Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wiki:spaziergang

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.

Link zu der Vergleichsansicht

Beide Seiten, vorherige ÜberarbeitungVorherige Überarbeitung
Nächste ÜberarbeitungBeide Seiten, nächste Überarbeitung
wiki:spaziergang [2021/09/11 13:37] norbertwiki:spaziergang [2021/09/12 07:45] norbert
Zeile 6: Zeile 6:
 Eine Variante des [[wiki:Gehen|Gehens]], verwandt mit Lustwandeln und [[wiki:wanderlust|Wanderlust]], doch kein [[wiki:wandern|Wandern]] durch die Natur im strengen Sinne und ganz sicher weder ein [[wiki:marsch|Marsch]] noch eine [[wiki:walz|Walz]], da weder getrieben noch zweckorientiert. Im Unterschied zum städtischen Bummeln und Flanieren ein Gang durch die kultivierte Natur, also im Dazwischen. Ein Spaziergang bedarf eines guten Weges, keines Trampelpfades, daher im Französischen //allée// und //promenade//, im Deutschen früher auch //Wandelhalle// und //Spazierlaube//. Eine Variante des [[wiki:Gehen|Gehens]], verwandt mit Lustwandeln und [[wiki:wanderlust|Wanderlust]], doch kein [[wiki:wandern|Wandern]] durch die Natur im strengen Sinne und ganz sicher weder ein [[wiki:marsch|Marsch]] noch eine [[wiki:walz|Walz]], da weder getrieben noch zweckorientiert. Im Unterschied zum städtischen Bummeln und Flanieren ein Gang durch die kultivierte Natur, also im Dazwischen. Ein Spaziergang bedarf eines guten Weges, keines Trampelpfades, daher im Französischen //allée// und //promenade//, im Deutschen früher auch //Wandelhalle// und //Spazierlaube//.
  
-Im Deutschen zuerst als Titel eines bedrohlichen Kupferstiches von Dürer 1498, schriftlich bei ''Luther'' im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 16. Jahrhundert|16. Jahrhundert]] belegt und auch dort als »ein wüster Spaciergang« wenig erbaulich. Der Spaziergang betont das langsame, nicht notwendige [[wiki:fussreisen#Gehen und Wandern|Gehen]], lustwandelndes sich Fortbewegen im Zwischenraum (lat. spatium); im Unterschied zur [[wiki:fussreisen|Fußreise]] ohne Ziel und damit die mittelalterliche [[wiki:stabilitas_loci|stabilitas loci]] in Frage stellend. Lustwandeln und Augenlust ([[wiki:neugier|Neugier]]) brachen mit den strengen mittelalterlichen christlichen Glaubensbekenntnissen.+Im Deutschen zuerst als Titel eines bedrohlichen Kupferstiches von Dürer 1498, schriftlich bei ''Luther'' im [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 16. Jahrhundert|16. Jahrhundert]] belegt und auch dort als »ein wüster Spaciergang« wenig erbaulich. Der Spaziergang betont das langsame, nicht notwendige [[wiki:fussreisen#Gehen und Wandern|Gehen]], lustwandelndes sich Fortbewegen im Zwischenraum (lat. spatium); im Unterschied zur [[wiki:fussreisen|Fußreise]] ohne Ziel und damit die [[wiki:stabilitas_loci|stabilitas loci]] des [[wiki:reisegenerationen#Der Blick zurück: Das Mittelalter als Epoche| Mittelalters]] in Frage stellend. Lustwandeln und Augenlust ([[wiki:neugier|Neugier]]) brachen mit den strengen mittelalterlichen christlichen Glaubensbekenntnissen.
  
 Das muss man sich leisten können und so erscheint der Spaziergang in der Neuzeit zuerst beim Adel und erreicht seinen modischen Höhepunkt in bürgerlichen Kreisen in den Jahrzehnten um 1800, unsterblich geworden in ''Goethes'' Szene des Osterspaziergangs im //Faust//:\\ //»Aus dem hohlen finstern Tor dringt ein buntes Gewimmel hervor. Jeder sonnt sich heute so gern.«// [[wiki:aufbruch|Aufbruch]] also, hinaus in die Gärten und Parks, aber bitte nur zwischen Sonntagsbraten und Kaffeetafel. Mehr wäre bereits [[wiki:waldeinsamkeit|Waldeinsamkeit]], weiter wäre [[wiki:wildnis|Wildnis]] und [[wiki:abenteuer|Abenteuer]]. Mit der zunehmenden Bedeutung von [[wiki:freizeit|Freizeit]] diente der [[wiki:stab|Spazierstock]] kleinbürgerlichen Kreisen als Symbol für [[wiki:musse|Muße]], als Zeichen nicht arbeiten zu müssen, mit dem [[wiki:flaneur|Flaneur]] als [[wiki:held|Helden]], der mit dem [[wiki:stab|Stock]] die [[wiki:zeit_musse|Zeit]] totschlägt, behütet durch Sonnenschirm und Sommerhut. Das muss man sich leisten können und so erscheint der Spaziergang in der Neuzeit zuerst beim Adel und erreicht seinen modischen Höhepunkt in bürgerlichen Kreisen in den Jahrzehnten um 1800, unsterblich geworden in ''Goethes'' Szene des Osterspaziergangs im //Faust//:\\ //»Aus dem hohlen finstern Tor dringt ein buntes Gewimmel hervor. Jeder sonnt sich heute so gern.«// [[wiki:aufbruch|Aufbruch]] also, hinaus in die Gärten und Parks, aber bitte nur zwischen Sonntagsbraten und Kaffeetafel. Mehr wäre bereits [[wiki:waldeinsamkeit|Waldeinsamkeit]], weiter wäre [[wiki:wildnis|Wildnis]] und [[wiki:abenteuer|Abenteuer]]. Mit der zunehmenden Bedeutung von [[wiki:freizeit|Freizeit]] diente der [[wiki:stab|Spazierstock]] kleinbürgerlichen Kreisen als Symbol für [[wiki:musse|Muße]], als Zeichen nicht arbeiten zu müssen, mit dem [[wiki:flaneur|Flaneur]] als [[wiki:held|Helden]], der mit dem [[wiki:stab|Stock]] die [[wiki:zeit_musse|Zeit]] totschlägt, behütet durch Sonnenschirm und Sommerhut.
wiki/spaziergang.txt · Zuletzt geändert: 2024/03/20 14:39 von norbert

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki