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wiki:ranzen

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 ====== Ranzen ====== ====== Ranzen ======
-In der Schriftsprache findet sich der Ranzen als [[wiki:reisegepaeck|Reisegepäckstück]] ([[wiki:proviantbeutel|Proviantbeutel]]) zwar erst 1510, doch deutet seine Herkunft aus dem [[wiki:rotwelsch|Rotwelschen]] darauf hin, dass der Begriff zu diesem Zeitpunkt bereits lange auf der [[wiki:strasse|Straße]] üblich war, etymologisch ist seine Herkunft dunkelIm [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 16Jahrhundert|16Jahrhundert]] auch als RenzelRensel, Ränzel (mnd.).+In der Schriftsprache findet sich der Ranzen als [[wiki:reisegepaeck|Reisegepäckstück]] ([[wiki:proviantbeutel|Proviantbeutel]]) zwar erst [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 16. Jahrhundert|1510]] als RenzelRensel, Ränzel, Räntzel ... doch deutet seine Herkunft aus dem [[wiki:rotwelsch|Rotwelschen]] darauf hin, dass der Begriff zu diesem Zeitpunkt bereits lange auf der [[wiki:strasse|Straße]] üblich war ((Engelbert Wittich: Die jenische Sprache. Archiv für Kriminal-Ahthropologie und KriminalistikBand 63, Vogel, Leipzig 1915–1916. [[Online|http://www.sifaz.org/Engelbert_Wittich_jenische_Sprache.pdf]]))etymologisch ist seine Herkunft dunkel.
  
-Im übertragenen Sinne ab dem [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]] auch für //Bauch// und //Buckel//, gleichbedeutend ist das oberschlesische //pukeltasza// für eine Buckeltasche, also kein [[wiki:rucksack|Rucksack]]. "Das Ränzlein schnüren" bedeutete ein Gepäckstück auf beiden Seiten so zu binden, dass es wie eine große Wurst aussah; als solche wurde es um den Hals gelegt. Eine solche Wurst erscheint auch als Attribut des Narren (Hans Wurst). Im Wörterbuch von ''Stieler'' 1522 steht //»ein raucher ranzen, vidulus hispidosus«.// Letzteres verweist auf Borsten, struppiges Haar, Stacheln. Dies und die Herkunft aus dem Rotwelschen lässt auf ein schlichtes Gepäckstück schließen, vielleicht aus billigem Schweinsleder, ungeglättet mit Borsten. Dieses eigenartige Gepäckstück scheint in den benachbarten östlichen Sprachräumen unbekannt gewesen zu sein, denn dort wurde das deutsche Lehnwort mundgerecht übernommen als //ranec// (tschechisch, weißr.), //ранец// (russisch, ukrain, serb.), ranac (serbokr., ung.), ránica (bulg.) ranac (rumän.), ранац (serb.), Ranitsa, ranits (estn., finn.), ránjec (weißruss.) ((Ranec (aus dem deutschen): Ranzen, Reisebindel, Felleisen, n. sarcina, pure sl. noffka, batoh, batuzek, boh, nüffe, nüffka, auch filec. ''Jiří Palkovič/Georg Palkowitsch''\\ //Böhmisch-deutsch-lateinisches Wörterbuch: mit Beyfügung der den Slowaken und Mähren eigenen Ausdrücke und Redensarten,// Band 2, Preßburg 1821 )), ränitsa (finnisch) ((''Eino Koponen'': //Eteläviron murteen sanaston alkuperä: itämerensuomalaista etymologiaa,// Ausgabe 230 Suomalais-ugrilainen Seura, 1998 )).+"Das Ränzlein schnüren" bedeutete ein Gepäckstück auf beiden Seiten so zu binden, dass es wie eine große Wurst aussah; als solche wurde es um den Hals gelegt. Gleichbedeutend ist das oberschlesische //pukeltasza// für eine Buckeltasche, also kein [[wiki:rucksack|Rucksack]]. Eine solche Wurst erscheint auch als Attribut des Narren (Hans Wurst). Im übertragenen Sinne ab dem [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 17. Jahrhundert|17. Jahrhundert]] auch für //Bauch// und //Buckel//. Das Wörterbuch von ''Stieler'' 1522 nennt //»ein raucher ranzen, vidulus hispidosus«.// Letzteres verweist auf Borsten, struppiges Haar, Stacheln. Dies und die Herkunft aus dem Rotwelschen lässt auf ein schlichtes Gepäckstück schließen, vielleicht aus billigem Schweinsleder, ungeglättet mit Borsten.  
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 +Dieses eigenartige Gepäckstück scheint in den benachbarten östlichen Sprachräumen unbekannt gewesen zu sein, denn dort wurde das deutsche Lehnwort mundgerecht übernommen als //ranec// (tschechisch, weißr.), //ранец// (russisch, ukrain, serb.), ranac (serbokr., ung.), ránica (bulg.) ranac (rumän.), ранац (serb.), Ranitsa, ranits (estn., finn.), ránjec (weißruss.) ((Ranec (aus dem deutschen): Ranzen, Reisebindel, Felleisen, n. sarcina, pure sl. noffka, batoh, batuzek, boh, nüffe, nüffka, auch filec. ''Jiří Palkovič/Georg Palkowitsch''\\ //Böhmisch-deutsch-lateinisches Wörterbuch: mit Beyfügung der den Slowaken und Mähren eigenen Ausdrücke und Redensarten,// Band 2, Preßburg 1821 )), ränitsa (finnisch) ((''Eino Koponen'': //Eteläviron murteen sanaston alkuperä: itämerensuomalaista etymologiaa,// Ausgabe 230 Suomalais-ugrilainen Seura, 1998 )).
  
 In allen Verwendungen haftet an dem Wort etwas Einfaches und Grobes. So findet es sich auch als Verb für `Handel treiben, etwas Filziges tun, sich auf der Straße herumtreiben, pöbeln, schimpfen, buhlen, läufig sein´. Es deutet immer auf Bewegungen wie stoßen und rennen. ((https://www.dwds.de/wb/Ranzen; Grimm, DWB Bd. 14,  http://www.woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/displayLinkInfo.tcl?sigle=DWB&formid=GR00703\\  In allen Verwendungen haftet an dem Wort etwas Einfaches und Grobes. So findet es sich auch als Verb für `Handel treiben, etwas Filziges tun, sich auf der Straße herumtreiben, pöbeln, schimpfen, buhlen, läufig sein´. Es deutet immer auf Bewegungen wie stoßen und rennen. ((https://www.dwds.de/wb/Ranzen; Grimm, DWB Bd. 14,  http://www.woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/displayLinkInfo.tcl?sigle=DWB&formid=GR00703\\ 
-sehr ausführlich mit vielen Belegen bei ''Walther Mitzka'': //Trübners Deutsches Wörterbuch//. Walter de Gruyter Berlin 1954, O-R, S. 292-293)). +sehr ausführlich mit vielen Belegen bei ''Walther Mitzka'': //Trübners Deutsches Wörterbuch//. Walter de Gruyter Berlin 1954, O-R, S. 292-293)).
  
-In der Dimunitivform Ränzlein erscheint es ab dem 18Jahrhundert in Volksliedern. Insbesondere Goethe führte es in die Literatur ein ((Faust 168, Auerbachs Keller)). Figurativ wird es als Redewendung eingesetzt, um eine schnelle und endgültige Form des Aufbruchs zu beschreiben, einer kleinen Flucht ähnlich: "darum hast du auch dein Ränzlein immer geschnürt wie ein störriger Geselle, der den Wanderstecken nicht aus der Hand legt, weil die Leute sich mit ihm nicht vertragen können." ((''Sebastian Brunner'': //Gesammelte Erzählungen und poetische Schriften//. 1866, 1, 260)).+Das //"leere Studenten-Ränzlein"// wird bereits 1711 als allgemein bekannt vorausgesetzt ((Allmosen-Predigt 
 +von Johann FSpörer, Flugblatt)) und vom Schweizer Gemsjäger heißt es 1746: //"Seine Ausrüstung bestehet in einem rauhen Kittel, Geschoß, Pulver und Kugeln, einem Ränzlein mit etwas dürren Fleisch oder Käse und Brot versehen ..."// (( ''Johann Jakob Scheuchzer'': //Natur-Geschichte des Schweitzerlandes//. Band 1, S. 70)).\\  
 +Insbesondere ''Goethe'' führte es in die Literatur ein ((//Faust// 168, Auerbachs Keller, Rattenlied: "Hatte sich ein Ränzlein angemäst't, Als wie der Doctor Luther")). Figurativ wird es als [[wiki:gefluegelte_worte|Redewendung]] eingesetzt, um eine schnelle und endgültige Form des Aufbruchs zu beschreiben, einer kleinen Flucht ähnlich: //"darum hast du auch dein Ränzlein immer geschnürt wie ein störriger [[wiki:walz|Geselle]], der den [[wiki:wanderstock|Wanderstecken]] nicht aus der Hand legt, weil die Leute sich mit ihm nicht vertragen können."// ((''Sebastian Brunner'': //Gesammelte Erzählungen und poetische Schriften//. 1866, 1, 260)). In der Dimunitivform //Ränzlein// erscheint es romantisierend ab dem [[wiki:reisegenerationen#18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] in Volksliedern
  
-Erst im 19. Jahrhundert wurde der Ranzen auch gleichbedeutend mit anderen auf dem Rücken getragenen  +Insbesondere ab dem [[wiki:reisegenerationen#Ab dem 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] wurde der Ranzen auch gleichbedeutend mit anderen auf dem Rücken getragenen [[wiki:liste_reisegepaeck|Reisegepäckarten]] aus kräftigem Leder wie dem [[wiki:tornister|Tornister]] und insbesondere für Schultaschen. 
-[[wiki:liste_reisegepaeck|Reisegepäckarten]] aus kräftigem Leder wie dem [[wiki:tornister|Tornister]] und schließlich insbesondere für Schultaschen. +
wiki/ranzen.1675311795.txt.gz · Zuletzt geändert: 2023/02/02 04:23 von norbert

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