandener Jagdwaffe, dem Wurfholz (Lagobolon).
  
 === Wissen zur Macht === === Wissen zur Macht ===
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 ==== Desiderata der Forschung - Notizen ==== ==== Desiderata der Forschung - Notizen ====
-Mit dem **Lituus** wurden die Himmelsrichtungen bestimmt. Ein in der Antike bekanntes Verfahren der »indische Kreis« könnte angewandt worden sein. Wie machte man das? Welche Rolle spielte dabei seine Krümme? Das wäre ein geodätisches Thema für experimentelle Archäologie.+Mit dem **Lituus** wurden die [[wiki:orientierung#Richtung und Himmelsrichtungen|Himmelsrichtungen]] bestimmt. Ein in der Antike bekanntes Verfahren der »indische Kreis« könnte angewandt worden sein. Wie machte man das? Welche Rolle spielte dabei seine Krümme? Das wäre ein geodätisches Thema für experimentelle Archäologie.
  
 Etymologisch zu prüfen wäre ein möglicher Zusammenhang zwischen dem etruskischen //Turms//, dem armenischen //Tirs//, dem Twaschtir, dem himmlischen Zimmermann der vedischen Religion, ein Feuergott, und dem //Thyrsos// über das indogermanische [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|ter-4 ]] `hinübergelangen, hindurchdringen; überqueren, überwinden, überholen, hinüberbringen, retten' im Sinne eines Fährmanns, Psychopompos. Etymologisch zu prüfen wäre ein möglicher Zusammenhang zwischen dem etruskischen //Turms//, dem armenischen //Tirs//, dem Twaschtir, dem himmlischen Zimmermann der vedischen Religion, ein Feuergott, und dem //Thyrsos// über das indogermanische [[https://indogermanisch.org/pokorny-etymologisches-woerterbuch/index.htm|ter-4 ]] `hinübergelangen, hindurchdringen; überqueren, überwinden, überholen, hinüberbringen, retten' im Sinne eines Fährmanns, Psychopompos.
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   * ''Franziska Dick''\\ //Lituus und Galerus//\\ Dissertation Universität Wien, Wien 1973   * ''Franziska Dick''\\ //Lituus und Galerus//\\ Dissertation Universität Wien, Wien 1973
   * ''Catherine Dike''\\ //Les cannes à système un monde fabuleux et méconnue//\\ Paris; Genève: Ed de l'amateur, 1985   * ''Catherine Dike''\\ //Les cannes à système un monde fabuleux et méconnue//\\ Paris; Genève: Ed de l'amateur, 1985
-  * ''Frederick Feulner & Sönke Hartz''\\ //Ein Loch, sieben Ecken und 280 Kerben//\\ Der Kultstab von Grube-Rosenhof in Ostholstein\\ In: Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 2011 S. 22–25+  * ''Frederick Feulner & Sönke Hartz''\\ //Ein [[wiki:loch|Loch]], sieben Ecken und 280 Kerben//\\ Der Kultstab von Grube-Rosenhof in Ostholstein\\ In: Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 2011 S. 22–25
   * ''Frederick Feulner''\\ //Die mesolithischen durchlochten Geweihstangen im südwestlichen Ostseeraum//\\  Starigarder Jahresberichte des Fördervereins des Institut für Ur- und Frühgeschichte\\ CAU Kiel Bd. 6 2005 S. 7–14   * ''Frederick Feulner''\\ //Die mesolithischen durchlochten Geweihstangen im südwestlichen Ostseeraum//\\  Starigarder Jahresberichte des Fördervereins des Institut für Ur- und Frühgeschichte\\ CAU Kiel Bd. 6 2005 S. 7–14
   * ''Friedrich Focke''\\ //Szepter und Krummstab. Eine symbolgeschichtliche Untersuchung//\\ In: Wilhelm Tack (Hrsg.): Festgabe für Alois Fuchs zum 70. Geburtstage am 19. Juni 1947\\ Schöningh, Paderborn 1950, S. 337–387\\ ''David Grant; Edward Hart''\\ //Shepherds' crooks and walking sticks//\\ Skipton : Dalesman, 1995   * ''Friedrich Focke''\\ //Szepter und Krummstab. Eine symbolgeschichtliche Untersuchung//\\ In: Wilhelm Tack (Hrsg.): Festgabe für Alois Fuchs zum 70. Geburtstage am 19. Juni 1947\\ Schöningh, Paderborn 1950, S. 337–387\\ ''David Grant; Edward Hart''\\ //Shepherds' crooks and walking sticks//\\ Skipton : Dalesman, 1995
wiki/stab.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/02 07:57 von norbert

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