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wiki:orientierung

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wiki:orientierung [2022/09/21 03:33] – [Europäische Richtungen] norbertwiki:orientierung [2023/05/13 05:20] – [Richtung und Himmelsrichtungen] norbert
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   - Rücken Sonnenuntergang (Abend),    - Rücken Sonnenuntergang (Abend), 
   - links (Mitternacht > dunkel).   - links (Mitternacht > dunkel).
-In den semitischen Sprachen bedeutete dasselbe Wort `Süd´ und `rechts´; im Jakutischen bedeutet //ilin// Ost und `Vorderseite´, //aryā// bedeutet West und `Rücken´, //una// bedeutet Süd und `rechts´ ((Sitzungsberichte der Finnischen Akademie der Wissenschaften 1962, S. 166)). Die vier Hauptrichtungen (engl. cardinal directions) sind weltweit zu finden, werden jedoch oftmals ergänzt durch oben, unten und das Zentrum; das indische System ordnet 10 Dikpalas den vier Hauptrichtungen, vier Nebenrichtungen, oben unten und Zentrum zu. Auf der Nordhalbkugel beginnen diese Ordnungen im Osten und schreiten im Uhrzeigersinn fort - das scheint jedoch bisher niemand systematisch vergleichend untersucht zu haben.+In den semitischen Sprachen bedeutete dasselbe Wort `Süd´ und `rechts´; im Jakutischen bedeutet //ilin// Ost und `Vorderseite´, //aryā// bedeutet West und `Rücken´, //una// bedeutet Süd und `rechts´ ((Sitzungsberichte der Finnischen Akademie der Wissenschaften 1962, S. 166)). Die vier Hauptrichtungen (engl. cardinal directions) sind weltweit zu finden, werden jedoch oftmals ergänzt durch oben, unten und das Zentrum (die eigene Position); das indische System ordnet 10 Dikpalas den vier Hauptrichtungen, vier Nebenrichtungen, oben unten und Zentrum zu. Auf der Nordhalbkugel beginnen diese Ordnungen im Osten und schreiten im Uhrzeigersinn fort - das scheint jedoch bisher niemand systematisch vergleichend untersucht zu haben. 
 +  * ''Alexandr Podosinov''\\ //Oben und unten. Begriffe der Raumorientierung in antiken Texten.//\\ In: K. Geus, M. Rathmann (Hg.): Vermessung der Oikumene. Mapping the Oecumene. Berlin 2013: Walter de Gruyter, S. 5–23
  
-In der nordischen Mythologie personifizieren die vier Erdzwerge Norðri, Suðri, Austri und Vestri diese Himmelsrichtungen und stützen derart angeordnet den Himmel (( Lieder-Edda: Völuspá 11; Prosa-Edda: Gylfaginning 8 und 14; Skáldskaparmál 23; Þulur III 40)). Als Himmelsrichtungen verbinden sie sich mit [[wiki:weg|Wegen]] und werden zu [[wiki:routen|Routen]], die in bestimmte Weltgegenden führen wie //vestri leið//, //eystri leið// und der [[wiki:transkontinentale|transkontinentale]] [[wiki:Austrwegr|Austrwegr ]] durch die Kiewer Rus bis zum Schwarzen Meer (Byzanz) und Kaspischem Meer (Daylam), siehe [[https://en.wikipedia.org/wiki/Viking_expansion#/media/File:Viking_Expansion.svg|Karte]]. Vom Weg entlang der Küste nach Norden, dem norðrvegr, lieh das Land Norwegen seinen Namen. Heute bezeichnen auch alle romanischen Sprachen die Himmelsrichtungen mit den ursprünglich nordgermanischen Bezeichnungen.+In der nordischen Mythologie personifizieren die vier Erdzwerge Norðri, Suðri, Austri und Vestri diese Himmelsrichtungen und stützen derart angeordnet den Himmel (( Lieder-Edda: Völuspá 11; Prosa-Edda: Gylfaginning 8 und 14; Skáldskaparmál 23; Þulur III 40)). Als Himmelsrichtungen verbinden sie sich mit [[wiki:weg|Wegen]] und werden zu [[wiki:routen|Routen]], die in bestimmte Weltgegenden führen wie //vestri leið//, //eystri leið// und der [[wiki:transkontinentale|transkontinentale]] [[wiki:Austrwegr|Austrwegr ]] durch die Kiewer Rus bis zum Schwarzen Meer (Byzanz) und Kaspischem Meer (Daylam), siehe [[https://en.wikipedia.org/wiki/Viking_expansion#/media/File:Viking_Expansion.svg|Karte]]. Vom Weg entlang der Küste nach Norden, dem //norðrvegr//, lieh das Land Norwegen seinen Namen. Heute bezeichnen auch alle romanischen Sprachen die Himmelsrichtungen mit den ursprünglich nordgermanischen Bezeichnungen. Ein Zusammenhang mit Farben ist nicht festzustellen, existiert jedoch im asiatischen Raum (chinesisch, tibetisch, indisch).
  
 Die Nützlichkeit, mit Himmelsrichtungen die [[wiki:fortbewegung|Fortbewegung]] im Raum zu beschreiben, unterliegt jedoch geographischen Bedingungen - die Sichtweise hängt dann vom Standpunkt ab und bestimmt die Begriffe ((''Spengler, Oswald''\\ //Reden und Aufsätze.// München 1937: C. H. Beck, S. 171-174)). Vier Himmelsrichtungen sind sinnvoll im Zentrum eines ausgedehnten Festlandes, denn am Rande und mit dem Meer im Rücken genügen drei Himmelsrichtungen für die Orientierung auf dem Land. In Ägypen gab es zwei Hauptrichtungen aufwärts und abwärts entlang des Nils, ebenso auf der Vulkaninsel Hawaii für hinauf und hinab. Die seefahrenden Völker im Mediterraneum entwickelten dagegen die Windrose mit insgesamt 12 Haupt- und Nebenrichtungen, die durch den Namen typischer Winde bezeichnet wurde ((siehe [[https://de.wikipedia.org/wiki/Windrose|Windrose]] in Wikipedia)). ''Karl der Große'' (747 bis 814) führte für sein ausgedehntes Reich das lateinische und das germanische System zusammen ((//Einhardi vita Caroli Magni//, 29: »tem venos duodecim propriis appellationibus insignivit; cum prius non amplius quam vix quattuor ventorum vocabula possent inveniri.\\ Ventis vero hoc modo nomina imposuit, ut Subsolanum vocaret Ostronivint, Eurum Ostsundroni, Euroaustrum Sundostroni, Austrum Sundroni, Austroafricum Sundwestroni, Africum Westsundroni, Zefyrum Westroni, Chorum Westnordroni, Circium Nordwestroni, Septemtrionem Nordroni, Aquilonem Nordostroni, Vulturnum Ostnordroni.«)): Die Nützlichkeit, mit Himmelsrichtungen die [[wiki:fortbewegung|Fortbewegung]] im Raum zu beschreiben, unterliegt jedoch geographischen Bedingungen - die Sichtweise hängt dann vom Standpunkt ab und bestimmt die Begriffe ((''Spengler, Oswald''\\ //Reden und Aufsätze.// München 1937: C. H. Beck, S. 171-174)). Vier Himmelsrichtungen sind sinnvoll im Zentrum eines ausgedehnten Festlandes, denn am Rande und mit dem Meer im Rücken genügen drei Himmelsrichtungen für die Orientierung auf dem Land. In Ägypen gab es zwei Hauptrichtungen aufwärts und abwärts entlang des Nils, ebenso auf der Vulkaninsel Hawaii für hinauf und hinab. Die seefahrenden Völker im Mediterraneum entwickelten dagegen die Windrose mit insgesamt 12 Haupt- und Nebenrichtungen, die durch den Namen typischer Winde bezeichnet wurde ((siehe [[https://de.wikipedia.org/wiki/Windrose|Windrose]] in Wikipedia)). ''Karl der Große'' (747 bis 814) führte für sein ausgedehntes Reich das lateinische und das germanische System zusammen ((//Einhardi vita Caroli Magni//, 29: »tem venos duodecim propriis appellationibus insignivit; cum prius non amplius quam vix quattuor ventorum vocabula possent inveniri.\\ Ventis vero hoc modo nomina imposuit, ut Subsolanum vocaret Ostronivint, Eurum Ostsundroni, Euroaustrum Sundostroni, Austrum Sundroni, Austroafricum Sundwestroni, Africum Westsundroni, Zefyrum Westroni, Chorum Westnordroni, Circium Nordwestroni, Septemtrionem Nordroni, Aquilonem Nordostroni, Vulturnum Ostnordroni.«)):
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   * ''Michael Fortescue''\\ //Eskimo Orientation System.//\\ Meddelelser om Grønland, Man & Society 11. 30 S. Kopenhagen 1988: Nyt Nordisk.   * ''Michael Fortescue''\\ //Eskimo Orientation System.//\\ Meddelelser om Grønland, Man & Society 11. 30 S. Kopenhagen 1988: Nyt Nordisk.
   * ''Goetzfridt, Nicholas J.''\\ //Indigenous [[wiki:navigation|navigation]] and voyaging in the Pacific: a reference [[wiki:fuehrer|guide]].//\\ 294 S. London 1992: Greenwood Press.   * ''Goetzfridt, Nicholas J.''\\ //Indigenous [[wiki:navigation|navigation]] and voyaging in the Pacific: a reference [[wiki:fuehrer|guide]].//\\ 294 S. London 1992: Greenwood Press.
-  * ''Keenan, Jeremy''\\ //[[wiki:sahara|Sahara]] man: travelling with the Tuareg.//\\ 288 S., Tafeln, Karten, London 2003: John Murray.+  * ''Keenan, Jeremy''\\ //[[wiki:sahara|Sahara]] man: travelling with the [[wiki:tuareg|Tuareg]].//\\ 288 S., Tafeln, Karten, London 2003: John Murray.
   * ''Lindsay, H. A.''\\ //The [[wiki:bushman|bushman]]'s handbook.//\\ A practical guide for finding water, snaring [[wiki:game|game]], catching fish, direction finding, [[wiki:camping|camping]], survival in an [[wiki:notlage|emergency]] and general bushcraft.\\ Adelaide 1976: Rigby (Erstausgabe 1951).   * ''Lindsay, H. A.''\\ //The [[wiki:bushman|bushman]]'s handbook.//\\ A practical guide for finding water, snaring [[wiki:game|game]], catching fish, direction finding, [[wiki:camping|camping]], survival in an [[wiki:notlage|emergency]] and general bushcraft.\\ Adelaide 1976: Rigby (Erstausgabe 1951).
  
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   * ''Georg Kreis''\\ //Himmelsrichtungen//.\\ S. 219-226 in: Boer, Pim den: Europäische Erinnerungsorte 1: Mythen und Grundbegriffe des europäischen Selbstverständnisses. München 2012: Oldenbourg. [[https://www.degruyter.com/document/doi/10.1524/9783486704204.219/pdf|Online]]   * ''Georg Kreis''\\ //Himmelsrichtungen//.\\ S. 219-226 in: Boer, Pim den: Europäische Erinnerungsorte 1: Mythen und Grundbegriffe des europäischen Selbstverständnisses. München 2012: Oldenbourg. [[https://www.degruyter.com/document/doi/10.1524/9783486704204.219/pdf|Online]]
   * ''Lettau, Reinhard''\\ //Zur Frage der Himmelsrichtungen.//\\ 84 S. München 1988: Carl Hanser Verlag.   * ''Lettau, Reinhard''\\ //Zur Frage der Himmelsrichtungen.//\\ 84 S. München 1988: Carl Hanser Verlag.
-  * ''Maurmann, Barbara''\\ //Die Himmelsrichtungen im [[wiki:weltbild|Weltbild]] des Mittelalters: ''Hildegard von Bingen'', ''Honorius Augustodunensis'' und andere Autoren.//\\ Zugl.: Münster, Univ., 12, 216 S. (= Münstersche Mittelalter-Schriften, 33) Diss. München 1976: Fink. [[https://mdz-nbn-resolving.de/bsb00051031|Online]] +  * ''Maurmann, Barbara''\\ //Die Himmelsrichtungen im [[wiki:weltbild|Weltbild]] des Mittelalters: ''Hildegard von Bingen'', ''Honorius Augustodunensis'' und andere Autoren.//\\ Zugl.: Münster, Univ., 12, 216 S. (= Münstersche Mittelalter-Schriften, 33) Diss. München 1976: Fink. [[https://mdz-nbn-resolving.de/bsb00051031|Online]] 
 +  * ''Alexandr Podosinov''\\ //Himmelsrichtung (kultische).//\\ In: Reallexikon für Antike und Christentum. 15. Stuttgart, 1989. S. 233–286 
 +  * derselbe: //Die sakrale Orientierung nach Himmelsrichtungen im alten Griechenland.//\\ In: Acta antiqua Academiae scientiarum Hungaricae. XXXIII. Budapest, 1990–1992. S. 323–330 
 +  * derselbe: //Die Orientierung der alten Karten von den ältesten Zeiten bis zum frühen Mittelalter.//\\ In: Cartographica Helvetica. 7. Murten, 1993. S. 33–43
   * ''Dieter Richter''\\ //Der Süden. Geschichte einer Himmelsrichtung.//\\ 218 S. Literaturverz. S. 209-213 Berlin 2009: Wagenbach.   * ''Dieter Richter''\\ //Der Süden. Geschichte einer Himmelsrichtung.//\\ 218 S. Literaturverz. S. 209-213 Berlin 2009: Wagenbach.
   * ''Schimmang, Jochen''\\ //Himmelsrichtungen//\\ Merkur März 1993, 47. Jahrgang, Heft 528, pp 260-267   * ''Schimmang, Jochen''\\ //Himmelsrichtungen//\\ Merkur März 1993, 47. Jahrgang, Heft 528, pp 260-267
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