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wiki:willywikimigration576 [2018/12/20 06:36] norbertwiki:sprachen [2021/11/28 05:50] norbert
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 ====== Sprachen ====== ====== Sprachen ======
-Wenn uns etwas //»spanisch vorkommt«// dann sind es oft // »böhmische Dörfer«//. Dagegen spricht man im Tschechischen von „spanischen Dörfern“ (španělské věsnice), während den Spaniern eher chinesisch zumute ist: »es como si me hablaran en chino«. \\  +  Die Sprache ist das Haus des Seins. 
-Was man nicht versteht, kommt von weit her, etwa aus der //Walachei// ((Walachen bezeichnet romanischsprachige Volksgruppen in Südosteuropa. Die Bezeichnung kommt wohl aus dem Germanischen, das entsprechende Wurzelwort "welsch/walch" ist wahrscheinlich von einem keltischen Volksnamen abgeleitet und findet sich auch in //Wales// und //Wallis//)). Dort spricht man natürlich Kauderwelsch ((Vermutlich »die welsche (romanische) Sprache der Einwohner von Chur in Graubünden« (Wikipedia) )). Solche Leute »brabbeln« eine Art »Blah-Blah« und man versteht nur »Rhabarber, Rhabarber«.\\  +  Martin Heidegger
-Ein Barbar war im antiken Griechenland jemand, der kaum Griechisch sprach. Das Wort fand Eingang in fast alle europäischen Sprachen. Dabei ist es so alt, daß es sich auch im Sanskrit findet (barbarāh), im Persischen, Armenischen, Arabischen (Berber) … Auf drei Kontinenten bezeichnen sich also Völker mit dem gleichen Wort gegenseitig als sprachunkundig und wählen dafür paradoxerweise ein Wort, das von allen verstanden wird.+
  
-Die dahinter erkennbare Haltung scheint universal gültig zu sein, denn weltweit bezeichnen sich viele Ethnien in ihrer Eigenbezeichnung schlicht als »Menschen« ((Inuit, Khoi Khoin (Menschen der Menschen), Roma, Na-Uni (= Komantschen, erste Menschen), Ainu (Japan), Kanaken (Hawaii), Nenzen (Ural), Zulu, Bantu, Kikuyu (Kenia), Malaien (Orang Melayu = umherschweifende Menschen), Yamana und Shelk’enan (= Jaghan und Ona auf Feuerland: vernunftbegabte Wesen), Orawelat (= Tschuktschen), Numang-Kake (= Mandan-Indianer), Odulpa (= Jukagieren in Nordost-Sibirien), Andamanen (= Oenge), Alemannen, Hunnen, Magyaren)).\\ +Sprache ist unabdingbar, wenn wir uns verständigen wollen. Auch Blicke lösen etwas in uns aus; Berührungen sind unverzichtbar und Gerüche rufen tief vergrabene Erinnerungen auf - aber der Verstand benötigt Begriffe und wer etwas begriffen hat, muss es ausdrücken können. Der Feuilletonist ''Karl Kraus'' hat das einmal satirisch umgekehrt in Worte gefasst: //»Es reicht nicht, nichts zu sagen zu haben; man muss auch unfähig sein es auszudrücken.«// Das klingt lustig. Zerstörerisch instrumentalisiert wurde es von Lenin, der - wie jeder andere Macht-Lüstling auch - erkannt hatte, dass man zuerst die Worte und Begriffe zerstören muss, wenn man die bestehende Ordnung zerstören will ((Sehr schön beschrieben von ''Ulla Hahn'': [[https://www.faz.net/-hp7-a0wkt|Für mehr Achtsamkeit im Umgang mit der Sprache]]. FAZ 30.06.2020)). Auf der anderen, schöpferischen Seite bilden sich spezifische Ausdrucksformen durch unsere Vorstellungen, siehe [[wiki:reisebilder|(Reise-)Bilder]]. 
 + 
 +==== Fremdsprachen ==== 
 +  »Ich reise so gern in China«, sagte Jensen,  
 +  »weil da die Leute mit ihrer Sprache nicht stören!  
 +  Ich verstehe kein Wort.« Hat recht, der Mann. 
 +  Kurt Tucholsky, »Yousana-wo-bi-räbidäbi-dé?« 
 +  [Pseud. Peter Panter] Vossische Zeitung 25.11.1928 
 +Wenn uns etwas //»spanisch vorkommt«// dann sind es oft // »böhmische Dörfer«//. Dagegen spricht man im Tschechischen von „spanischen Dörfern“ (španělské věsnice), während den Spaniern eher chinesisch zumute ist: »es como si me hablaran en chino«. 
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 +Was man nicht versteht, kommt von weit her, etwa aus der //Walachei// ((Walachen bezeichnet romanischsprachige Volksgruppen in Südosteuropa. Die Bezeichnung kommt wohl aus dem Germanischen, das entsprechende Wurzelwort "welsch/walch" ist wahrscheinlich von einem keltischen Volksnamen abgeleitet und findet sich auch in //Wales// und //Wallis//)). Dort spricht man natürlich Kauderwelsch ((Vermutlich »die welsche (romanische) Sprache der Einwohner von Chur in Graubünden« (Wikipedia) )). Solche Leute »brabbeln« eine Art »Blah-Blah« und man versteht nur »Rhabarber, Rhabarber«. 
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 +Ein [[wiki:barbar|Barbar]] war im antiken Griechenland jemand, der kaum Griechisch sprach. Das Wort fand Eingang in fast alle europäischen Sprachen. Dabei ist es so alt, daß es sich auch im Sanskrit findet (barbarāh), im Persischen, Armenischen, Arabischen (Berber) … Auf drei Kontinenten bezeichnen sich also Völker mit dem gleichen Wort gegenseitig als sprachunkundig und wählen dafür paradoxerweise ein Wort, das von allen verstanden wird. 
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 +Die dahinter erkennbare Haltung scheint [[wiki:universalismus|universal]] gültig zu sein, denn weltweit bezeichnen sich viele Ethnien in ihrer Eigenbezeichnung schlicht als »Menschen« ((Inuit, Khoi Khoin (Menschen der Menschen), Roma, Na-Uni (= Komantschen, erste Menschen), Ainu (Japan), Kanaken (Hawaii), Nenzen (Ural), Zulu, Bantu, Kikuyu (Kenia), Malaien (Orang Melayu = umherschweifende Menschen), Yamana und Shelk’enan (= Jaghan und Ona auf Feuerland: vernunftbegabte Wesen), Orawelat (= Tschuktschen), Numang-Kake (= Mandan-Indianer), Odulpa (= Jukagieren in Nordost-Sibirien), Andamanen (= Oenge), Alemannen, Hunnen, Magyaren)).\\ 
 Die Slawen nennen sich selbst die Sprechenden (//slovene//), für die Goten waren es die Schweigenden (//slavan//). Die Anderen sind eben Stotterer, Stammler, Stumme, also //nemec, niemka, njemka// wie die Deutschen im Tschechischen, Polnischen, Russischen heißen. Und weil man ihnen nichts erklären kann, verstehen sie auch nichts und benehmen sich barbarisch. Die Slawen nennen sich selbst die Sprechenden (//slovene//), für die Goten waren es die Schweigenden (//slavan//). Die Anderen sind eben Stotterer, Stammler, Stumme, also //nemec, niemka, njemka// wie die Deutschen im Tschechischen, Polnischen, Russischen heißen. Und weil man ihnen nichts erklären kann, verstehen sie auch nichts und benehmen sich barbarisch.
  
-[[wiki:willywikimigration678|Wörterbücher]] für andere Sprachen (und für die eigenefinden sich online.+==== Weltsprachen ==== 
 +Weltsprache sind solche, die weit über ihr heimatsprachliches Gebiet in anderen Sprachgebieten zur Verständigung genutzt werden. Wer als beispielsweise Mandarin spricht, kann sich zwar mit der größten Sprechergruppe weltweit verständigen, jedoch ist das außerhalb Chinas wenig hilfreich. 
 +  * Die sechs Amtssprachen der UNO sind Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch, Spanisch. 
 +  * Wer von einem international gemischten Publikum verstanden werden möchte, spricht Englisch: Zeitschriften und andere Medien, wissenschaftliche Tagungen, politische Verhandlungen ... 
 +  * Als Lingua Franca in einem Großraum benachbarter Länder dienen beispielsweise Russisch in Ost- und Südosteuropa bis nach Zentralasien; Suaheli in den ostafrikanischen Ländern; Hindi/Urdu in Südasien. 
 +  * Die 20 Sprachen mit den meisten Gesamtsprechern, also Muttersprachler plus Zweitsprachler sind: 
 +    * Englisch 
 +    * Mandarin-Chinesisch 
 +    * Hindi 
 +    * Spanisch 
 +    * Französisch 
 +    * Arabisch 
 +    * Bengalisch 
 +    * Russisch 
 +    * Portugiesisch 
 +    * Indonesisch 
 +    * Urdu 
 +    * Deutsch 
 +    * Japanisch 
 +    * Suaheli 
 +    * Marathi 
 +    * Telugu 
 +    * Türkisch 
 +    * Kantonesisch 
 +    * Tamil 
 +    * Panjabi 
 +[[wiki:woerterbuecher|Wörterbücher]] sind für andere Sprachen nur begrenzt hilfreich, weil Wort-für-Wort-Übersetzung bereits deutsch-englisch zu Missverständnissen führen (siehe Anglizismen ), weil jede Sprache ihre Besonderheiten hat: 
 +  * ''Gaston Dorren''\\ //In 20 Sprachen um die Welt//.\\ Die größten Sprachen und was sie so besonders macht.\\ Aus dem Englischen von Juliane Cromme. C.H. Beck Verlag, München 2021. 400 S. 
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   R.W.B. McCormack   R.W.B. McCormack
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   128 Seiten, durchgehend farbig illustriert 9,95 €   128 Seiten, durchgehend farbig illustriert 9,95 €
 //»Brauchst Du mer als 10 Brötchen den nexten Morgen, bitte kommen hinein und erzählen es zu uns. Dan haben wir ihren Früstück den näxten Morgen gepäct.«// Kennen wir alle, solche freundlich gemeinten, aber ausdrucksmäßig starken »Übelsetzungen«, meist auf Speisekarten, Aushängen und Schildern. Hier ist ein ganzes Büchlein voll davon, und da das Thema unerschöpflich ist, liegt bereits Band 2 vor. //»Brauchst Du mer als 10 Brötchen den nexten Morgen, bitte kommen hinein und erzählen es zu uns. Dan haben wir ihren Früstück den näxten Morgen gepäct.«// Kennen wir alle, solche freundlich gemeinten, aber ausdrucksmäßig starken »Übelsetzungen«, meist auf Speisekarten, Aushängen und Schildern. Hier ist ein ganzes Büchlein voll davon, und da das Thema unerschöpflich ist, liegt bereits Band 2 vor.
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 +==== Literatur ====
 +  * ''Ernst Kausen''\\ //Die indogermanischen Sprachen//\\ Buske-Verlag Hamburg 2012\\
 +  * ''Harald Haarmann''\\ //Auf den Spuren der Indoeuropäer//\\ Verlag C. H. Beck München 2016
 +  * ''Matthias Heine''\\ //[[https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article156385212/Unsere-Urahnen-sprachen-gegendertes-Semitisch.html|Unsere Urahnen sprachen gegendertes Semitisch]]//\\ Die Welt 21.06.2016
 +  * ''Rudolf Hoberg'', Gesellschaft fur deutsche Sprache (Wiesbaden)\\ //Deutsch-Englisch-Europäisch: Impulse für eine neue Sprachpolitik//\\ Mannheim 2002: Dudenverlag\\ Inhalt: Die Sprachen in der Welt und in Europa; Deutsch und Englisch; Der Einfluss der Sprachen aufeinander; Die Sprachensituation in einigen nicht deutschsprachigen Ländern Europas
 +  * Sehr schöne einleitende Texte in die meisten Aspekte der [[https://www.christianlehmann.eu/ling/elements/|Linguistik]].
 +  * ''Jutta Limbach'': //Ausgewanderte Wörter// Ismaning 2007
 +
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 +siehe auch\\ 
 +[[wiki:fachliteratur|Fachliteratur]]\\ 
 +[[wiki:fachbegriffe|Fachbegriff]]\\ 
 +[[wiki:woerterbuecher|Wörterbücher]]\\ 
 +[[wiki:glossar|Glossar]]\\ 
  
 <html><img src="https://vg08.met.vgwort.de/na/788ee104dd1c46dfbced4f3600a64574" width="1" height="1" alt=""></html> <html><img src="https://vg08.met.vgwort.de/na/788ee104dd1c46dfbced4f3600a64574" width="1" height="1" alt=""></html>
wiki/sprachen.txt · Zuletzt geändert: 2024/05/02 02:40 von norbert

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