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wiki:saeulen_des_herakles

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 ====== Säulen des Herakles ====== ====== Säulen des Herakles ======
- Säulen des Herakles, zuvor phönizisch: Säulen des Melkart/Baal+Dort, wo [[wiki:das_bild_afrikas|Afrika]] von [[wiki:europa|Europa]] aus bei klarem Wetter mit bloßem Auge zu sehen ist, führt die [[wiki:strasse|Straße]] von Gibraltar vom Mittelmeer hinaus auf den Ozean. Die höchsten Punkte auf beiden Seiten - der Felsen von Gibraltar (früher: Berg Kalpe) und der Jebel Musa in Marokko (oder mons Abila in Ceuta) - wurden in der Antike die //Säulen des Herakles// genannt, zuvor hießen sie bei den Phöniziern die //Säulen des Melkart//, dem Hauptgott (Baal) der phönizischen Stadt Tyros, der auch in Karthago und Cadiz als [[wiki:reisegoetter|Schutzgott]] der Seefahrer verehrt wurde.
  
-  *   * **Säulen des Herakles** \\ Die Karten des Altertums zeigen eine geschlossene Welt rund um Mittelmeer und Schwarzes Meerdie [[wiki:oikumene|Oikumene]], das »Bewohnte Land«, mit nur einen Ausweg zwischen Marokko und SpanienArchäologische Funde belegen die Anwesenheit der Phönizier bis zum 9. Jahrhundert BC; diese benannten die beiden Vorgebirge als Säulen des Melkart oder Baal. Die Griechen setzten diesen mit Herakles gleich, dem [[wiki:held|Helden]] mit den Attributen des [[wiki:wilde_mann|Wilden Mannes]].\\ Die Säulen des Herakles führen in die grenzenlose Unendlichkeit des weltumfassenden Oceanos, heraus aus der Sicherheit des nahen Landes, sie bilden die Grenzen der Welt. Angst und Hoffnung liegen nah beieinander, und so finden sich dahinter die »Insulae Fortunata« und etwas weiter das nach dem welttragenden Atlas benannte und untergegangene Atlantis im Atlantischen Ozean. +''Herakles'' und ''Melkart'' sind unterschiedliche Namen für dieselbe Vorstellungbeide werden oft als bärtige Männer mit Keule dargestellt, erscheinen als Heros/[[wiki:held|Held]] und [[wiki:wilde_mann|Wilder Mann]]Als Attribut erscheinen auch zwei Säulen oder [[wiki:steinmann|Steine]] ((https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/26821/)). Über die ihnen zugeschriebenen Taten und Fähigkeiten erscheinen sie als Ahnherr von [[wiki:expansion|Expansion]] und Kolonisation über das Meer: sie bezwingen die wilden [[wiki:tiere|Tiere]]besiegen wilde Völker und weisen den [[wiki:weg|Weg]] ([[wiki:orientierung|Orientierung]][[wiki:navigation|Navigation]]durch die [[wiki:wildnis|Wildnis]] und über den [[wiki:ozeane|Ozean]].
-  * ''Pharao Necho'' (610–595 BC) beauftragt Phönizier damit**Afrika zu umsegeln**; nach ''Herodot'' (4,42gelang dies auch um 613-610 v.Chr. Die Formulierung, sie hätten auf ihrer Fahrt die Sonne zur Rechten gesehen, beweist, dass der [[wiki:aequator|Äquator]] überquert wurde. +
-  * Phönizische Seefahrer erkundeten als erste die westliche Küste Europas und sollen bis Norwegen gelangt sein. Das Wissen darüber sicherte ihenn das Handelsmonopol für den Zinnhandel mit dem Erz aus den Minen Britanniens und wurde daher geheimgehalten. ''Plinius der Ältere'' (um 23 – 79 n. Chr.) berichtet von einem Periplus des ''Himilco'' aus Karthago für diese Strecke.+
  
- +Die [[wiki:kartographie|Karten]] des Altertums zeigen eine geschlossene [[wiki:welt|Welt]] rund um Mittelmeer (lat. mare nostrum, [[wiki:mediterraneum|Mediterraneum]]) und Schwarzes Meer, die [[wiki:oikumene|Oikumene]], das »Bewohnte Land«, mit nur einer Ausfahrt zwischen Marokko und Spanien. Vorbei an den Säulen des Herakles verließen die Seefahrer den Erdkreis (orbis terrarum) und wählten den Weg in die grenzenlose Unendlichkeit des weltumfassenden Oceanos, fort von der [[wiki:sicherheit|Sicherheit]] des nahen Landes. Als [[wiki:das_ende_der_welt|Ende der Welt]] (finis terrae) erschienen damals: 
-  * **Atlantis** \\ Die `Insel des Atlas´ (altgriechisch Ἀτλαντὶς νῆσος Atlantìs nḗsos) ist nur literarisch in zwei Dialogen nachweisbar, dort zuerst als Allegorie verwendet von ''Platon'' (428/427 bis 348/347 v. Chr.), um seine philosophischen Aussagen über den idealen [[wiki:staaten|Staat]] anschaulich zu schildern. Sie soll außerhalb der [[wiki:phantasieorte#S wie Sonnenstaat|Säulen des Herakles]] gelegen haben, also im [[wiki:atlantik|Atlantischen Ozean]], und durch eine Naturkatastrophe um 9600 v. Chr. über Nacht untergegangen sein.+  * Das //Cabo de São Vicente// bei Sagres, Portugal, der südwestlichste Punkt Europas. 
 +    Phönizische Seefahrer erkundeten als erste die westliche Küste Europas und sollen bis Norwegen gelangt sein. Das Wissen darüber sicherte ihnen das Handelsmonopol für den Zinnhandel mit dem Erz aus den Minen Britanniens und wurde daher geheimgehalten. ''Plinius der Ältere'' (um 23 – 79 n. Chr.) berichtet von einem Periplus des ''Himilco'' aus Karthago für diese Strecke. 
 +  Das //Cap Bojadur//, Westsahara. 
 +    ''Pharao Necho'' (610–595 BC) beauftragt Phönizier damit, Afrika zu umsegeln; nach ''Herodot'' (4,42) gelang dies auch um 613-610 v.Chr. dem phönizischen Seefahrer ''Hanno''. Weil ''Hanno'' »der Seefahrer« [vor 480 - 440 BC] in seinem //Periplus// [[https://www.livius.org/articles/person/hanno-1-the-navigator/hanno-1-the-navigator-2/|Online]] niederschrieb, sie hätten auf ihrer Fahrt die Sonne zur Rechten gesehen, hielt man ihn für einen Lügner, dabei ist es der Beweis, dass er tatsächlich Afrika umsegelte, mindestens aber bis zum //Golf von Guinea// kam. Dies wiederholte danach erst wieder der Portugiese ''Gil Eanes'' 1434 . 
 +  Da Angst und Hoffnung nah beieinander liegen, galten die von den Phöniziern vor der afrikanischen Küste entdeckten Kanarischen Inseln als //Insulae Fortunata//
 +  * Noch weit dahinter soll //Atlantis// gelegen haben die `Insel des (welttragenden) Atlas´ (altgriechisch Ἀτλαντὶς νῆσος Atlantìs nḗsos), die namengebend wurde für den [[wiki:atlantik|Atlantischen Ozean]] und durch eine Naturkatastrophe um 9600 v. Chr. über Nacht untergegangen sein soll. Nachweisbar ist Atlantis jedoch nur bei ''Platon'' (428/427 bis 348/347 v. Chr.) in zwei Dialogenals Allegorie für seine philosophischen Aussagen über den idealen [[wiki:staaten|Staat]]. 
     * ''Platon''\\ [[http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Timaios|Timaios]] und [[http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Kritias|Kritias]]     * ''Platon''\\ [[http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Timaios|Timaios]] und [[http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Kritias|Kritias]]
     *  ''Oliver Kohns'', ''Ourania Sideri''\\ //Mythos Atlantis. Texte von ''Platon'' bis ''J. R. R. Tolkien''.//\\ Stuttgart 2009: Reclam, ISBN 978-3-15-020178-7.     *  ''Oliver Kohns'', ''Ourania Sideri''\\ //Mythos Atlantis. Texte von ''Platon'' bis ''J. R. R. Tolkien''.//\\ Stuttgart 2009: Reclam, ISBN 978-3-15-020178-7.
-    +   ''Eratosthenes'' (um 275 bis 194 BC) ermittelte den Umfang der (kugelförmigen) Erde mit etwa 1% Genauigkeit und bewies die Kugelgestalt der Erde durch Messungen und Berechnungen. Die von ihm erstellte Karte legte das Zentrum seiner Koordinaten auf Rhodos, den //Breitenkreis auf die Säulen des Herakles//, den Längenkreis auf Assuan (`Syene´) und Lysimacheia auf der Halbinsel Gallipoli (heute Türkei). Die Karte erstreckte sich von Thule (Island?) bis Taprobane (Sri Lanka) und von der iberischen Atlantikküste bis Indien. 
 +  * //Plus ultra.// im 16. Jh.: //plus oultre// (franz.), //noch weytter//\\ Lateinischer Wappenspruch ''Karls V.'' angebracht an den [[wiki:Säulen des Herakles|Säulen des Herakles]], die seit je als Grenze der bewohnten Welt galten (non plus ultra) mit dem Ozean (`der die Erdscheibe umfließende Weltstrom´) dahinter. Damit verband sich der Anspruch auf ein Reich, in dem die Sonne niemals unterging. Er herrschte als römisch-deutscher Kaiser außerhalb Europas über Teile Amerikas und den pazifischen Raum östlich der Molukken. 
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 +''Jochum, Georg''\\ //"Plus Ultra" oder die Erfindung der Moderne: zur neuzeitlichen Entgrenzung der okzidentalen Welt.//\\ Dissertation Technische Universität Chemnitz 2015. 602 S. Bielefeld 2017: transcript\\ Das plus ultra ''Kaiser Karls V.'' wird verstanden als "immer weiter" und damit als Programm der Moderne: ohne [[wiki:grenze|Grenzen]] zu denken eröffnet [[wiki:moeglichkeitssinn|Möglichkeitsräume]] und ohne Grenzen ins [[wiki:abenteuer|Abenteuer]] zu fahren erschließt eine neue [[wiki:welt|Welt]], zunächst [[wiki:routen_in_amerika|Amerika]], dann den Pazifik. ''Francis Bacon'', Wegbereiter der modernen Wissenschaft, lässt auf dem Titelblatt seiner Enzyklopädie //Instauratio magna//, London 1620, das Schiff der Erkenntnis zwischen den //Säulen des Herakles// hinausfahren auf ein Meer ohne Horizont: multi pertransibus & augebitur scientia. Die so ausgelöste Transformation des Mittelalters zur Moderne scheint ihrerseits an Grenzen stoßen und eine zweite Transformation zu erfordern.
  
-  * //Plus ultram.// im 16. Jh.: //plus oultre// (franz.), //noch weytter//\\ Lateinischer Wappenspruch ''Karls V.'' angebracht an den [[wiki:Säulen des Herakles|Säulen des Herakles]], die seit je als Grenze der bewohnten Welt galten (non plus ultra) mit dem Ozean (`der die Erdscheibe umfließende Weltstrom´) dahinter. 
wiki/saeulen_des_herakles.1650768853.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/04/24 02:54 von norbert

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