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wiki:reisen_nach_dem_zweiten_weltkrieg

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wiki:reisen_nach_dem_zweiten_weltkrieg [2018/10/11 15:39] norbertwiki:reisen_nach_dem_zweiten_weltkrieg [2022/01/12 14:45] norbert
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 Zu dieser Zeit war Norman im Hafen von Rangoon und vervielfältigte im Hinterzimmer eines kleinen burmesischen Ladens die ersten Informationsblätter des Clubs. Für fünf Schilling Mitgliedergebühr bot er den Mitgliedern eine monatliche Broschüre an mit Infos über //"how to travel the world at rock bottom cost"// sowie eine Mitgliederliste. 40 der 200 Angeschriebenen nahmen dieses Angebot an.  Zu dieser Zeit war Norman im Hafen von Rangoon und vervielfältigte im Hinterzimmer eines kleinen burmesischen Ladens die ersten Informationsblätter des Clubs. Für fünf Schilling Mitgliedergebühr bot er den Mitgliedern eine monatliche Broschüre an mit Infos über //"how to travel the world at rock bottom cost"// sowie eine Mitgliederliste. 40 der 200 Angeschriebenen nahmen dieses Angebot an. 
  
-Mittlerweile war es August 1945, der Krieg beendet. Bis Frühling 1946 wuchs die Anzahl der Mitglieder auf fünfzig und Norman machte das Schiff klar. Eine Gruppe von Mitgliedern um ''William Redgrave'' radelte durch Europa, eine andere Gruppe wollte auswandern, um auf diesem Weg die Welt kennenzulernen. Norman schreibt: //"Im ersten Jahr nach Kriegsende war Reisen in Großbritannien schwierig, da die Lebensmittel rationiert waren, und auf dem Kontinent, weil scheinbar alle Schiffe und Flugzeuge eingesetzt wurden, um die Kriegsteilnehmer nach Hause zu befördern."// Doch auf einer Probefahrt erweist sich die Segelyacht als zu altersschwach und 1947 fliegt Norman Ford in die USA. +Mittlerweile war es August 1945, der Krieg beendet. Bis Frühling 1946 wuchs die Anzahl der Mitglieder auf fünfzig und Norman machte das Schiff klar. Eine Gruppe von Mitgliedern um ''William Redgrave'' radelte durch Europa, eine andere Gruppe wollte auswandern, um auf diesem Weg die Welt kennenzulernen. Norman schreibt: //"Im ersten Jahr nach Kriegsende war Reisen in Großbritannien schwierig, da die [[wiki:lebensmittel|Lebensmittel]] rationiert waren, und auf dem Kontinent, weil scheinbar alle Schiffe und Flugzeuge eingesetzt wurden, um die Kriegsteilnehmer nach Hause zu befördern."// Doch auf einer Probefahrt erweist sich die Segelyacht als zu altersschwach und 1947 fliegt Norman Ford in die USA. 
    
 ==== Wasser kennt keine Grenzen ==== ==== Wasser kennt keine Grenzen ====
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 Der Spiegel schrieb am 18.1.1947: //"Die Winterkurorte an der südfranzösischen Küste... bemühen sich, die Spuren der Kämpfe... zu verwischen. Auch hier räumen vor den großen Hotels die militärischen Posten den Platz, und goldbetreßte Portiers nehmen ihre Stelle wieder ein....Es wurde beschlossen, die noch beschlagnahmten Hotels beschleunigt den Eigentümern zurückzugeben.... Die Holländer... haben von den rund 100000 Hotelbetten, über die Holland verfügte, jetzt fast drei Viertel wieder hergerichtet und hoffen, daß die Schlachtfelder von Nymwegen und Arnheim fürs erste genug Anziehungskraft besitzen. Einen Fremdenzustrom sondergleichen erlebt zur Zeit die Schweiz.... vor allem von Engländern und Amerikanern."//  Der Spiegel schrieb am 18.1.1947: //"Die Winterkurorte an der südfranzösischen Küste... bemühen sich, die Spuren der Kämpfe... zu verwischen. Auch hier räumen vor den großen Hotels die militärischen Posten den Platz, und goldbetreßte Portiers nehmen ihre Stelle wieder ein....Es wurde beschlossen, die noch beschlagnahmten Hotels beschleunigt den Eigentümern zurückzugeben.... Die Holländer... haben von den rund 100000 Hotelbetten, über die Holland verfügte, jetzt fast drei Viertel wieder hergerichtet und hoffen, daß die Schlachtfelder von Nymwegen und Arnheim fürs erste genug Anziehungskraft besitzen. Einen Fremdenzustrom sondergleichen erlebt zur Zeit die Schweiz.... vor allem von Engländern und Amerikanern."// 
  
-//Die Fahrt//, eine von Tigges herausgegebene "Europäische Reisezeitschrift", erscheint bereits seit 1947 und ist damit vermutlich die erste Reisezeitschrift nach dem Krieg. Die Sehnsucht nach der Ferne war also bereits da! Aber Reisen? Vielleicht die erste weltreisende Frau nach dem Krieg mag die Schweizer ''Baronesse Dagmar von Loë'' gewesen sein: //"Endlich war der Krieg zu Ende, endlich hatten wir nach unendlichen Mühe die Visen erhalten, die Plätze reserviert und unsere Koffer gepackt. Die Reise ging los: In zehn Monaten im Zickzack um die Welt."// Aber auch diese Fahrt fand überwiegend mit dem Schiff statt, von Genua durchs Mittelmeer und den Suez-Kanal nach Indien, hinüber nach Australien und Neuseeland durch die Südsee nach Amerika. In Australien saß die Reisende mehrere Monate fest, da es keine freien Plätze in den Verkehrsmitteln gab.+//Die Fahrt//, eine von Tigges herausgegebene "Europäische Reisezeitschrift", erscheint bereits seit 1947 und ist damit vermutlich die erste Reisezeitschrift nach dem Krieg. Die Sehnsucht nach der Ferne war also bereits da! Aber Reisen? Vielleicht die erste weltreisende Frau nach dem Krieg mag die Schweizer ''Baronesse Dagmar von Loë'' gewesen sein: //"Endlich war der Krieg zu Ende, endlich hatten wir nach unendlichen Mühe die Visen erhalten, die Plätze reserviert und unsere Koffer gepackt. Die Reise ging los: In zehn Monaten im Zickzack um die Welt."// Aber auch diese [[wiki:fahrt|Fahrt]] fand überwiegend mit dem Schiff statt, von Genua durchs Mittelmeer und den Suez-Kanal nach Indien, hinüber nach Australien und Neuseeland durch die Südsee nach Amerika. In Australien saß die Reisende mehrere Monate fest, da es keine freien Plätze in den Verkehrsmitteln gab.
  
 Im Januar 1947 waren noch sämtliche 22 Brücken zwischen Koblenz und Trier zerstört. Wer von Mainz nach Wiesbaden wollte, brauchte einen Passierschein. Die Anzahl der Pkw in Niedersachsen (21.400) war erheblich geringer als 1938 (89.572), die Anzahl der Motorräder auf ein Zehntel (15 730) gesunken. Lediglich die Anzahl der Lkws war gering gestiegen, auf 22.200. Und zu deren Betrieb wurden Benzinmarken ausgegeben.  Im Januar 1947 waren noch sämtliche 22 Brücken zwischen Koblenz und Trier zerstört. Wer von Mainz nach Wiesbaden wollte, brauchte einen Passierschein. Die Anzahl der Pkw in Niedersachsen (21.400) war erheblich geringer als 1938 (89.572), die Anzahl der Motorräder auf ein Zehntel (15 730) gesunken. Lediglich die Anzahl der Lkws war gering gestiegen, auf 22.200. Und zu deren Betrieb wurden Benzinmarken ausgegeben. 
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 Für die Revue ist 1951 die Journalistin ''Herta Klier'' unterwegs und berichtet im April bereits zum dritten Mal aus dem Nahen Osten //("Ägypten - Gesehen mit den Augen einer Frau")//. Auch in den folgenden Jahren ist sie unterwegs, dabei durchaus auf Globetrotter-Art: //"Die junge Berlinerin Herta Klier trampte um die halbe Welt, durchquerte den ganzen australischen Kontinent und kam nach elf Monaten glücklich wieder in Deutschland an... und das alles fast ohne Geld."// Sie kaufte sich ein Ticket und ging am 2. Februar 1951 mit genau 182,50 Mark in der Tasche an Bord:// "Übertriebene Sorgen machte ich mir nicht, denn ich hatte arbeiten gelernt. Ich konnte nicht nur waschen, kochen und stricken, sondern auch holzhacken, Elektriker spielen, Kinder versorgen und Corned Beef verkaufen. Ich machte die angenehme Erfahrung, daß ich mit diesen Fähigkeiten im Ausland einigermaßen leben und mein Reisegeld verdienen konnte."// Sie reiste von Sydney über Canberra, Melbourne, Adelaide nach Alice Springs, Darwin, Cairns und zurück nach Sydney. Neu an ihren Berichten ist, daß erstmals persönliche Reiseerlebnisse im Zentrum stehen, der Alltag geschildert wird.  Für die Revue ist 1951 die Journalistin ''Herta Klier'' unterwegs und berichtet im April bereits zum dritten Mal aus dem Nahen Osten //("Ägypten - Gesehen mit den Augen einer Frau")//. Auch in den folgenden Jahren ist sie unterwegs, dabei durchaus auf Globetrotter-Art: //"Die junge Berlinerin Herta Klier trampte um die halbe Welt, durchquerte den ganzen australischen Kontinent und kam nach elf Monaten glücklich wieder in Deutschland an... und das alles fast ohne Geld."// Sie kaufte sich ein Ticket und ging am 2. Februar 1951 mit genau 182,50 Mark in der Tasche an Bord:// "Übertriebene Sorgen machte ich mir nicht, denn ich hatte arbeiten gelernt. Ich konnte nicht nur waschen, kochen und stricken, sondern auch holzhacken, Elektriker spielen, Kinder versorgen und Corned Beef verkaufen. Ich machte die angenehme Erfahrung, daß ich mit diesen Fähigkeiten im Ausland einigermaßen leben und mein Reisegeld verdienen konnte."// Sie reiste von Sydney über Canberra, Melbourne, Adelaide nach Alice Springs, Darwin, Cairns und zurück nach Sydney. Neu an ihren Berichten ist, daß erstmals persönliche Reiseerlebnisse im Zentrum stehen, der Alltag geschildert wird. 
  
-Klar ist aber auch: hier sind Stellvertreter unterwegs, Reisen bleibt weiterhin die Ausnahme: Das //DER// befördert 1950 lediglich 647 Einzelreisende, erst Erleichterungen in der Devisenzuteilung führen zu 2.481 beförderten Einzelreisenden im Folgejahr. Dennoch muß bereits absehbar gewesen sein, daß es sich unternehmerisch bald lohnen würde, in das Reisegeschäft einzusteigen, denn //Touropa// wird 1951 gegründet, //Scharnow-Reisen// 1953, ebenso wie //Hummel//. Das hat auch mit der Ausgabe von Pässen zu tun: Nach Kriegsende ging die Paßhoheit kraft Besatzungsrecht auf die //Alliierte Hohe Kommission// über, die dafür das "Combined Travel Board" einrichtete, dessen Hauptquartier bis zum 31.12.1952 bestand. In dieser Zeit unterlag die Bevölkerung starken Beschränkungen, von Reisefreiheit konnte nicht die Rede sein. Zwar bestand auch danach noch Paßzwang an den Grenzen, jedoch wurde dieser zügig gelockert und auch der Personalausweis als Reisedokument anerkannt. Auch die Möglichkeit des Trampens kam zunehmend in Frage, lief doch bereits am 4. März 1950 der 100.000 Käfer vom Wolfsburger Band.+Klar ist aber auch: hier sind Stellvertreter unterwegs, Reisen bleibt weiterhin die Ausnahme: Das //DER// befördert 1950 lediglich 647 [[wiki:einzelne|Einzelreisende]], erst Erleichterungen in der Devisenzuteilung führen zu 2.481 beförderten Einzelreisenden im Folgejahr. Dennoch muß bereits absehbar gewesen sein, daß es sich unternehmerisch bald lohnen würde, in das Reisegeschäft einzusteigen, denn //Touropa// wird 1951 gegründet, //Scharnow-Reisen// 1953, ebenso wie //Hummel//. Das hat auch mit der Ausgabe von Pässen zu tun: Nach Kriegsende ging die Paßhoheit kraft Besatzungsrecht auf die //Alliierte Hohe Kommission// über, die dafür das "Combined Travel Board" einrichtete, dessen Hauptquartier bis zum 31.12.1952 bestand. In dieser Zeit unterlag die Bevölkerung starken Beschränkungen, von Reisefreiheit konnte nicht die Rede sein. Zwar bestand auch danach noch Paßzwang an den Grenzen, jedoch wurde dieser zügig gelockert und auch der Personalausweis als Reisedokument anerkannt. Auch die Möglichkeit des Trampens kam zunehmend in Frage, lief doch bereits am 4. März 1950 der 100.000 Käfer vom Wolfsburger Band.
    
 ==== Lebensfreude gesucht ==== ==== Lebensfreude gesucht ====
-1951 erscheint "Mit offenen Augen", ein Sammelband mit Beiträgen zeitgenössischer deutscher Dichter zum Lob des Reisens. Im Vorwort stellt ''Ernst Glaeser'' einen Zusammenhang her zwischen dem Reisen als grundlegend friedlicher Tätigkeit und dem Ende aller Reisen während des Krieges:// "Es ist kein Zufall, daß während der Kriege das Reisen aufhört. Man ersetzt es durch Truppen- oder andere Menschenverschiebungen. Militärs sehen keine Landschaften, nur Terrain. Die Eisenbahn wird zum rollenden Material. Der Mensch wird es auch."// Das Buch erscheint (1951), da der Herausgeber glaubt, daß //"die Zeit des rollenden Menschenmaterials"// vorbei und es an der Zeit ist, //"das Reisen im eigenen Land wieder in das Bewußtsein einer zivilen Freude zu erheben"// und damit dem Frieden zu dienen. Im gleichen Jahr noch erscheint auch //"Glückliche Reise. Heiteres Wissen von den Reisegenüssen",// die Wiederauflage eines zuletzt 1939 erschienenen Titels. Hier meint der Autor: //"Noch nie haben so viele Menschen im Reisen Lebensfreude gesucht wie heute."// +1951 erscheint "Mit offenen Augen", ein Sammelband mit Beiträgen zeitgenössischer deutscher Dichter zum Lob des Reisens. Im Vorwort stellt ''Ernst Glaeser'' einen Zusammenhang her zwischen dem Reisen als grundlegend friedlicher Tätigkeit und dem Ende aller Reisen während des Krieges:// "Es ist kein Zufall, daß während der Kriege das Reisen aufhört. Man ersetzt es durch Truppen- oder andere Menschenverschiebungen. Militärs sehen keine Landschaften, nur Terrain. Die Eisenbahn wird zum rollenden Material. Der Mensch wird es auch."// Das Buch erscheint (1951), da der Herausgeber glaubt, daß //"die Zeit des rollenden Menschenmaterials"// vorbei und es an der Zeit ist, //"das Reisen im eigenen Land wieder in das Bewußtsein einer zivilen *[[wiki:freude|Freude]] zu erheben"// und damit dem Frieden zu dienen. Im gleichen Jahr noch erscheint auch //"Glückliche Reise. Heiteres Wissen von den Reisegenüssen",// die Wiederauflage eines zuletzt 1939 erschienenen Titels. Hier meint der Autor: //"Noch nie haben so viele Menschen im Reisen Lebensfreude gesucht wie heute."// 
  
-Nach hinreichend viel Arbeit und Buße wuchs der Anspruch auf Erholung, Reise und Unterwegs-sein, nur kosten durfte es nichts. In dieser Zeit häufen sich Reiseführer übers Campen: Die angemessenen Antwort auf ein billiges Reisen und alle, alle waren mit dem Zelt unterwegs: Der Arzt und der Buchhalter, die Verkäuferin und der Literaturstudent, der Lehrling und der Bergmann. Zelten ist in und die Campingidee wirbt auch für romantische Fahrten zu zweit. Nur eines ist klar: Es soll kein Abenteuer sein! +Nach hinreichend viel Arbeit und Buße wuchs der Anspruch auf Erholung, Reise und [[wiki:unterwegs-sein|Unterwegs-sein]], nur kosten durfte es nichts. In dieser Zeit häufen sich Reiseführer übers [[wiki:campen|Campen]]: Die angemessenen Antwort auf ein billiges Reisen und alle, alle waren mit dem Zelt unterwegs: Der Arzt und der Buchhalter, die Verkäuferin und der Literaturstudent, der Lehrling und der Bergmann. Zelten ist in und die [[wiki:camping|Camping]]idee wirbt auch für romantische [[wiki:fahrt|Fahrt]]en zu zweit. Nur eines ist klar: Es soll kein Abenteuer sein! 
  
 Anders im Commonwealth: ''Jill Donnisthorpe'' war Mitglied des //Globetrotters Club// und reiste 1951 per Autostop von London nach Johannesburg. Dafür erhielt sie die //"Presidents Silver Medal... for the most interesting globetrotting feat of the year".// Das Reisen war damals für die Briten leichter als für andere Europäer, denn das Britische Imperium existierte noch und mit ihm dessen Verkehrsverbindungen; wer Glück hatte, den nahm die RAF schon mal in ihren Flugzeugen mit. 1954 veröffentlichte der Gründer des Globetrotters Club, ''Norman Ford'', in Amerika den //"Bargain Guide to World Shipping Routes and Schedules"// als einen der ersten Reiseführer für Low-Budget-Reisen. Die einzigen anderen Informationsquellen waren //Baedeker// und //Guide Bleu//, diese zielten aber auf ein anderes Publikum. 1957 hielt eine ''Veronica Maclean'' einen Vortrag über //"To Persia by Landrover"//. 1957-58 verbrachte der Amerikaner ''Robert Christopher'' die meiste Zeit bei den Tuaregs, zog mit Kamelkarawanen durch die Sahara. Der zweite Präsident des Globetrotter Clubs, ''Gordon Cooper'', publizierte vielfach über seine Reisen, bevor er 1965 in Nairobi ums Leben kam.  Anders im Commonwealth: ''Jill Donnisthorpe'' war Mitglied des //Globetrotters Club// und reiste 1951 per Autostop von London nach Johannesburg. Dafür erhielt sie die //"Presidents Silver Medal... for the most interesting globetrotting feat of the year".// Das Reisen war damals für die Briten leichter als für andere Europäer, denn das Britische Imperium existierte noch und mit ihm dessen Verkehrsverbindungen; wer Glück hatte, den nahm die RAF schon mal in ihren Flugzeugen mit. 1954 veröffentlichte der Gründer des Globetrotters Club, ''Norman Ford'', in Amerika den //"Bargain Guide to World Shipping Routes and Schedules"// als einen der ersten Reiseführer für Low-Budget-Reisen. Die einzigen anderen Informationsquellen waren //Baedeker// und //Guide Bleu//, diese zielten aber auf ein anderes Publikum. 1957 hielt eine ''Veronica Maclean'' einen Vortrag über //"To Persia by Landrover"//. 1957-58 verbrachte der Amerikaner ''Robert Christopher'' die meiste Zeit bei den Tuaregs, zog mit Kamelkarawanen durch die Sahara. Der zweite Präsident des Globetrotter Clubs, ''Gordon Cooper'', publizierte vielfach über seine Reisen, bevor er 1965 in Nairobi ums Leben kam. 
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 ==== Gemischte Erfahrungen ==== ==== Gemischte Erfahrungen ====
-''Hanna Suter'', eine schweizerische Missionarin, war den Krieg über in China und versuchte nach Kriegsende in die Schweiz zu gelangen. Aber erst //"Mitte Juli 1946 schien es, daß die Reisemöglichkeiten nun vorhanden seien von Shanghai nach Europa."// Und auch diese ersten Möglichkeiten standen für deutsche Missionarinnen noch nicht offen. Hanna Suter ist am 20. Oktober in Shanghai, erhält am 25. Oktober einen schweizerischen Paß. Das Gesundheitsamt verlangt Impfungen gegen Pest, Cholera, Gelbes Fieber, typhöse Fieber, Pocken und Typhus, //"aber sie waren so freundlich, zwei Sorten zu mischen, so daß es mit einem Stich ging".// Für Schiffspassagen sah es den ganzen November schlecht aus, alles belegt - doch dann kann sie das unbenutzte Flugticket einer anderen Missionarin übernehmen und fliegt am 11. Dezember von Hongkong nach Europa. Das Flugzeug von Shanghai nach Hongkong war spartanisch ausgerüstet: //"...innen ein einziger Hohlraum, das nackte Weißmetall... hinten die Ecke für allerlei Bedürfnisse durch einen Vorhang abgetrennt....Eine Reihe Sitze von Segeltuch ohne Armlehnen; für den Rücken Segeltuchstreifen..."// Fünf Tage dauert der Flug mit dem Wasserflugzeug über Rangoon, Karachi, Bashrah, Kairo und Marignane nach England. Übernachtet wird in den großen Hotels, von Kriegsschäden ist nirgends die Rede, erst bei einer Zwischenlandung auf Sizilien berichtet Hanna Suter von Minenräumarbeiten. Von ihr erfahren wir auch, daß Ausländer nur mit Schweizer Währung in die Schweiz einreisen dürfen. +''Hanna Suter'', eine schweizerische Missionarin, war den Krieg über in China und versuchte nach Kriegsende in die Schweiz zu gelangen. Aber erst //"Mitte Juli 1946 schien es, daß die Reisemöglichkeiten nun vorhanden seien von Shanghai nach Europa."// Und auch diese ersten Möglichkeiten standen für deutsche Missionarinnen noch nicht offen. Hanna Suter ist am 20. Oktober in Shanghai, erhält am 25. Oktober einen schweizerischen Paß. Das Gesundheitsamt verlangt Impfungen gegen Pest, Cholera, Gelbes Fieber, typhöse Fieber, Pocken und Typhus, //"aber sie waren so freundlich, zwei Sorten zu mischen, so daß es mit einem Stich ging".// Für Schiffspassagen sah es den ganzen November schlecht aus, alles belegt - doch dann kann sie das unbenutzte Flugticket einer anderen Missionarin übernehmen und fliegt am 11. Dezember von Hongkong nach Europa. Das Flugzeug von Shanghai nach Hongkong war spartanisch ausgerüstet: //"...innen ein einziger Hohlraum, das nackte Weißmetall... hinten die Ecke für allerlei Bedürfnisse durch einen Vorhang abgetrennt....Eine Reihe Sitze von Segeltuch ohne Armlehnen; für den Rücken Segeltuchstreifen..."// Fünf Tage dauert der Flug mit dem Wasserflugzeug über Rangoon, Karachi, Bashrah, Kairo und Marignane nach England. Übernachtet wird in den großen Hotels, von Kriegsschäden ist nirgends die Rede, erst bei einer Zwischenlandung auf Sizilien berichtet Hanna Suter von Minenräumarbeiten. Von ihr erfahren wir auch, daß [[wiki:auslaender|Ausländer]] nur mit Schweizer Währung in die Schweiz einreisen dürfen. 
  
 ''Göran Schildt'', in Schweden ansässiger Finne und Redakteur beim //Svenska Dagbladet//, war von Mai bis November 1947 mit einer 6,5-Tonnen-Ketsch unterwegs ins Mittelmeer; die Reise verlief unproblematisch: //"Ich erklärte ihnen, daß das Leben in Finnland ganz frei und friedlich ist, und daß wir zu unserem Vergnügen auf dem Weg nach Frankreich sind."// Sie legen in den skandinavischen Häfen an, segeln nach England, durchqueren Frankreich auf den Kanälen - und erwähnen nirgends Spuren des Krieges, der doch gerade erst zwei Jahre vorbei ist. Nur das nicht mehr existierende Zentrum von Le Havre ist eine Erwähnung wert, doch selbst deren Ruinen sind bereits weggeräumt. Schildt hat Geld, Verpflegung für mehrere Monate, ist unabhängig, lediglich in Frankreich ist er in den Kanälen auf den rationierten Treibstoff angewiesen, dessen Beschaffung Probleme macht; im offenen Meer wird gesegelt.  ''Göran Schildt'', in Schweden ansässiger Finne und Redakteur beim //Svenska Dagbladet//, war von Mai bis November 1947 mit einer 6,5-Tonnen-Ketsch unterwegs ins Mittelmeer; die Reise verlief unproblematisch: //"Ich erklärte ihnen, daß das Leben in Finnland ganz frei und friedlich ist, und daß wir zu unserem Vergnügen auf dem Weg nach Frankreich sind."// Sie legen in den skandinavischen Häfen an, segeln nach England, durchqueren Frankreich auf den Kanälen - und erwähnen nirgends Spuren des Krieges, der doch gerade erst zwei Jahre vorbei ist. Nur das nicht mehr existierende Zentrum von Le Havre ist eine Erwähnung wert, doch selbst deren Ruinen sind bereits weggeräumt. Schildt hat Geld, Verpflegung für mehrere Monate, ist unabhängig, lediglich in Frankreich ist er in den Kanälen auf den rationierten Treibstoff angewiesen, dessen Beschaffung Probleme macht; im offenen Meer wird gesegelt. 
  
 Der Engländer ''George Catlin'' hielt sich 1946 und 1947 in Indien auf. Er wollte klären, ob die Lehre des ''Mahatma Ghandi'' neue politische Möglichkeiten für die Welt eröffne. Politisch-philosphisch-religiöse Betrachtungen stehen im Vordergrund, über die Reiseumstände ist leider nichts zu erfahren, nur das eine: Es ging. Trotz aller Schwierigkeiten und widrigen Umstände fanden alle diese Reisenden immer wieder einen Weg, kamen voran.   Der Engländer ''George Catlin'' hielt sich 1946 und 1947 in Indien auf. Er wollte klären, ob die Lehre des ''Mahatma Ghandi'' neue politische Möglichkeiten für die Welt eröffne. Politisch-philosphisch-religiöse Betrachtungen stehen im Vordergrund, über die Reiseumstände ist leider nichts zu erfahren, nur das eine: Es ging. Trotz aller Schwierigkeiten und widrigen Umstände fanden alle diese Reisenden immer wieder einen Weg, kamen voran.  
-==== Quellen ==== +===== Quellen ===== 
-''Catlin, George '' +==== Literatur ==== 
 +''Catlin, George '' \\ 
 Ahhimsa. Auf Ghandis Spuren. \\   Ahhimsa. Auf Ghandis Spuren. \\  
 Hamburg: A. Springer. 1949. (EA 1948). OHLn. 357p. 14 x 21. 1 Karte  Hamburg: A. Springer. 1949. (EA 1948). OHLn. 357p. 14 x 21. 1 Karte 
  
-''Christiansen, Hannelore. Joachim Hein. '' +''Christiansen, Hannelore. Joachim Hein. '' \\ 
 Komm mit wir zelten!  \\  Komm mit wir zelten!  \\ 
 Berlin: VEB Sportvlg. 1959. OHLn. 137p. 10,5 x 15  Berlin: VEB Sportvlg. 1959. OHLn. 137p. 10,5 x 15 
  
-''Birnbaum, Lilian.'' +''Birnbaum, Lilian.''\\  
 Fahrende. \\  Fahrende. \\ 
 Wien: Medus 1984  Wien: Medus 1984 
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 (=Die andere Bibliothek Bd. 65). Frankfurt/M.: Eichborn 1990. OPppbd. 301p. 11,5 x 22.  (=Die andere Bibliothek Bd. 65). Frankfurt/M.: Eichborn 1990. OPppbd. 301p. 11,5 x 22. 
  
-''Glaeser, Ernst (Hrsg.). '' +''Glaeser, Ernst (Hrsg.). '' \\ 
 Mit offenen Augen. Ein Reisebuch deutscher Dichter.\\  Mit offenen Augen. Ein Reisebuch deutscher Dichter.\\ 
  Stuttgart:J.G. Cotta. 1951. 1.A.. OLn, OU. 255p. 11,5 x 19. 16 Tfll, davon 1 farb.   Stuttgart:J.G. Cotta. 1951. 1.A.. OLn, OU. 255p. 11,5 x 19. 16 Tfll, davon 1 farb. 
  
-''Günther, Herbert. '' +''Günther, Herbert. '' \\ 
 Glückliche Reise. Heiteres Wissen von den Reisegenüssen.  \\  Glückliche Reise. Heiteres Wissen von den Reisegenüssen.  \\ 
 München: W. Langewiesche-Brandt. 1939. 1.A.. OPppbd. 149p. 12 x 19. Hamburg: A. Springer. 1949. (EA 1948). OHLn. 357p. 14 x 21. 1 Karte  München: W. Langewiesche-Brandt. 1939. 1.A.. OPppbd. 149p. 12 x 19. Hamburg: A. Springer. 1949. (EA 1948). OHLn. 357p. 14 x 21. 1 Karte 
  
-''Henkels, Walter. '' +''Henkels, Walter. '' \\ 
 Alltag in Trizonesien. Spurensicherung, dabei an die Enkel denkend.  \\  Alltag in Trizonesien. Spurensicherung, dabei an die Enkel denkend.  \\ 
 Düsseldorf: Econ. 1986 1.A. 256p. OLn, OU. 14 x 22. 16 SW-Tfll.  Düsseldorf: Econ. 1986 1.A. 256p. OLn, OU. 14 x 22. 16 SW-Tfll. 
  
-''Hiller, Peter. ''  +''Hiller, Peter. '' \\  
-Camping für dich und mich.  \\ +[[wiki:camping|Camping]] für dich und mich.  \\ 
 München: W. Andermann. 1957. OBrosch. 95p. 17 x 18,5. Textzeichn. v. Lilo Rasch-Nägele  München: W. Andermann. 1957. OBrosch. 95p. 17 x 18,5. Textzeichn. v. Lilo Rasch-Nägele 
  
-''Loë, Dagmar von '' +''Loë, Dagmar von '' \\ 
 In 10 Monaten im Zickzack um die Welt \\  In 10 Monaten im Zickzack um die Welt \\ 
 Luzern: Selbstverlag 1949 OLn, 63p, 16 SW-Tfll.  Luzern: Selbstverlag 1949 OLn, 63p, 16 SW-Tfll. 
  
-''Medert, Klaus; Süßmuth, Werner. '' +''Medert, Klaus; Süßmuth, Werner. '' \\ 
 Paß- und Personalausweisrecht. Bd. 2: Paßrecht.  \\  Paß- und Personalausweisrecht. Bd. 2: Paßrecht.  \\ 
 Köln: Dt. Gemeindeverlag  Köln: Dt. Gemeindeverlag 
  
-''Meiss-Teuffen, Hans von''  +''Meiss-Teuffen, Hans von''\\   
-Ziel im Wind. Auf Fahrt durch Länder und Meere. \\ +Ziel im Wind. Auf [[wiki:fahrt|Fahrt]] durch Länder und Meere. \\ 
 Ullstein, Wien, 1951. 14,5 x 22,5cm, OLn, 360, 54 SW-Abb. a. 16 Tfll, 5 Karten  Ullstein, Wien, 1951. 14,5 x 22,5cm, OLn, 360, 54 SW-Abb. a. 16 Tfll, 5 Karten 
  
-''Ordemann, Hans-Joachim. '' +''Ordemann, Hans-Joachim. '' \\ 
 Paßrecht. Ausweisrecht. Melderecht des Bundes. Textausgabe mit Erläuterungen. \\   Paßrecht. Ausweisrecht. Melderecht des Bundes. Textausgabe mit Erläuterungen. \\  
 München: C.H. Beck. 1988.   München: C.H. Beck. 1988.  
  
-''Schildt, Göran. '' +''Schildt, Göran. '' \\ 
 Die Wunschreise.  \\  Die Wunschreise.  \\ 
 Wiesbaden: F.A. Brockhaus. 1956. 2.A.. OLn. 263p. 15 x 23,5. 24 SW-Abb. a. 24 Tfll, 3 Ktn.  Wiesbaden: F.A. Brockhaus. 1956. 2.A.. OLn. 263p. 15 x 23,5. 24 SW-Abb. a. 24 Tfll, 3 Ktn. 
  
-''Scholz, H.(orst) E.(gon). '' +''Scholz, H.(orst) E.(gon). '' \\ 
 Tausend Türen in die weite Welt. Beiträge zur Geschichte der deutschen Reisebüros.  \\  Tausend Türen in die weite Welt. Beiträge zur Geschichte der deutschen Reisebüros.  \\ 
 Frankfurt/M.: Reisebüro Bulletin. 1984. OBrosch. 240p  Frankfurt/M.: Reisebüro Bulletin. 1984. OBrosch. 240p 
  
-''Suter, Hanna. '' +''Suter, Hanna. '' \\ 
 Ein Flug in die Heimat.  \\  Ein Flug in die Heimat.  \\ 
 Thayngen/Schaffhsn.: Selbstvlg.1947. OBrosch. 53 S,13 x 19. 3 Fotos  Thayngen/Schaffhsn.: Selbstvlg.1947. OBrosch. 53 S,13 x 19. 3 Fotos 
  
-''Wiskemann, Elizabeth. '' +''Wiskemann, Elizabeth. '' \\ 
 Erlebtes Europa. Ein politischer Reisebericht 1930 bis 1945.\\  Erlebtes Europa. Ein politischer Reisebericht 1930 bis 1945.\\ 
 Bern: Hallwag 1969  Bern: Hallwag 1969 
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 Spiegel, Jahrgänge 1947-1949   Spiegel, Jahrgänge 1947-1949  
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 +<html><img src="https://vg09.met.vgwort.de/na/8a8120d2c5b84e77a37e0c9a74af5c1f" width="1" height="1" alt=""> </html>
wiki/reisen_nach_dem_zweiten_weltkrieg.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/07 06:26 von norbert

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